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Widerruf Cabanis'. *)

„Die Seele, weit entfernt, das Resultat der Thätigkeit unserer niederen Kräfte zu sein, ist vielmehr eine Substanz, ein wirkliches Wesen, welches durch seine Gegenwart den Organen alle Bewegungen einflößt, die sie auszuführen die Bestimmung haben; sie ist jenes Wesen, das die verschiedenen Elemente, welche die Natur zu ihrer geordneten Zusammenstellung gebraucht hat, unter einander verbunden hält, und dieselben wiederum der Auflösung preisgiebt, sobald sie sich ein für allemal von ihnen trennt . . ."

„Der Geist des Menschen ist nicht der Art, daß er begreifen sollte, wie alles dieses (cs ist die Rede von den Wirkungen der Natur) ohne Vorsehung und ohne Zweck, ohne Einsicht und ohne Willen geschehe. Keine Analogie, feine Wahrscheinlichkeit kann ihn zu einem solchen Resultate führen; im Gegentheil! jede Vergleichung wird ihn dahin bringen, die Werke der Natur als Ergebnisse von einer Wirksamkeit anzusehen, die ähnlich ist der seines eigenen Geistes, der ja ebenfalls Werke erzeugt, die mit vieler Weisheit zusammengesezt sind! Freilich sind diese, was den Grad der Vollendung angeht, von jenen sehr verschieden und werden tausendmal von ihnen übertroffen."

„Daraus geht für ihn hervor die Idee einer Weisheit, die jene Werke begriffen, und eines Willens, der sie ausgeführt hat; aber einer Weisheit, welche die höchste ist, und eines Willens, der alle Einzelheiten auf's sorgfältigste beachtete; einer Weisheit, sage ich, und eines Willens, die mit der ausgedehntesten Macht und sorgfältigsten Genauigkeit an's Werk gegangen. Ich gestehe es! mir, wie auch mehreren anderen Philosophen, denen man eben nicht den Tadel der Leichtgläubigkeit machen kann, scheint es, daß wir es weder uns vorstellen, noch begreifen können, wie eine oder mehrere

*) Lettre à M. F . . . Dieser Brief fand seinen Widerhall in allen Journalen jener Zeit. Der Auszug, den ich hier von ihm gebe, ist der Revue Française (Décembre 1838) entnommen.

Ursachen, die selbst nicht mit Erfenntniß begabt sind, ihren Erzeugnissen Erkenntniß mittheilen können; und ich meine, in Uebereinstimmung mit dem großen Baco, daß ebenso viel Leichtgläubigkeit dazu gehört, wenn man der Grundursache die Erkenntniß ausdrücklich absprechen will, wie wenn man alle Fabeln des Talmud für wahr hält."

Widerruf Broussais'.

Dieser Widerruf ist nicht so ausführlich, aber er ist vielleicht bezeichnender, als der von Cabanis; denn man sicht hier, wie die Pedanterie des Systems, die sich mit der Wahrheit überworfen hat, moralisch auf die Folter gespannt ist; daher ist die Huldigung, die Broussais hier der Wahrheit dar bringt, um so gewichtiger, je mehr er sich dagegen ssträubt:*)

"

An meine Freunde, meine theuren Freunde!

„Meine Meinung und mein Glaube.

"Ich fühle, gleich vielen Anderen, daß bei Anordnung der Welt eine Erkenntniß mitgewaltet habe. Ich suche, ob ich nicht etwa daraus schließen kann, daß sie die Welt auch erschaffen habe. Aber ich kann es nicht. weil die Erfahrung mir gar nichts darbietet, was mir die Vorstellung einer absoluten Schöpfung geben könnte . . Jedoch über alle diese Punkte gestehe ich, in meinem Geiste nur unvollkommene Kenntnisse zu haben, und ich bleibe bei meinem Gefühle von einer mitwaltenden Erkenntniß, die ich nicht eine schaffende zu nennen wage, obgleich sie es wohl sein müßte."

Wie traurig und zugleich wie trostreich ist es für die Menschheit, wenn so hervorragende Geister, wie Cabanis und

*) Man sehe das Journal Droit (14. November 1841). Diese Hauptstelle aus dem Widerruf Broussais' ist dort angeführt worden bei Gelegenheit eines Processes, den sein Secretair gegen die Erben über das Eigenthumsrecht des Manuscriptes dieses Widerrufs führte. Man sehe auch die Gazette médicale (12. Januar 1839), wo derselbe vollständig abgedruckt ist.

Broussais, in ihren Lebzeiten die Helden des Atheismus spielen und in der Kraft ihres Mannesalters sterbend mit einem Federstrich alle ihre Schriften ausstreichen, um der Nachwelt nichts zu hinterlassen, als drei oder vier Worte über diese ewige Wahrheit, mit der wir doch alle in's Leben eintreten!

