ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

daß er demselben die Augen öffne, die Zeit der Heimsuchung recht zu ers kennen. Solch Gebet ist nicht vergeblich, solch Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist, Jac. 5, 16. Gott gebe, daß wir diese Liebespflicht, die wir gegen unser ganzes Land und Volk haben, erkennen und üben, daß seine Gnadenabsichten immer mehr und mehr erreicht werden. —

IV.

Sie geben sich auf der andern Seite nicht kleingläubigen, ängstlichen Sorgen hin, sondern sehen auch in den schweren Zeiten ihr Vertrauen auf Gott und suchen und finden Trost allein in den Verheißungen seines Worts.

„Es ist das Herz ein troßig und verzagt Ding", heißt es in Gottes Wort, Jer. 17, 9. Ein troßig und verzagt Ding ist das arme Menschenherz auch in Zeiten des Mangels und der Noth. Entweder ist es trozig und steift sich auf seine eigene Gerechtigkeit und meint, der HErr thue ihm Unrecht, wenn er Noth und Trübsal sendet, murrt und hadert mit Gott, oder es sieht keine Hülfe und Rettung mehr in Noth und Trübsal, und dann will es verzagen und verzweifeln. Daß wir Christen uns hüten müssen in schweren Zeiten, daß wir nicht troßig werden und uns gegen Gott auflehnen und murren, davon haben wir in der dritten These geredet. Wir gehen nun weiter und reden in der vierten davon, daß wir aber auch auf der andern Seite uns hüten müssen, zu verzagen und zu verzweifeln.

Es heißt in der vierten These zunächst: „Christen geben sich auf der andern Seite nicht kleingläubigen, ängstlichen Sorgen hin in den schweren Zeiten." Das ist die andere Gefahr, welche den Christen droht in Zeiten der Noth und Trübsal, in solchen Zeiten, wie wir sie jetzt gehabt haben und zum Theil noch haben, daß sich die Christen kleingläubigen Sorgen hingeben, Sorgen der Nahrung und Kleidung. Es ist ja ganz natürlich, daß diese Sorgen in solchen Zeiten aufsteigen. Wie sollte es anders sein? In solchen Zeiten, da Handel und Wandel stockt und still steht, die Ernten auf dem Lande fehlgeschlagen sind, und die armen Arbeiter in den Städten zum Theil gar kümmerlichen, zum Theil gar keinen Verdienst gefunden haben, macht sich Mangel und Noth fühlbar. Bei den ärmeren Klassen hat es vielfach so gestanden und steht es zum Theil heute noch so, daß mancher Hausvater mit Sorgen hinausblickt in die Zukunft und nicht weiß, wo er Nahrung und Kleidung für sich und die Seinen hernehmen soll. Es ist ja auch wahr, man hat vielfach die schweren Zeiten schwerer gemacht, als sie wirklich sind, es steht vielfach so, daß man durch die guten Zeiten verwöhnt ist und meint, man müsse viel leiden, wenn man nicht mehr alle die Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten haben könne, die man bisher hatte. An vielen Stellen des Landes hat es so ge=

standen, daß, wenn man sich auch einschränken mußte, doch von eigentlichen Nahrungssorgen keine Rede war. Aber an vielen Orten war doch wirklich Mangel und Noth vorhanden. Wir brauchen nur zu erinnern an den Westen unsers Staates, wo es, wie wir nun wieder aus den Missionsberichten gehört haben, drei bis fünf Jahre keine Ernte mehr gegeben hat, an die großen Städte unsers Landes, wo mancher Arbeiter Wochen, Monate lang sizen mußte ohne Arbeit. Da kommen so leicht die sorgenden Fragen: Was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden?

Ungläubige Menschen, die von Gott und seinem Worte nichts wissen wollen, haben in Zeiten der Noth auf diese Fragen keine Antwort. sehen eben nur auf die irdischen Mittel, von einem lebendigen Gott, der auch in solchen Zeiten sorgt und Rath schafft, wissen sie nichts und wollen nichts von ihm wissen. Je länger die Noth anhält, um so ängstlicher und verzagter werden sie.

