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seiner Wahrheit aufzubieten: die Kraft der Auctorität, den Beweis aus der Offenbarung, die Begründung seiner Weltanschauung göttliche und menschliche Mittel.

Die Führung dieses Kampfes war die große That des Weltapostels, der um Christi willen Allen Alles zu werden vermochte, den Juden Jude und den Heiden Heide.

Allein war auch der Sieg im Allgemeinen gewonnen, im Besondern war dadurch noch nicht Alles erreicht. Nur ungern trennt sich die menschliche Natur von dem, was ihr durch Gewohnheit lieb geworden ist, nur zu gern hält sie ihre eigne Schwachheit für ein nothwendiges Gesetz.

Biele Juden waren in das Christenthum übergetreten, ohne aufhören zu wollen, Juden zu seyn. Die Kraft des Christenthums hatte sie überwältigt, an das Zudenthum knüpfte sie Gewohnheit und Ueberlieferung. Nach ihrer Ansicht sollte letteres fortdauern in Gesetz und Sitte, im Leben und Bewußtseyn. Der Stolz, das auserwählte Volk zu seyn, forderte sein Recht; die gleichfalls in's Christenthum aufgenommenen Heiden sollten fühlen, daß das Heil aus den Juden komme. Gern betrachteten sie sich daher als ihre Lehrer, wollten sie erst zu tüchtigen Juden machen durch Beschneidung, Gesetz und Kultus, um sie zum Christenthume zuzulassen.

Die freundliche Lehre des Christenthums, daß Allen aus gleicher, überschwenglicher Gnade Gottes Gleiches geworden sey; daß Juden- und Heidenthum ihr Anrecht an die Menschheit verloren hätten; daß ein neues Gesetz in Christo Jesu erschienen, neues Leben Alles durchdringe, mußte diesem Stolze sehr unbequem seyn. Konnte er sich daher der apostolischen Auctorität nicht ganz entwinden, so suchte er sie doch zu beschränken; der christlichen Weltanschauung setzte er eine theosophische Rechtfertigung seiner Ansicht gegenüber — kurz, er benüßte Alles, um nicht weichen zu müssen.

Diese Kämpfe verursachten den Aposteln bittere Stunden, insbesondere aber dem heil. Paulus, der als Apostel der Heiden diese nicht verkürzen lassen konnte. Fast in allen seinen Briefen finden sich Spuren davon. Im Römerbriefe sucht er das mosaische und Naturgesetz auf das Christenthum hinzuführen, zu zeigen, wie jene

in diesem aufgegangen sehen. Im Briefe an die Galater, den Pastoralbriefen, einigermaßen noch in denen an die Korinther, im Briefe an die Epheser und Kolosser streitet er gegen die judaistische Verkehrung der christlichen Lehre. Die beiden leztern Briefe haben einen gemeinschaftlichen Ursprung. Sie gehören ein und demselben Kreise an, sind gegen dieselben Meinungen gerichtet. Nur ist der Brief an die Kolosser bestimmter und schärfer gehalten. Es scheint, daß in Kolossä die Ansichten, die in Kleinasien, besonders den südlichen und mittleren Städten im Allgemeinen gährten, hier zuerst zum Ausbruche gekommen seyen, der Kampf hier eine bestimmte Farbe angenommen habe. Die wenigsten Exegeten bezweifeln, daß der Brief an die Ephesier eine an die Kirchen Kleinasiens im Allgemeinen gerichtete Encyclica seh, dieselbe, von welcher im Briefe an die Koloffer als von Laodicea kommend Erwähnung geschieht '4). Dem entspricht ganz der weniger bestimmte Charakter; es genügte, die Frrthümer im Allgemeinen abzuweisen, die Wahrheit darzuthun, zu warnen. Der Brief an die Kolosser dagegen muß um so mehr Interesse bieten, da sich in ihm der geistige Kampf in lebendiger Plastik spiegelt. Er knüpft sich an Persönlichkeiten an; bestimmte Frrthümer werden bekämpft, bestimmte Lehren hervorgehoben, vor genau charakterisirten Meinungen und Ansichten wird gewarnt. Und weil der Streit sich um große, beziehungsreiche Gedanken drehte, die in die ganze christliche Weltanschauung eingriffen, so leuchtet auch frisch und klar aus der Deduction des Apostels die reine christliche Weltanschauung hervor.

