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Michaelis (J. Goethe 2, 494) ist ganz in Bahrdts Sinne, der sich fortwährend an dem Göttinger Kollegen und Konkurrenten reibt: wie sollte sich aber Goethe auf eine solche Erbärmlichkeit eingelassen haben!

Goethe kannte seinen Jugendstil nicht, wie wir ihn kennen. Er hat keine methodische Untersuchung angestellt, um seine Beiträge aufzufinden. Der blosse Umstand, dass ihm die zwei Jahrgänge 1772 und 1773 übersandt worden waren, mochte ihm genügen, um auch in dem zweiten nach seinem Anteil zu suchen. Und wie er dazu kam, sich einzelne Aufsätze zuzuschreiben, errät man leicht. Fast durchweg waren es sachliche Gründe, Anknüpfungen an den Jahrgang 1772, scheinbare Fortsetzungen der dort hervortretenden Tendenzen (vgl. Minor, Studien S. 115 f.), die ihn bestimmten. Von Schummel, dem Verfasser der Lustspiele ohne Heiraten, war auch dort die Rede. Aus den Beyträgen zur

deutschen Lectüre leuchtete Goethe vielleicht der Name Schiebeler entgegen, mit dem er in Leipzig zusammen war, oder er dachte so bescheiden von seinem damaligen Witze, um sich den Eingang zuzutrauen. Johann Jakob Mosers Staatsschriften mögen um des Verfassers, Wood über Homer mag um des Gegenstandes willen, die Lieder Sineds mögen um Ossians willen aufgenommen sein. Hollands Anmerkungen über das système de la nature fügten sich gut an eine Stelle in Dichtung und Wahrheit an (vgl. Hempel 29, 96). Lavaters Predigten über das Buch Jonas stimmten zu dem Citat im Werther'. Aber gerade diese letztere Recension ist sicher von Bahrdt, wie aus den Briefen Deinets erhellt (Br. an Bahrdt 2, 161; schon von Biedermann bei Hempel 29, 89 angeführt, aber mit anderen Stellen, welche sich darauf beziehen, dass das Buch von Deinet mit verlegt wurde; Minor, Studien 114 f. will leider auch Goetheschen Anteil erkennen).

Unter den Beiträgen zum Jahrgang 1773, die sich Goethe zuschreibt, ist mir nur einer merkwürdig: die

Recension über den Wiener Theateralmanach für 1773. Es findet sich nämlich im Jahrgang 1772 Neudruck 218 eine Recension über ein Buch, das ebenfalls Theaternachrichten aus Wien enthält, und ich möchte schwören, dass diese Recension von Goethe herrührt. Bedenke

ich nun, dass bei Nicolovius S. 18 eine Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen Enewold Brandt aus dem Jahrgange 1773 als Goethesche Recension angeführt wird statt der Struensee-Recension des Jahrganges 1772, und schliesse ich daraus, Herrn von Biedermann (Forsch. 336 vgl. 345) folgend, mit Recht, dass Goethe etwa nur kurze Titelangaben als Weisungen für den Abschreiber notierte, dass dabei Verwechselungen vorkommen konnten und wirklich vorkamen: so liegt der weitere Schluss nahe, dass eine solche Verwechselung bei Struensee bemerkt, bei den Theaternachrichten aus Wien jedoch übersehen wurde. Auch dies jedoch möchte ich für einen sicheren Schluss nicht ausgeben. Die inneren Merkmale, die für Goethe sprechen, fallen stets mehr ins Gewicht, als solche nicht unmögliche Möglichkeiten.

Die Frankfurter gelehrten Anzeigen selbst endlich legen im Beginne des Jahrganges 1774 in einer Recension der Schlözerschen Antikritik gegen Herder, die wir kennen (oben S. XL), noch einmal das bestimmteste Zeugnis dafür ab, dass mit 1773 der Kreis der Mitarbeiter sich wesentlich veränderte. 'Uns andere, die wir an diesen Zeitungen seit dem 1 Januar 1773 arbeiten', sagt der Recensent S. 3, 'werden aufmerksame Leser ohnedem nicht beschuldigen, dass wir die Einrichtung und den Ton der ersten Verfasser zum Muster genommen hätten.' Und über diese Vorgänger urteilt er wie folgt (S. 1): 'Die Verfasser des ersten Jahrganges unsrer gelehrten Zeitungen waren doch zum Theil ganz besondere Leute Sie hatten so ihre eigene Art, schwatzten so ein wenig über die Bücher hin, nahmen sich hier und da etwas heraus, wobey sie sich an einem

Verfasser reiben konnten, schnitten und modelten an einer Recension so lange, bis sie einen Gedanken herausdrechselten, den sie gern anbringen wollten, und der oft dem hundertsten dabey nicht eingefallen wäre, und fragten gar nicht, wen sie vor sich hatten. Und nun

noch der Ton oben drein! Da waren denn freylich die meisten Gerichte, die sie dem Publikum von hieraus vorsetzten, von so neuem ungewöhnlichem Geschmack, so mit Hautgout durchwürzt, und für einen jeden andern, der nicht daran gewöhnt war, so äusserst unschmackhaft, dass es den Lesern nicht zu verdenken war, dass sie sich inzwischen, bis sie wieder kräftige nahrhafte Haussuppen zu kosten kriegten, lieber mit den dünnen Wasserbrühen behalfen, die in so vielen andern gelehrten Zeitungen aufgeschüttet wurden.'

Man sieht, es ist ein völliger Bruch, und Goethe konnte mit den Köchen dieser 'nahrhaften Haussuppen' nichts mehr gemein haben.

