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den Menschen in den Zustand der Besonnenheit zu setzen, der ihm eigen ist, um dasjenige zu erfinden, was ihm schon natürlich ist?"

(S. 57.): „Er (Herder) schuf ihn (den Menschen) ein Unthier und Thier aus einem ganzen Ocean von Empfindungen (vergl. oben S. 35.), aus dem ganzen schwebenden Traume der Bilder, die seine Sinne vorbeistrichen und zum Actu ihrer Anerkenntnifs, zum Merkmal seiner Besinnung das Gewehr vor ihm streckten. Hoch über den Thieren, nicht an Stufen, sondern an Art des Instincts, stand der platonische Androgyn als ein Unthier ohne Instinct.

„Geh, herrsche über Raubthiere und Meer-Wunder; sei aber stumm und dumm! sprach der Andriantoglyph zum Protoplasten der Sprache. Denn welchen Augenblick du die Frucht deines innern und äussern Instincts erkennen wirst, wird dein Mund aufgethan werden, und du wirst ein Thier sein, voll Instinct von aufsen und innen, und dein unthierischer Charakter wird verwelken wie Gras."

„Noch stand der platonische Androgyn, stumm geboren, im Schlaf verborgener Kräfte. Siehe! in dem Augenblick geschahe es, dafs er tiefer und tiefer und tiefer fiel in sein Element in einen ganzen Ocean von Empfindungen, in einen ganzen schwebenden Traum von Bildern, und dafs er in einen Zustand von Besonnenheit und Entzückung gesetzt wurde, der ihm aber eigen war. Und siehe! in eben dem Moment geschahe es, dafs ihm der erste Laut seines äussern Instincts entfuhr, als ein Merkmal und Mittheilungs-Wort des innern Instincts. Also ward aus dem äussern und innern Instinct das erste Wort, und aus dem über die Thiere durch den Mangel des Instincts gestellten Unthierê ein durch den Instinct von innen und aufsen getriebenes Geschöpf, das heifst: ein besonnenes und sprachschaffendes Thier. Heil dem Erfinder der Sprache!"

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„Ich habe diesen übernatürlichen Beweis vom menschlichen Ursprung der Sprache den Platonischen genannt, weil er mit dem analogischen Kunstwort der Besonnenheit als ei

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nem einzigen und leuchtenden Funken"" des vollkommenen Systems ausgeht, und am Ende auf eine griechische Synonymie') zurückkehrt; und weil die Platoniker den λóyos trdiáθετος oder ἐνθυμηματικός und λόγος προφορικός, das innere und äufsere Wort, wie der schwedische Koboldseher, ab intra ad extra, bis zum Eckel wiederkäueten."

Wir hatten oben in Herders Abhandlung sowohl die bestimmte offene Andeutung eines übermenschlichen Ursprungs der Sprache, als auch die in ihr versteckt liegende Nothwendigkeit, zur Annahme eines solchen vorzuschreiten, nachgewiesen. Dabei war uns nicht entgangen, dass Herders erklärte Tendenz auf den menschlichen Ursprung gerichtet war. Hamann weist im Gegentheil nach, dafs Herder unbewusst und gegen seine Absicht den thierischen Sprachursprung behauptet habe und zwar mit gleichem Rechte, wie wir das Gegentheil gethan haben. So wird Herder, der die Mitte zwischen der theologischen und physischen Ansicht halten wollte, nur nach beiden Seiten hin und her geworfen, weil er in der Mitte nicht festen Fufs fassen kann; gen Himmel und gen Erde geschleudert, weil seine Fittige zu schwach sind, dem Winde zu widerstehen.

