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tern gnostischen Fortführungen dieser Theosopheme finden *5). Selbst die unbestimmte philonische Logoslehre darf vielleicht als Charakteristik der Frrlehre genommen werden, da ihr die bestimmte des Apostels gegenübergestellt wird.

25) Cfr. Clemens Alex. Strom. VI, 5; Irenaeus 1, 26, wo er von Cerinth sagt: „Cerinthus quidam in Asia non a primo Deo factum esse mundum docuit, sed a virtute quadam valde separata“; Cone. Laod. c. 35; Theodoret zu Koloff. 2, 18; Reithmayr 1. c. S. 431.

Die paulinische Argumentation im Allgemeinen.

Das in der Einleitung Gesagte kann als allgemeiner Gesichtspunkt gelten für die Darstellung der Versöhnungslehre, wie sie uns Paulus im Kolosserbriefe gibt. Wir glaubten auf die vorchristliche Entwicklung der Menschheit im Heiden- und Judenthum hinweisen zu müssen, weil nur so das Christenthum als Erhebung und Vereinigung derselben in der allgemeinen Versöhnung und Verklärung begriffen zu werden vermag. Die Frrlehre selbst zeigt uns einen Versuch der Vereinigung ohne Christus, den wir freilich nur kurz andeuten konnten. Wir sagen eine Vereinigung ohne Christus. Denn mögen nun die Frrlehrer in oder außerhalb der Kirche gestanden sehn, die Bedeutung der Inkarnation und des Versöhnungstodes Jesu Christi mußte ihnen in den Hintergrund treten. Sie hätten sonst unmöglich solches Gewicht auf Gesetz und Kultus, auf Engel und Ascese legen können.

Dagegen suchten nun die kolossischen Christen ihr Heil einzig in Christus. Der Glaube an ihn, seine Gnade, die Sakramente in seiner Kirche sollten ihnen helfen. Mit gutem Rechte; darum freut sich der Apostel ihres Glaubens, ihrer Liebe, wegen der Hoffnung, die ihnen im Himmel aufbehalten seh. Er bezeugt ihnen die Wahrheit ihrer Anschauung, denn sie sey evangelisch, das Evangelium aber λόγος τῆς αληθείας 1).

Wahrscheinlich hatten die Frrlehrer den Epaphras verdächtigt. Sie suchten die Falschheit ihrer Ansicht durch Anklagen und Ver

1) Coloss. 1, 5.

dächtigungen seiner Lehre und Person zu decken. Entweder, mochten sie sagen, ist die ganze Lehre falsch; oder Epaphras hat sie nicht hinreichend verstanden, und wenn zu viel vom eignen Salze hinzugethan, Lehre und Wahrheit verdorben und so seine Schüler und Anhänger um den Ernst der Gesetzesstrenge und die Seligkeit betrogen. Gegen diese Anschuldigungen genügte das Zeugniß des Apostels, Epaphras set ihm carissimus conservus und ein fidelis minister Jesu Christi).

Dessenungeachtet blieben die aus Tradition und Philosophie genommenen Einwände bestehen. Auch sie mußten widerlegt werden. Paulus konnte sich nicht mit bloßen Versicherungen der Aechtheit und Wahrheit begnügen. Er mußte dem Mangel an Erkenntniß, der die Kolosser trotz ihres Glaubens, ihrer Gutmüthigkeit und Liebe zaghaft werden ließ, abzuhelfen suchen. Hätte er nun die Widersprüche der Frrlehre allein aufgezeigt, so wäre dem Uebel nicht für immer abgeholfen gewesen. Denn man weiß, wie unbestimmt und unfaßbar, wie proteusartig die Irrlehren aller Zeiten gewesen sind. Er warnt sie daher bloß, sich von derlei Ansichten nicht verführen zu lassen, die unter einem guten Scheine alle Lüge verbergen, und gibt die schönste Widerlegung in der großartigen Darstellung der christlichen Lehre selbst.

Das Christenthum ist nicht etwa eine karge Moral, ein Compendium von Rezepten, wie der Mensch hienieden die Kämpfe des Lebens bestehen und dafür vielleicht im Jenseits ein entsprechendes Entgelt gewinnen könnte. Es ist vielmehr ein Leben in Geist und Wahrheit, das einen überirdischen Ausgang, ein himmlisches Ziel hat und sich durch das fortwährende Zusammenwirken von Natur und Gnade, von Gott und Kreatur gestaltet und zur Frucht entwickelt. Alle Fäden laufen hier zu einem Gewebe zusammen: sie zu erkennen, ist Sache des christlichen Bewußtseyns; des christlichen Lebens, ihnen zu folgen. Der Mittelpunkt all dieser Fäden aber ist die Erscheinung des Sohnes Gottes im Fleische, sein Leben, seine Auferstehung, sein Fortwirken in der Kirche.

