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bloß sinnliche Empfindungen in uns, und als solche fließen sie nicht alle in eins? Wir sind ein denkendes sensorium commune, nur von verschiednen Seiten berührt da liegt die Erklärung.

Allen Sinnen liegt Gefühl zum Grunde, und dies gibt 5 den verschiedenartigsten Sensationen schon ein so inniges, starkes, unaussprechliches Band, daß aus dieser Verbindung die sonderbarsten Erscheinungen entstehen. Mir ist mehr als ein Beispiel bekannt, da Personen, natürlich, vielleicht aus einem Eindruck der Kindheit, nicht anders 10 konnten, als unmittelbar durch eine schnelle Anwandelungmit diesem Schall jene Farbe, mit dieser Erscheinung jenes ganz verschiedne, dunkle Gefühl verbinden, was durch die Vergleichung der langsamen Vernunft mit ihr gar keine Verwandtschaft hat: denn wer kann Schall und 15 Farbe, Erscheinung und Gefühl vergleichen? Wir sind voll solcher Verknüpfungen der verschiedensten Sinne; nur wir bemerken sie nicht anders, als in Anwandlungen, die uns aus der Fassung setzen, in Krankheiten der Phantasie, oder bei Gelegenheiten, wo sie außerordentlich 20 merkbar werden. Der gewöhnliche Lauf unsrer Gedanken geht so schnell, die Wellen unsrer Empfindungen rauschen so dunkel ineinander, es ist auf einmal so viel in unsrer Seele, daß wir in Absicht der meisten Ideen wie im Schlummer an einer Wasserquelle sind, wo wir freilich 25 noch das Rauschen jeder Welle hören, aber so dunkel, daß uns endlich der Schlaf alles merkbare Gefühl nimmt. Wäre es möglich, daß wir die Kette unsrer Gedanken anhalten und an jedem Gliede seine Verbindung suchen könnten welche Sonderbarkeiten! welche fremde Ana- 30 logien der verschiedensten Sinne, nach denen doch die Seele geläufig handelt! Wir wären alle, für ein bloß vernünftiges Wesen, jener Gattung von Verrückten ähnlich, die klug denken aber sehr unbegreiflich und albern verbinden!

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Bei sinnlichen Geschöpfen, die durch viele verschiedne Sinne auf einmal empfinden, ist diese Versammlung von Ideen unvermeidlich; denn was sind alle Sinne anders als bloße Vorstellungsarten einer positiven Kraft der Seele? Wir unterscheiden sie, 40 aber wieder nur durch Sinne; also Vorstellungsarten durch Stephan, Herders PhilosophieNIVERSITY

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Vorstellungsarten. Wir lernen mit vieler Mühe,' sie im Gebrauche trennen in einem gewissen Grunde aber würken sie noch immer zusammen. . . . Laßt uns dies auf den Anfang der Sprache anwenden! Die Kindheit und 5 Unerfahrenheit des menschlichen Geschlechts hat sie erleichtert!

Der Mensch trat in die Welt hin; von welchem Ozean wurde er auf einmal bestürmt! mit welcher Mühe lernte er unterscheiden! Sinne erkennen! erkannte Sinne 10 allein gebrauchen! Das Sehen ist der kälteste Sinn, und wäre er immer so kalt, so entfernt, so deutlich gewesen, als er's uns durch eine Mühe und Übung vieler Jahre geworden ist: so sehe ich freilich nicht, wie man, was man sieht, hörbar machen könne. Allein die Natur hat 15 dafür gesorgt und den Weg näher angezogen: denn selbst dies Gesicht war, wie Kinder und Blindgewesene zeugen, anfangs nur Gefühl. Die meisten sichtbaren

Dinge bewegen sich; viele tönen in der Bewegung; wo nicht, so liegen sie dem Auge in seinem ersten Zustande 20 gleichsam näher, unmittelbar auf ihm, und lassen sich also fühlen. Das Gefühl liegt dem Gehör so nahe: seine Bezeichnungen, z. E. hart, rauh, weich, wollicht, sammet, haaricht, starr, glatt, schlicht, borstig usw., die doch alle nur Oberflächen betreffen und nicht einmal 25 tief einwürken, tönen alle, als ob man's fühlte: die Seele, die im Gedränge solcher zusammenströmenden Empfindungen und in der Bedürfnis war, ein Wort zu schaffen, griff und bekam vielleicht das Wort eines nachbarlichen Sinnes, dessen Gefühl mit diesem zusammenfloß 30 wurden für alle und selbst für den kältesten Sinn Worte. Der Blitz schallet nicht: wenn er nun aber ausgedrückt werden soll, dieser Bote der Mitternacht, natürlich

