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Auf Abendtheuer geht; nicht immer
Den Todtentopf in Rosenlauben stellt;
Beh keuschen Tänzen sich gefällt,

[Nro. 2.

Und Freudentage schon sich auf die Zukunft webet ;
Nur eine matte Dämmerung

In schwarzen Nächten sieht, wofür der Pöbel bebet;
Und wenn sich mit vermeßnem Schwung

Ein Irrgeist höher noch, als die Natur, erhebet,

Mit leisem Flügel zwar in reinen Lüften schwebet, 10 Doch immer einen Blick dem Himmel, den sie liebt, Und einen Blick der Erde giebt.

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Paris.

Eloge de Fr. de Salignac de la Motte de Fenelon, Archeveque etc. Discours qui a remporté le prix de l'Academie françoise en 1772. par Mr. de la Harpe.

In einem Jahrhundert, wo man, nach einem ufre r ersten Genies, an Worten drechselt, kleine und große [15] Versuche macht, Gedanken zu empfinden, und Empfindungen 20 mit Händen zu greifen; wo man Kupferstiche baut, Holzschnitte schreibt, nach Noten sicht; wo man alle Sprachen der Kunst und Natur verwirrt, Prosa singt, und poetische Paragraphen schreibt, muste uns dieses Werk des Herrn de la Harpe eine erquickende Erscheinung seyn. Es ist voll 25 dr wahrsten und mit sokratischer Mäßigung ausgedrückten Gedanken, der Strom der Rede voller Harmonie, ohne den Auswuchs eines einzigen unnüßen Glieds, wenig Neologismus; kurz, eine glücklich regierte Einbildungskraft, allzeit erhaben, kühn, und gleich in ihren Zeichnungen. Zuweilen fürchtet 30 man sich, dem Redner nachzuschreiten. Man glaubt, er werde für die Gradation seiner Ideen keine Nuancen mehr finden. Allein sie schlummerten längst in seiner Seele, und nicht erst in der Stunde der Geburt entstanden sie als ungeheure Mißgestalten. Wir wollen ihn selber hören, diesen Xenophon, 35 der das Leben Sokrates schreibt. Er spricht von der Zeit, da die Wahl des Unterrichts bey dem Dauphin auf Fenelon

Nro. 2.]

fiel. Wie glücklich schäßt sich nun Fenelon! Alles was er bisher zum besten des menschlichen Geschlechts gedacht, und gewünscht hat, vertraut er dieser edlen und lentsamen Seele, sie nährt er mit Wahrheit und Tugenden, ihr prägt er die Züge seines Bildes ein. Dieses ist das Glück das 5 er genießt. Dieses war, wenn ich mich so ausdrücken darf, der Gedanke des Schöpfers, da er sagte: Lasset uns Menschen machen, die unserm Bilde ähnlich jind. Und dann das Gemälde der Pflichten eines Mentors! Aufhören für sich zu leben, nur für seinen Untergebenen 10 daseyn; sich kein Wort erlauben, das nicht eine Lehre, keinen Schritt, der nicht ein Beyspiel sey; Die Ehrfurcht für das Kind, das König seyn wird, mit dem Joch vereinigen, das er [16] tragen muß, um zu lernen, wie er es dereinst seyn soll; ihn an seinen Stand erinnern, um ihm die Pflichten 15 davon vorzuzeichnen, und dem Stolz desselben zu begegnen; Neigungen zu bestreiten, welche die Schmeicheleh erweckt; Laster, welche die Verführung bestärket, durch Standhaftigkeit der Grundsäge, durch Unsträflichkeit der Sitten, den Geist der Unabhängigkeit zu bezwingen, der einem Prinzen so na= 20 türlich ist; seine Empfindsamkeit so zu leiten, daß sie nicht Schwachheit wird; ihn tadeln, ohne sein Zutrauen, ihn zuweilen strafen, ohne seine Freundschaft zu verliehren. Immer die Gränzen erweitern von dem, was er thun soll, und eben so die Gränzen näher zusammenzurücken von dem, was 25 er thun darf. Endlich nie seinen Untergebenen, nie den Staat, nie sein Gewissen hintergehen Dieses sind die Pflichten, die sich der Mann auflegt, zu dem der Monarch sagt: ich gebe dir meinen Sohn: und dem das Land zuruft: Gieb uns einen Vater!"

