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Philosophische Studien über das Christenthum.

Einleitung.

I. Charakter des Gegenstandes.
II. Grund der moralischen Gewißheit.
III. Vorläufige Einwürfe.

IV.

Plan des Werkes.

1.

Bei dem Bedürfniß, welches Sie empfanden, theurer Freund, sich wieder zur Religion zu wenden, haben Sie meine Theilnahme angerufen und mich aufgefordert, Ihnen die religiösen Wahrheiten und Lehren auseinanderzuseßen. Zwei verschiedene Gefühle haben Sie das durch in meinem Herzen angeregt: eine große Freude, Sie auf der Rückkehr zur religiösen Wahrheit, dem größten Gute, zu sehen und recht bald Sie durch jene beglückt, und jene durch Sie geehrt zu wissen; aber auch eine peinliche Aengstlichkeit, die schwere Verantwor tung zu tragen, wenn etwa durch eine ungenügende Mittheilung von meiner Seite ein Nachtheil erwachsen sollte, der ebenso verderblich werden könnte, wie die gelungene Darstellung heilsam.

Werde ich es verstehen, diese große Wahrheit Ihnen vorzulegen in ihrer ganzen Klarheit und in ihrer ganzen Kraft, die sie besißt, und in der ich sie erblicke? Werde ich Ihnen die christliche Religion, wie man zu sagen pflegt, beweisen können? Die Aufrichtigkeit und die Klugheit zwingen mich, Ihnen gleich Anfangs zu gestehen, daß, wenn Sie bei diesem Worte beweisen eine mathematische Evidenz erwarten, die sogleich den Verstand ergreife, ohne auf unsere übrigen Fähigkeiten einzuwirken, und die sich aus Argumenten und Formeln vollständig herleiten lasse, ich Ihnen sagen müßte, Nein, ich kann sie Ihnen nicht beweisen.*) Aber glauben Sie, daß es viele Wahrheiten gebe, die eine solche Probe bestehen könnten? Glauben Sie, daß selbst die mathematischen Wahrheiten sich durch einen Beweis erhärten ließen, wenn unser Herz dabei interessirt wäre, sie zu bestreiten und sich ihrer zu erwehren?**) Wenn es nun aber für die

*) Eine genaue Beweisführung! das ist etwas zu viel verlangt, mein Arist! Ich gestehe, daß ich keine habe. Es scheint mir im Gegentheil, daß ich einen genauen Beweis habe für die Unmöglichkeit einer solchen Beweisführung. Aber seien Sie versichert, es fehlt mir nicht an Beweisen, die gewiß sind, und die die Kraft haben, Ihren Zweifel zu verscheuchen." (Malebranche, 6e. Entretien.)

**) Die Wahrheit, wofür Malebranche sich unfähig erklärt, einen genauen Beweis zu geben, ist die von der Eristenz der Körper. Uebrigens sagt er an einer anderen Stelle sehr treffend: „Wenn die Menschen irgend ein Interesse daran hätten, daß die Seiten ähnlicher Dreiecke nicht proportional seien, und wenn die falsche Geometrie ebenso bequem wäre für ihre verkehrten Neigungen, wie es die falsche Moral ist, so würden sie sich leicht Paralogismen machen können, die ebenso absurd wären in der Geometrie, wie sie deren haben in der Moral; denn ihre Irrthümer wären ihnen lich, und die Wahrheit könnte sie nur in Verwirrung bringen und zum Zorne reizen. (Recherche de la vérité, liv. IV.)