Der Brief ist an die treuen Christen gerichtet. Ihnen wird die Falschheit der ihnen gegenübergehaltenen Ansichten dargelegt. Mit Irrlehrern selbst befaßt sich der Apostel nicht. Nur Andeutungen sind gegeben, aus denen diese erkennbar sind.

Wir könnten daher unsere Aufgabe, in den Mittelpunkt der von ihm dargelegten Lehre einzugehen, übernehmen, ohne auf sie vorerst Rücksicht zu nehmen. Allein der Gedanke wird sich um so schärfer und flarer zeigen, wenn wir den Gegensatz neben ihn stellen.

14) Coloss. 4, 16.

Die Versöhnung des Weltalls.

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Versetzen wir uns daher zuerst an den Ort des Streites, um zu sehen, in welchem Kulturkreise er liegt.

In der Nähe des durch seinen Cybelekult berüchtigten Hierapo lis, dann des durch die Seleuciden außerordentlich begünstigten und zu einer der bedeutendsten Emporien gewordenen Seleucia: mußte das Städtchen (róλioua) am Lycus in die allgemeine Bewegung mit hineingerissen werden. Nicht ferne lag ferner Laodicea, und, ziehen wir den Kreis noch weiter, östlich das pisidische Antiochien, westlich Pergamus, Milet, die große Dianenstadt Ephesus. Wir können also mit Recht annehmen, daß die Ansichten, welche ganz Kleinasien durchsäuerten, auch in Kolossä Anklang gefunden haben. Betrachten wir ferner den Brief an die Ephefier als Rundschreiben an die kleinasiatischen Gemeinden, so muß dieser Schluß als vollkom men berechtigter gelten.

Die kleinasiatische Diaspora war bedeutend. Unter Seleucus Nikator vornämlich waren die Juden nach Syrien und von da nach Kleinasien gekommen. Mehrere wurden angelockt, als ihnen hier Antiochus II. Theus das Bürgerrecht verliehen hatte. Antiochus III. endlich, der Große, versezte 3000 jüdische Familien in das von ihm eroberte Lydien und Phrygien 15). Nun finden wir Juden in Pontus, Galatien, besonders aber den südlichen und westlichen Städten: in Tarsus, Ephesus, Sardes; in Laodicea, Pergamus; dann auf Delos, Kos; in Milet und Halikarnaß. Mit Palästina verknüpfte sie Religion und Cultus; mit Alexandrien der Handel; mit Babylon dieser und freundschaftliche Beziehungen. So drängte sich hier orientalische, ägyptische und griechische Kultur zusammen.

Andererseits war Kleinasien durch Colonien, durch lange griechische Herrschaft hellenisirt; Hellenismus und Judenthum in stetem Wechselverkehr. Wir finden daher heidnische Wissenschaft und Künste neben den jüdischen Gesezen und Theosophemen.

Wie sich das Verhältniß in Ephesus gestaltet, ist aus der Apostelgeschichte bekannt: Magie und Theosophie wurden großartig be

15) Cfr. Reithmayr: Einleitung in die canonischen Bücher d. N. Bundes; siehe Bemerkungen zum Kolofferbrief.

trieben. Jenes zeigt sich an der Menge von Zauberbüchern, die bei der durch Paulus bewirkten Bekehrung Einzelner verbrannt wurden; selbst an dem Mißbrauche des Namens Jesu durch die Söhne des Oberpriesters Sceuas u. s. w. s. w. Dieses am N. T. Canon selbst, der viele an kleinasiatische Gemeinden gerichtete Schreiben enthält. Sehen wir auf die Schriften, welche nach den paulinischen Schreiben dort geschrieben oder für Kleinasien berechnet waren, so sehen wir an den johanneischen: an der Apokalypse, im Evangelium, in den Briefen, welche Ansichten dort geherrscht haben müssen. Da auch Ansichten, wo sie zu Tage treten, einen ihnen entsprechenden Boden voraussezen, so dürfen wir auch noch auf spätere Zeiten hinweisen. Die ignatianischen Briefe deuten auf den Kampf des Hellenismus mit dem Judenthum. In Kleinasien entstanden die frühesten dogmatischen Streitigkeiten; hier fanden wahrscheinlich auch zuerst zahlreichere Synoden statt; es ist die Geburtsstätte des Marcionitism und Montanism. Beiden aber gehen vorbereitende Erscheinungen voraus. Man darf nur an Marcions Lehrer Cerdo und die Propheten und Prophetinen erinnern, die schon vor Montan auftraten 1).

