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III. Zur Religionsphilosophie.

a) Gott,

Einige Gespräche.

Motto: Αν γνῶς τί ἐστι Θεὸς, ἡδίων ἔσῃ.

Vorrede. Zehn oder zwölf Jahre sind's, seit ich 5 eine kleine Schrift mit mir umhertrug, die den Namen: Spinoza, Shaftesbury, Leibniz führen sollte. Sie war fertig in meinen Gedanken, und ich ging mehrmals an die Ausführung derselben; allemal aber ward ich unterbrochen und mußte ihr eine andre Stunde wünschen.

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Neue Zeitumstände führten mich unvermerkt zu folgenden Gesprächen. Man würde ihren Zweck sehr verkennen, wenn man sie bloß für eine Ehrenrettung des Spinoza hielte; Spinoza hat diese Ehrenrettung nicht nötig und er sollte, meinem Zweck gemäß, jetzt bloß die Hand- 15 habe eines Opfergefäßes werden, aus welchem ich einige Tropfen dem Altar meiner Jugend darbringen wollte. Warum ich von ihm ausging, lag teils in der Reihe meiner Gedanken, teils in Veranlassungen, die meine Zeit mir selbst darbot.

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Niemand indes nehme meine Schrift so auf, als ob ich irgend einer gangbaren Philosophie vor- oder zwischentreten, sie verdrängen, Parteien herausfodern oder zwischen Parteien ein unberufener Schiedsrichter werden wollte. Es sind Gespräche einiger Personen, die ihre 25 Meinungen mit eben dem Recht äußern, mit welchem jeder andre seine Lehrsätze darstellt. Gespräche sind keine Entscheidungen, noch minder wollen sie Zank erregen denn über Gott werde ich nie streiten.

Sehnlicher wünschte ich, daß was hier im Gespräch 30 bloß angedeutet werden konnte, eine unserer Philosophie Stephan, Herders Philosophie.

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angemessenere Form erlebte. Nur einen ruhigen, heitern Sommer wünschte ich mir für meine Adrastea oder von den Gesetzen der Natur, sofern sie auf Weisheit, Macht und Güte als auf einer innern Notwendigkeit ruhen. 5 Da ich aber bestimmt bin, in meinem Leben selbst der Notwendigkeit, nicht der Willkür zu folgen, so wird die ewige Wahrheit, wenn ihr mein Werk angenehm ist, mir auch Muße dazu verleihen. Zufrieden wäre ich, wenn diese kleine Vorarbeit einige unbefangene Liebhaber der 10 Philosophie ergötzte, Kennern gefiele und hie und da einem Irrenden den Weg zeigte.

Erstes Gespräch.

Philolaus. Sehen Sie, mein Freund, die erquickende Stunde, die nach dem schrecklichen Ungewitter folget. 15 Schwefelwolken türmten sich auf, die uns den Anblick der Sonne benahmen und alles Irdische in schweren Odem setzten; sie sind zertrümmert und alles haucht wieder leicht und fröhlich. So stelle ich mir den Zustand der Weisheit vor, da Spinoza und seinesgleichen der Welt 20 den Anblick Gottes mit ihren schweren Dünsten rauben wollten sie türmten sich auch zum Himmel empor und umzogen das Firmament; aber eine gesundere Philosophie hat sie wie die Riesen hinuntergestürzt und der nachdenkende Geist erblickt die strahlende Sonne wieder.

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Theophron. Haben Sie den Spinoza gelesen, lieber

Freund?

Phil. Gelesen habe ich ihn nicht; wer wollte auch jedes dunkle Buch eines Unsinnigen lesen? Aber das habe ich aus dem Munde vieler, die ihn gelesen haben, daß er 30 ein Atheist und Pantheist, ein Lehrer der blinden Notwendigkeit, ein Feind der Offenbarung, ein Spötter der Religion, mithin ein Verwüster der Staaten und aller bürgerlichen Gesellschaft, kurz ein Feind des menschlichen Geschlechts gewesen und als ein solcher gestorben 35 sei. Er verdient also den Haß und Abscheu aller Menschenfreunde und wahren Philosophen.

