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die geistige Entwicklung des Menschen, auf die Bildung seiner Vorstellungen.

Hiermit ist die Frage nach dem Ursprunge der Sprache dem metaphysischen Kampfplatze entrückt und auf rein psychologischen Boden übergeführt. Die Sprache ist eben so

sehr oder eben so wenig göttlich, als der endliche Geist des Menschen es ist. Der Sprachforscher als solcher hat an diesem Verhältnisse zwischen endlichem und unendlichem Geiste kein besonderes Interesse. Die allgemeine Metaphysik aber wird hierüber nie ins Klare kommen, wenn sie nicht auf die Ergebnisse der speciellen Wissenschaften hinhört; und darum wollen wir untersuchen, wie dem Sprachforscher von seinem beschränkten Gesichtspunkte aus jenes Verhältniss erscheint, und wollen das Gefundene zum Besten der Metaphysik aussprechen. Dazu müssen wir in unserer Untersuchung weiterschreiten.

Bei der Entstehung der Sprache werden sich, wie bei jedem Werden, Absätze, Entwicklungsknoten, Perioden zeigen lassen. Der erste Laut ist noch kein Wort, und das Wort zeigt wieder Stufen der Bildung.

Wenn wir jetzt die Sprache als menschlich nehmen und die Frage, in wiefern sie göttlich ist, der Metaphysik zuweisen, so gehört doch unserer anthropologischen Sprachwissenschaft durchaus die Frage an, ob die Sprache aus der Natur oder dem Geiste des Menschen stamme. Bekanntlich hat Becker die Sprache als menschlich-organisches Naturprodukt mit vieler Folgerichtigkeit und höchst anerkennenswerthem Verdienst entwickelt. Ohne hier über die Wahrheit dieser Ansicht aburtheilen zu wollen, müssen wir doch bemerken, dafs er darin Unrecht hat, wenn er meint, seine Ansicht mit Humboldts Autorität unterstützen zu können. Denn wenn auch Humboldt die Sprache einen „unmittelbaren Aushauch eines organischen Wesens" (Becker, Organism S. 12.) nennt, so werden, abgesehen von Humboldts Gesammtanschauung, welche durchaus die Sprache nicht als Natur-Organismus zu fassen erlaubt, jene Worte durch eine auffallend übereinstimmende

Parallelstelle, gerade wie um Beckers Mifsverständnifs zu verhüten, erläutert, indem er (S. LX.) die Sprache „einen geistigen Aushauch eines nationell individuellen Lebens" nennt. Die Sprache ist also nach Humboldt nicht wesentlich ein Organismus, sondern ein geistiges Individuum, welches allerdings wie der Mensch, das Volk selbst, eine natürliche Basis hat. Diese ist für die Sprache der Laut.

Rücksichtlich der Laute zeigt sich die Schwierigkeit, woher das Kind wisse, wie es die Sprachorgane gegen einander zu stellen hat, um den bestimmten gehörten Laut nachzusprechen. Wie viele Laute gewisser Sprachen, die in der unsrigen fehlen, lernen wir nie hervorbringen! Andere Laute würden viele nie aussprechen lernen, wenn man sie nicht auf die bestimmte Stellung der Organe genau aufmerksam machte. Das Kind aber lernt dies von selbst. Sollte dieser schon lange bemerkte Zusammenhang zwischen Ohr und Sprachwerkzeugen durch die von Johannes Müller entdeckte Mitempfindung und Mitbewegung der Nerven Licht empfangen? Sollten sich wohl in Rücksicht hierauf an Thieren, welche die Fähigkeit der Stimm-Nachahmung haben, beweisende Experimente anstellen lassen?

Wenn wir ferner auf die Bedeutung der Laute eingehen, so zeigt sich zunächst die Onomatopoie. Hier ist es aber auffallend, wie die Eindrücke des Gehörs auf die übrigen Sinneswahrnehmungen übertragen, wie besonders bestimmte Schallund Lichterscheinungen mit derselben Wurzel bezeichnet werden. Sollte dieses Ineinanderspielen der Empfindungen nicht eine physiologische Grundlage haben? Wenn aber auch eine solche anzunehmen ist, noch mehr aber, wenn sie zurückzuweisen wäre, würde wohl der psychologische Mechanismus der Ideenassociation zur Erklärung herbeizuziehen sein.

Physiologie und Psychologie haben aber nur das embryonische, ideelle Werden der Sprache darzulegen. Es folgt die naturgeschichtliche Betrachtung, welche die wirklichen Sprachen über den ganzen Erdboden verbreitet vorfindet, als ein eigenthümliches Reich, wie es ein Pflanzen- und Thierreich

gibt. Jede Sprache zeigt einen eigenthümlichen Bau, wie jede Thier- und Pflanzenart, und es ist also die Verschiedenheit nach ihren wesentlichen Merkmalen zu beschreiben und zu ordnen; die Sprachen sind zu classificiren. Classification ist die zweite Bedeutung der Frage nach dem Ursprunge der Sprache.

Denn die Classification hat die Bestimmung, die verschiedenen Sprachformen der Erde darzustellen als die sich stufenweise bildende Verwirklichung des allgemeinen Sprachzweckes oder der Sprachidee. Sie stellt also, wenn man auch nicht sagen will, das embryonische, doch das vorhistorische, reale Werden der Sprache dar. Sie ist der eigentliche Kern und Mittelpunkt der Frage über den Ursprung der Sprache. Sie ist unmöglich ohne feste anthropologische Grundlage und ist selbst Grundlage aller weiteren wissenschaftlichen Aufgaben.

