ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Lassen Sie mich, Eduard, Sie sind ein unbehagliches Geschöpf: Wer Theil an Ihnen nimmt, hat ein bitteres Leben, Alles machen sie ihm sauer, das Reden sogar und selbst das Denken. Ferne sey demnach von mir, dass ich Ihre lange Epistel Punkt für Punkt beantworte, nur beyfügen ein Wörtchen will ich hie und da vorerst sollen Sie eine Stelle aus einem Briefe von Eduard Allwill lesen, den er an unseren D** schrieb, als dieser bei einer sicheren Gelegenheit seinen Racheeifer zu besänftigen und ihn zu mehrerer Nachsicht zu überreden suchte."

J. W. I, 213: „Sie verglichen

gern belachte ich" steht

ausgeführter T. M. 76, 4, 254; V. Sch. 255: „Sie verglichen belachte gern mit Ihnen."

J. W. I, 216: „Ich kann Ihnen alle

entbehrlichem zu

reden" steht etwas Anderes T. M. 76, 4, 256; V. Sch. 217: ,,Unter allen Formen klarer Unsinn."

J. W. I, 225: „O, so komm' doch erfahren lernen" steht etwas Anderes T. M. 76, 4, 261; V. Sch. 267:,,So komm' denn doch allein von Dir nehmen will."

Statt J. W. I, 225: „Eduard, ich hätte Alles geduldet, Alles entbehrt um Deinetwillen" steht T. M. 76, 4, 261; V. Sch. 267-268: „Ich merkte bald meinen Irrthum, aber das trennte mich nicht von Dir; was schadete das meiner Liebe, dass Du mich nicht ebenso lieben konntest? Blos für Dein Bild in meiner Seele hätte ich den Himmel gelassen."

[ocr errors]

J. W. I, 225: ,,Aber es kam eine Stunde Dich nie zu lassen" steht kürzer T. M. 76, 4, 261–262; V. Sch. 268: „Aber es kam eine Stunde, da fühlte ich, dass ich wol einst würde aufhören müssen, Dich zu lieben, da floh ich, da suchte ich, von mir zu retten, was noch zu retten wäre.“ Die beiden Ci

tate J. W. I, 226 fehlen T. M. u. V. Sch.

III. Die Composition des Romans und die

Urtheile über denselben.

Der Roman besteht aus 21 Briefen, denen eine kurze Notiz über die die Briefe schreibenden Personen vorhergeht.

Sylli, aus einer alten Familie stammend, ist August Clerdon's Wittwe und 28 Jahre alt; August Clerdon's Bruder Heinrich ist Regierungsrath in C., Amalia seine Frau. Lenore und Klärchen sind Sylli's leibliche Cousinen. Von der Zusammengehörigkeit dieser Personen heisst es (J. W. I, 5): „Alle diese Personen hatten, in verschiedenen Zeiten, viele Jahre neben und mit einander zugebracht, und liebten, und betrachteten sich durch ihre äusseren, noch weit mehr aber durch innere Verhältnisse auf das Engste verbunden, als Geschwister."

Jacobi hat, wie Goethe für den Werther, die Briefform gewählt. Und wirklich ist diese Form der Darstellung immer noch die beste, wenn es sich um die Darlegung innerer Seelenzustände und subjektiver Empfindungen handelt. Freilich haftet dieser Form der grosse Fehler an, dass wir immer nur die Ereignisse aus zweiter Hand erfahren, und daher der Lebhaftigkeit der Darstellung Abbruch gethan wird. Bei Jacobi mochte noch in die Wagschaale fallen, dass er die Briefform ganz in seiner Gewalt hatte und durch Abfassung unzählicher Briefe in dieser Art der Darstellung, wie Freund und Feind anerkannte, Meister geworden war.

Ich gebe kurz eine Uebersicht über die einzelnen Briefe.

I. Sylli an Clerdon. Sylli ergeht sich in Klagen über die Gleichgültigkeit, mit der die Menschen unter einander verkehren.

