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Einleitung.

Wie sich das Kreuz, an dem der Heiland gelitten hat, von der Tiefe zur Höhe erhob und seine Querbalken nach den verschiedenen Seiten der Erde hinstreckte: so wirkt auch die Gotteskraft, welche von dem geopferten Sohne Gottes ausströmt, nach allen Dimensionen des Weltalls hin. Nach oben sich erhebend, geht sie in den Himmel ein, öffnet, ordnet und erhebt diesen; in der Tiefe vollzieht sie den Läuterungsprozeß zwischen Gut und Böse; in ihren Seitenrichtungen ergreift sie Juden- und Heidenthum, sie zu vereinigen im Reiche der Gnade und Erbarmung.

Welche Tiefe und Großartigkeit des lange verborgen gehaltenen, höchstens dunkel geahnten Rathschlusses der Gottheit: Alles soll ergriffen, durchbrungen werden. Einen neuen Weg soll die Geschichte einschlagen, Alles zu Gott zurückkehren, Gott unterthan werden; geläutert soll die Welt von Neuem ein Abglanz des göttlichen Lebens sehn durch das Kreuz Christi.

"Ich sage Gott Dank., schreibt der Apostel Paulus an die Kolosser, "da ich von eurem Glauben, eurer Liebe höre, wegen der Hoffnung, die euch im Himmel aufbehalten ist, von der ihr gehört habt im Worte der Wahrheit des Evangeliums, das auch zu euch gekommen ist, wie in die ganze Welt fruchtbringend und wachsend seit dem Tage, da ihr es vernommen und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt. . . Daher hören wir auch nicht auf, für

euch zu beten und zu flehen, daß ihr erfüllt werdet mit der Erkenntniß des göttlichen Willens, reich in aller Weisheit und geistigen Erkenntniß: daß ihr würdig wandelt Gott in Allem gefallend; fruchtbringend in jedem guten Werke, wachsend in der Wissenschaft Gottes..... Gott dem Vater Dank sagend, daß er euch gewürdigt hat, Theil zu nehmen am Loose der Heiligen im Lichte; daß er euch entrissen hat dem Reiche der Finsterniß und versezt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir Erlösung haben durch sein Blut und Vergebung der Sünden.. 1)

Mit diesen an eine Kirche gerichteten Worten hat der Apostel die Gefühle und Vorsätze gezeichnet, die in allen Menschenseelen flammen und wachsen sollen ob der großen That der Liebe, die uns Gott in der Menschwerdung und dem Leiden seines Sohnes angedeihen ließ. Denn nicht anders hätten wir gerettet werden können; kein anderer Name wäre uns gegeben worden, in dem wir hätten selig werden können, als der Jesu Christi.

"Denn Er", fährt der Apostel fort, "ist Gleichbild Gottes des Unsichtbaren, der Erstgeborne aller Kreatur: denn in ihm ist Alles erschaffen im Himmel und auf Erde, Sichtbares und Unsichtbares — sehen es Thronen oder Herrschaften, Fürstenthümer oder Gewalten: Alles ist durch ihn und in ihm erschaffen worden: und Er ist vor Allen, und Alles ruht in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes der Kirche, ihr Grund und Anfang, der Erstling aus den Todten, so daß er in Allen den Vorrang hat. Denn es war Rathschluß, daß in ihm alle Fülle wohne, und daß er Alles versöhne durch sich, was auf Erde und im Himmel ist, Frieden stiftend durch das Blut seines Kreuzes. Wir Alle waren, wie die Kolosser, an welche er diese Worte richtet, fern von Gott, seine Gegner in der Gesinnung durch böse Werke: nun aber hat auch uns der Heiland versöhnt im Leibe seines Fleisches durch sein Blut, geheiligt und untadelhaft ge= macht vor Gott 2)..