Um ihre hohe und umfassende Bedeutung zu erläutern, möge es genügen an einen Begriff zu erinnern, den, nachdem er längst geahnt worden ist, endlich ergriffen zu haben, Humboldts gröfstes Verdienst um die Sprachwissenschaft ist, wir meinen die innere Sprachform. Sie mufs streng von der logischen Form der Gedanken getrennt werden. Die Grammatiker, welche Denken und Sprechen für identisch halten, mufsten diese beiden Formen mit einander vermischen. Auf dieser Vermischung beruht das im Wesentlichen von den Stoikern herrührende Kategorienschema unserer Grammatik, dessen allgemeine, abstracte Betrachtung sich die philosophische Grammatik zur Aufgabe gestellt hat. Es wird zugleich behauptet, dafs diese Kategorien in allen Sprachen dieselben seien, die philosophische Grammatik daher für alle Sprachen gültig sei, ihrer aller Wesen ausdrücke. Wäre dies wahr, so wäre eine Classification der Sprachen entweder unmöglich oder doch nur unwesentlich. Denn sind die Kategorien aller Sprachen gleich, so kann die Sprachverschiedenheit, auf der die Classification beruht, nur die Aeufserlichkeit betreffen. Der Begriff der innern Sprachform aber, abgesondert von der logischen Form, zerstört das logische Gebäude der philosophi

schen Grammatik gänzlich und macht eine Classification nach inneren Kategorien möglich. Wegen dieser Wichtigkeit der innern Sprachform, und weil Humboldt selbst sie nicht streng genug bestimmt und abgesondert hat, möge es uns gestattet sein, folgende kurze Erläuterung ihres Wesens durch Hinweisung auf das analoge Verhältnifs in der Thierwelt zu geben.

Wir unterscheiden in der Thätigkeit des lebendigen Sprechens drei Factoren: 1) den Gedankeninhalt oder die Anschauungen, welche der Gegenstand der Mittheilung sind; 2) den Laut, die Verleiblichung des Gedankens; und 3) die innere Sprachform oder die bestimmte Weise dieser Verleiblichung. Jedes Kunstwerk enthält dieselben drei Elemente: diese Bildsäule ist Marmor, ist eine Frauengestalt mit Waage und Schwerdt und ist Darstellung der Gerechtigkeit. Dieselbe Dreifaltigkeit der Momente zeigt nun auch die Betrachtung des thierischen Lebens. Erstlich: die Anatomie entspricht der Laut- und Formenlehre; Verbum z. B. ist ein sprachlich-anatomischer Begriff, wie Lunge ein animalisch-anatomischer. Zweitens: die chemische Verwandlung des Blutes durch den Sauerstoff der Luft ist ein allgemeiner wissenschaftlicher Begriff. Ebenso ist Bewegung oder Werden oder Thätigkeit ein metaphysischer Begriff. Jener chemische Procefs ist allen Thieren unentbehrlich; aber nicht alle haben Lungen: so hat jede Sprache Ausdrücke für Thätigkeiten; aber nicht jede hat Verba. Drittens aber: wenn die anatomischen Organe andere sind, so wird der allgemeine Begriff, die allgemeine Bedingung des thierischen Lebens in anderer physiologischer Form verwirklicht und erfüllt; also ist auch mit jeder verschiedenen Lautformungsweise eine verschiedene innere Sprachform verknüpft. Die Fliege athmet anders als das Säugethier, und der Frosch wieder anders; wie? das hat die Physiologie, gestützt auf die Anatomie, zu sehen. Ebenso: Wenn der Uramerikaner eine andere Weise der Wortabwandlung hat als der Europäer, so hat seine Sprache auch eine andere innere Form. Dass er Ausdrücke für Thätig

keiten hat, ist gleichgültig, weil von selbst verständlich; aber der Sprachforscher hat zu finden, welche innere Form sich hinter der Lautform der amerikanischen Sprachen verbirgt, und damit einen tiefen Blick zu thun in das Gedankenspiel, in den psychologischen Organismus der sie redenden Stämme.

Es bedarf, glauben wir, keines Weitern, um die Wichtigkeit einer von diesem Standpunkte aus unternommenen Classification zuzugestehen; denn sie betrifft nach dem Gesagten nicht blofs die Sprachen, sondern die Volksgeister selbst.

Bevor wir jetzt weiter schreiten, wollen wir uns der Frage erinnern, welche uns die Metaphysik gestellt hat: woher stammen die verschiedenen Volksgeister und Sprachen in dieser ihrer Verschiedenheit und Beschränktheit? wie verhält sich die einzelne Sprache zur allgemeinen Sprachidee? Wir können diesen Fragen nicht damit entgangen sein, dass wir Geist und Sprache als identisch nahmen. Wir haben damit die bei Humboldt zwiefältige Frage nur in eine verdichtet. Unsere Antwort ist aber nur die oben schon aus Humboldts Sätzen erschlossene mit einer Umkehrung der Subjecte: Die Sprachen gehören Gott an, weil er sie so hervorbringt als er thut; und da der Grund hiervon zugleich im Menschen liegt, so ist es der Mensch, von dem er dabei Einschränkung erfährt. Allein was ihn hier beschränkt, kommt aus geistigem, mit ihm innerlich zusammenhängenden Wesen, und das Fremde ist daher dies nur für seine abstract unendliche, nicht seine entwickelte wahre Natur. Das heifst also in Wahrheit: dem wirklichen Gotte gehören die Sprachen alle ganz und gar und es ist in ihnen nichts ihm Fremdes. Wem diese Ausdrucksweise unangemessen scheint, dem sagen wir mit andern aber gleichbedeutenden Worten: die Sprachidee liegt in jeder Sprache, und jede stammt aus ihr, und es gibt in keiner etwas ihr Fremdes; und so ist sie jede Sprache und alle Sprachen in Einem.

Mit den Völkern treten die Sprachen endlich in das Reich

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