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Besuch von Jacobi's Frau bei Johanna Fahlmer und ein längerer Aufenthalt von Charlotte Jacobi, Fritzen's Halbschwester. Jacobi's Frau hat Goethe in,,Wahrheit und Dichtung" verherrlicht, für Lotte Jacobi scheint er eine Neigung gehabt zu haben. Aber zu einer Aussöhnung mit den Männern liess Goethe es nicht kommen. „Des Kammerrath Jacobi Frau war hier," schreibt er 15. Sept. 73 an Kestner (G. u. W., S. 181), „eine recht liebe, brave Frau, ich habe recht wohl mit ihr leben können, bin allen Erklärungen ausgewichen, und habe gethan, als hätte sie weder Mann, noch Schwager. Sie würde gesucht haben, uns zu vergleichen, und ich mag ihre Freundschaft nicht. Sie soll mich zwingen, sie zu achten, wie ich sie jetzt verachte, und dann will und muss ich sie lieben." Vergl. auch G. u. W. S. 204. Mit dem Jahre 74 gaben die Jacobi's die Zeitschrift ,,Iris" für gebildete Frauen und Mädchen heraus. Sophie la Roche sammelte Abonnentinnen und dachte dabei an Kornelie Goethe. Sie schreibt darüber an Goethe, der nicht will, dass seine Schwester für die Iris ihre Freunde in Kontribution setze,,um eines Fremden willen, mit dem sie Nichts gemein gehabt hat, noch hat, noch haben kann, und dessen Keckheit unverzeihlich ist, mit der er zu seiner Geldschneiderei die Spediteurs zusammenbettelt" (F. Schl. N., S. 142). Da kommt ihm sein freundschaftlicher Verkehr mit den Jacobi'schen Frauen in's Gedächtniss, und er fährt also fort: „Da ich fertig bin, liebe Mama, fällt mir ein, dass ich ungerecht gegen die Jacobi's bin, habe ich mich denn nicht auch bei ihren Weibern, Tanten und Schwestern eingenistelt, das giebt ihnen nach der strengsten Kompensation ein Recht auf meine Kornelie, oho!" So blieb auf Goethe's Seite die Stimmung gegen Fritz Jacobi, während er mit dessen Frau, nachdem sie Frankfurt wieder verlassen, einen freundschaftlichen Briefwechsel unterhielt und derselben seine neuesten Produktionen schickte (datirte Briefe Goethe's an Betty Jacobi vom 3. Nov., 16. Nov., 31. Dez. 73, siehe G. u. J., S. 1–24).

Jacobi freut sich mit an den Sendungen Goethe's, so nennt er den Jahrmarkt von Plundersweilern „eine allerliebste Schnurre" und Goethe selbst einen wunderbaren Kopf" (Jacobi an Wieland, 6. Nov. 73, J. a. B. I, 151). Enthusiastisch lobt er Wieland's humanes Betragen gegen Goethe's Ausfälle (J. a. B. I, 162).

Die erste persönliche Bekanntschaft Goethe's und Jacobi's und jene herrlichen Tage, wo zwei der grössten Männer des vorigen Jahrhunderts einen in seiner Art einzigen Bund inniger Freundschaft schlossen, schildert der greise Goethe in ,,Wahrheit und Dichtung," und diese Partie seiner Selbstbiographie ist mit einer Tiefe und Zartheit des Gemüthes geschrieben, welche zeigt, dass auch noch die Rückerinnerung den Greisen verjüngte und in ihm den Frühling seines Geistes und Herzens weckte. Diese Partie steht Ausgabe letzter Hand Bd. 26, S. 278-290. Weder Lavater's beschränkter Christusglaube, noch Basedow's ungestüme und unästhetische Reformationssucht konnten dem nach dem reinsten und vollsten Genusse einer geistigen Vereinigung strebenden Jünglinge genügen: Da traf er auf Jacobi, von dem er trotz aller zeitweiligen Entfremdung in einem schönen Briefe am Anfang des neuen Jahrhunderts sagen musste, dass seine Richtung eine der reinsten sei, die er je getroffen (G. u. J., S. 221).