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wird's ein Wort machen, das durch Hilfe eines Mittelgefühls dem Ohr die Empfindung des Urplötzlichschnellen 35 gibt, die das Auge hatte Blitz! Das Wort: Duft, Ton, süß, bitter, sauer usw. tönen alle, als ob man fühlte denn was sind ursprünglich alle Sinne anders als Gefühl? Wie aber Gefühl sich in Laut äußern könne, das haben wir schon im ersten Abschnitte als ein un40 mittelbares Naturgesetz der empfindenden Maschine angenommen, das wir weiter nicht erklären mögen.

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Und so führen sich alle Schwürigkeiten auf folgende zwo erwiesene deutliche Sätze zurück.

1) Da alle Sinne nichts als Vorstellungsarten der Seele sind, so habe sie nur deutliche Vorstellung, mithin Merkmal, mit dem Merkmal hat 5 sie innere Sprache.

2) Da alle Sinne, insonderheit im Zustande der menschlichen Kindheit, nichts als Gefühlsarten einer Seele sind, alles Gefühl aber nach einem Empfindungsgesetz der tierischen Natur 10 unmittelbar seinen Laut hat, so werde dies Gefühl nur zum Deutlichen eines Merkmals erhöht: so ist das Wort zur äußern Sprache da. Hier kommen wir auf eine Menge sonderbarer Betrachtungen, wie die Weisheit der Natur den Menschen durch- 15 aus dazu organisiert hat, um sich selbst Sprache zu erfinden. Hier ist die Hauptbemerkung:

Da der Mensch bloß durch das Gehör die Sprache der lehrenden Natur empfängt und ohne das die Sprache nicht erfinden kann, so ist Gehör auf gewisse Weise der 20 mittlere seiner Sinne, die eigentliche Tür zur Seele und das Verbindungsband der übrigen Sinne geworden. Ich will mich erklären!

1. Das Gehör ist der mittlere der menschlichen Sinne, an Sphäre der Empfindbarkeit von außen. Gefühl 25 empfindet alles nur in sich und in seinem Organ; das Gesicht wirft uns große Strecken weit aus uns hinaus; das Gehör steht an Grad der Mitteilbarkeit in der Mitte. Was das für die Sprache tut? Setzet ein Geschöpf, selbst ein vernünftiges Geschöpf, dem das Gefühl Hauptsinn 30 wäre (im Fall dies möglich ist!), wie klein ist seine Welt! und da es diese nicht durchs Gehör empfindet, so wird es sich wohl vielleicht wie das Insekt ein Gewebe, aber nicht durch Töne eine Sprache bauen. Wiederum ein Geschöpf, ganz Auge wie unerschöpflich ist die Welt 35 seiner Beschauungen! wie unermeßlich weit wird es aus sich geworfen! in welche unendliche Mannigfaltigkeit zerstreuet! Seine Sprache (wir haben davon keinen Begriff!) würde eine Art unendlich feiner Pantomime, seine Schrift eine Algebra durch Farben und Striche werden aber 40 tönende Sprache nie! Wir hörende Geschöpfe stehn in

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der Mitte: wir sehen, wir fühlen; aber die gesehene, gefühlte Natur tönet! Sie wird Lehrmeisterin zur Sprache durch Töne! Wir werden gleichsam Gehör durch alle Sinne!

Lasset uns die Bequemlichkeit unsrer Stelle fühlen dadurch wird jeder Sinn sprachfähig. Freilich gibt Gehör nur eigentlich Töne, und der Mensch kann nichts erfinden, sondern nur finden, nur nachahmen; allein auf der einen Seite liegt das Gefühl nebenan, auf der andern 10 ist das Gesicht der nachbarliche Sinn: die Empfindungen vereinigen sich und kommen also alle der Gegend nahe, wo Merkmale zu Schällen werden. So wird, was man sieht, so wird, was man fühlt, auch tönbar. Der Sinn zur Sprache ist unser Mittel- und Vereinigungs15 sinn geworden: wir sind Sprachgeschöpfe.

