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schliessend gehandelt: nur dass er selbst an den Konsequenzen der von ihm gesammelten Zeugnisse wieder irre wird. Diese Zeugnisse verbieten allerdings nicht unbedingt, nach Goetheschen Recensionen innerhalb des Jahrganges 1773 zu suchen: wenn er mit Deinet noch verkehrte (J. Goethe 1, 344), wenn er im Interesse Deinets, wie wir oben (S. XXV) sahen, nach Leipzig schrieb, so konnte er auch gelegentlich dem Verleger zuliebe eine Anzeige schreiben: nur dass er sich dann in recht schlechte Gesellschaft begab, nur, dass er dann etwas that, worüber er sich seinen Freunden und ehemaligen Mitarbeitern gegenüber zu entschuldigen hatte! Ja, nicht bloss im Jahrgang 1773, sondern mit demselben Recht auch in den Jahrgängen 1774 und 1775 kann man nach ihm suchen. Aber wahrscheinlich ist es nicht, dass man ihn finden werde; und in jedem einzelnen Falle müsste der schärfste und ein unwiderleglicher stilistischer Beweis geführt werden, dass die betreffende Recension nur von ihm und keinem andern herrühren könne. R. M. Werner hat im Goethe-Jahrbuch 4, 360 ff. für Goethe einen kurzen Abschnitt, anscheinend einen Zusatz zur Arbeit eines andern Recensenten, in Anspruch genommen, von dem er sich selbst nicht verhehlt, dass 'der Stil vielleicht etwas von Goethes sonstiger Schreibart abweicht', von dem ich sagen muss, dass der Stil für Goethe zu niedrig ist. Und 'bestimmt' will er Goethe die Recension von Andrés Operette 'der Töpfer' (vom 2. November 1773 S. 725 f.) zuschreiben, weil angeblich die Gedanken mit einer brieflichen Beurteilung Goethes (J. Goethe 1, 394 f.) übereinstimmen und in der gleichen Reihenfolge vorgetragen werden. Aber die Uebereinstimmung ist gar nicht so gross. Der Recensent der Frankfurter gelehrten Anzeigen lobt den Text und meint, er sei mit der Musik zugleich entstanden, während Goethe sein. Lob auf die Musik beschränkt und ausdrücklich erklärt: 'Das Stück ist um der Musick willen da, zeugt von

der guten menschenfreundlichen Seele des Verfassers... Hier und da ist eine gute Laune doch würde seine Einformigkeit sich ohne Musick nicht erhalten.' Damit vergleiche man den Satz des Recensenten: 'Eben so macht auch die angenehme Laune, das Salz, und gefälliger Witz, den Dialog unterhaltend, und dem Geist und Herzen des Verf. Ehre.' Ein gewisser Anklang ist wohl vorhanden; aber der Recensent lobt unbedingt, wo Goethe tadelt. Der Recensent sagt ferner: 'Die Melodien sind leicht, singbar nach den Kehlen unsrer Operettensänger eingerichtet, das Akkompagnement ist stark, ohne überladen zu seyn, und besonders wohl gelingt dem Verf. der Gebrauch blasender Instrumente. In allen diesen Rücksichten muss es dem Publiko angenehm seyn, dass er sich entschlossen hat, die ganze Partitur herauszugeben, welches schon wirklich in sehr sauberem und richtigem Stich geschehen ist.' Das könnte allerdings aus Goethes Worten zusammengezogen sein, deren ich gleich die bezeichnenden aushebe: 'Die Musick selbst ist auch mit vieler Kenntniss der gegenwärtigen Kräffte unsrer Theater komponirt. Der Verfasser hat gesucht richtige Deklamation, mit leichter fliessender Melodie zu verbinden ... Um nun dabey das Ohr nicht leer zu lassen, wendete er all seinen Fleis auf Akkompagnement, welches er so vollstimmig und harmonisch zu sezen suchte als es ohne Nachteil der Singmelodie thunlich

war.

Zu dem Ende hat er offt Blasinstrumente gebraucht, und manchmal eins von diesen unisono mit der Singstimme gesetzt, damit sie dadurch verstarckt und angenehm werde... Dass er die ganze Partitur hat stechen lassen billig ich...' Die Aehnlichkeit scheint mir nicht gerade niederschmetternd. Der Töpfer war in Frankfurt aufgeführt worden: man kann unzähligemal nach Theatervorstellungen von ganz verschiedenen Leuten wörtlich dieselben Urteile hören. Dergleichen trägt sich mündlich herum; und ist es denn so verwunderlich, wenn zwei Beurteiler einer Operettenpartitur

zuerst vom Text und dann von der Musik, innerhalb der Musik zuerst von der Melodie und dann vom Accompagnement, von diesem aber zuerst im allgemeinen und dann im besonderen sprechen und schliesslich ihre Befriedigung darüber ausdrücken, dass die Partitur überhaupt erschienen ist? Aber glaubt man hiermit nicht auszukommen, so würde es doch genügen, Goethe einen persönlichen Einfluss auf die Recension in den Frankfurter gelehrten Anzeigen zuzuschreiben, wie er durch den fraglichen Brief auf eine Recension im Merkur einwirken wollte. Er mag schriftlich oder mündlich, und eher das letztere als das erstere, dem Recensenten oder einem Vermittler sein Urteil vorgesagt haben. Und scheint es nicht an einem Punkt wenigstens, als ob der Recensent seine Lektion schlecht gelernt habe? Was Goethe von den Blasinstrumenten sagt, ist vollkommen deutlich und hat guten Sinn. Was der Recensent davon sagt, ist leer und nichtig, ja eigentlich dumm, wenn er dasselbe meint, was Goethe hervorhebt. Kann also Goethe hier reden? Aber auch, was Werner selbst schon andeutet, ist möglich die Recension war am 2. November erschienen, Goethe schrieb am 23. November: er mag unbewusst sich an die Recension angelehnt oder auch dieselbe geradezu vor sich genommen haben, um sein eigenes Urteil bequemer zu entwickeln. Und ein solches Verfahren lag ihm besonders nahe, wenn er die Recension seiner Zeit inspiriert hatte. Kurz, der Möglichkeiten sind viele, um sich auch eine nicht zufällige Uebereinstimmung zu erklären. Das entscheidende bleibt immer, dass die Frankfurter Recension nirgends Goethes Hand verrät.

Wenn nun Werner wünscht und auch andere schon den Wunsch geäussert haben, es möge der Jahrgang 1773 der Frankfurter gelehrten Anzeigen, wie der von 1772, durch einen Neudruck allgemein zugänglich gemacht werden, so frage ich zunächst : warum nicht ebenso die Jahrgänge 1774 und 1775? Jedenfalls aber würde ich mit einem Unternehmen nichts zu thun haben

mögen, welches die kritischen Sudeleien eines Bahrdt, Deinet und ihrer fast durchweg mittelmässigen oder weniger als mittelmässigen Helfershelfer unserem Publikum von neuem aufzutischen wagte.

Jeder unbefangene Leser muss noch heute empfinden, was alle urteilsfähigen Zeitgenossen sofort empfanden, dass der Jahrgang 1773 gegen seinen Vorgänger weit zurücksteht. Bei allen Versuchen, die Kontinuität aufrecht zu erhalten und direkt die frühere Manier nachzuahmen, sind doch nur schwache Produkte herausgekommen. Die schöne Litteratur tritt zurück. Die lakonischen Epigramme hören auf oder werden ungesalzen. Ueber Kupferstiche wird nicht mehr gesprochen. Der freie humane Geist überhaupt ist verschwunden und macht von vornherein dem akademischen Zunfttreiben Platz. Man sehe nur die ersten Nummern! Wie da alles sich um Bahrdt dreht, wie seine Freunde gelobt, seine Feinde getadelt werden! Nr. 1 wird eröffnet durch eine Anzeige der Kritiken über die Michaelissche Bibelübersetzung, die sich in Nummer 2 fortsetzt. Verfasser dieser Kritiken war Bahrdt. Im zweiten Artikel des ersten Blattes wird der Jurist Koch in Giessen über den grünen Klee gelobt: er war Bahrdts Kollege und Freund, und es wurde auf Recenonen von ihm gerechnet, die vermutlich auch vorhanden d. Im zweiten Blatt geht es über den Professor hulz in Giessen her: kollegiale Liebenswürdigkeit ! dritten Blatt über den Prediger Schwarz in Giessen: benso! Im vierten Blatt über den Professor Ouvrier in Giessen: desgleichen! Und welche Mühe hat die Redaktion, ihre Nummern zu füllen! Wie merkt man überall die kläglichste Armut! Wie eng ist der Gesichtskreis geworden! Und nichts als theologische Interessen!

Auch wenn wir nicht die 'Briefe an Bahrdt' besässen, auch wenn Goethes eigene briefliche Zeugnisse nicht eine unwiderlegliche Sprache sprächen: so würde uns das Journal selbst auf allen Seiten erzählen, dass

das fette Jahr vorbei ist und ein mageres begonnen hat. Nicht eine Zeile Manuskript aus dem Mitarbeiterkreise von 1772 ist dem Verleger geblieben. In jedem Winkel dieses Hauses weht eine andere Luft. An jedem Stücke, das Goethe sich zuschreibt, mache ich mich anheischig zu beweisen, dass und warum es nicht von ihm herrühren könne. Wie sollte Goethe z. B. die Beyträge zur deutschen Lectüre S. 113 angezeigt haben, unmittelbar nachdem in dieser und der vorangehenden Nummer Schlossers Katechismus für das Landvolk von allen Seiten benergelt worden war. Man sieht, dass der Verleger auf Schlosser und seine Freunde keine Rücksicht mehr nahm, d. h. nichts mehr von ihnen erwartete. Nichts ferner in den schönwissenschaftlichen Recensionen erhebt sich über das Niveau der Leistungen, die man auch einem Christian Heinrich Schmid zutrauen kann. Und zum Teil dürfte er wirklich der Autor sein. Man vergleiche z. B. die Recension des Theateralmanachs (J. Goethe 2, 486) mit der Recension in (Schmids) Leipziger Musenalmanach für 1774 S. 19. Die Abweichungen sind absichtlich, aber die Uebereinstimmungen verraten ihn. Dort und hier der Abdruck aus Sulzer getadelt. Dort und hier der Wunsch nach mehr Programmen von Noverreschen Balletten. Dort und hier die eingehende Berichtigung des Verzeichnisses der "Theatraldichter' (wie würde Goethe sich auf dergleichen eingelassen haben!). Dort und hier die Verurteilung der 'Urteile' über die aufgeführten Stücke. Und wenn er hier einen 'schmutzigen Ausdruck' nicht nachschreiben mag, so erfahren wir dort, dass es sich um das Wort 'genothzüchtiget' handelt. Man mag ausserdem die Recensionen über Woods Homer, über die Beyträge zur deutschen Lectüre und über die Lieder Sineds im Musenalmanach S. 9, 41, 63 mit den betreffenden von Goethe in Anspruch genommenen Kritiken vergleichen: es zeigt mindestens die über Denis-Sined Verwandtschaft, und Goethe urteilte über die Barden ganz anders! Die Bemerkung gegen

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