Und diese ängstliche Sorge, daß man an Gottes Güte und Treue zweifelnd also fragt, ist keineswegs ein so ganz unschuldiges Ding, eine Sache, die man nicht ändern könne. Diese ängstlichen Sorgen sind Sünde, schwere Sünde gegen das erste und größte Gebot. Die Sorgen, die in Zeiten des Mangels und der Noth im Herzen aufsteigen, zeigen uns so recht, wie sündlich unser ganzes Herz ist, daß es in Feindschaft steht gegen Gott, daß unser Herz nicht eigentlich auf Gott traut und baut, von Gott Hülfe erwartet, sondern immer wieder auf irdische Mittel, Geld und Gut, sein Vertrauen sezt. Es ist diese Sorge eine Sünde der Abgötterei. Das deutet Christus an Matth. 6, 24. 25.: „Niemand kann zweien Herren dienen. Entweder er wird einen hassen und den andern lieben, oder wird einem anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorget nicht." Aus diesem „Darum“, mit dem die beiden Säße verbunden sind, sehen wir, daß der, welcher sorgt, dem Mammon, also einem falschen Gott, dient und nicht zu gleicher Zeit Gott dem HErrn dienen kann. In demselben Zusammenhang sagt der HErr auch, V. 32.: „Nach solchem allen trachten die Heiden." Er nennt die Sorge ein heidnisch Laster, eine Sünde der Abgötterei.

Wenn sich ein Mensch dieser Sorge hingibt, sie nicht unterdrückt, dann bricht sie auch leicht aus in allerlei grobe, äußerliche Sünden. Da greift der Mensch wohl zu allerlei unrechten Mitteln, sein Leben zu fristen. Die rechten Mittel, die von Gott verordnete Arbeit, wollen ja nicht mehr helfen; den Gott, der hilft, kennt er nicht, glaubt nicht an ihn, so versucht er wohl Betrug, Unterschleif und dergleichen, schließt sich den Versicherungsgesellschaften, Logen 2c. an. Oder auch, der Mensch fällt in Verzweiflung, sieht keinen Ausweg mehr, es ist vielleicht auch vor Menschenaugen keiner mehr da. Und da kommt es in solchen Fällen gar nicht so selten vor, daß ein Mensch Hand an sich selbst legt. Es war in den Zeitungen fast täglich zu lesen, daß dieser oder jener sich selbst das Leben genommen hatte, weil er nicht wußte, wie

er seine Familie ernähren sollte. Dann hat der Teufel den Menschen, wo er ihn haben will. So steht es bei den Kindern der Welt, den Ungläubigen. Wenn bei ihnen Noth kommt, und das leichtfertige, leichtlebige Wesen aufhört, so sind sie diesen Sorgen machtlos, haltlos preisgegeben.

Aber wir dürfen nicht glauben, daß Christen mit solchen Sorgen nichts mehr zu thun haben, daß keine Gefahr mehr da ist, daß sie auch in ihnen aufsteigen. Wir haben ein bezeichnendes Wort in der bekannten Stelle Sprüche 30, 7-9.: 3weierlei bitte ich von dir, die wollest du mir nicht weigern, ehe denn ich sterbe. Abgötterei und Lügen laß ferne von mir sein; Armuth und Reichthum gib mir nicht; laß mich aber mein bescheiden Theil Speise dahin nehmen. Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HErr? oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen, und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen." Da bittet Salomo ausdrücklich den HErrn, er möchte ihn nicht in zu große Armuth verfallen lassen, er möchte sonst unredliche Mittel gebrauchen, sein Leben zu fristen. Er bekennt also, daß auch ihm Gefahr drohe, wenn er zu arm würde, daß er in Sorgen der Nahrung und Kleidung gerathen und sich an dem Namen Gottes vergreifen möchte. So steht es noch mit den Christen, sie sind der Gefahr nicht überhoben, es regt sich immer wieder ihr Fleisch und seßt sein Vertrauen nicht auf den lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, sondern auf irdische Mittel, auf Geld und Gut, und wenn dieselben schwinden oder gering werden, und wir nach der Vernunft nicht sehen, wie es weiter gehen soll, wie wir durchkommen können, dann will das Fleisch immer wieder verzagen, ängstlich und kleinmüthig werden. So warnt auch Christus in dem Gleichniß vom viererlei Acker, daß etliches von dem Samen unter die Dornen fiel, und die Dornen gingen mit auf und erstickten es, und sagt, diese Dornen seien die Sorgen und Reichthümer dieser Welt. Ja, die Dornen der Sorge können auch auf dem Acker des Christenherzens aufwachsen und den guten Samen des Wortes Gottes ersticken, daß er keine Frucht bringen kann. Und der Teufel pflegt diese Dornen, behackt sie, bewässert sie, daß sie aufwachsen, immer mehr den Acker des Herzens überwuchern, damit doch ja endlich das Wort Gottes erstickt werde. Der Teufel steht auf der Lauer gerade auch in schweren Zeiten, und wenn es ihm nicht gelingt, uns zum Murren zu bringen, so versucht er, uns zu ängstlichen, kleingläubigen Sorgen zu verführen und uns Glauben und Vertrauen auf Gott zu nehmen, damit er uns endlich in Verzweiflung und andere große Schande und Laster stürze. Darum müssen wir Christen diese Gefahr in schweren Zeiten wohl ins Auge fassen, uns vorsehen, wachen und beten, daß wir nicht in Anfechtung fallen. Das können wir freilich nicht verhüten, daß Sorgen in unserm Herzen aufsteigen, so lange wir Fleisch und Blut an uns tragen, aber davor sollen wir uns vorsehen, daß wir uns solchen Sorgen hingeben, ihnen nachhängen, vielmehr sollen wir gegen sie kämpfen, sie zu überwinden suchen. Darum ist in unserer Thesis gesagt, nicht, daß Christen

