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gewesen; und so mangelt an dem Beweise dieser Wahrheit nichts, weder die theoretische und philosophische Erforschung des Wesens der Dinge, noch die Erfahrung der Thatsache, noch auch, was das Entscheidendste ist, die Bezeugung des Menschengeschlechtes, welches die eine von den beiden handelnden Personen war, und welches durch den Gang, den es innehielt, uns die bewegende Kraft zeigt, die ihm den ersten Antrieb gab und uns gleichsam hören läßt, wie das nämliche Wort, das im Anfange zu ihm gesprochen war, von Mund zu Mund immer weiter geht.

Wenn der Mensch aus sich selbst durch Nachdenken die Kenntniß der religiösen Wahrheiten hätte erlangen können, so würde er, je mehr er nach dieser Kenntniß gesucht hätte, desto mehr in sich selbst und in seine eigenen Betrachtungen sich vertieft haben. Wenn dagegen, wie wir gesehen haben, die Menschen und vor Allen die hervorragendsten Geister geurtheilt haben, daß es ihnen nur dann möglich sei, diese Wahrheiten zu finden, wenn sie von sich selber ganz abgehen und ihrer persönlichen Nachforschung entfagen, um b reitwillig die religiöse Lehre, fertig, wie sie ist, von den Vorfahren anzunehmen, gleichwie diese sie wiederum von ihren Vorfahren erhalten hatten, so hat das nothwendig darin seinen Grund, daß sie glaubten, die Wahrheit sei auf übernatürliche Weise der Erde mitgetheilt worden, weil sonst jeder Mensch sie auf natürliche Weise in sich selber würde gefunden haben. Die Lehre der Tradition hat keinem Menschen, und wäre er auch noch so alt und weise gewesen, die Ehre der Entdeckung und ersten Unterweisung zukommen lassen. Die Menschen wurden. in Betreff dieser Lehre nicht als die Quelle, sondern als der Canal der Wahrheit betrachtet, deren Ursprung somit außer dem Menschen, und zwar in Gott, anzunehmen sei. Den Aeltesten wurde nur darum mehr geglaubt, weil sie, um mich dieses Bildes zu bedienen, der Original- Ausgabe der Wahrheit näher standen, und weil sie deren Text reiner und mit dem göttlichen Manuscript übereinstimmender dar

boten; sonst hätten sie an und für sich weniger Glauben gefunden, als die neueren, weil diese sich bereits mehr Erfahrungen und eine größere Summe von Ideen erworben hatten. Für die Naturwissenschaften und Künste ließ man feine traditionelle Lehre gelten; im Gegentheil, man wollte bei ihnen Vervollkommnung und Fortschritt. Wenn man also in der theologischen Wissenschaft sich auf das Herkommen berief, so geschah dies, weil man überzeugt war, daß dieselbe ihre Quelle anderswo hatte. Uebrigens beglaubigte die Ueberlieferung sehr wohl ihren eigenen Ursprung; denn durch sie allein war es gekommen, daß das Wenige von Wahrheit, was sich noch vorfand, erhalten war. Von der anderen Seite beglaubigte der Rationalismus seine Unrechtmäßigkeit; denn je mehr er sich an die Stelle der Tradition drängte, und je mehr er die Wahrheit verfinsterte und zerseßte, desto mehr ließ er den Irrthum wuchern. Der Beweis, den er gegen sich selbst und zu Gunsten seiner Nebenbuhlerin lieferte, war unwiderleglich. Hätte man die theologische Wissenschaft aus den eigenen Forschungen der Menschen gewonnen, so würden die späteren Philosophen die Entdeckungen ihrer Vorgänger vervollkommnet haben, und die Menschen, welche mehrere Jahrhunderte nach Pythagoras und Thales lebten, würden in den heiligen Wissenschaften besser unterrichtet gewesen sein, als diese Philosophen. Aber das Gegentheil ist wahr. Die alten Weisen hatten reinere Vorstellungen von Gott, als die, die nach ihnen lebten, und das Menschengeschlecht wurde, wie es weiter fortschritt, auch abergläubischer: ein untrüglicher Beweis, daß der

Unterricht in den ersten Wahrheiten nicht von den Menschen hat ausgehen können, sondern nur von Gott.*)

*) Die traditionelle Lehre, wie sie aus dieser Art und Weise, die Philosophen des Alterthums zu beurtheilen, hervorgeht, will den neueren Nationalisten eben nicht behagen. Wirklich lehnen sie sich gegen die Lehre auf. Sie nennen sie theokratisch und versäumen nicht, uns darauf aufmerksam zu machen, daß sie neu sei, und daß man bei den christlichen Philofophen des siebzehnten Jahrhunderts keine Spur davon finde. Es