Fragen wir nun aber: welche Belehrung gibst Du uns denn, o grofser „Magus des Nordens," über den Ursprung der Sprache? Dann verstummt er, und es antwortet an seiner Statt Hamann, „unser Landsmann von trauriger Gestalt" (das. S. 18.): „Was weiss ich von eurer ganzen Aufgabe? und was geht sie mich an? Der Aufgang, Mittag und Untergang aller schönen Künste und Wissenschaften, die man leider an ihren Früchten kennt, hat keinen weitern Einfluss in meine gegenwärtige Glückseligkeit, als dafs jene unbarmherzigen Schwestern den tiefen Schlaf meiner Ruhe durch allotriokosmische Träume unterbrechen... Ohngeachtet nach dem Glaubensbekenntnifs eurer antisalomonischen Schulmeister, die Furcht

1) Nämlich óyos für Vernunft und Sprache, Wort und Begriff; Herder S. 73.

des Herrn der Weisheit Ende ist, so bleibe es mein grofser Gewinn, gottselig und genügsam zu sein! Der Friede in der Höhe übersteigt alle Vernunft, und Christum lieb haben, Engel- und Menschenzungen. Dieser grofse Architekt und Eckstein eines Systems, das Himmel und Erde überleben wird, und eines Patriotismus, der die Welt überwindet, hat gesagt: Eure Rede sei ja, ja, nein, nein; alles übrige ist des Teufels; und hierin besteht der ganze Geist der Gesetze und des gesellschaftlichen Vergleichs, sie mögen Namen haben, wie sie wollen."

Verachte nur Vernunft und Wissenschaft

Des Menschen allerhöchste Kraft

Du hast dem Teufel Dich ergeben
Und mufst zu Grunde geh'n.

Denn da Du es nun doch einmal auf dieser allotriokosmischen Erde nicht bei ja, ja, nein, nein, bewenden lassen kannst, so verfällst Du mit jedem Worte dem Teufel. Hamann ist ein frommer Lutheraner und heftiger Gegner der Aufklärer

weiter nichts. Bald kann uns seine Narrenkappe belustigen, bald das Feuer seines tiefen Gemüths hinreifsen belehren kann er uns nicht, glaubt er nicht nöthig zu haben.

Seiner Freundschaft zu Herder haben wir es wohl zu verdanken, dafs er sich über die Sprache ausführlicher geäussert hat, als er sonst gethan haben würde.

Er bemerkt, dafs der Mensch höchstens auf drei Wegen zur Sprache gelangt sein könnte: entweder auf dem Wege des Instincts, oder dem der Erfindung, oder dem des Unterrichts (das. S. 14.).

Erfindung der Sprache verwirft er zuerst. „Erfindung und Vernunft setzen ja schon eine Sprache zum voraus und lassen sich eben so wenig ohne die letztere denken, wie die Rechenkunst ohne Zahlen“ (S. 15.). Dafs die Sprache auch nicht Instinct sei, zeigen die Taubstummen und die aufserordentlichen Fälle, wo Hörende, weil sie nicht in menschlicher Gesellschaft erwachsen waren, der Sprache entbehrten. Ueber

haupt aber ist das was den Menschen über das Vieh erhebt die Freiheit. Dies ist ausführlicher zu erwägen.

(S. 40.) Der Mensch hat nicht nur das Leben mit den Thieren gemein, sondern ist auch sowohl ihrer Organisation, als ihrem Mechanismus mehr oder weniger, das heifst, nach Stufen ähnlich. Der Hauptunterschied des Menschen mufs also auf die Lebens-Art ankommen. In Ansehung der Gesellschaft hält der weise Stagirit den Menschen für neutral. Ich vermuthe daher, dafs der nähere Charakter unserer Natur in der richterlichen und obrigkeitlichen Würde') eines politischen Thiers 2) bestehe, und dafs folglich der Mensch sich zum Vieh, wie der Fürst zum Unterthanen verhalte."

(S. 41.), Daher bestimmen weder Instinct noch Sensus communis den Menschen, weder Natur- noch Völker-Recht den Fürsten. Jeder ist sein eigener Gesetzgeber, aber zugleich der Erstgeborene und Nächste seiner Unterthanen."