Th. Die Gewitterwolke indessen verdiente ihn nicht, mit der Sie ihn eben verglichen haben: denn auch sie gehört zur Naturordnung und ist heilbringend und nütz

lich. Aber, ohne Gleichnis zu reden, haben Sie, mein Freund, auch nichts Näheres und Bestimmtes über Spinoza gelesen, woran wir uns im Gespräch halten könnten?

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Phil. Vieles, z. B. den Artikel über ihn in Bayle. Th. An Bayle haben Sie diesmal nicht eben den 5 besten Gewährsmann. . . . Er nahm eifrige Partei gegen denselben, wozu ihn ohne Zweifel Umstände der Zeit und des Orts veranlaßten. Vielleicht lebte er dem Verstorbnen zu nahe: die Lehre, ja selbst der Name des Spinoza war damals ein Schimpfwort, wie sie es großenteils noch jetzt 10 sind alles Ungereimte und Gottlose nannte und nennet man zum Teil noch Spinozistisch. Nun war es des feinen Dialektikers Bayle Sache wohl nicht, ein System als System zu ergründen, und mit dem tiefsten Gefühl der Wahrheit ganz zu beherzigen. . . . Er war der philoso- 15 phisch-historische Voltaire seiner Zeit, dessen Liebhaberei sich vom erhabensten Gegenstande bis zur kleinsten Kleinigkeit eines historischen Umstandes, einer Anekdote, eines Büchertitels oder gar einer Zote erstreckte. Für einen Geist dieser Art war nun Spinoza's System gar nicht. 20 Dieser eingeschlossene, schwere Denker hatte von allem, was Meinung war, einen sehr verächtlichen Begriff und ging mit mathematischer Genauigkeit der reinen, trocknen Wahrheit nach, wo er solche zu finden vermeinte. Alles übrige vergaß er, und von Bayle's Gelehrsamkeit, von 25 seinem Witz und Scharfsinn hatte er vielleicht nicht eins gegen tausend. Zwei Köpfe solcher Art werden einander schwerlich Gerechtigkeit widerfahren lassen, und doch bin ich überzeugt, hätte es Spinoza gegen den Verfasser des Wörterbuchs eher getan, als der muntre, vielgeschäftige 30 Bayle es gegen Spinoza tun mochte.

Phil. Übel also für Spinoza, denn für den größesten Haufen hat eben doch Bayle den Begriff festgesetzt, den man von ihm heget. Wie wenige lesen Spinoza's dunkle Schriften, und alle Welt lieset den tausendfach-nützlichen, 35 abwechselnden, angenehmen Bayle.

Th. Gerade so ist's, mein Freund. Für das leichte Heer von Lesern hat Bayle den Begriff von Spinoza fixiert; für den schweren Phalanx haben es meistens streitende Philosophen und Theologen getan, und da ist 40 ihm noch übler begegnet. Es ging ihm nach dem Evan

gelio: seine nächsten Hausgenossen wurden zuerst seine ärgsten Feinde, die Cartesianer. Sie wollten und mußten ihre Philosophie, von der er ausgegangen war und mit deren Worten er sprach, von der seinigen absondern, 5 damit nicht auch sie in den Verdacht des Spinozismus kämen; natürlich hat sich diese philosophische Behutsamkeit von des Cartesius Schule auf jede nachfolgende verbreitet. Sodann gingen die Theologen fast aller Konfessionen noch bitterer gegen ihn los; denn er hatte nicht 10 nur über das Judentum und die Bücher des alten Testaments sehr freie Meinungen geäußert, sondern welches ihnen viel ärger dünken mußte, er hatte zuerst vorzüglich gegen sie die Feder ergriffen. Ihrer Streitsucht, ihren Zänkereien schrieb er einen großen Teil vom Verfall des 15 Christentums, von der Unwirksamkeit der schönsten Lehrsätze desselben zu, und ob er dies gleich ohne alle Bitterkeit tat, so können Sie sich doch leicht die Aufnahme seines Buchs vorstellen.

