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hätten wir auf aller weiten Welt von nichts, was Schall und Licht ist, Empfindung, und wäre in ihr selbst oder um sie nichts dem Schall, dem Licht Analoges, noch wäre kein Begriff dessen möglich. Nun aber zeigen alle Tritte, die wir bisher zurückgelegt haben, daß die Gottheit uns 5 dies alles durch Wege und Kanäle schaffte, die immer empfangen, läutern, fortschwemmen, mehr einigen, der Seele ähnlicher machen, was ferne ihr noch so unähnlich war. Ich fürchte mich also gar nicht vor dem alten Ausdruck, daß der Mensch eine kleine Welt sei, daß unser 10 Körper Auszug alles Körperreichs, wie unsre Seele ein Reich aller geistigen Kräfte, die zu uns gelangen, sein müsse, und das schlechthin, was wir nicht sind, wir auch nicht erkennen und empfinden können. Die Formularphilosophie, die alles aus sich, aus innerer Vorstellungs- 15 kraft der Monade herauswindet, hat freilich alle dies nicht nötig, weil sie alles in sich hat; ich weiß aber nicht, wie es dahin gekommen ist, und sie weiß es selbst nicht.

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3. Erkennen und Wollen.

Alle Empfindungen, die zu einer gewissen Helle steigen (der innere Zustand dabei ist unnennbar) werden Apperzeption, Gedanke; die Seele erkennet, daß sie empfinde.

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Was nun auch Gedanke sei, so ist in ihm die 25 innigste Kraft, aus vielem, das uns zuströmt, ein lichtes Eins zu machen, und wenn ich so sagen darf, eine Art Rückwürkung merkbar, die am hellesten fühlet, daß sie ein Eins, ein Selbst ist. Eine Bildersprache der Art scheint freilich mystisch; in Geheimnissen aber, und im 30 tiefsten Geheimnis der Schöpfung unsrer Seele, kann man sich kaum anders erklären. Gnug, was wir bei jedem Reiz, jeder Empfindung, jedem Sinne sahen, daß nämlich die Natur ein Vieles eine, das geschieht hier auf die helleste innigste Weise.

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Wollen wir nun der Erfahrung folgen, so sehen wir, die Seele spinnet, weiß, erkennet nichts aus sich, sondern was ihr von innen und außen ihr Weltall zuströmt und der Finger Gottes zuwinket. Aus dem Platonischen Reiche der Vorwelt kommt ihr nichts wieder; sie hat sich auch 40

selbst nicht auf den Platz gesetzt, wo sie stehet, weiß selbst nicht, wie sie dahin kam. Aber das weiß sie oder sollte es wissen, daß sie nur das erkenne, was dieser Platz ihr zeige, daß es mit dem aus sich selbst schöpfenden 5 Spiegel des Universum, mit dem unendlichen Auffluge ihrer positiven Kraft in allmächtiger Selbstheit nichts sei. Sie ist in einer Schule der Gottheit, die sie sich nicht selbst gegeben; sie muß die Reize, die Sinne, die Kräfte und Gelegenheiten brauchen, die ihr durch eine glückliche, 10 unverdiente Erbschaft zuteil wurden, oder sie zieht sich in eine Wüste zurück, wo ihre göttliche Kraft lähmet und erblindet. Der abstrakte Egoismus also, und wenn er auch nur Schulsprache wäre, dünkt mich der Wahrheit und dem offnen Gange der Natur entgegen.

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Ich kann hier nicht ins Einzelne gehen, bei jedem Sinne zu zeigen, wie weise und gütig der Vater unsrer Natur uns überall an Formeln seiner Weisheit und Güte übet; daß er uns aber unaufhörlich also übet, daß unsre Seele eigentlich nichts könne und tue als Formeln 20 der Art aufzulösen, mit einem Abdrucke göttlicher Energie, zwar nicht aus Finsternis, aber aus Dämmerung Licht, aus einer nassen Flamme helle warme Funken hervorzurufen: mich dünkt, dies zeigen und sagen alle Handlungen unsrer erkennenden, wollenden Seele. Sie ist das 25 Bild der Gottheit und sucht auf alles, was sie umgibt, dies Bild zu prägen; macht das Vielfache Eins, suchet aus Lüge Wahrheit, aus unstäter Ruhe helle Tätigkeit und Würkung, und immerdar ist's als ob sie dabei in sich blicke und mit dem hohen Gefühl ich bin Tochter Gottes, 30 bin sein Bild" zu sich spreche: „lasset uns!" und will und waltet. Wir haben von keiner innigern Tätigkeit Begriff, als deren eine menschliche Seele fähig ist sie tritt in sich zurück, ruhet gleichsam auf sich selbst und kann ein Weltall drehen und überwinden. Jeder höhere 35 Grad des Vermögens, der Aufmerksamkeit und Losreißung, der Willkür und Freiheit liegt in diesem dunkeln Grunde von innigstem Reiz und Bewußtsein ihrer selbst, ihrer Kraft, ihres innern Lebens.

Man ist gewohnt, der Seele eine Menge Unterkräfte 40 zu geben, Einbildung und Voraussicht, Dichtungsgabe und Gedächtnis; indessen zeigen viele Erfahrungen,

daß, was in ihnen nicht Apperzeption, Bewußtsein des Selbstgefühls und der Selbsttätigkeit sei, nur zu dem Meer zuströmender Sinnlichkeit, das sie regt, das ihr Materialien liefert, nicht aber zu ihr selbst gehöre. Nie wird man diesen Kräften tief auf den Grund 5 kommen, wenn man sie nur von oben her als Ideen behandelt, die in der Seele wohnen, oder gar als gemauerte Fachwerke voneinander scheidet und unabhängig einzeln betrachtet. Auch in der Einbildung und dem Gedächtnis, der Erinnerung und Voraussicht muß sich die 10 eine Gotteskraft unsrer Seele, innere in sich blickende Tätigkeit, Bewußtsein, Apperzeption zeigen: in dem Maße dieser hat ein Mensch Verstand, Gewissen, Willen, Freiheit, das andre sind zuströmende Wogen des großen Weltmeers.

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Kurz, alle diese Kräfte sind im Grunde nur eine Kraft, wenn sie menschlich, gut und nützlich sein sollen, und das ist Verstand, Anschauung mit innerm Bewußtsein. Man nehme ihnen dieses, so ist die Einbildung Blendwerk, der Witz kindisch, das Gedächtnis leer, 20 der Scharfsinn Spinnweb; in dem Maß aber, als sie jenes haben, vereinigen sich, die sonst Feindinnen schienen, und werden nur Wurzeln oder sinnliche Darstellungen einer und derselben Energie der Seele. Gedächtnis und Einbildung werden das ausgebreitete und tiefe Bild der Wahr- 25 heit; Scharfsinn sondert und Witz verbindet, damit eben ein helles wichtiges Eins werde; Phantasie fleucht auf, Selbstbewußtsein faltet die Flügel, lauter Äußerungen einer und derselben Energie und Elastizität der Seele.

Wie aber, hat diese innere Elastizität keinen Helfer, 30 keinen Stab, an dem sie sich stütze und halte? kein Medium, wenn ich so sagen darf, das sie wecke und ihre Würkung leite, wie wir's bei jedem Reiz, bei jedem Sinne fanden? Ich glaube, ja, und dies Medium unsres Selbstgefühls und geistigen Bewußtseins ist-Sprache. Stumm- 35 und Taubgeborene zeigen durch sonderbare Proben, wie tief die Vernunft, das Selbstbewußtsein, wo sie nicht nachahmen können, schlummre; und ich glaube (meiner vorigen Meinung ziemlich zuwider), daß würklich ein solcher Stab der Aufweckung unserm innern Bewußtsein zu 40 Hilfe kommen mußte, als das Licht dem Auge, daß es

sehe, der Schall dem Ohr, daß es höre. So wie diese äußere Medien für ihre Sinne würklich Sprache sind, die ihnen gewisse Eigenschaften und Seiten der Dinge vorbuchstabieren, so, glaub ich, mußte Wort, Sprache zu 5 Hülfe kommen, unser innigstes Sehen und Hören gleichfalls zu wecken und zu leiten. So, sehen wir, sammlet sich das Kind, es lernt sprechen wie es sehen lernt und genau dem zufolge denken. Wer Kinder bemerkt hat, wie sie sprechen und denken lernen, die sonderbare Ano10 malien und Analogien, die sich dabei äußern, wird kaum mehr zweifeln. Auch in den tiefsten Sprachen ist Vernunft und Wort nur ein Begriff, eine Sache: loyos. Der Mensch gaffet so lange Bilder und Farben, bis er spricht, bis er inwendig in seiner Seele nennet. Die 15 Menschen, die, wenn ich so sagen darf, viel von diesem innern Wort, von dieser anschauenden, göttlichen Bezeichnungsgabe haben, haben auch viel Verstand, viel Urteil. Die es nicht haben, und schwömme ein ganzes Meer von Bildern um sie, gaffen nur, wenn sie sehen, 20 können nicht erfassen, nicht in sich verwandeln, nicht gebrauchen. Je mehr man diese innere Sprache eines Menschen stärket, leitet, bereichert, bildet, desto mehr leitet man seine Vernunft und macht das Göttliche in ihm lebendig, das Stäbe der Wahrheit braucht, und sich an 25 ihnen wie aus dem Schlummer emporrichtet. Die große Welt von Folgen, die dies gibt, werden wir an einem andern Orte sehen.

Unser Erkenntnis ist also, ob's gleich freilich das tiefste Selbst in uns ist, nicht so eigenmächtig, willkür30 lich und los, als man glaubet. Das alles abgerechnet (was bisher gezeigt ist), daß unser Erkennen nur aus Empfindung werde, siehet man, der Gegenstand muß noch durch geheime Bande, durch einen Wink zu uns kommen, der uns erkennen lehre. Diese Lehre, dieser Sinn eines 35 Fremden, der sich in uns einprägt, gibt unserm Denken seine ganze Gestalt und Richtung. Ohngeachtet alles Sehens und Hörens und Zuströmens von außen würden wir in tiefer Nacht und Blindheit tappen, wenn nicht frühe die Unterweisung für uns gedacht und gleichsam fertige 40 Gedankenformeln uns eingeprägt hätte. Da hob sich unsre Kraft empor, lernte sich selbst fühlen und brauchen;

lange, und oft lebenslang gehen wir an den uns gereichten Stäben frühester Kindheit, denken selbst, aber nur in Formen, wie andre dachten, erkennen, worauf uns der Finger solcher Methoden winkt; das andre ist für uns, als ob es gar nicht wäre.

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Meistens ist diese Geburt unsrer Vernunft den Weisen unsrer Welt so unanständig, daß sie sie ganz verkennen und ihre Vernunft als ein eingewachsenes, ewiges, von allem unabhängiges, untrügliches Orakel verehren. Ohne Zweifel gingen diese Weisen nie im langen Kleide, 10 lernten nie sprechen, wie ihre Wärterinnen sprachen, oder haben vielleicht gar keinen eingeschränkten Empfindungskreis, keine Mutter- und Menschensprache. Sie sprechen wie die Götter, d. i. sie denken rein und erkennen ätherisch, daher denn auch nichts als Götter- und 15 Vernunftsprüche von ihren Lippen kommeu können. Alles ist ihnen angeboren, eingepflanzt, der Funke untrüglicher Vernunft ohne einen Prometheus vom Himmel gestohlen. Laßt sie reden und ihre Bildwörter anbeten: sie wissen nicht, was sie tun. Je tiefer jemand in sich selbst, in den 20 Bau und Ursprung seiner edelsten Gedanken hinab stieg, desto mehr wird er Augen und Füße decken und sagen: „Was ich bin, bin ich geworden. Wie ein Baum bin ich gewachsen der Keim war da; aber Luft, Erde und alle Elemente, die ich nicht um mich satzte, mußten beitragen, 25 den Keim, die Frucht, den Baum zu bilden".

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Auch Erkennen ohne Wollen ist nichts, ein falsches, unvollständiges Erkennen. Ist Erkenntnis nur Apperzeption, tiefes Gefühl der Wahrheit: wer wird Wahrheit sehen und nicht sehen, Güte erkennen und nicht 30 wollen und lieben? Eben diese Abteilungen zeigen, wie sehr der Baum unsres Innern zerzaust und verfasert sei, daß Spekulation uns für Erkenntnis und Spiel für Tätigkeit gelten kann. Spekulation ist nur Streben zum Erkenntnis; ein Tor nur vergißt das Haben über dem 35 Streben. Spekulation ist Zerteilung; wer ewig teilt, wird nie ganz besitzen und brauchen. Besitzt man aber und fühlt, daß man besitze, so ist bei einem Gesunden das Brauchen und Genießen natürlich.

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