Man hat Broussais eine Statue errichtet; ich weiß nicht, was man als Inschrift auf deren Fuß geschrieben hat. Aber ich möchte wünschen, daß dieser Widerruf da zu lesen sei als eine große Lehre für den Geist des Menschen; denn wie hoch und stolz seine Fluthen sich auch erheben, so ist dennoch ein Name, gezeichnet am Gestade, zu dem sie hinwallen und sich verneigen müssen.

Drittes Kapitel.

Unsterblichkeit der Seele.

Hier stehen wir an einer Wahrheit, die von entscheidender Wichtigkeit ist. Ist die Seele unsterblich, oder ist sie es nicht? Die Antwort auf diese Frage wird auf unsere Gesinnung und unseren Glauben einen durchgreifenden Einfluß üben. Wenn unsere Ueberzeugungen einmal über die Grenzen dieser Welt hinaustreten, so stehen wir vor einer geheimnißvollen Zukunft, wo wir glücklich oder unglücklich sein können, je nach dem Gebrauche, den wir von unserer Freiheit in dieser Zeit werden gemacht haben; alle unsere Gedanken, alle unsere Wünsche, alle unsere Handlungen richten und ordnen sich nach dieser Aussicht auf Unsterblichkeit; es entsteht eine nothwendige Beziehung dieses einen Lebens zu dem anderen, ich möchte bald sagen dieser beiden Lebensalter zu einander, gleichwie es hier auf Erden der Fall ist zwischen der Jugend und dem Mannesalter, und wiederum zwischen dem Mannes- und Greisenalter, so auch zwischen dem Leben und dem Tode. Wir sind höchst begierig, zu wissen, was diese andere Welt ist, deren Bewohner wir mit jedem Augenblick werden können; zu wissen, was uns dort erwartet und was wir schon jest zu thun haben, um uns dort einen Plag des Glückes zu bereiten. Alsdann zeigt sich uns die Religion nicht mehr als eine lästige Feindin unserer Vergnügungen, sondern als ein gewogener und dienstfertiger Bote, der uns die gute Nachricht von unseren ewigen Interessen bringt, und der die Opfer und die Tugenden, wozu er und anspornte, gleichsam als Vorräthe für unsere Unsterblichkeit einsammelt und sie schon in diesem Leben uns entgegenbringt.

Diese Wahrheit ist also von großen Folgen, und eben darin liegt der Grund, warum unsere Vernunft mehr Anstand nimmt, Philosoph. Stud. 4. Aufl. 1. Bd.

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sie zuzugeben, als die vorherigen einfachen Wahrheiten von der Seele und von Gott. An sich ist sie nicht weniger klar, als diese; aber ihre wichtigen Resultate veranlassen unseren Geist zu größerem Widerstreben und hartnäckigerem Zweifeln. Das ist in der That das Schicksal der Wahrheit, daß die Anerkennung, die wir ihr zollen, jedesmal nicht im Verhältniß steht zu ihrem Lichte, sondern zu ihren Folgen, und daß wir mit unserem Verstande desto geneigter find, sie zu bestreiten, je mehr sie Ansprüche hat, von unserem Herzen gebilligt zu werden. Wir werden noch oft Gelegenheit haben, diesen geheimen Fehler unseres Willens zu bemerken, je mehr wir in der Reihe der Wahrheiten, die wir zu behandeln uns vorgesteckt haben, weiter kommen. Wir müssen uns vor ihm hüten, und indem wir unseren Verstand von jedem selbstsüchtigen Vorurtheile des Herzens frei halten, müssen wir jedes Ding genau, wie es an und für sich ist, ansehen, und zwar mit einem wahrhaft philosophischen Auge.

Also bewahrt vor diesem feindlichen Hinderniß, wollen wir nun die große Frage über unsere Unsterblichkeit zu lösen versuchen.

§. 1.

I. Ich beginne damit, daß ich mich hier wieder des ersten Beweises bediene, von dem wir ausgegangen sind, um die Existenz eines geistigen Princips in uns zu erkennen.

Ich sage: Schon darum, weil wir die Idee von der Unsterblichkeit der Seele haben, ist es nothwendig, daß diese Idee auf Wirklichkeit gegründet sei; denn es ist unmöglich, von ihr eine andere Quelle anzugeben, als eben die Auffassung dieser Unsterblichkeit in unserem Innern. Sie ist eine von jenen Ideen, die nicht entworfen werden können, als nur, so zu sagen, im Original und nach der Natur.

Ja, wahrlich! woher hätten wir diese Idee von Unsterblichkeit schöpfen können? woher hätte uns schon allein die Vermuthung darüber kommen sollen? Alle wahrnehmbaren und

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