Nach alledem scheint es festzustehen, dass wir uns einstweilen auf den Jahrgang 1772 beschränken dürfen, dass Goethes Angaben im allgemeinen nur den Wert von Vermutungen haben, dass wir innerhalb des ganzen genannten Jahrganges nach ihm zu suchen berechtigt sind und uns dabei auf die genaue Erwägung von Inhalt und Sprache stützen müssen.

Eine solche Untersuchung hier vorzunehmen, ist nun keineswegs meine Absicht. Ich habe es damit durchaus nicht eilig und möchte auch die jungen philologischen Heisssporne, die vielleicht schon ihre Federn zurecht legen, um uns mit den Resultaten ihrer Forschung über Goethes Anteil an den Frankfurter gelehrten Anzeigen zu beglücken, vor allzu prompter Mitteilung ihrer wirklichen oder vermeintlichen Erkenntnisse warnen. Es steht eine Schrift von Dr. Konrad Burdach über die

Sprache des jungen Goethe in Aussicht, welche sich auf alle Teile der Grammatik erstreckt; und da man auf Grund dieser Schrift über sehr viele Punkte sicherer

wird urteilen können, als vor dem Erscheinen derselben, so dürfte es sich empfehlen, eine neue Untersuchung über Goethes Autorschaft bis dahin zu versparen. Ohnedies wird es der Hauptvorteil gegenwärtigen Abdruckes sein, dass man ihn Jahre lang um sich haben, unter den verschiedensten Stimmungen dazu zurückkehren und die auftauchenden Vermutungen immer wieder prüfen kann. Ich wenigstens werde nicht anders verfahren und den Fachgenossen gerne den Vortritt lassen, auch mich freuen, wenn sie mir nichts zu entdecken übrig lassen. Jetzt will ich nur die bisher aufgestellten Vermutungen, so weit sie mir bekannt wurden, zur Bequemlichkeit der Leser hier verzeichnen, indem ich die Goethe gehörigen und die zweifelhaften, von ihm selbst in Anspruch genommenen oder ihm von neueren Forschern zugesprochenen oder zu ihm in Beziehung gesetzten Recensionen des Jahrganges 1772 mit Ausnahme der ihm schon nach äusseren Zeugnissen nicht gehörigen vollständig durchgehe und sie nach den vorangesetzten Seitenzahlen des Neudruckes ordne. Einige wenige Recensionen, in denen sich Goethe mit aller Deutlichkeit verrät, füge ich dem Verzeichnisse neu hinzu; und über seinen Anteil im allgemeinen gestatte ich mir zuletzt einige Bemerkungen, die weniger den philologischen Forscher, als den wissbegierigen Leser darüber orientieren sollen, in welchen Stücken er etwa Goethe sonst noch zu suchen hätte. Vermutungen, welche mir Seuffert mitteilte, habe ich erst berücksichtigt, nachdem meine eigene Arbeit abgeschlossen war, und dann an ihrem Orte notiert.

S. 85 (14. Februar) Fräulein von Sternheim, von Frau von La Roche. Goethe schreibt sie sich zu. Biedermann, Forsch. 331 spricht sie ihm ab. Vermutlich Merck, vgl. oben S. LIII.

86 (14. Februar) Usong, von Haller. Biedermanns Vermutung, Forsch. 344. 'Goethe selbst, wiewol ohne triftige Gründe, zugeschrieben': Ludwig Hirzel, Einl. zu

Hallers Gedichten CDXLIX Anm. Auf den Anfangssatz bezieht sich, wie Hirzel nachweist, Zimmermann, Einsamk. 4, 267 Anm.

98 (21. Februar) Ueber den Werth einiger deutschen Dichter, von Unzer und Mauvillon. Für Merck durch ihn selbst bezeugt (oben S. XLIII); also Goethes Vermutung seiner eigenen Autorschaft abzuweisen. Dass er indessen einigen Anteil daran hatte, wird aus den Worten 'Recensent ist Zeuge' 99, 21 gefolgert. Biedermann, Forsch. 333 vermutet Goethe in den Worten 'Er war nichts mehr als ein Bel Esprit' bis 'Männern zu sagen' (99, 15—99, 35). Worüber sich doch streiten liesse. Rein nach Stilgefühl geurteilt, würde man am ehesten in dem Satze 98, 35-99, 2 Goethe zu vernehmen glauben.

118 (3. März) Empfindsame Reisen durch Deutschland, von Schummel. Goethes Vermutung. Gebilligt von Biedermann, Forsch. 333.

151 (20. März) Gedanken über eine alte Aufschrift, von Wieland. Goethes Vermutung. Goethes Vermutung. Von Biedermann, Forsch. 333 f. nicht unbedingt gebilligt. Die 'Aufschrift' selbst legt Goethe Wieland in den Mund als die letzten Worte von 'Götter, Helden und Wieland.' Vgl. Seuffert in der Zs. f. deutsches Alterth. 26, 275.

172 (31. März) Die Jägerin, von Kretschmann. Goethes Vermutung. Gebilligt von Biedermann, Forsch. 334.

174 (3. April) Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung, von Haller. Goethes Vermutung. Verworfen von Biedermann, Forsch. 334. 344 f.: vielleicht eingereiht durch Verwechselung mit Hallers Usong S. 86. Minor, Studien zur Goethe-Philologie S. 110 findet darin Herderischen Einfluss. Schlosser? 176, 33 'warrlich'.

179 (3. April) Vermischtes Magazin, eine Wochenschrift, von J. Ch. Hasche. Citiert: Aus Goethes Frühzeit 32 ohne bestimmte Zuweisung. Seuffert stimmt für Goethe.

205 (17. April) Neue Schauspiele, aufgeführt zu Wien. Goethes Vermutung. Gebilligt von Biedermann, Forsch. 334. 218 (24. April) Genaue Nachrichten von den Schau

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