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Die Symbolik der Farben.

Daß die Farben eine religiöse Bedeutsamkeit haben, wird man nicht verkennen können, wenn man bedenkt, daß das Aeußerste der Welt auf das Innerste der Welt zurückweist. Die Farben sind freilich das Aeußerste der Erscheinungswelt. So wie man von der Leiblichkeit gesagt hat, sie sey das Ende der Wege Gottes, so kann man von der Farbe sagen, sie sey das Ende der Leiblichkeit. In den Farben erscheint die Mannigfaltigkeit der bunten Welt, und sie sind darum auch von der strengen Aszetik selber zum Weltlichen gerechnet worden. Bunte, farbige Trachten werden der geistlichen Tracht mit großer Bestimmtheit entegengeseßt. Nur in dem hohen Priesterkostům der katholischen Geistlichkeit sind sie wieder zum Vorschein gekommen, um zu verkündigen, daß ihre Religion Weltreligion geworden sey, und sich das farbenreiche Leben unterworfen habe. Im Mährchen und in der Mahlerei erscheint der Fürst dieser Welt bekleidet mit einem grünen Jägerhabit, und trågt eine Hahnenfeder, wenn wir nicht irren, eine rothe, auf seinem Hut. In einzelnen Gegenden Süddeutschlands sollen die weltfrohen farbigen Kleider der Katholiken von den rigoureusen, dunklen Trachten der Protestanten stark abstechen.

Lange, verm. Schriften, I.

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Diese Weltlichkeit der Farben darf uns indeß nicht ver leiten, ihre religiöse Bedeutsamkeit zu verkennen. Die Aszetik mochte pådagogische Gründe haben, sich der hellen Farben zu entåußern, so wie in heiliger Absicht dem Israeliten verboten war, mit zur Sonne gewendetem Angesicht zu beten. Die Kirchlichkeit mag immer noch um der symbolischen Kraft willen, die unabånderlich in allem Erscheinenden liegt, sich genöthigt fühlen, im Schwarzen und Weißen ihre Lieblingsfarben festzuhalten, mit Abweichung des Bunten, oder der Farben im engeren Sinne. Man wird demnach zugeben müssen, daß die Aversion gegen das Farbige, sobald sie dogmatisch wird, mit der manichåisirenden Weltverachtung zusammenhängt, die so vielfach von alten Zeiten her die christliche Glaubenslehre und Aszetik getrübt hat. In den Farben erscheint uns die Welt. Sind sie auch das Aeußerste der Erscheinungen, so gehen sie doch aus dem Innersten des Lebens hervor; denn die Welt ist nicht gefärbt von Außen, sondern aus dem Inneren bringt sie die Erscheinung ihrer Eigenthümlichkeiten in ihren Farben an den Tag. Man könnte also wohl die Farben als den Ton und Klang bezeichnen, als den Accent und Rhythmus, mit welchem das ewige Schdpfungswort unser Gemüth ergreift. In ihnen treten die hellen Mysterien des Lebens traulich nah vor unsre Augen; ja sie dringen traulich süß und verwandt in unser Auge hinein, das eben deßwegen in sich selber farbenbildende Kraft hat, weil es mit dem Lichte verwandt ist, ein Organ von sonnenhafter Natur. Man kann die Farben als Grundtöne des Lebens bezeichnen.

Die Aesthetiker behaupten, man könne die Farben als folche, Roth, Gelb, Grün oder Blau, nicht schön nennen. Wir möchten diese Behauptung nicht unbedingt gelten lassen. Freilich finden sich die Grundgedanken der Schöpfung nicht in den Farben ausgesprochen; diese liegen vielmehr in den Prinzipien, in den Monaden, in den Saatkörnern, Gattungen, Individualitäten. Über die Grundstimmungen, welche Gott seiner Schöpfung mitgetheilt hat, scheinen dagegen ganz besonders in den Farben sich kund zu geben. Mögen sie also immerhin nicht schön heißen im klassischen Sinne, so find sie es doch im romantischen. Können sie nicht für geistreich gelten, so sind sie dafür gemüthlich. Sie er greifen mit der Kraft des Gemüthlichen; sie sprechen in ihren einfachsten Zusammensehungen wie die einzelnen Accorde in der Musik zum Herzen. Der Gebildete findet allerdings die einfachen, rührenden Accorde der Musik nichtssagend, langweilig. Das melodische Phånomen des Regenbogens hat Göthes Nachdenken verhältnißmäßig im Vergleich zu andern Farbenerscheinungen nicht lange beschäftigt. Es gehört mit zur Passivität, zur geistestrågen Gefühligkeit des ungebildeten Volks, daß es in einzelnen Accorden seine Musik, in einfachen Farbenerscheinungen seine Mahlerei finden kann. Aber in diesem volksthümlichen Zuge offenbart sich auch die Kraft, die der einfache Mensch vor dem gebildeten voraus hat, nämlich die Gemüthlichkeit, der frische Sinn für die treuen, füßen, bedeutungsvollen Grundstimmungen des Lebens, die schon in einem eins zelnen Accord mächtig anklingen, besonders verheißungs

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