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d. h. die äufsere Spaltung in Einzelne, nur die Erscheinungsform des menschlichen Geistes sei, nur bedingtes Dasein habe1), also über sich hinausweise auf einen Punkt, wo die Individuen als wahrhaft identisch zu fassen sind, und wo auch die Sprache ihren Quell hat. Ist nun aber Individualität das Princip des menschlichen Daseins, so führt uns die Sprache, indem sie über jene hinausführt, auch zugleich über die Menschheit hinaus.

Wir haben diese Auflösung der beiden ersten Widersprüche mit der Voraussetzung begonnen, die Sprache sei eine menschliche Schöpfung; und nun zeigt sich, dafs die Lösung der Widersprüche diese Voraussetzung vernichtet und einen jenseits des Menschen liegenden Ursprung der Sprache, wie der Menschen selbst, anzunehmen zwingt.

er

Dies führt auf den letzten Widerspruch zwischen menschlichem und übermenschlichem Ursprunge der Sprache bleibt von Humboldt ungelöst. Der Ausweg aber, den er nimmt, ist folgender. Er kann zum Behufe der Sprachforschung nicht ablassen von dem Satze, dafs die Geisteseigenthümlichkeit der Nationen Grund und Erklärungsprincip des verschiedenen Baues und Charakters der Sprachen sind. Insofern erklärt er die Sprachen für menschlichen, nicht göttlichen Ursprungs. Wenn nun aber die Sprache mindestens eben so sehr den Nationalgeist erst schafft, als sie von ihm geschaffen wird, auch aus den Individuen, wenn sie als wirklich aufser einander existirend angesehen würden, nicht begriffen werden kann, überhaupt endlich mit Recht als etwas Höheres erscheint, als dafs sie für ein menschliches Werk gleich andern Geisteserzeugnissen gelten könnte, so nimmt Humboldt an, dafs der Geist und die Sprache sich neben einander entwickeln, aber harmonisch und sich aufs innigste mit einander verschmelzend. Beide aber, Sprache und Geist, haben ihren gemeinsamen Ursprung dort, wo auch die indivi

1) S. XLV1.:,,dafs die geschiedene Individualität überhaupt nur eine Erscheinung bedingten Daseins geistiger Wesen ist.“

duellen Geister ihren Zusammenhang haben, im eigentlichen und wahren Wesen des menschlichen Geistes, aus welchem alle geistigen Erscheinungen stammen (S. LIII. LIV.).

Wir stofsen also hier auf einen eigenthümlichen Dualismus bei Humboldt. Wir nannten ihn oben den Cartesius der Sprachwissenschaft, weil er ihren Grundsatz feststellte, wie ' dieser den der Philosophie. Wir finden jetzt eine weitere Analogie im Dualismus beider, trotz der von beiden angestrebten Einheit. Cartesius hält Körper und Seele für zwei besondere Substanzen, die beide von Gott geschaffen sind; an sich absolut von einander verschieden, werden sie nur durch Gott vermittelt, der als dritter aufserhalb ihrer ist. Bei Humboldt verhalten sich Geist und Sprache gewissermassen wie Seele und Körper, die aus einem Dritten stammen. Diesen dritten Quellpunkt der Sprache und des Geistes legt zwar Humboldt nicht aufserhalb des Menschen; sondern er soll erst das wahre Wesen des menschlichen Geistes sein und im Menschen liegen. Insofern bliebe die Sprache menschlichen Ursprungs. Aber wie soll im Menschen über seinem Geiste noch einmal sein Geist als der Quell des erstern sein? Dieser, das unergründliche Wesen des menschlichen Geistes, kann nur jenseits des Menschen, in Gott liegen. Nur durchaus gewaltsam kann Humboldt den menschlichen Ursprung der Sprache festhalten, weil dies für die praktische Erforschung der einzelnen Sprachen, wie für die Erklärung des Verständnisses unter den Individuen allerdings unerlässlich ist (S. LIV.), wenn man nicht auf ein fortwährendes Eingreifen und Vermitteln Gottes (ein Cartesianisches systema assistentiae) zurückkommen will. Humboldt erklärt diesen Punkt in den allerbestimmtesten und gehäuftesten Ausdrücken für dem Menschen unbegreiflich. So geräth aber Humboldt schliesslich in den Widerspruch von Theorie und Praxis 1). Sprache und Intellectualität zeigen eine mit einander aufs vollständigste harmonirende Organisation. Diese Harmonie wird durch Wechsel

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') Vergl. hierüber unsere »>Classification der Sprachen<< S. 20.

wirkung beider erhalten und verstärkt, aber nicht erzeugt; sondern sie ist dadurch gegeben, dass beide einem gemeinsamen Quell entspringen, von dessen Charakter sie beide gezeichnet werden. Dieser Quell, der Theorie ganz und gar unzugänglich, wird von der Praxis postulirt.

Ist nun hier in Humboldts Entwicklung ein Bruch, so wollen wir, um fester vorschreiten zu können, sogleich versuchen, den Zusammenhang herzustellen.