solche Sorgen gar nicht mehr haben, sondern daß sie sich ihnen nicht hingeben, dagegen kämpfen, sie unterdrücken.

Und wie thun sie das? Wenn wir sagen: Christen geben sich kleingläubigen Sorgen nicht hin, so meinen wir damit nicht dieses, als ob die Christen ruhig dasigen in Zeiten des Mangels und der Noth, und die Hände in den Schooß legen und warten, bis Gott Brod vom Himmel regnen lasse, wie einst das Manna in der Wüste. Gott hat uns auch etwas befohlen, allerdings nicht das Sorgen - das Sorgen hat er sich vorbehalten-, aber er hat uns in seinem Wort den Befehl gegeben, daß wir arbeiten sollen, so lange wir können, so lange Gelegenheit sich bietet. Wenn auch ein Farmer mehrere Jahre hinter einander Mißernten gehabt hat, daß wenig gewachsen ist, so soll er nicht sagen: Ich will nicht mehr meinen Acker bestellen, es nüßt doch nichts, es wächst nichts mehr. Nein, er soll ruhig weiter pflügen, fäen, seine Frucht bearbeiten 2c. Und ein Arbeiter in der Stadt soll nicht sagen: Die Arbeit wird so gering bezahlt, ich will nicht mehr arbeiten, sondern er soll, wenn er Gelegenheit hat, fleißig arbeiten, wenn er auch keinen großen Lohn dafür bekommt. Luc. 5, 5. wird erzählt, daß Petrus die ganze Nacht gearbeitet, sich redlich abgemüht und nichts gefangen hatte, aber als ihm am andern Tage der HErr sagte: „Fahre auf die Höhe, und werfet eure Neße aus, daß ihr einen Zug thut", war er alsobald bereit, seine Ars beit wieder zu beginnen, obwohl sein Verstand ihm sagen mußte, daß es eine unpassende Zeit war, Fische zu fangen. Wir sollen nicht sorgen, aber arbeiten sollen wir, so lange der HErr Gesundheit, Kräfte und Gelegenheit gibt, daß wir arbeiten können.

Wenn wir sagen: Ein Christ gibt sich nicht ängstlichen Sorgen hin, so meinen wir das auch nicht so, als ob ein Christ gar nicht mehr seinen Verstand in irdischen Dingen gebrauchen und überlegen solle, wie er seine irdische Arbeit wohl ausrichten, wie er die Mittel, die der HErr gibt, wohl eintheilen könne. Wir sollen allerdings überlegen und alles wohl einrichten, auch über die Mittel nachdenken, so es anders in Gottes Wort erlaubte Mittel sind, wie wohl die Noth abgewendet werden könne. So lesen wir auch, als die Hungersnoth in Canaan war, da zog Abraham nach Egypten. Er blieb nicht in Canaan und dachte: Der HErr kann wohl helfen. Daher sagt auch Luther: „Und er wird hier nicht so ganz und gar durch das Wort regieret, sondern läßt sich auch seine Vernunft führen. Denn das wußte er für gewiß, daß er an den Ort, daraus er gezogen war, nimmermehr wieder kommen durfte, nachdem ihm vom HErrn geheißen war, daß er aus Ur und Haran ausziehen sollte; darum macht er sich auf und zieht nach Egypten, weil es ein gut Land war, und hofft, es sollte da selbst das Korn billiger zu kaufen sein. Denn in leiblichen Nöthen und Gefährlichkeiten behält die Vernunft ihr Lob, daß sie etwas sehen und zur Sache rathen könne.

