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mit Pascal sagen: wir halten es nicht der Mühe werth, uns nur einen Augenblick mit ihr abzugeben, es sei denn, um ihren Irrthum auszurotten und die Gefahr zu bezeichnen, die sie uns bereitet. Eben dieses ist aber auch die Aufgabe der wahren Philosophie, weil dieselbe die natürliche Helferin der Religion ist und ihr äußeres Apostolat darin besteht, das Vorurtheil durch die Wissenschaft zu beschämen und die Vernunft durch die Vernunft zu bekämpfen, um sie dem Glauben wieder zuzuführen. Die Philosophie ist, mit einem Worte, eine Macht, die die Wahrheit erklärt, und nicht offenbart.

Nachdem wir so unseren Gegenstand gehörig definirt haben, müssen wir für unser Theil den Vorwurf abweisen, den man gegen eine Schule, die man die theokratische zu nennen beliebt, gerichtet hat, nämlich die Philosophie vernichten zu wollen; einen Vorwurf, den eine gewisse philosophische Schule nur deshalb gemacht hat, um eben demselben Vorwurfe, der doch mit weit größerem Rechte gegen sie selbst gerichtet werden kann, geschickt auszuweichen. Die Dienste zu leugnen, die uns die Philosophie geleistet hat, wäre eine Ungerechtigkeit und eine Undankbarkeit, wie sie wohl Keinem in den Sinn kommen könnte. Ich will hier gern ihren Nußen, ihre Wichtigkeit und ihre Rechte laut bekennen. Ich selbst nehme sie in diesem Augenblick bei meinen schwachen Kräften für mich in Anspruch, indem ich mit ihr den Versuch mache, die Geister zur Religion zurückzubringen.

Religion und Philosophie werden sich zum Glücke und zum Ruhme der Menschheit stets einigen: die Religion, indem sie der Philosophie die wahren Keime der Weisheit und der Gelehrsamkeit hergiebt; die Philosophie, indem sie die Früchte davon der Religion zurückträgt; beide, indem sie sämmtliche Fähigkeiten des Menschen auf etwas Himmlisches lenken.

Das war ohne Zweifel der Gedanke Descartes', so wie auch feines eifrigsten Schülers Malebranche, dieses glänzenden Genies, in welchem sich die Kühnheit der philosophischen Speculation und die Unterwürfigkeit unter den Glauben wunderbar herrlich vereinigten.

Er spricht sich selbst darüber in folgenden Worten aus, die hier eine Stelle verdienen, und die das, was ich hierüber denke, zusammenfassen:

„Der beste Gebrauch, den wir von unserem Geiste nur machen können,“ sagt er in seinem sechsten Gespräche über die Metaphysik, „ist der, daß wir uns das Verständniß der Wahrheiten, die der Glaube uns vorstellt, und der Gründe, worauf sie sich stüßen, zu erwerben suchen. Wir glauben zwar diese Wahrheiten; aber der Glaube entbindet uns nicht der Pflicht, auch den denkenden Geist, wenn wir es können, mit denselben zu bereichern und auf alle möglichen Arten uns davon zu überzeugen. Denn der Glaube ist uns gegeben, daß wir nach seinen Wahr

heiten ebensowohl alle Schritte unseres Geistes, als auch alle Bewegungen unseres Herzens regeln. Er ist uns gegeben, umuns zur Erkenntniß eben jener Wahrheiten, die er uns lehrt, hinzuführen. Ich kann es daher niemals zugeben, daß die wahre Philosophie dem Glauben entgegen sei, und daß ein guter Philosoph und ein wahrer Christ verschiedene Meinungen haben könnten. Im Gegentheil habe ich die Ueber zeugung, daß man schon ein tüchtiger Philosoph sein muß, um in das Berständniß der Glaubenswahrheiten einzudringen, und daß man in diesen Wahrheiten desto fester steht, je tüchtiger man ist in den Lehren der Metaphysik. Ich gestehe, ich war entzückt, einen wunderbaren Zusammenhang zu sehen zwischen den Aufschlüssen, die die Vernunft mir gegeben, und jenen großen und nothwendigen Wahrheiten, welche die Schlich. ten und Ungelehrten, die der Herr ebensowohl selig machen will wie die Philosophen, der Kirche auf ihre Auctorität hin glauben. Es ist darum nicht nöthig, die Philosophie der Religion entgegenzustellen, es sei denn die falsche Philosophie der Heiden, die auf menschliche Auctorität gestüßte Philosophie, mit einem Worte, alle jene nicht geoffenbarten Meinungen, die den Stempel der Wahrheit nicht an fich tragen. Außerdem giebt es viele Menschen, die durch eine verschrobene Metaphysik den Gläubigen zum Aergerniß gereichen, die spottweise und höhnisch von uns fordern, ihnen zu beweisen, was sie selber auf die untrügliche Auctorität der Kirche hin glauben sollten. Obgleich die Festigkeit unseres Glaubens uns gegen ihre Angriffe hinlänglich schüßt, so muß uns doch die Liebe dazu bewegen, den Unfug und die Verrwirung, die sie überall verbreiten, zu heilen. Genehmige also, heber Arist, diesen Entwurf, den ich dir vorlege.“ *)