Wir schmeicheln uns, dies zunächst in einer Weise thun zu können, von der wir die berechtigte Hoffnung hegen dürfen, dass er sie gebilligt haben würde: weil wir dabei ganz analog dem Verfahren, welches er in einem ähnlichen Falle anwendet, zu Werke gehen. Wie er nämlich das gegenseitige Verständnis der Individuen und den Gegensatz des Sprechenden zur gewordenen Sprache durch die Einheit der menschlichen Natur erklärt, so gehen wir weiter und heben den Widerspruch des göttlichen und menschlichen Ursprungs durch die Einheit des menschlichen und göttlichen Geistes. Es ist hiermit in Wahrheit nicht einmal mehr geschehen, als Humboldt selbst schon gethan hat. Denn die Einheit der in der Erscheinung getrennten Individuen hat ihn ja schon über die menschliche Natur hinaus zum einheitlichen Urquell alles Geistes, zu Gott, geführt. Ganz parallel also seinen eigenen Worten (S. LXXIX.): „Was aus dem stammt, welches eigentlich mit mir Eins ist, darin gehen die Begriffe des Subjects und Objects, der Abhängigkeit und Unabhängigkeit in einander über. Die Sprache gehört mir an, weil ich sie so hervorbringe, als ich thue; und da der Grund hiervon zugleich in dem Sprechen und Gesprochenhaben aller Menschengeschlechter liegt, so ist es die Sprache selbst, von der ich dabei Einschränkung erfahre. Allein was mich in ihr beschränkt und bestimmt, ist in sie aus menschlicher, mit mir innerlich zusammenhängender Natur gekommen, und das Fremde

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in ihr ist daher dies nur für meine augenblicklich individuelle, nicht meine ursprünglich wahre Natur" ganz parallel diesen Worten Humboldts, durch welche er die Freiheit des Sprechenden der Macht der Sprache gegenüber festhält, dürfen wir sagen: die Sprache gehört dem Menschen an, weil er sie so hervorbringt als er thut; und da der Grund hiervon zugleich in Gott liegt, so ist es Gott selbst, von dem er dabei Einschränkung erfährt. Allein was ihn hier beschränkt, kommt aus geistigem, mit ihm innerlich zusammenhängenden göttlichen Wesen, und das Fremde ist daher dies nur für seine augenblicklich beschränkte, nicht seine ursprünglich wahre Natur. Diese Erklärung lag nahe, und doch hat sie Humboldt nicht gegeben; warum nicht? Vielleicht weil er sie nicht gewagt hat; weil mit ihr nicht blofs die Sprache, sondern auch alle Beschränktheit und Endlichkeit der Sprachen in Gott gesetzt wäre. Davor schreckte Humboldt zurück, und ehe er Gott anders denn als den absolut Schrankenlosen und durchaus Freien gefafst hätte, liefs er lieber diesen Punkt als dunkeln Fleck mit ehrfurchtsvoller Scheu vor dem Unendlichen liegen. Die Folgerechtigkeit seiner Ansichten hätte aber diesen Schlufs gefordert, und da es nichts nützt, vor Schlüssen zurückzubeben, so haben wir dies auszusprechen uns für berechtigt gehalten. Denn man erachte unsere Parallele nicht etwa darum für unpassend, weil die Individuen in gleicher Weise beschränkt sind, Gott und Mensch aber im Gegensatze zu einander stehen. Rücksichtlich der Sprache ist zwischen beiden Verhältnissen kein Unterschied: wie sie dem einen Individuum ebensowohl als dem Volke gehört, ganz in dersel ben Weise gehört sie ebensowohl dem Menschen als Gott. Man glaube eben darum auch nicht, Humboldt hätte den Widerspruch so lösen dürfen, dafs der Einzelne vom Volke in seiner Sprachschöpfung beschränkt, der Mensch von Gott aber zu ihr angeregt werde; weswegen man sagen müsse: dafs der Mensch überhaupt Sprache schafft, stammt Gott, dafs er dies gerade in dieser beschränkten Form thut, stammt aus seiner Geisteseigenthümlichkeit. Denn diese rührt

vielmehr eben so sehr von der Sprache her, und Humboldt erkennt, dafs Sprache und Geist eines Volkes in ihrer gemeinsamen Eigenthümlichkeit übermenschlichen Ursprungs sind. Gerade dafs die Sprache eines Volkes so ist, wie sie ist, ihre eigenthümliche Form, könnte, sagt Humboldt, nur aus Gott als dem letzten tiefsten Grunde der Sprache begriffen werden (S. LIII.).

Wenn aber unsere Analogie zwischen Humboldt und Cartesius richtig ist, so haben wir für ersteren das zu thun, was Spinoza für letzteren gethan hat, und wir hoffen dies um so eher thun zu dürfen, als wir gerade dadurch der Vermischung göttlichen und menschlichen Wesens bei unserer Sprachbetrachtung am gründlichsten entgehen.

Wir behaupten daher in aller Strenge die Identität der Sprache und des Geistes, wozu Humboldt den Ansatz genommen hatte, derartig, dafs weder der Geist die Sprache, noch die Sprache den Geist schafft, sondern dafs sie beide zugleich entspringen, weil, indem die Sprache entsteht, eben der Geist es ist, der sich gebildet hat. Sprache ist nicht das Werk, sondern die Geburtsstätte des Geistes (s. unsere Classification S. 59. ff.), das eigentliche Werden des Menschen; d. h. indem Sprache wird, entsteht menschlicher Geist. Die erste Offenbarungs- und Wirkungsform des Geistes, die Form, in welcher er sich erwirkt, schafft, ist Sprache.

Die Frage nach dem Ursprunge der Sprache erhält jetzt die Geltung der psychologischen Aufgabe, die Entstehung des Geistes aus der Natur darzulegen. Welche Bedeutung hat Sprechen für die Vermenschlichung des Bewusstseins? wie bricht aus thierischer Stumpfheit menschliches Selbst, Persönlichkeit, hervor? was hat die Seele mit dem Worte gewonnen? welche Bedeutung hat die Sprache als Offenbarung des Geistes in der geistigen Welt? nach welchen psychologischen Gesetzen entsteht und wirkt sie? Das ist es, was uns mit dem Ursprunge der Sprache zu zeigen ist: der allseitige Zusammenhang des Sprechens mit den niedrigern und höhern Thätigkeiten des Geistes, der Einfluss der Sprache auf

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