„Also regieret der vorsichtige Hausvater, da er in Nöthen ist, sein Un

glück mit der Vernunft; läßt aber daneben den Glauben nicht fahren.“ (St. L. Ausg., I, 786.)

Wenn wir sagen: Der Christ gibt sich nicht ängstlichen Sorgen hin, dann verstehen wir ferner dies nicht so, als ob ein Christ nicht das Seinige zu Rathe halten dürfe, als ob er in guten Zeiten alles ausgeben und verschwenden solle, was Gott ihm gibt. Gottes Wort sagt, wir sollen das Unsrige zu Rathe halten. Und dadurch sind ohne Zweifel die Zeiten schwerer und drückender geworden, daß man nicht versteht, das Seinige zu Rathe zu halten. Manche verdienen einen guten Lohn, aber es geht alles drauf, und es wird nichts zurückgelegt. Wenn dann die Arbeit einmal aufhört, so geht alsobald die Noth an. So sollte es nicht sein. Als über Egypten sieben theure Jahre kommen sollten, sandte Gott sieben gute Jahre vorher und gab Joseph Befehl, daß er den Ueberfluß aufspeichere, damit man in den sieben theuren Jahren zu leben habe. Darum ist es keine Sünde, wenn wir etwas zurücklegen, so lange es geschieht ohne Geiz. Das sind keine ängstlichen Sorgen.

Aber das sind ängstliche Sorgen, wenn ein Christ meint, er müsse es mit seinem Arbeiten, Sorgen und Quälen thun, es komme auf seine Arbeit, Quälen und Abmühen an. Das heißt ängstlich sorgen, wenn ein Christ meint, wenn einmal die irdischen Mittel gering werden, Zeiten des Mangels und der Noth eintreten, wenn er keine Arbeit mehr hat und mehr finden. kann, Geld und Gut wenig mehr da ist, und aus Scheune, Küche und Keller alles verzehrt ist, wenn er dann meint, nun sei alles aus, nun könne Gott im Himmel selbst nicht mehr rathen und helfen. Das heißt ängstlich sorgen, wenn man sein Vertrauen nicht mehr allein auf Gott den HErrn, sondern auch und zum größten Theil auf die Creatur, auf die irdischen Güter sett und meint, wenn die fehlen, gebe es keine Hülfe mehr.

Und solche Sorgen bekämpft und unterdrückt der Christ, davor hütet er sich, denn sie sind Sünde wider das erste Gebot, und führen zu allerlei greulichen Schanden und Lastern. Wohl steigen solche Sorgen in seinem Herzen auf, aber wenn die Sorgen aufsteigen und groß werden wollen, erschrickt der Christ vor solchen Gedanken, sucht sie immer wieder zu unterdrücken, daß sie nicht die Herrschaft bekommen können, er sorgt nicht, sondern sezt sein Vertrauen auf Gott auch in Zeiten des Mangels, ja, gerade in Zeiten der Noth.

Es ist ja nicht schwer, daß man in guten Zeiten Vertrauen auf Gott hat, oder was man so nennt. Es ist nicht schwer, wenn unsere Felder reich tragen, und unsere Scheunen gefüllt sind mit Getreide und Korn und Küche und Keller mit reichem Gottessegen, oder wenn man in der Stadt Arbeit genug hat, daß man dann sagt: Der HErr wird uns schon ernähren, ich habe keine Sorge. Aber in schweren Zeiten des Mangels und der Noth, wenn diese irdischen Mittel fehlen, da ist es nicht leicht, daß man dann noch sein Vertrauen auf Gott seße, da hält es oft schwer, daß ein Christ

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »