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Monboddo, und die spätere Ansicht Herders.

Monboddo war unstreitig ein Mann von umfassender Kenntnifs der Natur wie der Geschichte, und besonders auch nicht blofs mit der Literatur der Alten sehr vertraut, sondern auch philosophisch gebildet, ein scharfer Denker. Trotzdem würden wir hier seines Werkes „Von dem Ursprunge und Fortgange der Sprache" nicht gedenken, wenn es nicht den Deutschen auf Herders Veranlassung vorgeführt wäre. Es scheint als habe Herder durchaus zu keiner bestimmten Meinung über den Ursprung der Sprache kommen können. Den guten Anlauf in seiner ersten Abhandlung konnte er nicht inne halten; durch Hamanns mächtigen Einfluss auf ihn und durch eigene fromme Denkart ward er der Annahme des göttlichen Ursprungs zugeführt. Diese musste dagegen seinem Verstande wenig zusagen, so dass er sich dazu entschliessen konnte, Monboddos verständigem Raisonnement „willig die Palme zu reichen." Denn wenn er auch manches an dessen Werke zu tadeln weifs, so muss er doch bekennen: „Vorzüglich ist unserm Verfasser der Hauptzweck seines Werks, die Untersuchung vom Ursprung und den Fortschritten der Sprache gelungen." Und was lehrt Monboddo? Die Sprache sei eine durchaus menschliche Erfindung, gemacht, nachdem der Mensch nicht blofs gesellschaftlich überhaupt, sondern schon in politischer Verbindung lebte und manche andere Kunst gefunden hatte. Viele Geschlechter hindurch habe er sich mit der rohen

Sprache der Geberde und der unarticulirten Stimme begnügt und spät endlich die Töne articulirt und Sprache gebildet. Kurz Monboddo gehört trotz seiner historischen Gelehrsamkeit und seiner schönen Abhandlung von der Bildung der Ideen (d. h. allgemeinen Vorstellungen und Begriffe) durchaus der veralteten Anschauungsweise an, die Herder selbst bekämpft hatte.

Ungefähr gleichzeitig aber mit dieser Anerkennung der menschlichen Erfindung der Sprache spricht Herder in seinen Ideen zur Geschichte der Menschheit durchaus bestimmt und klar von der Sprache als von dem göttlichen Geschenk, durch welches allein die Bildung der Vernunft möglich geworden ist.

Hieraus ersehen wir aber nur noch einmal recht klar, was aus dem Vorhergehenden sich schon ergeben hatte, wie wenig mit diesen Benennungen „göttliches Gnadengeschenk, natürlich, menschlich" wirklich gesagt ist; wie diese Begriffe in ihren Gegensätzen gar nicht festgehalten werden können und in einander überspielen. Sie stehen aber alle drei „dem selbstthätigen Hervorbrechen der Sprache"" wie Humboldt es erkannte, als einseitige Ansichten gegenüber. Mit ihnen verträgt sich wohl manche geistreiche, feine Bemerkung über die Sprache; aber das wahre, ganze Wesen derselben wird durch sie nicht erfasst.

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Herder sagt (Sämmtliche Werke, Stuttgart und Tübingen, 1827, V, S. 187.) Das sonderbare Mittel zur Bildung der Menschen ist Sprache. Im Menschen, ja selbst im Affen, findet sich ein sonderbarer Trieb der Nachahmung, der keineswegs die Folge einer vernünftigen Ueberlegung, sondern ein unmittelbares Erzeugnifs der organischen Sympathie scheint. Wie eine Saite der andern zutönt, und mit der reinen Dichtigkeit und Homogeneität aller Körper auch ihre vibrirende Fähigkeit zunimmt: so ist die menschliche Organisation, als die feinste von allen, nothwendig auch am meisten dazu gestimmt, den Klang aller andern Wesen

nachzuhallen und in sich zu fühlen. Die Geschichte der Krankheiten zeigt, dafs nicht nur Affecte und körperliche Wunden, dafs selbst der Wahnsinn sich sympathetisch fortbreiten konnte.

„Bei Kindern sehen wir also die Wirkungen dieses Consensus gleichgestimmter Wesen im hohen Grade; ja, eben auch dazu sollte ihr Körper lange Zeit ein leicht zurücktönendes Saitenspiel bleiben. Handlungen und Geberden, selbst Leidenschaften gehen unvermerkt in sie über, so dass sie auch zu dem, was sie noch nicht üben können, wenigstens gestimmt werden, und einem Triebe, der eine Art geistiger Assimilation ist, unwissend folgen. Bei allen Söhnen der Natur, den wilden Völkern, ist's nicht anders. Geborne Pantomimen, ahmen sie alles, was ihnen erzählt wird, oder was sie ausdrücken wollen, lebhaft nach, und zeigen damit in Tänzen, Spielen, Scherz und Gesprächen ihre eigentliche Denkart. Nachahmend nämlich kam ihre Phantasie zu diesen Bildern: in Typen solcher Art besteht der Schatz ihres Gedächtnisses und ihrer Sprache; daher gehen auch ihre Gedanken so leicht in Handlung und lebendige Tradition über.

Durch alle diese Mimik indessen wäre der Mensch noch nicht zu seinem künstlichen Geschlechtscharakter, der Vernunft gekommen; zu ihr kommt er allein durch Sprache. Lasset uns bei diesem Wunder einer göttlichen Einsetzung verweilen: es ist aufser der Genesis lebendiger Wesen vielleicht das gröfseste der Erdschöpfung."