Bei den Alten wurden diejenigen verspottet, die anderer Meinung waren und der Weisheit und religiösen Wahrheit

ist wahr, daß in unserem Jahrhunderte die traditionelle Lehre bedeutend mehr, ja vorzugsweise an den Tag gekehrt ist, und daß sie in den Schriften der christlichen Philosophen, von denen man spricht, gewissermaßen schlummert. Das ist aber auch ganz natürlich; denn die Klasse der Gegner, die sie zu bekämpfen hatten, machte die Anwendung dieser Lehre damals nicht in dem Maße nothwendig, wie in unseren Tagen. Um aber zu behaupten, daß sie jenen fremd wäre und, im Grunde genommen, von ihnen nicht offen bekannt worden sei, müßte man dieselben niemals gelesen haben. Es wäre und leicht, durch zahlreiche Citate das Gegentheil darzuthun; wir wollen uns auf eins beschränken, es ist vom gelehrten und bescheidenen d'Aguesseau. Obgleich er Cartesianer war, sprach er sich dennoch in einer Polemik, wo er es übernommen hatte, die Vortrefflichkeit der Philosophen des Alterthums zu vertheidigen, also aus: „Nach allem dem muß ich bemerken, daß Sie nicht etwa glauben dürfen, ich hätte von den alten Philosophen eine bessere Meinung, als Sie. Ich stimme mit Ihnen darin überein, daß man fast sagen sollte, sie hätten nur zu dem Zwecke geschrieben, um uns zu zeigen: daß die menschliche Vernunft sehr schwach ist, selbst bei denen, bei welchen sie noch die meiste Kraft zu haben scheint; daß sie die wichtig sten Wahrheiten nur leise berührt haben, ohne daß sie dieselben erfassen konnten; und daß selbst die Wahrheiten, die sie erkannten, oft nur dazu dienten, sie noch tiefer in den Irrthum zu stürzen, Das sind Ihre eigenen Ausdrüce, mein Herr; und ich unterschreibe sie herzlich gern. Wenn jene daher etwas Gutes vorbringen und ihre Gedanken auf eine Weise aussprechen, die sich nicht anders erklären läßt, als gemäß den Ideen, die uns durch die Offenbarung bekannt sind, so glaube ich, in ihren Reden die Spuren einer alten Ueberlieferung zu erkennen, die immer reiner und ungetrübter wird, je näher man zu ihrer Quelle hinaufgeht. Dort finde ich also die Spuren der ersteren Wahrheiten wieder, und freudig gehe ich ihnen nach, diesen Grundwahrheiten, die dem Menschen zu wissen höchst wichtig sind, und deren Andenken Gott unmöglich bei allen Völkern der Erde ganz hat erlöschen lassen, um fie für die Juden allein aufzubehalten. Je mehr Sie diese Wahrheiten ansehen als erhaben über den Kräften des menschlichen Geistes, desto mehr fühle ich mich geneigt, zu glauben, daß es der Güte ihres Urhebers würdig war, die Erinnerung daran fortdauern zu lassen, und zwar mittelst einer Ueberlieferung, die nicht geschrieben war, sondern mündlich von den Vätern auf die Kinder forterbte. Die Lehre von der Schöpfung scheint sich in der Volksmeinung und auch in der VolksIprache erhalten zu haben; es ist sogar wahrscheinlich genug, daß die

eine menschliche Abkunft beilegten. Die rationalistischen Philosophen der Neuzeit (ich verstehe darunter die erklärten Par