(S. 46.) „Der Mensch ist also nicht nur ein lebendiger Acker, sondern auch der Sohn des Ackers, und nicht nur Acker und Saame (nach dem System der Materialisten und Idealisten) sondern auch der König des Feldes, guten Saamen und feindseliges Unkraut auf seinem Acker zu bauen; denn was ist ein Acker ohne Saamen, und ein Fürst ohne Land und Einkünfte? Diese drei in uns sind also Eins, nämlich sou yeúgyiov (1 Cor. 3, 9.), sowie drei Larven an der Wand der natürliche Schatten eines einzigen Körpers sind, der ein doppeltes Licht hinter sich hat."

Zu dieser Stelle wird in einer Anmerkung Cic. Tuscul. Quaest. 3, 5. citirt: Qui igitur exiisse e potestate dicuntur, idcirco dicuntur, quia non sunt in potestate mentis, cui regnum totius animi a natura tributum est. Hieraus geht also hervor, dafs Hamann den Leib den Acker des Menschen, Em

1) πολίτης δ ̓ ἁπλῶς οὐδενὶ τῶν ἄλλων ὁρίζεται μᾶλλον ἢ τῷ μετέχειν κρίσεως καὶ ἀρχῆς. De Rep.

2) Πολιτικά δ ̓ ἐστιν ὧν ἕν τι καὶ κοινὸν γίνεται πάντων τὸ ἔργον. De hist. animal. I, 1.

pfindung aber und Begierde (animus) Sohn des Ackers, Verstand und Urtheilskraft den Fürsten desselben genannt hat. Diese drei Momente des Menschen sind aber in Wahrheit blofs Eins; nur um zu einem fafslichen Begriff von der Fülle in der Einheit unseres menschlichen Wesens zu gelangen, gehört eine Anerkenntnifs mehrerer sich unterscheidender irdischer Merkmale dazu." Aber (S. 45.) „die Philosophen haben von jeher der Wahrheit dadurch einen Scheidebrief gegeben, dafs sie dasjenige geschieden, was die Natur zusammengefügt hat, und umgekehrt."

Der Mensch ist also Fürst, Freier. (S. 42.): „Ohne das vollkommene Gesetz der Freiheit (Jacob. 1, 25.) würde der Mensch gar keiner Nachahmung fähig sein, auf der gleichwohl alle Erziehung und Empfang beruht; denn der Mensch ist unter allen Thieren der gröfste Pantomim. Das Bewulstsein, die Aufmerksamkeit, die Abstraction, und selbst das moralische Gewissen scheinen gröfstentheils Energien unserer Freiheit zu sein." (S. 41.): „Ohne die Freiheit böse zu sein findet kein Verdienst, und ohne die Freiheit gut zu sein, keine Zurechnung eigener Schuld, ja selbst kein Erkenntnifs des Guten und Bösen statt. Die Freiheit ist das Maximum und Minimum aller unserer Naturkräfte, und sowohl der Grundtrieb als Endzweck ihrer ganzen Richtung, Entwickelung und Rückkehr."

(S. 43.) „Zur Freiheit gehören aber nicht nur unbestimmte Kräfte, sondern auch das republikanische Vorrecht, zu ihrer Bestimmung mitwirken zu können." Hamann fafst also, nach der obigen Anmerkung (S. 38.), tiefer als Herder den Menschen nicht als Kraft, sondern als Zweck, als Selbstbestimmung. „Die Sphäre der Thiere bestimmt daher, wie man sagt, die Richtung aller ihrer Kräfte und Triebe durch den Instinct eben so individuell und eingeschlossen, als sich im Gegentheil der Gesichtspunkt des Menschen auf das Allgemeine ausdehnt, und gleichsam ins Unendliche verliert.“

(S. 41.) „Diese Würde nun, gleich allen Ehrenstellen, setzt noch keine innerliche Würdigkeit, noch Verdienst unse

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