religiöse Wahrheit einen derartigen Beweis gäbe, so würde eben darin für mich ein Beweis liegen, daß sie noch nicht bewiesen wäre. Warum? das werde ich Ihnen später mehr als einmal beantworten, je nachdem ich Gelegenheit habe, Ihnen den Grund davon anzugeben. Für jest möge es hinreichen, Ihnen zu sagen, daß die religiöse Wahrheit eine praktische Wahrheit ist, daß sie beabsichtigt, nicht allein unseren Verstand zu befriedigen, sondern vor Allem und über Alles unser Herz umzuwandeln, welches sich nicht so schnell ergiebt und sich manche Sophismen macht, um seine Niederlage zu verzögern und seinen Widerstand zu beschönigen. Das ist selbst bei denen der Fall, die die besten Absichten haben. Bei einem solchen Gegner reichen die Argumente nur bis zu einem gewissen Punkte, über welchen hinaus einzig und allein der Wille und Gott das noch Fehlende ergänzen. Mit einem Worte: unser Wille kann sich nicht ändern ohne Anstrengung seiner selbst, und diese fände nicht statt, wenn die Ueberzeugung ihm fönnte angethan werden, so daß er selbst nichts zu thun brauchte, um sie sich zu verschaffen. So begreift man, daß der, welcher die religiösen Wahrheiten seit langer Zeit erwägt und in seinem Wandel ausübt, in seinem Innern unzählige Elemente von überzeugenden Beweisen trägt, die er sich nicht nehmen läßt, und die er nicht so plöglich auf einen Anderen übertragen kann, zumal wenn dieser sich längst nicht mehr mit der Religion abgegeben, oder vielleicht niemals sich ernstlich mit ihr befaßt hat.

Ich kann Ihnen hier also nur theilweise diese Wahrheit mittheilen, die mein Inneres erfüllt. Indeß glaube ich, daß das, was ich Ihnen fagen werde, für den, der offenherzig ist und aufrichtig wünscht, Klarheit zu bekommen, entscheidend sein wird, ihn zu veranlassen, auf dem Wege zur Entdeckung der vollen und ganzen Wahrheit eigenen Fußes weiter zu gehen. Nach und nach wird ihm das Licht klarer leuchten, und dieser Fortschritt wird das Resultat seines standhaften Willens sein, alle nothwendigen Mittel zur ferneren Aufklärung anzuwenden, nämlich Lectüre, eigenes Nachdenken, moralische Umwandlung und sogar religiöse Uebungen. Wenn man sich's nicht verdrießen läßt, wenn man nicht nachläßt, wenn Wille und Wandel unmittelbar folgen und den Fortschritt der Ueberzeugung auf jeder Stufe stüßen, so werden die Schatten bald verschwinden und die Wahrheit wird aus den Vorurtheilen, die sie verhüllten, strahlend hervorgehen. Man wird von ihr durchdrungen und erfüllt werden; man wird ganz erstaunt sein, sie so spät kennen gelernt, so spät erst geliebt zu haben, und man wird meinen, erst seit diesem Tage habe man angefangen zu leben.

Ich muß es Ihnen sagen: jedes müßige und rein speculative.

Hin und Herreden über die Religion hasse ich, wie eine Profanation und gefährliche Verwegenheit. Ich habe es mir zum Geseze gemacht, das Heiligthum meiner Ueberzeugungen, wie ich es hier zu nennen wage, nicht ohne Noth zu öffnen. Wenn ich mich entschließe, Ihnen zu antworten, so geschicht es nur, weil ich versichert bin, daß Sie mich fragen mit dem wahrhaften Wunsche, Aufklärung zu erhalten. Lesen Sie also dieses Buch nicht mit jenem streitsüchtigen Geiste eines Controversisten, bei dem die triftigsten Gründe nichts vermögen und immer abgleiten, weil er sie nicht mit Aufrichtigkeit entgegennimmt; sondern lesen Sie es mit Unbefangenheit und Vertrauen, wie Einer, der sich glücklich fühlt, daß man ihm seinen Irrthum zeigt, und der nun aus eigenem Antriebe darauf ausgeht, der Wahrheit auf dem Wege zu begegnen. Wenn meine Gründe Ihnen gut und der Wahrheit gemäß scheinen, so nehmen Sie dieselben ohne Widerstreben an. Quälen Sie sich nicht damit ab, an ihnen kleinere Fehler zu suchen, Sie möchten am Ende welche finden, wo gar keine find. Machen Sie es mit der Religion, wie Sie es bei den gewöhnlichen Vorkommnissen des Lebens machen, wo Sie sich oft entschließen, zu glauben, selbst wenn Ihnen die besten Gründe streng genommen nicht untrüglich scheinen. Sie überlassen es da der Erfahrung, die Kraft und Sicherheit derselben zu vervollständigen. Glauben Sie es mir! später werden Sie in der religiösen Wahrheit mehr Gewißheit finden, als in jeder anderen; und wenn dieselbe in Ihrem Herzen Plaz genommen, so wird sie dort der Mittelpunkt aller Ihrer Ueberzeugungen sein.