2. Das Gehör ist der mittlere unter den Sinnen an Deutlichkeit und Klarheit, und also wiederum Sinn zur Sprache. Wie dunkel ist das Gefühl! es wird übertäubt! es empfindet alles ineinander. Da ist mit Mühe 20 ein Merkmal der Anerkennung abzusondern: es wird unaussprechlich!

Wiederum das Gesicht ist so helle und überglänzend, es liefert eine solche Menge von Merkmalen, daß die Seele unter der Mannigfaltigkeit erliegt, und etwa eins nur so 25 schwach absondern kann, daß die Wiedererkennung daran schwer wird. Das Gehör ist in der Mitte. Alle ineinander fallende dunkle Merkmale des Gefühls läßt's liegen, alle zu feine Merkmale des Gesichts auch; aber da reißt sich vom betasteten, betrachteten Objekt ein Ton los! 30 In den sammlen sich die Merkmale jener beiden Sinne der wird Merkwort! Das Gehör greift also von beiden Seiten um sich: macht klar, was zu dunkel, macht angenehmer, was zu helle war, bringt in das dunkel Mannigfaltige des Gefühls mehr Einheit und in das zu hell 55 Mannigfaltige des Gesichts auch: und da diese Anerkennung des Mannigfaltigen durch Eins, durch ein Merkmal, Sprache wird, ist's Organ der Sprache.

3. Das Gehör ist der mittlere Sinn in Ansehung der 40 Lebhaftigkeit und also Sinn der Sprache. Das Gefühl überwältigt, das Gesicht ist zu kalt und gleichgültig;

jenes dringt zu tief in uns, als daß es Sprache werden könnte, dies bleibt zu ruhig vor uns. Der Ton des Gehörs dringt so innig in unsre Seele, daß er Merkmal werden muß; aber noch nicht so übertäubend, daß er nicht klares Merkmal werden könnte das ist Sinn der 5 Sprache.

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Wie kurz, ermüdend und unausstehlich wäre die Sprache jedes gröbern Sinnes für uns! wie verwirrend und kopfleerend für uns die Sprache des zu feinen Gesichts! Wer kann immer schmecken, fühlen und riechen, 10 ohne nicht bald, wie Pope sagt, einen aromatischen Tod zu sterben? und wer immer mit Aufmerksamkeit ein Farbenklavier begaffen, ohne nicht bald zu erblinden? Aber hören, gleichsam hörend Worte denken, können wir länger und fast immer das Gehör ist für die 15 Seele, was die grüne, die Mittelfarbe, fürs Gesicht ist. Der Mensch ist zum Sprachgeschöpfe gebildet.

4. Das Gehör ist der mittlere Sinn in Betracht der Zeit, in der es würkt, und also Sinn der Sprache. Das 20 Gefühl wirft alles auf einmal in uns hin, es regt unsre Saiten stark, aber kurz und springend; das Gesicht stellt uns alles auf einmal vor und schreckt also den Lehrling durch die unermeßliche Tafel des Nebeneinander ab. Durchs Gehör sehet, wie uns die Lehrmeisterin 25 der Sprache schonet! Sie zählt uns nur einen Ton nach dem andern in die Seele, gibt und ermüdet nie, gibt und hat immer mehr zu geben sie übet also das ganze Kunststück der Methode: sie lehret progressiv! Wer könnte da nicht Sprache fassen, sich Sprache 30 erfinden?

5. Das Gehör ist der mittlere Sinn in Absicht des Bedürfnisses sich auszudrücken, und also Sinn der Sprache. Das Gefühl würkt unaussprechlich dunkel; allein um so weniger darf's ausgesprochen werden - es 35 geht so sehr unser Selbst an! es ist so eigennützig und in sich gesenkt! Das Gesicht ist für den Spracherfinder unaussprechlich; allein was braucht's sogleich ausgesprochen zu werden? Die Gegenstände bleiben, sie lassen sich durch Winke zeigen! Die Gegenstände des 40 Gehörs aber sind mit Bewegung verbunden: sie

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