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Kunsttriebe in der menschlichen Natur noch nicht ins Licht gesetzt werden können.“

(S. 32.): „Jedes Thier hat seinen Kreis, in den es von der Geburt an gehört, gleich eintritt, in dem es lebenslang bleibet und stirbt; nun ist es aber sonderbar, dafs je schärfer die Sinne der Thiere, und je wunderbarer ihre Kunstwerke sind, desto kleiner ist ihr Kreis: desto einartiger ist ihr Kunstwerk. Ich habe diesem Verhältnisse nachgespüret und ich finde überall eine wunderbare beobachtete umgekehrte Proportion zwischen der mindern Extension ihrer Bewegungen, Elemente, Nahrung, Erhaltung, Paarung, Erziehung, Gesellschaft und ihren Trieben und Künsten." Die Biene aufser den Zellen und aufser ihrem Bestimmungsgeschäft in diesen Zellen ist nichts; alle Kunst der Spinne ist in ihrem ,,engen Spinnraum verwebet;

das ist ihre Welt!"

(S. 33.), Gegentheils. Je vielfacher die Verrichtungen und Bestimmung der Thiere; je zerstreuter ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Gegenstände, je unstäter ihre Lebensart, kurz je gröfser und vielfältiger ihre Sphäre ist; desto mehr sehen wir ihre Sinnlichkeit sich vertheilen und schwächen." „Nach aller Wahrscheinlichkeit und Analogie lassen sich also alle Kunsttriebe und Kunstfähigkeiten aus den Vorstellungskräften der Thiere erklären, ohne dafs man blinde Determinationen annehmen darf." Wenn Sinne und Vorstellungen auf einen Punkt gerichtet sind, und die ganze andere Welt für sie nichts ist, wie müssen sie durchdringen", wirken! und „was kann anders, als Instinkt daraus werden?"

Also (S. 34.): „Die Empfindsamkeit, Fähigkeiten und Kunsttriebe der Thiere nehmen an Stärke und Intensität zu, im umgekehrten Verhältnisse der Gröfse und Mannigfaltigkeit ihres Wirkungskreises. Nun aber - der Mensch hat keine so einförmige und enge Sphäre, wo nur eine Arbeit auf ihn warte: eine Welt von Geschäften und Bestimmungen liegt um ihn seine Sinne und Organisation sind nicht auf Eins

geschärft: er hat Sinne für alles und natürlich also für jedes Einzelne schwächere und stumpfere Sinne seine Seelenkräfte sind über die Welt verbreitet; keine Richtung seiner Vorstellungen auf ein Eins: mithin kein Kunsttrieb, keine Kunstfertigkeit und keine Thiersprache."

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Was ist doch das, was wir, aufser der vorher angeführten Lautbarkeit der empfindenden Maschine, bei einigen Gattungen Thiersprache nennen, anders, als ... ein dunkeles sinnliches Einverständnifs einer Thiergattung unter einander über ihre Bestimmung, im Kreise ihrer Würkung. Je kleiner also die Sphäre der Thiere ist: desto weniger haben sie Sprache nöthig. Je schärfer ihre Sinne, je mehr ihre Vorstellungen auf Eins gerichtet, je ziehender ihre Triebe sind; desto zusammengezogener ist das Einverständnifs ihrer etwaigen Schälle, Zeichen, Aeufserungen. Es ist lebendiger Mechanismus, herrschender Instinkt, der da spricht und vernimmt. Wie wenig darf er sprechen, dafs er vernommen werde! Thiere von dem engsten Bezirke sind also sogar gehörlos1); sie sind für ihre Welt ganz Gefühl, oder Geruch, und Gesicht: ganz einförmiges Bild, einförmiger Zug, einförmiges Geschäfte; sie haben also wenig oder gar keine Sprache" oder sehr viel Sprache, hätte Herder sagen sollen, wenn eben Thiersprache unmittelbares sinnliches Einverständnifs ist. Dieses ist freilich das Gegentheil von Sprache, welche durch Rede vermitteltes Einverständnifs ist. Der Begriff Thiersprache ist aber gar zu unbestimmt.