2) Ibid. 1, 7.

Diese Verhältnisse darzulegen, zu zeigen, wie in Christo dem Gekreuzigten allein Heil zu finden seh, wie sich das in und auf ihm ruhende Leben gestalte, wie er allein Mittler seh zwischen Gott und Menschen, daß Gnade und Kraft zur Rettung nur aus ihm und durch die Kirche fließe: diese Lehre darzulegen war Sache des Apostels. Er thut dieses in dogmatischer und paränetischer Weise und gibt dabei unstreitig von der starken Kost, die er den Korinthern nur in der Ferne gezeigt hatte.

Wir wollen zuerst die leztere hervorheben, wiewohl sie auf jener ruht. Seine Forderungen an das sittliche Leben sind so, daß ihre Wahrheit und Schönheit von selbst zu Tage tritt und daß der Vorwurf einer Vernachläßigung des sittlichen Ernstes von selbst wegfällt. Der entgegengehaltene Gesezeseifer muß dagegen nothwendig als hohl, als kernlose Schale erscheinen.

Zuerst fordert er auf zur Bekämpfung aller Laster. "So`er= tödtet denn eure Glieder, die da irdisch sind: Hurerei, Unzucht, Unreinigkeit, böse Begierde und den Geiz, welcher Gößendienst ist. 3).

"Leget ab Alles: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbare Rede eures Mundes. Belüget einander nicht; ziehet aus den alten Menschen mit seinen Werken und ziehet den neuen an, der da erneuert wird zur Erkenntniß nach dem Ebenbilde dessen, der ihn erschaffen hat. *).

In eben so schönen Zügen zeichnet er nun das neue Leben, das sich durch Christus in ihnen gestalten soll. "So ziehet nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demuth, Sanftmuth, Geduld. Ertraget einander, wenn Jemand Klage hat wider den Andern: wie der Herr euch verziehen hat, so auch ihr. Vor allem diesen aber habet die Liebe, welche ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi herrsche freudig in eurem Herzen, zu welchem ihr auch berufen seyd in eurem Leibe: und sehd dankbar. Das Wort Christi wohne reichlich in euch mit aller Weisheit. Lehret und ermahnet einander mit Psalmen und

3) Ibid. 3, 5; cfr. Römer 8, 13; Galat. 5, 24; Ephes. 5, 5. 4) Coloss. 3, 8 ff.

Lobliedern und geistlichen Gesängen und singet Gott mit Dankbarkeit in eurem Herzen. Alles, was ihr thuet in eurem Herzen in Wort oder Werk, das thuet Alles im Namen des Herrn Jesu Christi und danket Gott und dem Vater durch ihn, 5).

"Jhr Weiber seyd unterthan euren Männern, wie sich's geziemt im Herrn. Ihr Männer liebet eure Weiber und sehd nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder gehorchet den Aeltern in Allem: denn das ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter erbittert eure Kinder nicht, daß sie nicht muthlos werden. Ihr Knechte gehorchet in Allem den leiblichen Herrn nicht als Augendiener, sondern mit Aufrichtigkeit des Herzens aus Furcht Gottes. Alles, was ihr immer thuet, das thut vom Herzen, als wie dem Herrn und nicht den Menschen: denn ihr wisset ja, daß ihr vom Herrn den Lohn der Erbschaft erhalten werdet; Christo dem Herrn dienet. Wer aber Unrecht thut, wird das wieder empfangen, was er unrecht gethan hat: denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott« “).

"Ihr Herrn, was recht und billig ist, erweiset den Knechten, da ihr wisset, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Seyd beharrlich im Gebete und sehd wachsam darin mit Danksagung. Betet auch zugleich für uns 2c. Gehet weise mit denen um, die draußen sind: erkaufet die Zeit. Eure Rede seh allzeit lieblich und mit Salz gewürzt, daß ihr wisset, was ihr mit einem Jeden reden follet."

Man stelle nun diese sittlichen Vorschriften neben die Forderungen der Frrlehrer; der Vergleich braucht kaum mehr gemacht zu werden. Hier ist Form, dort Leben; hier wird das Mittel Zweck, dort soll es zum Ziele führen; hier wird die Natur und ihre Ordnung verkehrt und verwüstet, dort hergestellt, erhoben und verklärt.

Das Christenthum lehrt keineswegs einen sittlichen Quietismus; Christus ist nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern zu erfüllen. Die Erfüllung, Vergeistigung und Verklärung des Gesetzes ist aber nur durch das möglich, was Christus für uns gethan hat.

5) 3, 12 ff.

6) 3, 25. Cfr. Gal. 3, 27. 28. I. Petri 2, 1; 3, 8. Ephes. 4, 32. Galat. 6, 2 2c.

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