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War seit Aristobul und Philo Alexandien der Siß jüdisch-hellenischer Bildung, so bald nicht minder die ihm in gerader Linie gegenüber liegenden kleinasiatischen Städte. Vielleicht dürfte die Schule des Tyrannos in Ephesus als ein Zeichen derselben gelten. Bezeichnend ist jedenfalls, daß in den für Kleinasien bestimmten oder dort entstandenen Schriften die christliche Lehre vom Logos zuerst näher ausgeführt und bestimmt werden mußte.

Dieses wäre also die Umgebung Kolossäs und der Boden, aus dem die dortige Kirche emporkeimte. Vielleicht hatte das Evangelium daselbst mehr die ärmere, dem Einfluße der Bildung weniger ausgesetzte Klasse der Bevölkerung durchdrungen. Es scheint dieses aus der Einfachheit des Glaubens hervorzugehen, der dort blühte. Der Apostel scheint zufrieden damit, ebenso mit der Art und Weise, wie sich ihr Glaube in fruchtbringender Liebe zeige. Er macht keine

16) Cfr. Dorner: Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Jesu. I.

S. 176.

Vorwürfe, daß Zweifel und Unsicherheit die Einfachheit störten. Durch sein Schreiben will er den Kolossern vielmehr Trost einflößen; Trost soll ihnen auch Tychicus bringen, von dem er sagt, er habe ihn abgeschickt: ut cognoscat, quae circa vos sunt, et consoletur corda vestra ").

Er sah aber wohl, daß unter den gegebenen Verhältnissen hauptsächlich ein Fortschritt in der christlichen Erkenntniß noth thue, sollte das köstliche Gut des Glaubens nicht verloren gehen. Er versichert daher, daß er immerdar bete, daß sie zunehmen möchten in Weisheit und geistlicher Erkenntniß. Im Christenthume seh ja alle Fülle der Einsicht (omnes divitiae plenitudinis intellectus), sehen alle Schäße der Weisheit und Erkenntniß (omnes thesauri sapientiae et scientiae absconditi) verborgen. Wer diesen Reichthum erkennt, der müsse, weit entfernt verzagt zu werden, vielmehr Gott danken für die Gnade, daß er ihn in das Reich Jesu Christi berufen habe.

Nun warnt er sie vor den Frrlehrern, mahnend, sich nicht von ihnen täuschen zu lassen. Da Paulus Grund hat, den Epaphras einen Knecht Jesu Christi, einen fidelis frater zu nennen, und ihm Zeugniß gibt, daß er liebevolle Sorge im Herzen trage für die in Kolossä, Laodicea und Hierapolis: so scheint, daß derselbe ob der Aechtheit seiner Lehre verdächtigt und entweder aus freiem Antrieb oder auf den Wunsch der ihm anvertrauten Kirche zu Paulus gekommen, die Sachlage dargelegt, um Aufschluß und Zeugniß gebeten habe. Daß Paulus den Trost wiederholt betont, läßt mich schließen, daß die Gemeinde selbst in Zweifel und Unruhe und Sorge umherschwankend, sehnsüchtig Aufschluß erwartet, also die Reise des Epaphras wenigstens mit veranlaßt habe.

Es kann eine Frage seyn, ob die Kolossischen Frrlehrer der dortigen Kirche angehört haben. Daß sie die christliche Lehre kennen mußten, ist klar, sonst hätten sie keinen Gegensaß zu derselben bilden können. Wenn sich auch aus 2, 19 nicht ergeben sollte, daß sie Christen waren, so möchte dieses doch aus 4, 11 folgen. Von un

17) Coloff. 2, 2. 3; 4, 7 f.

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