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Weise zu erkennen, daß dieses Ich nicht immer existirt habe, daß ich ebenso wenig mir selbst das Sein gegeben, daß dessen Erhaltung nicht von mir zuleßt abhängt; daß ich, mit einem Worte, den Grund meiner Existenz nicht in mir trage; daß ferner dieser Grund, von dem ich berfomme und abhänge, welcher es auch immer sein mag, irgendwo außer mir existirt. - Bis hierher ist es unmöglich, diesen Worten zu widersprechen. Also ist es nothwendig, daß irgend ein Wesen existirt, welches meine Seele erschaffen habe und welches sie erhält.

Nun aber, welches ist denn dieses Wesen? ich kenne noch nichts von ihm. Aber wenn ich auch nicht weiß, was es ist, so weiß ich doch recht gut, was es nicht ist. Ich weiß ganz gewiß, daß es nicht diese Gesammtmaterie ist, in die mein Körper mitten hinein versezt worden. Diese Materie mag wohl dazu gedient haben, meinen Körper zu bilden, weil beide von derselben Natur sind; aber sie kann sich durchaus nicht eingemischt haben in die Schöpfung meiner Seele, deren Wesenheit die ihrige ausschließt. Es ist nicht möglich, daß das, was ein Zusammengeseztes ist, etwas verursacht habe, was einfach ist; daß das, was träge und ohne Lebensthätigfeit ist, etwas gemacht habe, was freien Willen hat; daß das, was keine Spur von Gedanken hat, etwas hervorgebracht habe, bei dem der Gedanke wesentlich ist; daß das, was sich selbst nicht fühlt und nicht erkennt, ein Wesen erzeugt habe, welches nur darum lebt, weil es sich fühlt, sich erkennt, und weiß, daß es verschieden ist von allem dem, was außer ihm ist. Die Materie müßte nicht allein Erkenntniß überhaupt haben, sondern sie müßte eine solche haben, welche noch höher wäre, als die höchste, die man bei den Menschen findet; denn sonst könnte sie diese nicht aus ihrem Schooße entstehen lassen. Aber sie hat nicht einmal für sich selbst irgend welche Erkenntniß, auch nicht die geringste. Die Quelle also, aus der mein Geist entsprungen, fann nicht diese Gesammtmaterie sein.

Diese Quelle muß daher immateriell oder geistig sein, wie ich selbst. Jenes Wesen, welches mich als Seele, als

Geist gemacht hat, muß also nothwendiger Weise wenigstens selbst so viel sein, als wozu es mich gemacht hat: Seele, Geist. Wenn, wie wir gesehen haben, Erkenntniß nöthig war, um der Materie Bewegung und Harmonie zu geben; wenn Intelligenz nothwendig war, um den Naturtrieb zu schaffen, so war doch wahrhaftig wohl Intelligenz nothwendig, um die Intelligenz zu geben. Hier hätten wir also unseren Schluß bis zur Evidenz gebracht. „Aus der menschlichen Erfindsamkeit," sagt Cicero, „müssen wir schließen, daß es noch einen anderen Verstand gebe, und zwar einen viel schärferen, einen göttlichen. Denn woher hat der Mensch den seinigen genommen? wie beim Xenophon Sokrates sagt. Ja sogar den Wafferstoff und die Wärme, welche im Körper verbreitet sind, und selbst die erdige Festigkeit der Eingeweide, jenen luftgleichen Geist endlich - wenn Jemand fragt, woher wir alles das haben, so ist klar, daß wir das Eine von der Erde bekommen, Anderes vom Wasserstoffe, Anderes vom Feuer, Anderes wiederum von der Luft, welche wir durch den Athem einziehen. Das aber, was dies Alles übertrifft, ich meine die Vernunft, oder wenn ich sie mit mehreren Ausdrücken benennen soll, den Verstand, die Ueberlegung, die Denkkraft, die Klugheit, wo haben wir sie gefunden? woher sie entnommen?“*) Es ist also nothwendig. daß irgend ein Wesen, welches es auch sei, alle jene Eigenschaften, die mir mitgetheilt sind, selbst in sich habe, und daß es gleichsam das Urbild meines geistigen Gepräges sei. Mag nun dieser Geist entweder aus sich selbst ewig sein, oder mag er seine Existenz unmittelbar und zulegt von einem anderen noch größeren Geiste, der alle jene Vollkommenheiten im allerhöchsten Grade besißt, empfangen haben: soviel ist ausgemacht und sicher, daß es einen immateriellen Schöpfer giebt, von dem jede Erkenntniß herrührt und den ich Gott nenne. Mit einem Worte, wenn man sagen kann: Ich denke, folg

