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rer Natur voraus; sondern ist, wie letztere selbst, ein unmittelbares Gnadengeschenk des grofsen Allgebers."

Ist das aber nicht, fragen wir, ein Widerspruch, dass die Selbstbestimmung, das selbsteigene Schaffen, ein Gnadengeschenk sei? Der Biene, der Spinne konnte ein besonderer Instinct geschenkt werden; aber die unendliche Freiheit, stolz auf ihre Zurechnungsfähigkeit, eifersüchtig auf eigenes Verdienst und eigene Schuld läfst sich die schenken? Der Biene, der Spinne ist in Wahrheit der Instinct nicht geschenkt, sondern anerschaffen; denn das Geschenk setzt auf Seiten des Beschenkten „Empfang" voraus. Der aber ist ohne Freiheit nicht möglich. Sollte also der Mensch das Gnadengeschenk der Freiheit empfangen, so musste er dazu schon frei sein; die Biene hätte es nie empfangen können, weil sie unfrei ist. (S. 43.) „Aristoteles vergleicht die Seele mit der Hand, weil diese nämlich das Werkzeug aller Werkzeuge, jene aber die Form aller intellectuellen und sinnlichen Formen ist.") Wäre die Seele nicht diese unendliche freie Form, sie würde ja nie eine bestimmte Form aufnehmen können. Dem Gefesselten wird wohl Freiheit geschenkt; d. h. aber nur seine Freiheit wird der Hemmung entledigt.

(Das.) „Vermuthlich“ (!) „verhalten sich die Sinne zum Verstand, wie der Magen zu den Gefäfsen, welche die höhern und feinern Säfte des Bluts absondern, ohne deren Kreislauf und Einfluss der Magen selbst sein Amt nicht verwalten könnte." Blofs vermuthlich? vielmehr ist dies das Gewisseste, welches nie von einem Philosophen bestritten wurde. Und Hamann selbst schliefst sehr zuversichtlich weiter: „Nichts ist also in unserm Verstande, ohne vorher in unsern Sinnen gewesen zu sein;" das bekannte: nihil est in intellectu, quod non ante fuerit in sensu; „so wie nichts an unserm ganzen Leibe ist, was nicht einst unsern eigenen Magen oder unserer Eltern ihren durchgegangen. Die Stamina und Menstrua unserer

1) ὥστε ἡ ψυχὴ ὥσπερ ἡ χείρ ἐστι. καὶ γὰρ ἡ χεὶρ ὄργανον ἐςτι ὀρ γάνων, καὶ ἡ νοῦς δὲ εἶδος εἰδῶν, καὶ ἡ αἴσθησις εἶδος αἰσθητῶν. De anima 3, 8.

Vernunft sind daher im eigentlichsten Verstande Offenbarungen und Ueberlieferungen, die wir zu unserm Eigenthum aufnehmen, in unsere Säfte und Kräfte verwandeln, und dadurch unserer Bestimmung gewachsen werden, die kritische und archontische Würde eines politischen Thiers theils zu offenbaren, theils zu überliefern. Die Analogie der thierischen Haushaltung ist die einzige Leiter zur anagogischen Erkenntnifs der geistigen Oekonomie." Die einzige?

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Und diese Analogie, wie hat Hamann sie hier verfolgt! in welcher Wortspielerei und Einseitigkeit! Um nur den religiösen Begriff der Offenbarung erst einzuschwindeln, wird unser sinnliches Aufnehmen der Natur Offenbarung genannt! Was wäre aber alle Offenbarung der Sinnlichkeit, wäre unsere Seele nicht die Form der Formen? Die Offenbarungsthätigkeit Gottes wird also dem Käuen, Schlucken, Verdauen gleich gestellt, dem rein mechanischen und chemischen Process; ihm folgt der höhere, organisch-physiologische, die Assimilation diese gehört dem Menschen! ist sein freies Thun! Wie hoch steht also die Freiheit über der Offenbarung! Diese ist der todte Stoff, den jene verarbeitet, belebt. Freiheit verhält sich zu Offenbarung, wie der Muskel zum Kohl! Wer weist im Muskel den Kohl nach? und also wer die Offenbarung in der Freiheit? wie wäre das eine in dem andern noch kenntlich! Und ferner: dann also, wenn wir den Kohl der Offenbarung und Ueberlieferung verdaut und assimilirt haben, dann sind wir die Offenbarenden, die Ueberliefernden und was offenbaren und überliefern wir? die Würde und Ehrenstelle der Krisis und Arche! Um wie viel höher steht diese menschliche, freie Offenbarung als die göttliche! Diese nehmen wir uns und verwenden sie, um unserer Bestimmung gewachsen zu werden!" Alles das folgt aus Hamanns Worten, und er hat, so lange er lebte, nichts davon geahnt.