Endlich, welche erhabne Stelle ist nicht die Anrufung des höchsten Wesens um gerechte und Wahrheit und Tugend liebende Könige, die sich mit diesen Worten schließt:

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„Gieb höchstes Wesen, daß alle Großen der Erde die sich rühmen, ihre Gewalt aus deiner Hand zu empfangen, 35 nur darum sich daran erinnern möchten, um zu bedenken, wie sie dir ähnlich werden!"

[Nro. 3.

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Voltaire sagt in einem Briefe von dieser Rede: C'est le Genie du grand Siècle passé, fondu dans la Philosophie du Siècle présent.

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Nro. III. Den 10. Jänner 1772.

London.

L'an deux mille quatre cent quarante. Rêve s'il en fut jamais. 1771. 8. 1 Alphabet 7 Bogen mit der Vorrede.

Dieses Buch enthält eine Satyre auf das Zeitalter des 10 Verfassers, und auf Frankreich, sein Vaterland, zugleich aber auch das Ideal der Moralität, wie er es vor sein Vaterland, und sein Zeitalter wünschte. Der Einfall, zu träumen, daß er im Jahr 2440. in Paris sey, hat ihm Stoff zu beyden Entzwecken an die Hand gegeben. Er sieht alsdann 15 alles, wie er es wünscht, und erzählt seinen Mitbürgern, als ein Mann von 700 Jahren, allerley glaubwürdige Dinge, die zu seiner Zeit Mode waren. Wenn er seinem Zeitalter den Text liest, so hört man ihm nicht so ruhig zu; denn es ist oft bittre und harte Deklamation, und fast follten 20 uns die gehäuften Pointen des Chev. D' Eon in seinem Espion Chinois lieber seyn. Auch die Gegenstände sind zu gemein und verbraucht. Die Klagen gegen den Koth zu Paris, gegen die Wagen der Reichen, die den Fußgängern so beschwerlich sind, gegen enge und krummgeführte Straßen, 25 gegen Bicetre, gegen die Unanständigkeiten, bey Hinrichtung eines Mitbürgers, passen nicht sowohl auf Paris, als auf jede [18] große Stadt. Sie sind uns, gegen die mit Patriotismus und Erhabenheit der Seele gesagten Stellen, wenn er von Erhöhung der menschlichen Natur spricht, wie die 30 Avenuen einer Hauptstadt, wo man unter Ruinen und dunklen Gewölben eines Gothischen Thors zur Aussicht der herrlichsten Palläste geleitet wird. Seine Nachricht, wie man die Menschen im Jahr 2440. begräbt, hat uns nicht übel gefallen. Auf einem gemeinen Leichenwagen, den der Pomp der Freunde, 35 als Sinnbild der Auferstehung, umgiebt, führt man in gleicher Gesellschaft Grafen, Bauren und Herzoge zu ihrer

Nro. 3.]

mütterlichen Erde. Die ganze Nation ist eine Nation Autoren. Nur erschrecken unsre Leser nicht zu geschwinde! Jeder Bürger des Staates ist verbunden, ein Tagebuch zu halten, wo er in den besten und glücklichsten Augenblicken seines Lebens seine Gedanken und Empfindungen nieder- 5 schreibt. Dieses Buch wird bey seinem Tod eröffnet, als sein Testament, das er seinem Vaterland hinterläßt, die besten Gedanken werden abgesondert, und dem gemeinen Schaße der Kenntnisse der Nation anvertraut. Auch der Medicus, in dessen Hand er gestorben, wird öffentlich genennt. Die 10 Schriftsteller, welche gegen die Ruhe des Staats, gegen die Sitten schreiben, tragen eine Maske, und werden auf öffentliche Kosten, von den weisesten des Volks, wegen ihrer Irrthümer belehrt. Statt der bey uns gebräuchlichen Glaubensbekenntnisse der Jugend, wird im Jahr 2440. der Jüngling bey einer 15 schönen Nacht zur Anschauung der Himmelskörper geführt, und wann er die Wunder der Schöpfung durchs Seerohr betrachtet, wird ihm durchs Mikroskop der andre Theil der Welt in dem unendlich kleinen aufgeschlossen. Uns sollte es leid thun, wann im Jahr 2440. der Mensch noch Teleskope 20 und Mikroskope nöthig haben sollte, um den Schöpfer zu lieben und zu bewundern, und wann er [19] die Natur, die vor ihm liegt, mit eignen Augen nicht wohlfeiler, besser, und mehr sehen lernte! In der Bibliothek des Königs würden wir uns mit dem Verfasser besser gefallen, 25 als im Jahr 1772. wenn sie statt 4 großer Säle nur aus einem mässigen Kabinet bestünde. Die Ürtheile der Nachwelt über Corneille, Racine, Bossuet und Fenelon unterschreiben wir, und freuen uns, daß sie wie unser Zeitalter denkt, das eben auch gar zu oft empfindet, que Voltaire 30 fait du Genie avec de l'Esprit. Der Nahme Heinrich des IV. mag dann die versificirte Historie der Ligue erhalten, wir wissen nicht was die Nachwelt damit anfangen soll. Wir halten den Zadig für ein Werk aus weit dauerhafterem Stoffe gebaut. In der Note S. 221. folgen wir nicht 35 ganz dem Verf. in seinem Enthusiasme für den Vater Young, der alle Moralität auf die einzige Betrachtung des Todtes

Litteraturdenkmale des 18. Jahrhunderts. 7.

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[Nro. 3.

und der Ewigkeit gründete. Er sagt, „wenn ich mich ganz sterblich glaubte, so würde ich von dieser Stunde an mir meinen Gott bilden, alles auf ihn, das ist auf meine eigne Person, beziehen: ich würde das thun, was man Tugend 5 nennt, wenn ich für mein Vergnügen dabey gewönne; und auch das Laster würde ich auf gleiche Bedingungen begehen. Ich würde heute etwas stehlen, um es einem Freunde oder einer Geliebten zu geben; und wenn ich morgen mit ihnen zerfiele, so würde ich sie wieder für meine eigne Rechnung 10 bestehlen: Und in allen diesem handelte ich nach Grundsäßen; denn ich thäte alles, was meinem Gott gefällig wäre." Wir glauben, dieser Schluß ist ein wenig zu übereilt, und der Verfasser würde, wenn er auch feine Ewigkeit glaubte, doch bald empfinden, daß eben der 15 Gott, der uns eine Ewigkeit zu glauben anbefiehlt und lehrt, die Dinge dieser Welt mit solcher Weisheit eingerichtet hat, daß auch der geringste Schritt der Ungerechtigkeit [20] nicht unbestraft bleibt Daß ich keinen Wink der Liebe und Zuneigung meinem Nebengeschöpf entziehen darf, 20 ohne dafür zu leiden, und daß Achtsamkeit auf das, was uns umgiebt, Gefühl und Thätigkeit eben so mächtige Triebfedern der Tugend sind, als Betrachtungen über Todtenköpfe und Leichensteine. Bey den Urtheilen der Nachwelt haben wir bedauert, daß der Verfasser mitten unter 25 dem feyerlichen Gesicht des Minos der ganzen Nation, höhnische Blicke auf Mr. de la Harpe wirft. Wir glauben nicht mit ihm an die Kälte dieses Schriftstellers, wir halten ihn vielmehr für einen der weisesten Geister Frankreichs.

30 Dieses wird genug seyn, um unsere Leser einigermaßen mit diesem Buche bekannt zu machen. Es verdient mehr Achtung, als die gemeine Deklamation gegen die heutigen Sitten der großen Welt. Es ist an vielen Orten mit ungemeiner Wärme geschrieben, und zur Probe empfehlen wir 35 besonders das Capitel, über das Frauenzimmer. Wir freuen uns, daß uns in der kleinen Reise, die wir in der weiblichen Welt gethan haben, viele von den Originalstücken

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