In Sehn und Leben, in That, Wille und Erkenntniß war

1) Coloss. 1, 4 ff.
2) Coloss. 1, 12 ff.

ja alle Menschheit auseinander gegangen, weil sie die Höherichtung der Seele, die Einheit mit Gott verloren hatte. Denn gleich dem Kreuze Christi hat auch die menschliche Natur in Sehn und Werden verschiedene Richtungen, verschiedene Ziele. Auf sinnlichem, irdischem Boden stehend, soll sie ihr Haupt zum Himmel, zu Gott emporrichten, an ihm sich festhalten, in der Vereinigung mit ihm das Ziel alles Lebens und Werdens erkennen. Durch ihn soll die Sinnlichkeit selbst erhoben und an den Himmel gefesselt werden. Diese Richtung zum Ueberirdischen bedingt dann ferner auch das wahre und schöne Seitenverhältniß, wornach alle Menschen untereinander sich wie Brüder und Erben ein und desselben Reiches lieben, jeder wie in sich, auch im Nächsten das Ebenbild Gottes erkennt, sich im Nächsten und den Nächsten in sich, in Allem aber Gott ehrt.

Dieses schöne Verhältniß aber wurde aufgehoben durch den Mißbrauch der Freiheit, durch die Abkehr von Gott. Wie denn, wenn an einem Gebäude die höhern Theile ihre Richtung verlieren, sich in die Tiefe stürzen — auch die untern mit in den Sturz hineingerathen, zertrümmert werden und so das ganze Gebäude zu Grunde geht: so sind alle Lebensrichtungen durch die Sünde verkehrt worden, nur Bruchstücke ihrer einstigen Schönheit zurückgeblieben.

Den strengen Gefeßen der Zeit und des Werdens unterworfen, pflanzte die Menschheit in ihrer Entwicklung auch die Verkehrung, die Disharmonie, die Sünde fort. Die Sinnlichkeit, durch keinen höhern Zug in Schranken gehalten, überwältigt den Geist, daß er selbst das Bewußtseyn verliert, dem Himmel anzugehören, in ihm die künftige Wohnstätte für die Ewigkeit zu haben. Das Gefühl der Einheit und Zusammengehörigkeit der Menschheit zersplittert sich_in_Selbstsucht, kaum geschwächt durch das Nationalgefühl. Stämme und Völker aber stehen sich gegenüber als hostes mit vollem Rechte, mußten die Anhänger der Autochthonenlehre sagen.

Noch war freilich ein Rest ihres einstigen Zuges zum Himmel in der Natur zurückgeblieben; noch pflanzte sich die Erinnerung an die Vergangenheit und die schönen Tage, wo die Götter mit den Menschen verkehrt, in den Völkern fort; noch schwebte der göttliche Logos bildend und erhaltend über der Geschichte: aber in dem beweg

lichen, verkehrten, der Erde zugewandten Sinne vermochte das himmlische Licht nur einen schwachen Wiederschein zu gewinnen. Es glich dem Strahle, der im kräuselnden Wasserspiegel zwar sichtbar, aber nicht zu fassen ist und von jedem Lufthauche verdrängt werden kann.

So besonders im Heidenthum, das in seinen verschiedenen Formen ein trauriges Bild dieser Entwicklung liefert. Man sieht, wie noch einige Strahlen der Gotteserkenntniß sein Bewußtsehn durchdringen, man sieht es geführt und geleitet von der Vorsehung: aber die Augen erblinden, die Flügel erlahmen, die es dem Göttlichen zutragen sollten. Je mehr die Versinnlichung, die Herrschaft der Natur über die Anhänger desselben überhand nahm, um so mehr trat die Verendlichung und Versinnlichung der Gottesidee, die Verwischung der göttlichen Erhabenheit und die Vermischung Gottes mit der Krea= turwelt hervor.

