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Wenn wir von Gnadenabsichten Gottes bei seinen Heimsuchungen reden, dann wollen wir allerdings nicht sagen, daß diese Heimsuchungen gar keine Gerichte und Strafen seien. Allerdings, Gott der HErr hat bei denselben auch diese Absicht, unser Volk und Land zu strafen um seiner Sünde willen. Als Strafe sollen die Menschen diese Gerichte Gottes fühlen. Das kann gar nicht anders sein. Auf Sünde muß Strafe folgen, es kann den Sündern nicht wohl gehen. Sprüche 14, 34. heißt es: „Die Sünde ist der Leute Verderben." Gott hat solche Strafe gedroht, und er wird sie kommen lassen, seine Gerechtigkeit fordert es. Aber doch hat Gott mit diesen seinen. Strafen gnädige Absichten, er will unser Volk nicht verderben, er will unserm Volk vielmehr wohlthun durch die Strafe.

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So heißt es z. B. Klagl. 3, 31-33.:,,Denn der HErr verstößt nicht ewiglich; sondern er betrübet wohl, und erbarmet sich wieder nach seiner großen Güte: denn er nicht von Herzen die Menschen plaget und betrübet." Die Strafe und Heimsuchung geht Gott dem HErrn nicht von Herzen, nur gezwungen gleichsam verhängt er sie, nur damit die Menschen wieder zur Besinnung kommen, und er sich ihrer wieder erbarmen und sie segnen kann. Jer. 18, 7. 8. lesen wir ferner: Plöglich rede ich wider ein Volk und Königreich, daß ich's ausrotten, zerbrechen und verderben wolle. Wo fich's aber bekehrt von seiner Bosheit, dawider ich rede, so soll mich auch reuen das Unglück, das ich ihm gedachte zu thun." Da sagt der HErr ausdrücklich, wenn ein Volk sich bekehrt, soll ihn das Uebel gereuen, das er gedachte zu thun. Daraus erkennen wir deutlich, es ist Gottes Absicht, wenn er seine Strafe sendet, daß sich das Volk bekehre, damit er die Strafe und Plage wieder von ihm nehmen könne.

Ebenso Amos 4, 6.: „Darum hab ich euch auch in allen euren Städten müßige Zähne gegeben, und Mangel an Brod an allen euren Orten. Noch bekehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErr." Da sagt er seinem Volk, daß er ihnen müßige Zähne, das ist, nichts mehr zu beißen, gegeben habe, es war also theure Zeit gekommen. Und er klagt: Noch bekehret das Volk fich nicht, und zeigt somit seine Absicht an, die er bei den Plagen und Heimsuchungen hat, daß die Menschen dadurch bewegt werden sollen, sich zu bes tehren.

Auch von solchen Strafgerichten, bei denen Gott gnädige Absichten über ein ganzes Volk hatte, erzählt uns die Schrift. Eine solche Heimsuchung war die durch Jonas über Ninive geweissagte. Als die Niniviten sich bekehreten durch Jonas Predigt, gereute Gott das Uebel. Auch die babylonische Gefangenschaft war eine furchtbare Strafe, aber doch sagt der HErr, daß er dabei Gedanken des Friedens über sein Volk habe, daß er ihm nicht wehe, sondern wohl thun wolle. Das Volk Israel sollte zur Erkenntniß seiner Sünde und seines Abfalls kommen, Gott wollte dasselbe wieder zu sich ziehen. Es sind solche Heimsuchungen, die Gott sendet, eigentlich nichts anderes als eine thatsächliche Handhabung des göttlichen

Gesezes. Da predigt Gott selbst nicht mit Worten, sondern mit der That, und zwar oft in ganz gewaltiger Weise, sein Gesetz und zeigt in solchen Zeiten seinen Zorn über die Sünde, seine Heiligkeit und Gerechtigkeit, die unverleßlich ist, zeigt in der That einmal dem Volk, wohin die Sünde schließlich führen muß, nämlich ins Verderben, welch furchtbares Uebel sie ist, damit die Menschen mit Schrecken erkennen, wohin sie gekommen sind, und umkehren, damit sie merken, wie nöthig ihnen ein Heiland ist, der sie aus dem Elend und dem Jammer der Sünde errette.

