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Die Gränzen der Naturbetrachtung.

Unter den Gränzen der Naturbetrachtung verstehen wir die Grundbegriffe, oder vielmehr die Schlußformeln, bei denen die empirische Naturforschung ausruht und umkehrt, und welche von der populåren Naturs anficht nicht nur als Grånzen aller Erkenntniß, sondern auch als Schuhmächte der Aufklärung verehrt werden. Solche Gränzpunkte für die diesseitige Weltbetrachtung find: die Materie, die Elemente, die Naturgefeße, die Gattungen, und endlich der Begriff der Natur selbst. Mit diesen Vorstellungen, mit diesen Formeln ist der Horizont des modernen, empirischen Wissens umschrie, ben. An diesen Marken schlägt selbst die scharfempirische Weltbetrachtung des Unglaubens plößlich in den entschiedensten, blindesten Aberglauben um. Auf den Wegen bis zu diesen Grånzpunkten weiß man Alles, ist man aber bei ihnen angelangt, so weiß man plóglich nichts mehr. Hier also verwandelt sich der Tag der Aufklärung durch die kürzeste Götterdämmerung plöglich in eine stockfinstere Nacht. Die Materie ist die Materie, das Element ist das Element u. s. w., dabei glaubt man sich beruhigen zu müssen. Was folgt

Lange, verm. Schriften. I.

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daraus? daß die Erkenntnisse und Forschungen dieser Weltansicht in dde Sackgassen, in rabenschwarze Finsternisse auslaufen; daß die aufgeklårte Weltplåne von einem schauerlich dunklen Ring ahrimanischer Verschlos= senheit umgeben ist. Der Aberglaube nimmt eine schlechthin fremde, unerklärliche Macht an, und an diese Macht verschwendet er seine Ahnung des Göttlichen mit abgöttischer Verehrung. So nimmt die moderne Naturbetrachtung ihre lehten, stolzen Gedanken gefangen unter den Gehorsam des Aberglaubens, nämlich der Annahme des schlechthin fremden und unerklärlichen Wesens jener råthselhaften Mächte an dem Horizonte ihrer Erkenntniß. Hier ist ihr Kultus; hier sind ihre Göten, hier fällt sie von den stolzen Höhen der vermeinten Unabhängigkeit von Gott in die Tiefe der schnödesten Anbetung herab, oder vielmehr hier, wo die hellen Mysterien der Gottesahnung königlich beginnen, flüchtet sie sich in die dunklen Mysterien der Kreaturvergötterung hinein, und segnet sich mit unverstandenen Zauberformeln gegen den Andrang des Göttlichen.

Ueberall ist Bethel. Das Wesen der Dinge selber ist überall eine Himmelsleiter, auf welcher für ein aufrichtiges, gründliches Gemüth die Engel Gottes aufund niedersteigen. Es gibt einen Weg von oben nach unten in der Erkenntniß Gottes. Dieser Weg ist durch die Offenbarung gebahnt, und die rechte Theologie hat ihren Wandel auf ihm. Auf diesem Wege erkennt man von oben her das Innerste der Welt. Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig geworden ist, daß Alles, was man

stehet, aus nichts geworden ist. In dem Lichte dieses Weges weiß man, daß Gottes Allgegenwart durch die ganze Schöpfung geht, daß die Kreatur nicht in sich selber den Grund ihres Wesens hat, sondern getragen wird von dem kräftigen Wort Gottes, wie sie von ihm ist in's Daseyn gerufen worden, daß die Rede Gottes, sein Sinn, sein Wille und Wohlwollen durch alle Dinge hindurchtônt, und daß als höchste Schöpfungsblüthe und Gottesoffenbarung sein Wort im Fleisch erscheint. Auch die ächte Philosophie wandelt, erstarkt in dem Lichte der Offenbarung, diesen Weg der Erkenntniß, der von oben her hinein schaut in die Tiefen der Welt. Sie erklärt die Welt der Erscheinungen aus den Gedanken Gottes; sie behauptet den „Monismus des Gedankens." Sie erkennt die Idealität des Materiellen selbst in dem Wesen des Schalles, fie vernimmt also in den Scherben, in den Gefäßen der Körperlichkeit selbst den Silberklang des geistigen Ursprungs. Und so läßt sich eine christliche biblische Weltverklärung durch den Sieg der gläubigen Theologie und der christlichen Philosophie wohl erwarten. Aber nicht bloß zum Niedersteigen, auch zum Emporsteigen der Engel Gottes ist die Himmelsleiter vorhanden. Die Empirie soll den Weg suchen zum Empyreum. Die Wissenschaft, welche mit klugen Falkenaugen ihren Weg angetreten hat, soll nicht auf der Grånze mit glohendem Blick vor hehren Schwierigkeiten erstarren; sie soll nicht die hel len Geheimnisse der Gottesnåhe in finstere Geheimnisse der Gottesferne verwandeln. Sie soll die Schuhe auss ziehen auf dem heiligen Boden, und die Stimme im