Je gröfser aber der Kreis der Thiere, fährt Herder fort, je unterschiedener ihre Sinne - doch was soll ich wiederholen? mit dem Menschen ändert sich die Scene ganz. Was soll für seinen Würkungskreis, auch selbst im dürftigsten Zu

1) Nur erst bei einigen Würmern findet sich das Gehörorgan; und auch unter den eigentlichen Gliederthieren ist es nicht allgemein. Obgleich die Spinnen zu hören scheinen, sind dennoch weder bei ihnen, noch bei den allermeisten Insecten Gehörorgane nachgewiesen. Unter den Mollusken dagegen sind sie sehr verbreitet. Vergl. Schmidt, Handbuch der vergleichenden Anatomie. 1849.

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stande, die Sprache des redendsten, am vielfachsten tönenden Thieres? Und (S. 37.) „Welche Sprache (aufser der vorigen mechanischen) hat der Mensch so instinktmässig, als jede Thiergattung die ihrige in und nach ihrer Sphäre? keine! Bei jedem Thiere ist seine Sprache eine Aeusserung so starker sinnlicher Vorstellungen, dafs diese zu Trieben werden: mithin ist Sprache, so wie Sinne und Vorstellungen und Triebe angeboren und dem Thier unmittelbar natürlich. Die Biene sumset, wie sie sauget; der Vogel singt, wie er nistet

aber wie spricht der Mensch von Natur? Gar nicht! so wie er wenig oder nichts durch völligen Instinct, als Thier thut. Ich nehme bei einem neugeborenen Kinde das Geschrei seiner empfindsamen Maschine aus; sonst ists stumm; es äussert weder Vorstellungen noch Triebe durch Töne, wie doch jedes Thier in seiner Art; blofs unter Thiere gestellet, ists also das verwaisetste Kind der Natur Mit einer so zerstreuten geschwächten Sinnlichkeit, mit so unbestimmten, schlafenden Fähigkeiten, mit so getheilten und ermatteten Trieben geboren, offenbar auf tausend Bedürfnisse verwiesen, zu einem grofsen Kreise bestimmt und doch so verwaiset und ver

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lassen, dafs es selbst nicht mit einer Sprache begabt ist, seine Mängel zu äussern - Nein! ein solcher Widerspruch ist nicht die Haushaltung der Natur." — (S. 39.) „Bei dem Menschen ist alles in dem gröfsten Missverhältnifs Sinne und Bedürfnisse, Kräfte und Kreis der Würksamkeit, der auf ihn wartet, seine Organe und seine Sprache Es mufs uns also ein gewisses Mittelglied fehlen, die so abstehende Glieder der Verhältnisse zu berechnen. Fänden wirs, so wäre nach aller Analogie der Natur diese Schadloshaltung seine Eigenheit, der Charakter seines Geschlechts... Naturgabe, ihm so wesentlich als den Thieren der Instinkt.

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Ja fänden wir eben in diesem Charakter die Ursache jener Mängel, in jener grofsen Entbehrung von Kunsttrieben den Keim zum Ersatze: so wäre diese Einstimmung ein genetischer Beweis, dafs hier die wahre Richtung der Menschheit liege, und dafs die Menschengattung über den

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Thieren nicht an Stufen des Mehr oder Weniger stehe, sondern an Art. Und fänden wir in diesem neugefundenen Charakter der Menschheit sogar den nothwendigen genetischen Grund zu Entstehung einer Sprache für diese neue Art Geschöpfe, wie wir in den Instincten der Thiere den unmittelbaren Grund zur Sprache für jede Gattung fanden; so sind wir ganz am Ziele. In dem Falle würde die Sprache dem Menschen so wesentlich, als er ein Mensch ist."