Es liegen uns eine grosse Reihe von Zeugnissen vor von dem bezaubernden Eindrucke, den Jacobi's persönliche Erscheinung sein ganzes Leben lang auf jeden edler angelegten Menschen ausgeübt hat. Er war ein hoher, schlanker, schöner Mann mit feinen Gesichtszügen und blauen, Zutrauen erweckenden Augen. Die vornehme Ruhe und Sicherheit der Stimme und der Bewegungen, die sich Jacobi angeeignet hatte, und die innerliche Erregtheit bei allen Fragen, welche die edelsten Güter der Menschheit betreffen, gaben in ihrem Widerstreit einen eigenen Reiz. Von dem Lehrer seiner Jugend, Le Sage, an bis zu Allen, die dem von Jahre langen Leiden geprüften Greis in der letzten Zeit seines Lebens nahe traten, ist nur

eine Stimme der Bewunderung und Verehrung seines persönlichen Wesens 1).

1) Ich stelle hier einige Urtheile über ihn aus den verschiedensten Zeiten seines Lebens zusammen. Le Sage an Jacobi, Genf, 18. Okt. 63 (J. a. B., I, 8): ,,Si j'ai à me plaindre de lui (d. h. du ciel), c'est de ne vous avoir pas laissé libre de donner essor à vos grands talents. O quels succès n'auriez-vous pas eus dans la poésie et l'éloquence, comme dans la morale délicate et sublime, sans laquelle les beaux-arts ne sont qu'une vaine harmonie! Non je ne crois point trop hasarder en presumant, que vous nous auriez consolés de la perte de Shaftesbury ou de Rousseau.

Jung-Stilling über Jacobi (1774) (Stilling's Werke I, 323). „Neben diesem sass der Hofkammerrath Vollkraft (Pseud. f. Jacobi), ein feiner Weltmann, wie es wenige giebt, im Reise habit, doch nach der Mode gekleidet; sein lebhaftes Naturell sprühte Funken des Witzes und sein hoch rectificirtes philosophisches Gefühl urtheilte immer nach dem Zünglein in der Wage des Wohlstandes, des Lichts und des Rechts."

Einsiedel an Knebel (Knebel's Nachlass I, 233), 30. Juni 1778.,,Der Hofkammerrath Jacobi ist einer der liebenswürdigsten, edelsten Menschen, die ich je gesehen habe, von schöner körperlicher Gestalt und gefallendem Betragen." Perthes (Perthes Leben I, 74 ff).,,Wenige Wochen, nachdem Perthes sein Geschäft eröffnet hatte, trat im Juli 96 ein schlanker, hoher Mann mit feiner Gesichtsbildung, leicht gebräunter Farbe und sinnendem, herrlich blauem Auge in den Buchladen. Dem Anscheine nach ein Fünfziger, hatte er in allen seinen Bewegungen eine leichte und kräftige Jugendlichkeit, und Kleidung, Ausdrucksweise, Haltung, Alles schien gewählt und doch natürlich. Der Mann, dessen edler und freier Anstand schnell Perthes' Aufmerksamkeit erregte, war Friedrich Heinrich Jacobi etc. - Vornehmheit freilich drückte sich in seinem ganzen Wesen aus, aber sie hatte nichts Kaltes oder Abwehrendes. Die Anmuth der ganzen Erscheinung rief vielmehr in Perthes sogleich zutrauensvolles Hingeben hervor etc."

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Niebuhr an Graf Moltke, Okt. 1795 (Lebensnachrichten über B. G. Niebuhr II, 12 ff.). ,Was den Menschen, seine Gütigkeit und Freundlichkeit, seine einzige Urbanität, seine Beredsamkeit, die Grazie seines Wesens, die Fülle und den Strom seiner Rede betrifft, darüber, fand ich, haben zwar Viele, die ihn kannten, sein Lob geredet, aber Keiner zu viel; im Gegentheil, das Alles, einzeln und im Ganzen, übertraf weit und weit jede Erwartung, die ich je gebildet hatte."

Varnhagen von Ense (Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften II, 71–75). ,,Der edele Eindruck aber seiner schönen, hohen Gestalt, der geistreich-milden