Phil. Die ist mir ganz vor Augen. Hitzigen Par20 teien darf nur ein Friedensstifter ohne Vollmacht zwischentreten, und er hat beide gegen sich.

Th. Spinoza hatte keine andre Vollmacht, als die er glaubte aus der Hand der Billigkeit und Wahrheit empfangen zu haben; freilich aber bediente er sich der25 selben nicht eben auf weltkluge Weise. Er machte seine religiöse Politik in einem Werk bekannt, dessen Theologie Juden und Christen aufbringen mußte; ja seine politischen Grundsätze waren so hart und schnurgerade, daß sie der damaligen Zeit gewiß nicht eingehen konnten. Dem Staat 30 räumte er das völlige Recht über die Anordnung des äußern Gottesdienstes ein; der Vernunft behielt er die uneingeschränkte Freiheit des Gebrauchs ihrer Kräfte vor; beides dünkte den meisten so übertrieben, als ob er Feuer und Wasser mischen wollte. Seine Theorie also mußte 35 notwendig scheitern, denn in manchem ist sie uns auch noch jetzt zu hart und gleichsam zu hobbesisch, ob wir gleich in der Toleranz und Staatskunst weit fortgerückt sind. Locke, Bayle, Shaftesbury u. a. gingen leiser.

Phil. . . . Bayle machte gewiß auf sein Zeitalter 40 mehr Wirkung als Spinoza und Leibniz; Voltaire mehr als Rousseau und hundert noch strengere Philosophen.

Th. Wie man's nimmt, Philolaus; es gibt eine äußere und innere Wirkung. Jene breitet sich weit umher; diese wurzelt um so fester. Ich wollte, daß ein philosophischkritischer Mann, kein Jüngling, zu unsrer Zeit den theologisch-politischen Versuch des Spinoza mit Anmerkungen 5 herausgäbe. Es wäre ein nützlicher Versuch, zu sehen, was die Zeit in ihm bekräftigt oder widerlegt habe. In der Kritik über die Schriften des alten Testaments haben seitdem manche manches als eine neue Entdeckung, dazu weit unvollkommener gesagt, das in Spinoza bereits gründ- 10 licher stand. Im Punkt der Toleranz hat die Natur unsrer Staaten beinah keinen andern Weg nehmen mögen, als den ihr Spinoza damals zu allgemeinem Haß vorzeichnete. Freilich ist in diesem Werk, wie in allen seinen andern Schriften, alles hart gesagt und vieles übertrieben. . . . 15 Phil. Mich wundert's, Theophron, daß Sie es nur darauf setzen; denn ein Mensch ohne gesunde Grundsätze, ein Atheist, ein Pantheist u. f. über welche Materie könnte der schreiben, daß es bei Vernünftigen Eingang fände? Er soll sogar den Pantheismus und Atheismus haben 20 demonstrieren wollen; was geht über den Unsinn?

Th. Also den Atheismus und Pantheismus? Aber wie sind beide in einem und demselben System möglich? Der Pantheist hat doch immer einen Gott, ob er sich gleich in der Natur Gottes irret; der Atheist hingegen, 25 der Gott schlechterdings leugnet, kann weder ein Pantheist, noch ein Polytheist sein, wenn man nicht mit dem Namen spielet. Überdem, m. Fr., wie kann man den Atheismus, d. i. eine Negation, erweisen?

Phil. Warum nicht? wenn man einen innern Wider- 30 spruch in der Natur Gottes entdeckte oder zu entdecken glaubte.

Th. Einen innern Widerspruch in einem einfachen, im höchsten Begriff, dessen die Menschheit fähig ist? ich bekenne, daß ich davon nichts begreife.

Phil. Deshalb war er auch ein Unsinniger, der demonstrieren wollte, was nicht zu demonstrieren war; denn unsre neue Philosophie sagt laut: weder daß ein Gott sei, noch daß er nicht sei, ist zu demonstrieren. Das erste muß man glauben.

Th. So sollte ich wenigstens denken, daß man etwa

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