Nun folgert Herder aus seinem oben ausgesprochenen Gesetze: dafs Freiheit der Thätigkeit und Umfang des Wirkungskreises im umgekehrten Verhältnisse stehen zur Stärke der Fähigkeiten und Kunsttriebe. Die menschlichen Sinne, als die schwächsten, sind eben darum die freiesten. „Eben weil sie nicht für einen Punkt sind, so sind sie allgemeinere Sinne der Welt." Weil die Vorstellungen des Menschen nicht auf ein einziges Werk ausschliesslich gerichtet sind, bekommen sie weitere Aussichten. Der Mensch thut nicht Eins und unverbesserlich; aber er hat freien Raum, sich an vielem zu üben, mithin sich immer zu verbessern. Jeder Gedanke ist nicht ein unmittelbares Werk der Natur, aber eben damit kanns sein eigen Werk werden." - Wenn der Instinct aus der Organisation der Sinne und dem Bezirk der Vorstellungen folgte, so bekommt der Mensch ohne diesen mehr Helle. „Da er auf keinen Punkt blind fällt und blind liegen bleibt: so wird er freistehend, kann sich eine Sphäre der Bespiegelung suchen, kann sich in sich bespiegeln. Nicht mehr eine unfehlbare Maschine in den Händen der Natur, wird er sich selbst Zweck und Ziel der Bearbeitung."

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(S. 42.) „Man nenne diese ganze Disposition seiner Kräfte, wie man wolle, Verstand, Vernunft, Besinnung u. s. w. Wenn man diese Namen nicht für abgesonderte Kräfte oder für blosse Stufenerhöhung der Thierkräfte annimmt: so gilts mir gleich. Es ist die ganze Einrichtung aller menschlichen Kräfte; die ganze Haushaltung seiner sinnlichen und erkennenden, sei8 ner erkennenden und wollenden Natur; oder vielmehr es ist die einzige positive Kraft des Denkens, die mit einer

gewissen Organisation des Körpers verbunden bei den Menschen so Vernunft heifst, wie sie bei den Thieren Kunstfähigkeit wird: die bei ihm Freiheit heifst und bei den Thieren Instinct wird. Der Unterschied ist nicht in Stufen oder Zugabe von Kräften, sondern in einer ganz verschiedenartigen Richtung und Auswickelung aller Kräfte.“

Herder protestirt weiter kräftig dagegen, wenn man sich die Vernunft, als eine neue, ganz abgetrennte Kraft in die Seele hineingedacht, die dem Menschen als eine Zugabe vor allen Thieren zu eigen geworden.“ „Alle Kräfte unserer und der Thierseelen sind nichts als metaphysische Abstractionen, Würkungen! sie werden abgetheilt, weil sie von unserm schwaIchen Geiste nicht auf einmal betrachtet werden konnten: ... überall aber würkt die ganze unabgetheilte Seele. Konnte ein Mensch je eine einzige Handlung thun, bei der er völlig wie ein Thier dachte: so ist er auch durchaus kein Mensch mehr.“ Mit dieser psychologischen Grundlage hat Herder in der That die Wolfische Psychologie vollständig gestürzt.

Für Herder ist also die Vernunft des Menschen, als Charakter seiner Gattung, „die gänzliche Bestimmung seiner denkenden Kraft im Verhältnifs seiner Sinnlichkeit und Triebe." Der Mensch ist ohne thierische Sinne und Triebe, durch welche er auf einen Punkt hingerissen würde; so wird er ein Geschöpf, „dessen positive Kraft sich in gröfserm Raume, nach feinerer Organisation, heller äusserte: das abgetrennt und frei nicht blofs erkennt, will und würkt, sondern auch weifs, dafs es erkenne, wolle und würke." Diese Disposition nennt Herder Besonnenheit. Ist nun diese keine besondere Kraft, sondern eine dem Menschen eigene Richtung aller Kräfte: „so mufs er sie im ersten Zustande haben, da er Mensch ist. Im ersten Gedanken des Kindes mufs sie sich zeigen, wie bei dem Insekt, dass es Insekt war." Es ist im Kinde nicht etwa bloss leere Fähigkeit der Besonnenheit.

(S. 50.): „Setzet den Menschen, als das Wesen was er ist, mit dem Grade von Sinnlichkeit, und der Organisation ins Universum: von allen Seiten, durch alle Sinne strömt dies

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