So sagt Luther: Darum lasset uns lernen, daß Gott Strafe und Unfall in der Meinung zuschickt, daß wir sollen gedemüthigt werden, Buße thun und fromm werden; die aber wieder fressen, das sie gespeiet haben, 2 Petr. 2, 22., die werden sich, wie die Sodomiter, eine schwere Strafe und Jammer auf den Hals ziehen." (St. L. Ausg., I, 895.)

So steht es nun auch mit dieser Heimsuchung Gottes über unser Volk. Gott predigt unserm Volk Geseß, aber zur Buße, er straft es, aber in Gnaden, das Volk soll seine Sünde und Missethat erkennen, aufwachen aus seiner fleischlichen Sicherheit, daß es zum Heiland sich wende, ihn erkenne und ihn gläubig aufnehme. Das müssen wir erkennen, daß Gott unser Land und Volk aufwecken und zur Erkenntniß und Reue über die Sünde bringen will.

Bei alle dem aber, was Gott thut in seinem Weltregiment, hat er vor= nehmlich seine Auserwählten, seine Christen, im Auge. Gott erhält die ganze Welt um seiner Auserwählten willen. Wenn der lezte Auserwählte errettet ist, dann wird der ganze stolze Bau dieser Welt zusammenbrechen, und der jüngste Tag kommen. Bei allem, was Gott thut, wie er alles lenkt und leitet, hat er vor allen Dingen die Absicht, seinen Tempel, sein Haus, die christliche Kirche, zu bauen, zu regieren und zu schüßen. Und so hat er auch bei allen Plagen und Heimsuchungen seine Christen ganz besonders im Auge, seine ganz besonderen Gnadenabsichten mit ihnen, und die sollen wir sonderlich kennen lernen.

Allerdings, bei uns Christen steht es auch so, daß die Leiden und Trübsale, welche uns treffen, Folgen unserer Sünden sind. Weil die Christen noch Sünder sind, Fleisch und Blut an sich tragen, darum sind sie auch den Leiden dieser Zeit unterworfen. Wenn die Christen gar keine Sünde mehr hätten, dann würden auch keine schweren Zeiten über sie kommen. Aber wenn die Heimsuchungen auch Folgen der Sünde sind, so sind sie doch für die Christen keine Strafen der Sünde. Für einen lebendigen Christen, der im Glauben an seinen Heiland steht, gibt es keine Strafe der Sünde mehr, die Christen haben ja Vergebung der Sünden durch Christi Blut, stehen vor Gottes Augen da ganz gerecht durch die Gerechtigkeit Christi, die sie ergriffen haben durch den Glauben. Vor Gottes Augen eristirt ihre Sünde nicht mehr. Und so kann Gott ihre Sünden nicht mehr strafen. Christus hat ja auch alle, nicht nur die ewigen, sondern auch die zeitlichen Strafen

unserer Sünden getragen. Dies Verdienst Christi haben die Christen im Glauben ergriffen, und so find sie frei von allen Strafen.

Es ist daher nicht Gottes Absicht bei den Leiden der Christen, daß er fie strafe. Ihr Leiden ist ein heilsames Kreuz, dadurch Gott seinen Christen eitel Liebe erweist. Gerade seinen Christen ruft Gott zu, was Jer. 29, 11. steht: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HErr, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, deß ihr wartet." Wie einst bei den Gläubigen im Volk Israel bei jener schrecklichen Heimsuchung der babylonischen Gefangenschaft, so hat Gott auch jezt nicht Gedanken des Zorns über seine Christen, wenn solche Heimsuchungen über sie kommen, wenn in solchen Zeiten der Noth dieselben Leiden über sie gehen und oft noch mehr als über die Gottlosen. Der Apostel sagt ja, alles müsse ihnen zum Besten dienen, auch die Trübsale dieser Zeit. —