Sehen Sie nun, wie groß dieser Gegenstand ist! Heben Sie sich zu ihm empor, und beherzigen Sie seine Wichtigkeit! Es ist hier kein Geisteskampf über ein selbstgemachtes Interesse, auch nicht eine von jenen eitlen Utopieen, die die Phantasie aufbauet und in ihren Spielen ohne alle Gefahr wieder umstürzt; es ist eine gewichtvolle und dringende Berathung, von welcher das hauptsächlichste Interesse des menschlichen Lebens, wie auch der ganzen Ewigkeit, der jenes zueilt, abhängt. Wahrlich, für jeden Menschen, der einmal in sich geht und nachdenkt, ist dies ein Gegenstand, der ihn anziehen und ergreifen muß, weil es sich um ein Gut handelt, das weder von den Menschen, noch von dem Zufall, noch von der Zeit kann beeinträchtigt werden; um ein Gut, welches wir selbst uns unmittelbar durch einen einfachen Act unseres Willens verschaffen können; welches in unserem Innern desto festeren Bestand hat und desto deutlicher fich kund giebt, je mehr die anderen Güter uns entrinnen und unvermerkt entschlüpfen; welches zunimmt, wenn wir einen Verlust erleiden, sich kräftigt, wenn Alles erschlafft, ewig leben bleibt, wenn

Alles vergeht, und welches uns ein untrügliches Mittel giebt, jener geheimnisvollen und schreckbaren Gerechtigkeit, die nach aller Menschen Ueberzeugung jenseits des Grabes uns erwartet, zu genügen, und schon hier auf Erden mitten unter all' den Wechselfällen dieses kurzen Lebens unserem Antlige das friedliche Lächeln einer höheren Zuver Ficht mittheilt, die stets weiß, worauf sie sich verlassen soll.

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Lassen wir uns nun einander verständigen über einige Punkte, die bei der Untersuchung dieses großen Gutes von wesentlicher Bes deutung find!

Weil unsere Ueberzeugung davon abhängt, ob unser Verstand zufrieden gestellt ist, so muß man erstlich wissen, bis zu welchem Punkte derselbe das Recht hat, zu fordern und zu fragen. Das ist eine Wage, von deren Richtigkeit man sich überzeugen muß, ehe man sich derselben bedient. Es liegt im Interesse des Verstandes selbst, daß wir dieses Mißtrauen gegen ihn hegen. Denn während derselbe jedem anderen Gegenstande gegenüber bereit ist, seine Schwäche anzuerkennen und mit in Anschlag zu bringen, wird er in Beziehung auf Religion der Spielball eines Vorurtheils, welches die Ansprüche seiner Größe übertreibt und sie fortwährend geltend zu machen sucht, und daher bewirkt, daß er jeden Augenblik in seiner Anmaßung die Wahrheit verschmähet.

Nun scheint es mir aber, daß Sie von diesem Vorurtheile eingenommen sind, da Sie sagen: Nicht in seinem Herzen darf der Mensch die Wahrheit suchen, denn sehen wir nicht, daß alle unsere Irrthümer herrühren von unseren Begierden und Leidenschaften, deren Quelle im Herzen ist! Der Verstand, der starre und trockene Verstand, soll allein unser Führer sein. Seiner Prüfung sollen alle Regungen des Herzens zuvor unterworfen werden.“

Wenn Sie statt Verstand Vernunft seßten, und darunter das allgemeine Vermögen verständen, die Wahrheit zu vernehmen ratio, so bin ich mit Ihnen einverstanden. Wenn Sie aber unter Verstand das Vermögen zu denken, die Logik des Geistes, ratiocinatio, verstehen, und das scheinen Sie gemeint zu haben, so kann ich Ihnen nicht beistimmen, denn ihm kann ich jene Wichtigkeit nicht beilegen.

Das Vermögen, wovon Sie sprechen, ist nur eine von den Pforten, durch welche die Gewißheit zu unserem Innern gelangt, ja ich sage, daß sie sogar eine ziemlich verdächtige ist. Es giebt zwar Wahrheiten, die in seinen Bereich fallen, namentlich sind das die mathematischen. Aber es giebt eine sehr große Zaht anderer Wahrheiten, welche zu beurtheilen er nicht competent ist, und die entweder aus

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