*) Ich kann es mir nicht versagen, hier noch eine Stelle von Malebranche anzuführen, die sich auszeichnet durch jenen gesunden Sinn, der gleichsam der Stoff des Genies ist, und durch jene Richtigkeit und Schärfe des Verstandes, die gerade auf's Ziel hinschlägt, ohne es zu verfehlen: „Ich muß Ihnen, lieber Theodor, mein Vorurtheil aufrichtig gestehen. Vor unserer Zusammenkunft war ich der Meinung, daß man die Vernunft durchaus von der Religion wegbannen müsse, weil sie zu nichts Anderem im Stande sei, als nur jene zu verwirren. Gegenwärtig erkenne ich, daß, wenn wir sie den Feinden des Glaubens preisgeben, wir bald in die Enge getrieben und als Unsinnige werden verschrieen sein. Der, welcher den Bernunftbeweis auf seiner Seite hat, hat sehr mächtige Waffen, um sich der Geister zu bemeistern; denn, im Grunde betrachtet, sind wir Alle vernünftig und zwar wesentlich vernünftig. Zu verlangen, das man sich seiner Vernunft begebe, etwa wie man ein Feierkleid ablegt, das heißt, sich lächerlich machen und thörichter Weise das Unmögliche versuchen. Auch habe ich es in jener Zeit, als ich den Vernunftbeweis in der Theologie durchaus nicht zugeben wollte, gut genug gemerkt, daß ich von den Theologen etwas forderte, was sie mir niemals einräumen würden. Jezt ist es mir klar,

Dieser Entwurf, der noch zur Zeit des Malebranche voreilig und blos theoretisch scheinen konnte, fommt uns heute bei der gänzlichen Verwirrung der Begriffe und bei der Verderbtheit der Sitten, worein diejenigen, von denen er spricht, endlich gerathen sind, ganz erwünscht und findet bei dem Wiederaufbau der ersten und nothwendigsten Wahrheiten nur zu passend seine Anwendung.

Aus diesem Grunde muß dieser Entwurf für uns Alle, so viel unser auch sind und wie schwach unsere Ueberzeugungen sonst noch sein mögen, Interesse haben, denn wir Alle gehören einer Gesellschaft an, die aus Mangel an Grundsäßen am Absterben liegt und mit lautem Schrei diejenigen Grundsäße wieder zurückfordert, die sie glaubt verloren zu haben. Sie sind aber nicht verloren! nur zurückgezogen haben sie sich aus den menschlichen Anstalten, die sie ehemals ins Dasein riefen und belebten; zurückgeflohen sind sie in den Schooß der Religion, ihres natürlichen Asyls, des einzigen Wesens, was heute noch Leben hat, zur Religion, die in der Falte ihres Gewandes Frieden oder Krieg, Leben oder Tod den Gesellschaften bringt, je nach der Wahl, die diese gerade treffen.

Glücklicher Weise sind wir bereits von der bisherigen Wahl zurückgekommen; und das ist kein Wunder, denn der natürliche Trieb uns zu erhalten, schrieb es uns vor. Die allgemeine Rückkehr der Geister zum Glauben ist ein Factum, welches genugsam feststeht, um es nunmehr laut und öffentlich zu bekennen. Wie alle großen Angelegen= heiten geht sie nur langsam vor sich, aber in ungeheuerer Ausdehnung und mit Macht. Ihre Bewegung ergreift die ganze Gesellschaft und gestaltet sie um, ohne ihr Wissen und Willen. Ihre Wirkung bemerkt man nicht, so natürlich und ruhig ist ihre Gewalt; und nur durch die Länge der durchlaufenen Bahn gewahren wir die Veränderung, die mit uns vorgegangen. Nachdem die Woge thörichter Weise gegen den Fels angeschlagen und dann durch die Wetter weit von ihm sich hatte wegreißen lassen, kehrte sie wieder, um an seinen Fuß sich sanft