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Mancherlei nun sind die Gnadenabsichten, die Gott bei diesen Plagen über die Seinen hat. So einmal die Absicht, seine Kinder zu züch tigen, sie seine väterliche, züchtigende Hand fühlen zu lassen. Christen haben das sehr nöthig. Sie tragen Fleisch und Blut an sich, werden leicht schläfrig im Gebrauch der Gnadenmittel, und die Folge ist, daß sie schwach im Glauben, kalt in der Liebe werden und wieder nach der Welt, nach den Fleischtöpfen Egyptens zurückblicken. Da sendet Gott ihnen Kreuz und Trübsal und weckt sie durch solche Züchtigung auf, daß sie wieder auf Gottes Wort merken. Gott handelt mit seinen Christen, wie ein Vater mit seinen lieben Kindern. Gott züchtigt seine ungehorsamen Kinder, und vielleicht hart und schwer, aber nicht im Zorn, sondern in Liebe, nicht um ihnen wehe, sondern wohl zu thun. Gott handelt mit seinen Christen, wie ein Arzt mit dem Kranken. Der Arzt muß seinem Patienten oft wehe thun, ihm bittere Arzenei geben, oder mit dem Messer tief schneiden, aber er meint es nicht böse, er will nur dem Kranken wohlthun. Als solche väterliche Züchtigung sollen wir auch diese schweren Zeiten ansehen.

Dazu gehört jene herrliche Stelle, Hebr. 12, 5-9.:,,Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des HErrn, und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst; denn, welchen der HErr lieb hat, den züchtiget er; er stäupt aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt. So ihr die Züch tigung erduldet, so erbeut sich euch Gott als Kindern; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtiget? Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie alle find theilhaftig worden; so seid ihr Bastarte, und nicht Kinder. Auch so wir haben unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt, und sie gescheuet; sollten wir denn nicht vielmehr unterthan sein dem geistlichen Vater, daß wir leben?"

Gott hat aber auch noch andere Absichten mit den Christen bei den schweren Zeiten, er sendet ihnen dieselben, um mancherlei Sünden vorzubeugen. Der HErr segnet ja seine Christen mit reichem geistlichen

Segen, gibt ihnen rechte Erkenntniß seines Worts und Willens, schmüct sie mit herrlichen Gaben, und so stehen sie in großer Gefahr, sich geistlich zu überheben, stolz zu werden, auf andere herabzusehen. Da sendet Gott ihnen Leiden und Trübsale, damit sie nicht fallen, damit sie in der rechten Demuth bleiben. Ein solches Leiden sandte er dem Apostel Paulus, näm= lich einen Pfahl ins Fleisch, wie der Apostel selbst sagt: „auf daß ich mich nicht überhebe". 2 Cor. 12, 7.

Oder die Leiden sollen dienen zur Läuterung und Besserung. Wie Silber im Feuer geläutert und gereinigt wird von allen unedlen Metallen und Schlacken, so läutert Gott der HErr seine Christen im Feuer der Trübsal.

Oder Gott will ihren Glauben, ihre Geduld immer mehr prüfen, wie bei Abraham, da Gott ihm befahl, daß er seinen Sohn schlachten sollte, bei Hiob, bei dem cananäischen Weibe, 2c.

Endlich hat Gott oft auch diese Absicht, daß er durch die Leiden der Christen seine herrliche Macht, Hülfe und Beistand beweisen. will. So sagt Christus, daß der Blindgeborene nicht blind geboren sei, weil et oder seine Eltern gesündigt, das heißt, es mit einer sonderlichen Sünde verdient hätten, sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm. Joh. 9, 3. Als die Dürre, welche Elias geweissagt hatte, wirklich eintrat, mußte auch Elias selbst darunter leiden, aber er mußte zum Bach Crith gehen und bekam Brod und Fleisch, und als der Bach vertrocknete, mußte er eine weite Wanderung antreten zu jener Wittwe. Da ließ der HErr ihn seine Herrlichkeit sehen. Es waren aber noch sieben tausend, die nicht ihre Kniee gebeugt hatten vor Baal, dieselben mußten ebensowohl leiden wie die andern, aber der HErr offenbarte ihnen seine Herrlichkeit. Der HErr hat ihnen durchgeholfen, daß er sie erhalten hat bis nach der Theurung.

Auch Luther faßt einmal in einer längeren Stelle die verschiedenen Absichten Gottes bei den Leiden der Christen zusammen. Er sagt also: Die heiligen Väter haben auch andern Ursachen solches Jammers nachgedacht, nämlich, daß Gott zu Zeiten Strafen zuschickt, nicht darum, daß er Sünde, die solcher Strafe werth sei, am Menschen finde, sondern auch darum, daß er den Glauben und die Geduld prüfen möge.