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Wir sind aber noch nicht fertig. Hamann ist nicht nur eine tiefe Natur, sondern auch gediegen und gedrungen. Wo er ist, da ist er ganz. Wir haben ihn noch nicht ganz.

Wir haben erst gesehen, dafs uns nichts gegeben werden könnte, nichts geoffenbart, wenn wir nicht die Nehmenden, die Freien, Könige wären; und dadurch dafs wir nehmen, gelangen wir dazu, uns als Fürsten zu offenbaren. Die Sache hat aber noch eine andere Seite, eine noch tiefere, den Menschen noch mehr erhebende. In einem Nebensatze hat es Hamann ausgesprochen, dass zwar der Magen den Gefässen, die Sinne dem Verstande geben, offenbaren; dass aber auch ohne die Thätigkeit der Gefässe, ohne ihre Absonderung „der feinern und höhern Säfte des Bluts" „der Magen sein Amt selbst nicht verwalten könnte." Warum nicht auch hier in der anagogischen Erkenntnifs der geistigen Oekonomie auf der Leiter der Analogie der thierischen Haushaltung weiter steigen? Erhält der Magen seine Lebenskraft aus den Gefässen, so können auch die Sinne ihr Amt nur durch den Einflufs" des Verstandes verwalten. Offenbarung ist unmöglich ohne menschliche Freiheit. Sie kann nicht nur nicht gegeben werden, sie ist nicht nur ganz unfruchtbar, wenn sie nicht von der Freiheit ergriffen wird; sondern sie ist gar nicht da ohne den menschlichen Verstand, kann ohne diesen gar nicht leben, erhält ihren Saft und ihre Kraft erst vom Menschen. Der Verstand ist also nicht erst das Offenbarende, nachdem er die Offenbarung erhalten, ergriffen hat, sondern er ist die ursprüngliche Offenbarung; und er offenbart blofs dies, dafs alle Offenbarung, die ihm gegeben ist, nur aus ihm stammt.

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(S. 45.): „Gesetzt also auch, dafs der Mensch wie ein leerer Schlauch auf die Welt käme; so macht doch eben dieser Mangel ihn zum Genufs der Natur durch Erfahrungen, und zur Gemeinschaft seines Geschlechts durch Ueberlieferungen desto fähiger." Undenkbar! Füllt einen leeren Schlauch so voll ihr wollt, mit so edelm Gehalt als ihr wollt er wird ihn nie geniessen. „Der Mangel" sollte etwas machen! Das Nichts soll schaffen! Unsere Vernunft wenigstens entspringt aus diesem zwiefachen Unterricht sinnlicher Offenbarungen und menschlicher Zeugnisse, welche sowohl durch ähnliche Mittel, nämlich Merkmale, als nach ähnli

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chen Gesetzen mitgetheilt werden." So scheint es; in Wahrheit aber ist die Vernunft das Prius, die Schöpferinn aller Offenbarung, aller Zeugnisse, aller Merkmale; und weil sie das ist, ist sie zoiois und άozý über diese alle.