*) Cicero, de Nat. Deor. II. 6.

lich bin Jc; so kann man noch hinzufügen: Ich bin, folg. lich ist Gott.*)

Sechster Beweis, hergenommen aus dem Begriff des Unendlichen.

Bisher sind wir nur durch Vernunftschlüsse zur Idee von Gott gefommen; von nun an zeigt sich uns diese Idee von selbst, und wir erfassen sie blos durch einen einfachen Blick.

Die Idee von Gott wohnt dem menschlichen Geiste inne; sie ist unzertrennlich mit ihm; sie ist sogar das Element, in welchem unser geistiges Wesen sich bewegt, das Urbild, nach welchem unsere Ideen sich gestalten. Ja, die ihn leugnen, können nirgends anderswo Beweisgründe finden, um sie gegen seine Existenz vorzubringen, als eben in solchen Vorbegriffen, die wir gar nicht haben könnten, wenn er nicht existirte.

Diese Beweisführung fordert viele Aufmerksamkeit, weil sie rein metaphysisch ist; ich will mir indeß Mühe geben, sie in faßlicher Weise vorzulegen.

Zuerst wollen wir das Wort Gott wegschaffen, weil es doch an und für sich nichts sagt und nichts erklärt; es ist einmal allgemein angenommen und durch die Gewohnheit gleichsam ein Schleier geworden, der das Wesen selbst, welches

*) „Wenn ich meine Augen zum Himmel erhebe, sagt der Gottlose, so glaube ich dort Spuren der Gottheit zu sehen; aber wenn ich dann wieder hinblicke um mich her . . ? Blicke in Dein Inneres, kann man ihm antworten, und schlimm! wenn dieser Beweis Dir nicht genug ist! Denn wahrhaftig! wir brauchen nur unser eigenes Wesen zu betrachten, um in uns das Werk einer unumschränkten Erkenntniß wahrzunehmen, welche uns das Dasein gegeben hat und es auch erhält. Dieses Dasein ist ein Wunder, welches uns nicht auffallend genug vorkommt, weil es ein fortwäh rendes ist. Nichts desto weniger zeigt es uns jeden Augenblick die Kennzeichen einer höchsten Gewalt, von der wir abhängen. Je deutlicher aber das Gepräge ihrer Thätigkeit in uns und außer uns wahrzunehmen ist, desto weniger sind wir zu entschuldigen, wenn wir es in kleinlichen und albernen Dingen suchen." (D'Alembert, De l'abus de la critique en matière de religion, chap. VII.)

Philosoph. Stud. 1. Aufl. 1. Bd.

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es bezeichnen soll, verdeckt. Statt des Wortes halten wir uns an den Inhalt.