,,Denn Hiob hatte solche Strafen und Plagen, die Gott über ihn gehen ließ, mit seinem Leben nicht verdient, sondern war gottesfürchtig, einfältig, aufrichtig; und war dennoch so greulich vom Satan, dem Gott es gestattete, geplagt eben darum, daß Gott seinen Glauben und Beständigkeit prüfete. Denn so sagt der HErr zum Satan:,Du hast mich bewegt, daß ich ihn ohne Ursache verderbt habe. Hiob 2, 3.

Und gehört solches uns zur Lehre und Trost, daß wir lernen, wie Gott oft auch über die Unschuldigen das allerschwerste Unglück und Strafe gehen läßt allein darum, daß er sie prüfe. Daher denn schwache Herzen, wenn sie die Strafe fühlen, sobald Gedanken haben von der Sünde und

meinen, solche Strafe komme um der Sünde willen. Man soll es aber dafür halten, daß die Frommen viel Unglück leiden allein darum, daß sie bewährt werden.

,,Denn so sagt Gott von seinem Volk selbst, Jer. 49, 12.,Siehe, diejenigen, die es nicht verschuldet hatten, den Kelch zu trinken, müssen trinken; und du sollst ungestraft bleiben? Denn obwohl Daniel und seine Gesellen unter den Heiden das Gefängniß leiden mußten, hatten sie doch dasselbe mit ihren Sünden nicht verdient, wie die Andern.

So sind in dem Bauernaufruhr viel fromme Leute umgekommen, nicht daß sie an dem Aufruhr mit den Andern Schuld hatten, sondern daß fie unter den Aufrührerischen gefunden waren. Denn wenn Gott gemeine Strafen gehen läßt, so gehen sie nimmer also ab, daß die Frommen nicht mit drein gerathen und hingenommen werden; diese aber werden bewährt, jene gerichtet.

,,Dazu werden die Frommen auch oft geplagt, nicht daß es entweder ihre Sünden verdient haben oder damit sie geprüft und bewährt werden, sondern damit sie an der Demuth halten und sich ihrer Gaben nicht überheben. So sagt Paulus 2 Cor. 12, 7. von sich, daß ihm ein Pfahl in sein Fleisch gegeben sei, auf daß er sich seiner hohen Offenbarungen nicht überhebe. Des Satans Engel', spricht er, schlägt mich mit Fäusten, auf daß ich mich nicht überhebe. Als wollte er sagen: Ich könnte mich meiner herrlichen und großen Gaben überheben und über alle Apostel angesehen sein wollen, und möchte vielleicht andere verachten; darum wehrt Gott dieser Sünde und Vermessenheit mit dem Pfahl des Teufels, auf daß ich sehe, daß ich nichts bin und mich demüthige.

Und dies ist auch die Ursache, daß die Kirche, so von Gott mit den allerhöchsten Gaben, als mit Vergebung der Sünden, mit dem Heiligen Geist und dem ewigen Leben begnadet und begabet ist, also mancherlei Kreuz und Anfechtung unterworfen ist. Denn so sie solche Gaben ohne Kreuz und Leiden fühlte, würde sie stolz und überhöbe sich. So siehst du auch, daß oft ein frommer und gottesfürchtiger Mensch mit mancherlei Noth und Unglück beladen wird und immer eine Plage nach der andern haben muß; da dagegen den Gottlosen alles nach ihres Herzens Wunsch geht

„Die vierte Ursache solcher Strafen und Plagen ist diese, daß wir das durch gebessert und gleichsam gereinigt werden. Und also muß Maria Magdalena, weil sie ein unzüchtiges Leben führt, mit sieben bösen Geistern. besessen sein, Marc. 16. 9., auf daß sie durch dieses Mittel zur Buße und Besserung ihres Lebens gebracht werde. So sagt auch Salomo, Sprüche 22, 15.,Thorheit stedt dem Knaben im Herzen, aber die Ruthe der Zucht wird sie ferne von ihm treiben'; und Jesaia Cap. 28, 19.:,Die Anfechtung lehret aufs Wort merken."

„Die fünfte Ursache ist die wunderbarliche Weise, nach welcher Gott nichts anderes thut, denn daß er seine Herrlichkeit und hohe Majestät anzeige

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