Theodor, daß ich in ein Extrem verfallen, welches sehr gefährlich war und unserer heiligen Religion wenig Ehre machte; denn die Religion ist gegründet durch die höchste, Alles umfassende Vernunft, die sich zu uns herabließ und sich uns anpaßte, um uns noch vernünftiger zu machen. Es ist besser, sich auf der Mittelstraße zu halten, wie Sie es thun, nämlich die Dogmen auf die Auctorität der Kirche zu stügen und für diese Dogmen Beweise zu suchen in den einfachsten und klarsten Gründen, die die Vernunft uns bietet. Auf diese Weise muß man machen, daß die Metaphysik der Religion dienlich sei und über die Wahrheiten des Glaubens jenes Licht verbreite, welches dazu dient, unseren Geist zu versichern und ihn mit dem Herzen in Uebereinstimmung zu bringen." (Dernier Entretien sur la métaphysique; in fine.)

anzulegen und ihn wie einen Freund zu umarmen. Erschöpft von einem ungleichen Kampfe, hatte man sich in der Gleichgültigkeit gegen den Glauben eingeschläfert, indem man zweifelte, daß die Religion wahr sei; heute erwacht man wieder und zweifelt, daß fie falsch sei. Bei dieser Stimmung der Geister wird Alles und Jedes zum Lichtstrahl, die unbedeutendsten Dinge, wie die wichtigsten, die schwächften, wie die gewaltigsten. Die religiöse Wahrheit kehrt allenthalben wieder ein. Die christlichen Kanzeln, wohin sie sich zurückgezogen hatte, und bei denen man sie nun aufsucht, halten sie nicht mehr zurück; sie tritt heraus und greift nach allen Hülfsmitteln und Werkzeugen, um sich zu verbreiten. Ganz besonders scheint sie diejenigen zu ergreifen und für sich einzunehmen, die ihr früher am wenigsten hold waren: die Rednerbühne, die Zeitungen, die Schulen, die gelegentlichen Unterredungen, die Gewohnheiten, die Moden, kurz Alles; selbst die Luft, sollte man sagen, die man athmet, ist von den himmlischen Strömungen der Religion anders geworden. „Da Gott nach Rathschlüssen handelt, die wir nicht kennen," sagt Montesquieu, so erweitert oder beengt er die Grenzen seiner Religion. Verbirgt sie sich in unterirdischen Räumen, o, so wartet einen Augenblick und ihr werdet die kaiserliche Majestät für sie reden hören! Es giebt kein irdisches Hinderniß, das sie in ihrem Laufe aufhalten kann. Nehmet den Widerstand in den Geistern; all' diesen Widerstand wird sie zu beseitigen wissen. Lasset Gewohnheiten entstehen, führet Gebräuche ein, erlasset Befehle, gebet Geseze; triumphiren wird sie über Klima, über Geseze und über jene, die fie gemacht haben." *)

Möchte doch diese erhabene Religion meinen geringen Dienst nicht abweisen und dieses Werk, welches ich ihr widme, wohlgefällig aufnehmen! Möchten doch Manche von denen, welche, der Leere ihres Geistes und Herzens müde, etwa nach diesem Buche greifen und einige leichte Blicke auf diese Seite werfen, ihre Augen davon festgehalten und durch den unvermutheten Zauber der Wahrheit sich gefesselt fühlen! O, daß sie sich doch nicht durch Mißtrauen abhalten lassen! Ich bin nicht so anmaßend, ihnen meine Meinungen aufzudringen. Ich gebe mich nicht für einen Theologen aus, ja selbst nicht einmal für einen Philosophen (wenn man darunter einen solchen versteht, der als Professor vorträgt). Man wird das leicht sehen können an der Art meiner Beweise und an meinen Citaten, die sämmtlich außerhalb der Vorträge der Schule und Kanzel geschöpft sind. Ich bin ganz einfach ein Mensch, der aus Ueberzeugung glaubt, der sei

*) Défense de l'Esprit des Lois.

Philoforh. Stud. 4. Aufl. 1. Bd.

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nen Glauben mitten im allgemeinen Schiffbruche, wo Mehrere ihn verloren, glücklich bewahrte und nun bereit ist, ihn denjenigen mitzutheilen, die ihn darum ersuchen. Ich überlasse es ihnen, darüber zu entscheiden und eben dieselbe Erfahrung bei sich zu ma chen, die ich bei mir machte, nämlich: daß der Glaube ebensosehr den Geist befriedigt, wie dem Herzen Leben giebt.

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