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COLLEGE LIBRARY

FROM THE LONERY OF

PROFESSOR LORMED STEVENS WHITE

JUNE 12, 1955

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Wir sind räumlich weit auseinander geführt worden, Du nach dem Norden, ich nach dem Süden des Deutschen Vaterlandes, nachdem wir in der Hessischen Heimath ein Jahr als Studenten, dann ein Jahrzehend als Universitätslehrer in redlichem Streben nach dem gleichen Ideal und in ungetrübter Freundschaft zusammen gelebt und gewirkt hatten. Deine Theologie war eine volksthümlich religiöse und wissenschaftliche zugleich, die auch in der Kunst und in der Natur eine Offenbarung des göttlichen Geistes suchte und fand, und so vereinte uns ein freier Dienst der Wahrheit und Schönheit, wenn mein Philosophiren den Fodrungen des Gemüths ihr Recht wahrte und der sittlichen Weltordnung, der Idee des Guten huldigte. Wir haben mit andern treuen Genossen unsre großen Dichter gemeinsam gelesen, ihr Denken und Wollen ist verwachsen mit dem unsrigen, wir können nicht aufgeben was sie errungen haben, ihre Waffen erproben sich noch heute im Kampf gegen Knechtsinn und Verfinsterung wie gegen frivole Selbstsucht und materialistischen Uebermuth. Ich habe getrachtet in einer positiven Kritik den innern Kern der Eigenthümlichkeit eines jeden aufzufassen und darnach seine Lebensentfaltung, seine Schöpfungen darzulegen, nicht in kleinlicher Nergelei an den kleinen Mängeln den wohlfeilen Ruhm eines

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scharfrichterlichen Scharfsinnes zu erlangen, sondern liebevoll dem heranwachsenden Geschlecht ihr Wesen und ihre Größe klar und rein hinzustellen. Es ist Zeit daß wir uns das echte Erbe des achtzehnten Jahrhunderts nicht verkümmern lassen, darum soll das Licht jener Genien auch der Jugend leuchten und ihr die Weihe geben in gleichem Sinn weiter zu schreiten. Die Ideen welche meine religiösen Reden für das deutsche Volk und meine Aesthetik tragen, finden sich auch in diesen Denkreden wieder, deren drei ich in München, die vierte in Gießen hielt; wer nach der Ausführung und Begründung der Lehren verlangt, die hier über Gott, Geist und Natur, über das Schöne und die Kunst gelegentlich ausgesprochen werden, den verweise ich auf beide Bücher, die sich bemühen philofophische Erkenntnisse in deutscher Sprache jedem Gebildeten verständlich vorzutragen.

Möge die praktische Thätigkeit des Predigeramtes in Hamburg Dir gestatten auch die Früchte der Gießner wissenschaftlichen Vorträge zu veröffentlichen! Das Christenthum wie es Christus geübt und gelehrt in Werk und Wort, liegt ja in jeder Menschenseele, kann und soll die persönliche Lebenserfahrung einer jeden werden, und verwirklicht das göttliche Ebenbild in ihr; es bleibt darum nicht in feindlichem Widerspruch stehn mit dem was deutscher Geist im Dichten und Denken selbstkräftig und frei hervorbringt oder in der Natur und Geschichte findet, vielmehr wird eines vom andern ergänzt, erklärt und vollendet, und ihr Zusammenklang sei auch fortan das Ziel unsrer Arbeit und unsre Freude.

München am Christtage 1861.

Moriz Carriere.

Leffing.

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