Im Polytheism hatte sich das Bewußtsehn der übersinnlichen Welt noch erhalten. Sobald aber Gott mit den "Göttern in ein coordinirtes Verhältniß trat, und wenn auch als das höchste Glied in der himmlischen Hierarchie, doch eben auch nur als Glied derselben betrachtet wurde: war die Gottesidee verwischt und mit dem Kreatürlichen verschmolzen, selbst das Böse als Princip anerkannt. Denn die Geisterwelt war ja selbst durch den Prozeß der Freiheit gegangen, in eine gute und böse geschieden. So lange durch den geschichtlichen Prozeß die Scheidung nicht vollständig durchgeführt ist, bleibt auch die Menschheit als Glied des Univerfums dem beiderseitigen Einfluß ausgesetzt. Wird nun Gott nicht als absoluter von den relativen Wesen geschieden, so ist auch sein gesetzgebender Wille verkannt, und gute wie böse Geister bleiben ihm gegenüber im Rechte.

Es ist nicht zu läugnen, daß das Heidenthum den Einfluß des Himmels wie der Hölle fühlte. Allein durch seine eigne Verkehrung war ihm auch der sittliche Maaßstab zur Unterscheidung und Beurtheilung derselben größtentheils verloren gegangen. So vermischte es Gut und Böse, wie es sich in der Wirklichkeit zeigte, auch im Bilde seiner Götter, das durch die fündhaften Begierden und Leidenschaften der menschlichen Natur schon selbst verdunkelt und verkehrt

werden mußte, da nie ein Inhalt wenn auch noch so rein, im unreinen Gefäße sich lauter zu erhalten vermag 3).

Die weitere Entwicklung mußte den Polytheism zum Pantheism führen. Jener hat schon seinen Grund in der Verendlichung der Gottesidee, dieser ist nur die vollständige Durchführung derselben, die Lehre: daß Gott nichts wesentlich Anderes sey, als die KreaSobald ein besseres Gefühl in der menschlichen Natur sich der Carricaturen der Götterbilder bewußt ward, mußte schen die Scham zu dieser Fortbildung zwingen. Dieser kam der Trieb nach Einheit des Bewußtseyns zu Hilfe, der im Heidenthum nur dabei Befriedigung finden konnte. Daß neben ihm der Polytheism noch bestehen blieb, hat seinen Grund nur in der eignen Einseitigkeit, die die Thatsachen eines überirdischen, geistigen Einflusses nicht läugnen, aber auch nicht erklären konnte *).

Eine edlere Richtung hatte die dritte Form des Heidenthums, der Dualism, wenn ihm auch die objektive Wahrheit ebenso wie den andern Formen fehlt. Hier zeigt sich, daß der Geist seiner höhern Würde wieder bewußt wird und die Sclavenkette, welche das Naturleben um ihn gewunden, wieder abzuschütteln sucht. Er fühlt sich der Natur gegenüber als etwas Höheres, das zur Herrschaft über jene bestimmt sey. Der Kampf zwischen ihr und ihm erzeugt das Gefühl des Zwiespaltes im Menschen, den dann freilich der Dualism, statt ihn als einen im Mißbrauche der Freiheit keimenden zu begreifen, in einem Dualism der Weltprincipien suchen zu müssen glaubt,

wiewohl ihn schon der Trieb zu einer durch freie Selbstbestimmung zu vermittelnden Einheit als einen durch Freiheit geseßten be= urkundet. Mehr als die beiden andern muß diese Form des Heidenthums zu sittlichem Streben, zu einem Kampfe des Geistes mit der Sinnlichkeit führen. Zum vollen Siege kann der Geist allerdings auch hier nicht kommen, da er gegen eine von Gott gesezte Ordnung ankämpft und die Vernichtung der Leiblichkeit, an sich schon sündhaft,

3) Cicero de natura Deorum: Multi de diis prava sentiunt, id enim
vitioso more effici solet. Cfr. Augustin de civit. Dei 1. VIII.
4) Augustin ibid.

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