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II. Zur Geschichtsphilosophie.

a) Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit.

Beitrag zu vielen Beiträgen des Jahrhunderts.

1. Ägyptische Kunst†). ... Der beste Geschicht- 5 schreiber der Kunst des Altertums, Winckelmann, hat über die Kunstwerke der Ägypter offenbar nur nach griechischem Maßstabe geurteilt, sie also verneinend sehr gut, aber nach eigner Natur und Art so wenig geschildert, daß fast bei jedem seiner Sätze in diesem 10 Hauptstück das offenbar Einseitige und Schielende vorleuchtet. So Webb, wenn er ihre Literatur der griechischen entgegensetzt, so manche andre, die über ägyptische Sitten und Regierungsform gar mit europäischem Geist geschrieben haben. - Und da es den Ägyp- 15 tern meistens so geht, daß man zu ihnen aus Griechenland und also mit bloß griechischem Auge kommt wie kann's ihnen schlechter gehen? Aber teurer Grieche! diese Bildsäulen sollten nun nichts weniger (wie du aus allem wahrnehmen könntest) als Muster der schönen Kunst 20 nach deinem Ideal sein, voll Reiz, Handlung, Bewegung, wo von allem der Ägypter nichts wußte, oder was sein Zweck ihm gerade wegschnitt. Mumien sollten sie sein! Erinnerungen an verstorbne Eltern oder Vorfahren nach aller Genauigkeit ihrer Gesichtszüge, 25 Größe, nach hundert festgesetzten Regeln, an die der Knabe gebunden war also natürlich eben ohne Reiz, ohne Handlung, ohne Bewegung, eben in dieser Grabesstellung mit Händ und Füßen voll Ruhe und

†) Zu den 4 Einzelüberschriften vgl. die Erläuterung.

Tod ewige Marmormumien! siehe, das sollten sie sein, und sind's auch, sind's im höchsten Mechanischen der Kunst, im Ideal ihrer Absicht! wie geht nun dein schöner Tadeltraum verloren! Wenn du auf zehn5 fache Weise den Knaben durch ein Vergrößerungsglas zum Riesen erhöbest und ihn belichtetest, du kannst nichts mehr in ihm erklären; alle Knabenhaltung ist weg, und ist doch nichts minder als Riese!

2. Mittelalter.

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Norden war's. Und was man 10 auch nun über den Zustand dieser Völker für Ursprünge und Systeme ersinnen mag: das simpelste scheint das wahreste; in Ruhe waren's gleichsam Patriarchien wie sie in Norden sein konnten. Da unter solchem Klima kein morgenländisches Hirtenleben möglich war, 15 schwerere Bedürfnisse hier den menschlichen Geist mehr druckten, als wo die Natur fast allein für den Menschen würkte; eben die schwerern Bedürfnisse, und die Nordluft die Menschen aber mehr härtete, als sie im warmen aromatischen Treibhause Osts und Süds 20 gehärtet werden konnten: natürlich blieb ihr Zustand roher, ihre kleine Gesellschaften getrennter und wilder, aber die menschlichen Bande noch in Stärke, menschlicher Trieb und Kraft in Fülle da konnte das Land werden, was Tacitus beschreibt. Und als dies 25 nordische Meer von Völkern mit allen Wogen in Bewegung geriet, Wogen drängten Wogen, Völker andre Völker! Mauer und Damm um Rom war zerrissen, sie selbst hatten ihnen die Lücken gezeigt und sie herbeigelockt, daran zu flicken. endlich da alles brach, 80 welche Überschwemmung des Süds durch den Nord! und nach allen Umwälzungen und Abscheulichkeiten, welche neue nordsüdliche Welt!

Wer den Zustand der römischen Länder (und sie waren damals das gebildete Universum!) in den letzten 35 Jahrhunderten bemerket, wird diesen Weg der Vorsehung, einen so sonderbaren Ersatz menschlicher Kräfte zu bereiten, anstaunen und bewundern. Alles war erschöpft, entnervt, zerrüttet, von Menschen verlassen, von entnervten Menschen bewohnt, in Uppigkeit, Lastern, Un

ordnungen, Freiheit und wildem Kriegesstolz untersinkend. Die schönen römischen Gesetze und Kenntnisse konnten nicht Kräfte ersetzen, die verschwunden waren, Nerven wiederherstellen, die keinen Lebensgeist fühlten, Triebfedern regen, die dalagen also 5 Tod! ein abgematteter, im Blute liegender Leichnam da ward in Norden neuer Mensch geboren. Unter frischem Himmel, in der Wüste und Wilde, wo es niemand vermutete, reifte ein Frühling starker, nahrhafter Gewächse, die in die schönern, südlichern Länder -jetzt 10 traurigleere Acker! verpflanzt, neue Natur annehmen, große Ernte fürs Weltschicksal geben sollten! Goten, Vandalen, Burgunden, Anglen, Hunnen, Herulen, Franken und Bulgaren, Sklaven und Longobarden kamen setzten sich, und die ganze neuere Welt vom 15 Mittelländischen zum Schwarzen, vom Atlantischen zum Nordmeer ist ihr Werk, ihr Geschlecht, ihre Verfassung.

Nicht bloß Menschenkräfte, auch welche Gesetze und Einrichtungen brachten sie damit auf den Schau- 20 platz der Bildung der Welt! Freilich verachteten sie Künste und Wissenschaften, Üppigkeit und Feinheit, die die Menschheit verheeret hatten; aber wenn sie statt der Künste Natur, statt der Wissenschaften gesunden nordischen Verstand, statt der feinen starke und 25 gute, obgleich wilde Sitten brachten, und das alles nun zusammen gärte welch ein Eräugnis! Ihre Gesetze, wie atmen sie männlichen Mut, Gefühl der Ehre, Zutrauen auf Verstand, Redlichkeit und Götterverehrung! Ihre Feudaleinrichtung, wie unter- 30 grub sie das Gewühl volkreicher, üppiger Städte, baute das Land, beschäftigte Hände und Menschen, machte gesunde und eben damit auch vergnügte Leute. Ihr späteres Ideal über die Bedürfnisse hinaus. ging auf Keuschheit und Ehre, veredelte den besten 35 Teil der menschlichen Neigungen, obgleich Roman, so doch ein hoher Roman, eine wahre neue Blüte der menschlichen Seele.

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Bedenke man z. B., was die Menschheit in den Jahrhunderten dieser Gärung für Erholungsfrist und Kräfte- 40 übung dadurch bekam, daß alles in kleine Verbin

dungen, Abteilungen und Untereinanderordnungen fiel und so viele, viele Glieder wurden! Da rieb sich immer eins am andern, und alles erhielt sich in Atem und Kräften. Zeit der Gärung, aber eben diese hielt 5 so lange den Despotismus ab (der wahre Rachen der Menschheit, der alles wie er's nennt, in Ruhe und Gehorsam aber wie's ist, in Tod und einförmige Zermalmung hinabschlingt!). Ist's nun besser, ist's für die Menschheit gesunder und tüchtiger, lauter leblose 10 Räder einer großen, hölzernen, gedankenlosen Maschine hervorzubringen, oder Kräfte zu wecken und zu regen? Sollt's auch durch sogenannte unvollkommene Verfassungen, Unordnung, barbarischen Ehrenpunkt, wilde Händelsucht und dergleichen sein - wenn's 15 Zweck erreicht, immer besser, als lebend tot sein und modern.

Indes hatte die Vorsehung für gut befunden, zu dieser neuen Gärung nordsüdlicher Säfte noch ein neues Ferment zu bereiten und zuzumischen die christ20 liche Religion. Ich darf doch bei unserm christlichen Jahrhunderte nicht erst um Verzeihung bitten, daß ich von ihr als einer Triebfeder der Welt rede betrachte sie ja nur als Ferment, als Sauerteig, zu Gutem oder zu Bösem wozu man noch will. . . 25 Dieselbe nun, so sonderbar entstandne Religion sollte doch, das ist unleugbar, nach dem Sinne des Urhebers (ich sage nicht, ob sie's in der Anwendung jedes Zeitalters geworden), sie sollte eigentliche Religion der Menschheit, Trieb der Liebe und Band aller Na30 tionen zu einem Bruderheere werden ihr Zweck von Anfang zu Ende! Ebenso gewiß ist's, daß sie (ihre Bekenner mögen späterhin aus ihr gemacht haben, was sie wollten), daß sie die erste gewesen, die so reine geistige Wahrheiten und so herzliche Pflichten, 35 so ganz ohne Hülle und Aberglauben, ohne Schmuck und Zwang gelehret: die das menschliche Herz so allein, so allgemein, so ganz und ohne Ausnahme hat verbessern wollen. Alle vorigen Religionen der besten Zeiten und Völker waren doch nur enge national, voll Bilder 40 und Verkleidungen, voll Zeremonien und Nationalgebräuche, an denen immer die wesentlichen Pflichten

nur hingen und hinzugefügt waren, kurz Religionen eines Volks, eines Erdstrichs, eines Gesetzgebers, einer Zeit! diese offenbar in allem das Gegenteil, die lauterste Philosophie der Sittenlehre, die reinste Theorie der Wahrheiten und Pflichten, von allen 5 Gesetzen und kleinen Landverfassungen unabhängig, kurz, wenn man will, der menschenliebendste Deis

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Und sonach gewiß Religion des Weltalls. Es haben's andre und selbst ihre Feinde bewiesen, daß eine solche 10 Religion gewiß nicht zu anderer Zeit, früher oder später hätte aufkeimen oder aufkommen oder sich einstehlen können man nenne es, wie man wolle. Das menschliche Geschlecht mußte zu dem Deismus so viel Jahrtausende bereitet, aus Kindheit, Barbarei, Ab- 15 götterei und Sinnlichkeit allmählich hervorgezogen, seine Seelenkräfte durch so viel Nationalbildungen, orientalische, ägyptische, griechische, römische usw. als durch Stufen und Zugänge entwickelt sein, ehe selbst die mindsten Anfänge nur zu Anschauung, Begriff und 20 Zugestehung des Ideals von Religion und Pflicht und Völkerverbindung gemacht werden konnten. Auch als Werkzeug allein betrachtet schien's, daß der römische Eroberungsgeist vorhergehen mußte, überall Wege zu bahnen, einen politischen Zusammenhang zwischen 25 Völkern zu machen, der voraus unerhört war, auf eben dem Wege Toleranz, Ideen vom Völkerrechte in Gang zu bringen, in dem Umfange voraus unerhört! Der Horizont ward so erweitert, so aufgeklärt, und da sich nun zehn neue Nationen der Erde auf diesen 30 hellen Horizont stürzten, ganz andre neue Empfänglichkeiten eben für die Religion mitbrachten, sie bedurften, sie allesamt in ihr Wesen verschmelzten Ferment! wie sonderbar bist du bereitet! und alles auf dich zubereitet! und tief und weitumher eingemischet! hat 35 lang und stark getrieben und gegäret was wird es noch ausgären?

Eben das also, worüber man meistens so witzig und philosophisch spottet, wo denn dieser Sauerteig, christliche Religion genannt, rein gewesen, wo er nicht mit 40 Teige eigner, der verschiedensten und oft der ab

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