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Drei Mächte streiten sich um den Menschen: Natur, Mensch und Gott. Herder zerreifst den Menschen in drei Theile: physische Organisation, Vernunft und Sprache nehme sich jeder sein Stück: die Natur den Leib, der Mensch die künstliche Vernunft, Gott die Sprache. Da aber auch Natur und Kunst von Gott stammen, so fällt ihm am Ende doch wieder alles zu.

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Wenn uns jemand ein Räthsel vorlegte, wie Bilder des Auges und alle Empfindungen unsrer verschiedensten Sinne nicht nur in Töne gefafst, sondern auch diesen Tönen mit

inwohnender Kraft so mitgetheilt werden sollen, dafs sie Gedanken ausdrücken und Gedanken erregen: ohne Zweifel hielte man dies Problem für den Einfall eines Wahnsinnigen, der, höchst ungleiche Dinge einander substituirend, die Farbe zum Tone, den Ton zum Gedanken, den Gedanken zum malenden Schalle zu machen gedächte. Die Gottheit hat das Problem thätig aufgelöst. Ein Hauch unseres Mundes wird das Gemälde der Welt, der Typus unserer Gedanken und Gefühle in des andern Seele. Von einem bewegten Lüftchen hängt alles ab, was Menschen je auf der Erde menschliches dachten, wollten, thaten und thun werden: denn alle liefen wir noch in Wäldern umher, wenn nicht dieser göttliche Athem uns angehaucht hätte, und wie ein Zauberton auf unsern Lippen schwebte."

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Wir liefen noch in Wäldern umher! Der Mensch ist also einst als ein stummes Thier in Wäldern umhergelaufen! Wie lange? Das ist gleich. Eines schönen Morgens hat Gott sich besonnen, dafs der Mensch sich den künstlichen Geschlechtscharakter der Vernunft zu schaffen habe und hat ihm dazu den göttlichen Athem angehaucht! Ich frage nicht, ist das vernünftig, ist das auch nur fromm? Um wie viel frömmer und vernünftiger übersetzt der chaldäische Uebersetzer die Worte Genesis 2, 7. Gott bildete den Menschen aus Staub von der Erde und blies in seine Nase den Othem des Lebens; und so ward der Mensch zum lebendigen Wesen (h): „und so ward der Mensch zum redenden Geiste" (p)? Sogleich bei der Schöpfung ward er das. Der Mensch ohne Sprache ist ein Ungedanke, das hat Herder in seiner Abhandlung gezeigt.

Wenn man aber die Sache so ansieht, wie Herder es hier thut, wenn man den Menschen so zerstückt, dann wird freilich die Sprache „ein sonderbares Mittel." Er sagt weiter: Wie sonderbar, dafs ein bewegter Lufthauch das einzige, wenigstens das beste Mittel unserer Gedanken und Empfindungen sein sollte! Ohne sein unbegreifliches Band mit allen, ihm so ungleichen Handlungen unserer Seele wären diese Hand

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lungen ungeschehen, die feinen Zubereitungen unsers Gehirns müssig, die ganze Anlage unsers Wesens unvollendet geblieben, wie die Beispiele der Menschen, die unter die Thiere geriethen, und die Taubstummen zeigen." Ja, Gott ist sonderbar! Aber wäre nicht vielmehr dies das sonderbarste, dass Gott dem Menschen ein so fein organisirtes, zu Kunst, Wissenschaft und Religion geeignetes Gehirn gegeben, und dennoch diesem Gehirn nicht zugleich auch die Kraft zu wirken. verliehen haben sollte; sondern dafs es dazu erst noch einer besondern Mitgift, gewissermafsen einer nochmaligen Schöpfung bedurft hätte! (S. 190.): „Nur die Sprache hat den Menschen menschlich gemacht, indem sie die ungeheure Fluth seiner Affecte in Dämme einschlofs, und ihr durch Worte vernünftige Denkmale setzte." Mufste aber diese Fluth nicht schon vorher eingedämmt sein, bevor der Mensch fähig war, Sprache anzunehmen? Auch dies mufste also von Gott erst geschehen. Aber war denn Gott unfähig, ihn mit einem Male so auszurüsten, wie er sein sollte? Ohne Sprache fehlt dem Menschen die Sympathie mit seinem Geschlecht (das. IV. S. 163.). Setzt aber nicht die Möglichkeit zur Sprache diese Sympathie voraus?

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Doch wozu diese Betrachtungen fortsetzen? Alles was Herder in seinen „Ideen zur Geschichte der Menschheit" über den göttlichen Ursprung der Sprache vorbringt, hat er in seiner Abhandlung selbst schon widerlegt. Diese trieb ihn freilich in die entgegengesetzte Ansicht: dieses Kreisen wollten wir nur nachweisen. Kehren wir jetzt zur Abhandlung zurück.

(S. 75.): „Der Brennpunkt ist ausgemacht, auf welchem Prometheus himmlischer Funke in der menschlichen Seele zündet Beim ersten Merkmal ward Sprache; aber welches waren die ersten Merkmale zu Elementen der Sprache? Töne. (S. 77.): „Die Natur tönte das Merkmal nicht blofs vor, sondern tief in die Seele hinein!" aber blofs in die menschliche,

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