Im Gegensatz zu seiner Erziehung und seinem Berufe hat Jacobi früh in sich das Ideal schöner Menschlichkeit ausgebildet, die Rechte des Herzens und eine freie, unbefangene Auffassung der Dinge aller verschrobenen Unnatur, in sich zerfallener Rohheit entgegengestellt. Von Jugend auf gewohnt, andächtig der Stimme seines eigenen Herzens zu lauschen, hatte er selbstständig in sich eine innere Welt geschaffen. Der grelle Widerspruch des gewöhnlichen menschlichen Treibens mit den Anforderungen einer freien,,im Tiefsten arbeitenden" Seele, unter welchem der jugendliche Goethe so viel zu leiden hatte, war ihm längst bekannt und von ihm ebenso mit der wunderbaren Schärfe des Verstandes erforscht, als von der leidenschaftlichen Gluth seines Gemüthes erfasst und erlitten. Wie innig musste sich daher Goethe von Jacobi berührt fühlen! Eine solche ,,reine Geistesverwandtschaft" war ihm noch nie vorgekommen. Jacobi war der Erste, den Goethe in das „,Chaos" seiner inneren Seelenzustände blicken liess.,,Sein Inneres brach mit Gewalt hervor", die tiefsten Anliegen des menschlichen Geistes und Gemüthes wurden durchgesprochen.

Während in Goethe's Erinnerung die Erlebnisse seiner Jugend wie nahe Landschaften in heller Sonnenklarheit erscheinen, war er von dieser wunderbaren Harmonie seiner Seele mit derjenigen Jacobi's so seltsam erschüttert, dass ihm die äusseren Erlebnisse jener ersten Freundschaftszeit, wie er selbst gesteht, fast vollständig aus dem Gedächtnisse entschwanden. Gesichtszüge, der eindringlich - angenehmen Rede und der würdigen und feinen Weltbildung kann mir niemals verlöschen. In seiner Erscheinung war die Vornehmheit eines Weisen und eines Staatsmannes vereinigt, wobei doch sein Gemüth einige Reizung verrieth, die auf einen weder dem Geiste, noch der Leidenschaft nach völlig beruhigten Zustand deutete, welchen er gleichwol in sich zu haben und nach aussen darzustellen nicht aufgeben konnte. Sein persönlicher Umgang aber war so anmuthig und gewinnend, dass auch entschiedene Gegner, wie Tieck und Schleiermacher, ihren früheren litterarischen Urtheilen zum Trotz, bei persönlichem Besuche in München als seine innigen Verehrer von ihm geschieden sind."

Wenn wir in grösserer Gesellschaft durch das Gespräch eines uns zum ersten Male entgegentretenden Menschen plötzlich Saiten unseres verborgenen Seelenlebens anschlagen hören und Worte von den Lippen des Andern fliessen, die wir bisher als sonst unverstandene, nur von uns anerkannte und lieb gewordene Geheimnisse in der eigenen Brust verwahrten, da entsteht zwischen uns und dem bisher fremden, nun plötzlich so innig verbundenen Menschen eine gegenseitige Erregtheit, sich ganz auszusprechen, eine solche „Fülle des Hin- und Wiedergebens," dass, wenn wir später nach den übrigen, in der Gesellschaft anwesenden Personen und nach dem Verlaufe der äusseren Ereignisse gefragt werden, wir kaum durch peinliche Anstrengung des Gedächtnisses auf das Gefragte annähernd zu antworten vermögen.

So kommt es, dass Goethe z. B. das erste Zusammentreffen mit Jacobi nach Köln, statt nach Elberfeld verlegt, dass er jener wundersamen, pietistischen Versammlung, in welcher sich Goethe und Jacobi das erste Mal trafen, und über welche JungStilling in seiner Lebensgeschichte (Werke I, 321-326) berichtet, gar nicht erwähnt, während er dieselbe gewiss, wenn sie ihm in Erinnerung gewesen wäre, mit einigen humoristischen Meisterstrichen gezeichnet hätte. Uebrigens ist, wie schon Düntzer hervorhob, durch einen Brief Jacobi's an Dohm, 20. Juni 1818 (J. a. B. II, 487, dann ausführlich nach dem Original abgedruckt Z. II, 146 ff.), die Glaubwürdigkeit Jung's stark angegriffen worden und deshalb im Einzelnen, was wahr und nicht wahr ist, nicht mehr zu ermitteln. So fehlt auch eine eingehende Schilderung der Jacobi'schen Familie und des Aufenthaltes zu Pempelfort, während z. B. in Goethe's Selbstbiographie der Besuch bei Frau von La Roche anschaulich geschildert worden ist und auch der spätere Aufenthalt Goethe's in Pempelfort (1792) seine ausführliche Darstellung bei Goethe gefunden hat. Kaum mit Jacobi in Freundschaft verbunden, meldet Goethe dies triumphirend Jacobi's Frau, die gerade in Vaels

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