brennenden Busch vernehmen, nicht aber die Augen krampfhaft zudrücken, und den brennenden Busch anbeten. O ihr Unverständigen, muß man den raffinirten Verstandesmenschen zurufen, wenn sie von dem Elemente nichts weiter wissen mögen, als daß es ein Element ist. Ihr seyd wohl vergleichbar jenem „Peter, der auf Reisen ging," und der bei dem nächsten Be gegniß bereits Halt, und bei dem nächsten Dorfe schon Kehrt machte, weil ihm die Dinge in dieser Fremde zu ungeheuerlich werden wollten. Kehrt am Ende immerhin zurück, aber pocht nur nicht auf die Weite eurer Empirie. Zu der Empirie, daß das Herz in Flammen gesetzt wird auf der Grånze des Wissens, daß die Grubenlichterchen zu lodernden Fackeln der Begeis sterung werden in der Tiefe der Erforschung einer von Gott erfüllten Welt, håttet ihr wenigstens kommen sol, len. Ihr håttet im Abendrothe eurer tageshellen Erkenntniß die Sterne der Ahnung des Göttlichen, die Sterne göttlicher Gedanken, Absichten, Segnungen sols len aufbligen sehn, nicht aber plöhlich hineinfallen aus dem Tage der Wissenschaft in die Nacht des Unwissens. Eine solche Aufklärung, welche über die Experimente und Beobachtungen des äußerlichsten Wesens der Dinge eine schimmernde Helle verbreitet, während sie rings umher von schwarzen Schatten der Nacht umgeben ist, das ist gewiß die Helle einer Schuster, lampe, die nicht von weitem zu vergleichen ist mit dem Lichte, worin weiland der Schuster Jakob Böhm die Dinge betrachtet hat. Euer Wissen freilich ist dennoch höchst respektabel, aber euer plökliches Nichtwissen auf

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der Gränze ist falsch und affektirt, und hinter jeder Afs fektation birgt sich zu allen Zeiten allerlei, was nicht seyn soll. Wir reden hier nicht gegen den scharfen, bestimmten Ausbau der Erfahrungswissenschaften, gegen den nüchternen, wissenschaftlichen Ausdruck, gegen den regelmäßigen Fortschritt; wir haben es mit dem Aber: glauben auf den Grånzpunkten der Naturbetrachtung, mit dem superstitiösen Quietismus in den Formeln, womit man die Grånzpunkte betrachtet, mit der Vergötterung der Materie, des Elementes, und ähnlicher Markwächter der kreatürlichen Erscheinungen zu thun, und diese Vergötterung nachzuweisen, möchte auch einem wenig geförderten Dilettanten auf diesem Gebiete nicht schwer fallen. Im Folgenden wollen wir diese Nachweisung im Einzelnen versuchen.

Als den ersten Grånzpunkt der empirischen Naturforschung und populåren Naturansicht haben wir die Materie bezeichnet. Gegen den Begriff der Materie an sich darf man nichts einwenden; hier handelt es sich nur um die Art und Weise, wie man vielfältig sich in ihm beruhigt. Die Materie ist die Basis, daš Unterste der körperlichen Erscheinungen. Das ist genug für die populåre Weltansicht, sie will nicht weiter. Man weiß, daß das Materielle nüßlich ist, und be hauptet von der Materie, dem Grundstoff des Materiellen, sie sey unerklärlich, eine absolute Grånze der soliden Erkenntniß. Und so hat man sie denn zur Gottheit des Nüßlichen gemacht. In dem Weltschatten, welchen fie bilden muß, gedeihen ja die materiellen Interessen, wie man meint, und insofern ist ihr fin

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