Zu dieser Betrachtung des innersten Wesens des Menschen sah sich Hamann durch die Frage über den Ursprung der Sprache veranlasst. Er sagt nun weiter (S. 47.): „Nachdem ich bis in das empyreische Heiligthum der menschlichen Natur hineingeschwindelt, oder besser zu reden, meine peripatetischen Seifenblasen lange genug vor mir herumgetrieben" (ob diese Selbstbeurtheilung Hamanns Ernst ist? Der Titel der Schrift verspricht freilich bloss „Einfälle; " und doch —!?); so zerspringen sie endlich auf halbem Weg" (wieso „halbem?“) in folgende Thautropfen:"

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„Der Mensch lernt alle seine Gliedmafsen und Sinne, also auch Ohr und Auge, brauchen und regieren, weil er lernen kann, lernen mufs, und eben so gern lernen will. Folglich ist der Ursprung der Sprache so natürlich und menschlich, als der Ursprung aller unserer Handlungen, Fertigkeiten und Künste. Ohngeachtet jeder Lehrling zu seinem Unterricht mitwirkt, nach Verhältnifs seiner Neigung, Fähigkeit und Gelegenheit zu lernen; so ist doch Lernen im eigentlichen Verstande eben so wenig Erfindung; als blosse Wiedererinnerung.“

Der Mensch hat also die Sprache weder auf dem Wege der Erfindung, noch des Instincts, sondern des Unterrichts und des Lernens erlangt. Hiermit haben wir allerdings das Ziel erst „halb" erreicht; denn, fragen wir, durch welchen Unterricht, wie hat der Mensch die Sprache erlernt? Und wenn der Mensch lernen kann, mufs und will, hat dies Können, Müssen und Wollen nur einen und denselben Grund, oder hat jedes für sich einen besondern? „Philologische Einfälle und Zweifel," und wenn sie auch von einem Magus stammen, dürfen auf halbem Wege stehen bleiben. Wir müssen uns also zurückwenden an die letzte Willens

meinung des Ritters von Rosencreuz,“ welche das Motto trägt: credidi, propter quod locutus sum (2 Cor. 4, 13.).

Wir fragen also mit Hamann: „durch welchen Unterricht die erste, älteste, ursprüngliche Sprache dem menschlichen Geschlechte mitgetheilt worden?" (S. 15.). „Der menschliche Unterricht fällt von selbst weg, "den thierischen verspottet Hamann; also der „, mystische!"

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Der letzten Willensmeinung werden Platos Worte im Philebus vorgesetzt: Donum profecto Deorum ad homines... una cum quodam lucidissimo igne descendit. Etenim prisci nobis praestantiores, Diisque propinquiores, haec nobis oracula tradiderunt Sie selbst beginnt also:

"Favete linguis! Wenn man Gott als die Ursache aller Wirkungen im Grofsen und Kleinen, oder im Himmel und auf Erden voraussetzt, so ist jedes gezählte Haar auf unserm Haupte eben so göttlich, wie der Behemoth, jener Anfang der Wege Gottes ... Folglich ist alles göttlich, und die Frage vom Ursprung des Uebels läuft am Ende auf ein Wortspiel und Schulgeschwätz hinaus. Alles Göttliche ist aber auch menschlich, weil der Mensch weder wirken noch leiden kann, als nach der Analogie seiner Natur, sie sei eine so einfache oder zusammengesetzte Maschine als sie will. Diese communicatio göttlicher und menschlicher idiomatum ist ein Grundgesetz und der Hauptschlüssel aller unserer Erkenntnifs und der ganzen sichtbaren Haushaltung." Eine communicatio idiomatum? Nein! nicht blofs das! sondern mehr, viel mehr! Wenn man Gott als die Ursache aller Wirkungen ansieht, so ist man Spinozist, und man thut seinem Geiste Gewalt an, wenn man Prämissen setzt und die nothwendige Folge nicht anerkennen will. Denn jede causa ist immanens und eine causa transiens ist ein undenkbarer Gedanke, ein Unding. Ist Gott Ursache der Welt, so kann man entweder sagen, es gibt blofs Gott oder blofs Welt das ist gleichbedeutend; denn dann ist Gott und Welt nur Eins. Die communicatio idiomatum ist dann nur ein Selbstgespräch des Absoluten, alle Schöpfung

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