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Ist es nicht wahr, daß wir Alle die Idee von etwas Unendlichem haben? Das kann gar nicht bezweifelt werden; denn wir haben das Wort, und das Wort segt nothwendig die Idee voraus. Ich sage noch nicht, daß die Idee die Wirklichkeit vorausseßt; ich beschränke mich blos darauf, das Factum festzustellen, daß diese Idee vorhanden ist. Wir haben die Idee von etwas Unendlichem in allen Beziehungen des Seins: unendlich an Zeit, unendlich an Raum, unendlich an Macht, unendlich in allen Arten von Vollkommenheiten. Täglich bedienen wir uns der Worte un-vollkommen, un geordnet, ungerecht, un gerecht, un rein, ohn - mächtig u. s. w. Dieses sezt nothwendig voraus, daß die Ideen, die wir von jenen Dingen haben, ausgehen von der ursprünglichen Idee eines Absoluten, welches das höchste Maß von Vollkommenheit, von Ordnung, von Gerechtigkeit, von Heiligkeit und Macht besigt; eines Wesens, welches sich nicht messen. läßt, nach dem man aber Alles bemißt; dasselbe ist durch sich selbst, über Alles, nothwendig, ohne Einschränkung, mit einem Worte: unendlich. Die endlichen und relativen Begriffe, die wir jeden Augenblick aussprechen, sezen nothwendig das Absolute und Unendliche voraus. Wenn alles relativ und endlich sein sollte, so gäbe es der Art nichts, oder wir würden dasselbe wenigstens nicht bemerken. Man erkennt das Endliche nur an der Schranke, die man ihm beilegt; diese Schranke soll nichts Anderes heißen, als daß dadurch die weitere Ausdehnung verneint ist. So ist die Endlichkeit nur das Beraubtsein des Unendlichen. Man würde sich aber niemals das Beraubtsein des Unendlichen vorstellen können, wenn man keine Idee von dem Unendlichen selbst hätte; gleichwie man die Krankheit nicht begreifen könnte, wenn man nicht die Gesundheit begriffe, denn die Krankheit ist auch nur das Beraubtsein der Gesundheit. Man kann hier nicht einwenden, daß die Idee, die wir vom Unendlichen haben, nur die Idee

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des Unbegrenzten sei, und daß wir darunter eine Gristenz verständen, deren Grenzen wir nicht fennen, die aber dennoch Grenzen bätte, und die nur ein Endliches wäre mit mehr oder weniger Ausdehnung, immerhin aber endlich. Das ist nicht an dem. Die bloßen Worte Endlich und Unbegrenzt hätten uns bingereicht, wenn dem so wäre; und wir hätten kein drittes Wort zu Hülfe genommen, wenn wir nicht auch eine dritte Idee gehabt hätten. Im Gegentheil, durch das Wort Unbegrenzt wird die Strenge des Wortes Unendlich nur noch mehr hervorgehoben, und das leștere gilt nur da, wo die Idee von Etwas, was fein Ende hat, ausgedrückt werden soll, mag nun ein solches Ende als befannt oder unbekannt, als bestimmt oder unbestimmt gedacht sein. Unbegrenzt rückt die Grenze weiter und betrachtet fie als nicht vorhanden, während Unendlich sie aufhebt und gänzlich austilgt. Das ist die Idee des Wortes Unendlich in allen Anwendungen, die wir davon machen. Freilich strengt sich der Verstand bei dieser Idee vergeblich an, er begreift sie nicht, aber er kann sie verstehen; und er versteht sie so gut, daß er, so zu sagen, nichts versteht ohne jene Idee, und daß er Alles, was er versteht, nur durch sie versteht. Es ist also unmöglich, die Idee des Unendlichen vom menschlichen. Geiste zu trennen.

Jezt kommt es darauf an, zu wissen, ob dieser Idee ein wirkliches Object zu Grunde liege, oder ob sie ein bloßes Hirngespinnst sei. Gristirt in der Wirklichkeit ein Wesen, welches in jeder Beziehung unendlich ist?

Es wird hinreichen, wenn ich antworte, es sei ungereimt, vorauszusehen, daß wir gerade durch ein Hirngespinnst alle unsere Wirklichkeiten bemäßen, ich meine nämlich alle die relativen Eigenschaften, die wir den Dingen beilegen. Wenn die höchste Vollkommenheit eine Grille ist, so sind auch alle Urtheile, die wir uns über die verschiedenen Grade der Vollkommenheit bei den Dingen bilden, ebenfalls grillenhaft, und Alles verschwindet in der vollständigsten Ermangelung jeglichen

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