Bauern in Attika oder die schlichtesten Leute von Athen, wenn man sie über diesen Gegenstand gefragt hätte, vielleicht besser würden geantwortet haben, als die meisten ihrer Philosophen. Ich urtheile darüber nach den Dichtern, die gewöhnlich den Ideen des Volkes folgen. In ihnen findet man ungemein viele Stellen, wo Gott nicht allein als Herr und Lenker aller Dinge, sondern als ihr Vater und Urheber dargestellt wird. Wollte man aber annehmen, diese Ueberlieferung habe sich nur unter dem Philosophenvolke fortgepflanzt, wie groß würde dann die Zahl von Stufen werden, die man voraussegen müßte, um sich jene Art von Erbfolge zu bilden, durch die sie sich in den Schulen erhalten hätte? - Ich habe es früher schon gesagt. Noa ließ ohne Zweifel, dieses kostbare Gut, wie es ihm übergeben war, so auch wieder seinen Kindern, und durch diese wurde dasselbe mitgenommen nach Aegypten. Dort wurde das Andenken daran durch den mehr als hundertjährigen Aufenthalt der Nachkommen Abrahams unter den Eingebornen wieder aufgefrischt. Moses, der, wie die heiligen Bücher sagen, in allen Wissenschaften der Aegyptier unterrichtet war, seßte dieselben gewiß auch in Bekanntschaft mit dem, was er selbst durch eigene väterliche Ueberlieferung wußte. Gerade in diese Zeit, als die Hebräer in Aegypten wohnten, fällt es, daß ägyptische Colonieen die vorzüglichsten Städte Griechenlands gründeten. Ungefähr zwei Jahrhunderte nach Moses reisen wieder die Griechen in dasselbe Land, um dort die Quelle der alten Traditionen zu suchen, die auch früher von dort her ihnen waren überbracht worden. Die ersten Philosophen, die diese Reise gemacht haben, sind diejenigen, welche über die Gottheit am herrlichsten sprechen; und gerade in ihren Schulen haben sich die erhabensten Ausdrücke über die Allmacht Gottes, des ersten Wesens, und über die unermeßliche Fülle seines Reichthums erhalten. Ich sehe also die Aegyptier zwischen Noa und den Griechen, oder, wenn man diese Mitte noch enger abschließen will, zwischen Moses und den Griechen." (Lettres sur divers sujets de métaphysique, t. XVI. p. 39—40.) — Der gegenwärtige Wortführer des Rationalismus konnte sich nicht enthalten, ebenfalls die Wahrheit einzugestehen, daß die Ueberlieferungen des Drients gleich, sam der Stoff aller Gedanken Plato's seien. An einer anderen Stelle sagt er noch: „Ebenso wenig kann man leugnen, daß es mitten unter den verschiedensten Meinungen und Aussagen wirkliche, übereinstimmende Zeugnisse giebt. Das heißt die alten Traditionen leugnen, die in Griechenland als Grundlage dienten, sowohl für die Kunst, als auch für die Philosophie, sowohl für die Phantasie, wie für den Verstand. Wahrlich, je tiefer man in die Dialoge Plato's eindringt, desto mehr wird man da wirkliche und historische Elemente finden, die er frei ange

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teigenossen der Vernunft gegen die Offenbarung), die über unseren Glauben so viel gelacht haben, die sich zu Lehrern des Menschengeschlechts aufwarfen, so weit ging ihre Unvernunft! würden selbst bei den wahren Philosophen des Alterthums der Gegenstand des Gelächters gewesen sein, wenn man nach den schlagenden Spottreden urtheilen darf, die damals gegen die Sophisten, ihre Vorgänger, ausgetheilt wurden: Es ist leicht zu begreifen, daß sie nicht die Weisheit ist," sagt Hortensius, wo er von jener Philosophie spricht, ,,weil man ihren Ursprung kennt und weiß, in welcher Zeit fie geboren wurde. Wann hat es zuerst Philosophen gegeben? Thales, meine ich, ist der erste; aber dieser Zeitpunkt ist noch neu. Wo war also vorher die Wahrheit?"..Es sind noch keine tausend Jahre, als man die ersten Anfänge der Weisheit kennen lernte," sagt in gleicher Weise Seneca; „das Menschengeschlecht ist also während einer langen Reihe von Jahrhunderten ohne Vernunft gewesen?" Eine Thorheit, worüber auch Persius sich lustig macht: „Seitdem man mit dem Pfeffer und den Datteln nach Rom die Weisheit einführte . . .;“,,als wenn die Weisheit," fügt Lactantius hinzu, dem wir diese Citate entlehnen, mit den Gewürzen herbeigebracht wäre, sie, die nothwendiger Weise ihren Anfang vor den Menschen haben mußte."**)

Diese sehr vernünftige Rede ist für den Rationalismus wahrhaft niederschlagend. Wenn die religiöse Wahrheit, die Weisheit im eigentlichen Sinne, für den Menschen unumgänglich nöthig war (und wer föunte daran zweifeln?), so hat sie schon seit seinem Ursprunge durch Unterricht ihm müssen gegeben werden, und ihre Erhaltung mußte einem Mittel an

wandt hat. Dazu nehme man noch, daß Plato selbst in seiner Epinomis anerkannte, er verdanke einen großen Theil seines Wissens über die Götter einem Ausländer, einem Chaldäer.“ (Trad. de Platon, notes sur le Banquet et celles sur l'Epinomis.) — Man vergesse nicht, daß die Juden damals im ganzen westlichen Asien verbreitet waren.

*) Divin. Instit. lib. III. cap. 14.

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