(J. W. I, 8): „Du mit den vielen Namen, das die Menschen Alle zu einander zerrt, durch einander schlinget; was bist Du? Quell und Strom und Meer der Gesellschaft; woher? und wohin? ... (6

II. Sylli an Clerdon. Naturschilderung.

III. Clerdon an Sylli. Clerdon harmonirt mit Sylli in schwermüthiger Stimmung, sein inniges Verhältniss zu Sylli.

IV. Sylli an Clerdon. Sie giebt Clerdon Rechenschaft über ihre resignirte Weltansicht, wie sie verzweifelt an dauernder Liebe. Der Gang im Krahne als Bild menschlichen Thuns und Seins.,,Jede Sonne bringt unsterbliche Liebe, unsterbliche Freundschaft auf die Welt; wer nur nicht wüsste, dass auch mit jedem Tage ein Abend kommt, und was dreymal geschehen wird, ehe der Hahn krähet."

V. Clerdon an Sylli. Naturschilderung; Bericht über Allwill und seine Jugend.

VI. Beilage zu Clerdon's Briefe. Eduard an Clerdon. Seine Ansicht über Liebe und Weiber; sein Abenteuer mit dem Bauer im Walde.

VII. Amalia an Sylli. Ueber ihre Knaben, ihren Mann und ihr häusliches Leben.,,Nun, das heisst von Buben geschwatzt."

VIII. Clärchen an Sylli. Clärchen, Clerdon und Lenoren's innige Freundschaft zu Sylli.

IX. Eduard Allwill an Clemens von Wallberg. Ueber Freundschaft; gegen die nüchterne Verständigkeit; seine Liebesgeschichte mit Nannchen; sein Verkehr in Clerdon's Hause und die Entdeckung, die er darin gemacht hat.

X. Demselben. Allwill's Verhältniss zu Luzie.

XI. Amalia an Sylli. Amalia über ,,eheliche Liebe"; die Kindesliebe; über Allwill.

XII. Sylli an Lenore und Clärchen. Ueber Allwill und seine Liebe zu Luzie.

3*

XIII. Lenore an Sylli. Sie erzählt die Art, wie Cläre und Clerdon mit einander disputiren.

XIV. Beilage zu Lenoren's Briefe (von Clärchen). Frühlingsahnung; Sonnenuntergang.

XV. Cläre an Sylli. Philosophischer Inhalt; Erkenntnisstheoretischer Disput zwischen Cläre, Clerdon und Allwill; Allwill führt den Inhalt des Gespräches weiter; Citate aus Hamann. XVI. Allwill an Cläre. Allwill's Uebersetzungen aus Plato's Theages und Lysis; ein Selbstgespräch von Allwill.

XVII. Sylli an Clerdon. Gegen Clerdon's Rath, sie solle sich, so gut sie könne, zusammenraffen.

-

XVIII. Sylli an Amalia. Montaigne; ihre Einsamkeit. ,,Sieh, die Nahrung, die ich mir so hie und da hole mein Herz, das da draussen etwas, wie von Liebe und Freundschaft, seinem eigensten Wesen, ergreift; es ergreift's ohne Macht und Gewalt, es zu dem seinigen zu machen; es kann es nicht vereinigen mit seinem Wesen; es gedeiht ihm nicht."

XIX. Sylli an Amalia. Ueber schlichte und wackere Menschenart; die Familie Waldbeck; Mutterliebe; über die Menschengattung der Allwille.

XX. Eduard Allwill an Luzie. Allwill's Lebensansichten; das Programm des Genies in Bezug auf Lebensführung.

XXI. Luzie an Eduard Allwill. Die Verurtheilung der Moral und Lebensführung der Allwille.

Man sieht schon aus diesen kurzen Ueberschriften, dass der Mangel an Ereignissen und die Schilderung tiefempfundener Stimmungen, die sich kaum zu geschlossenen, abstrakten Deduktionen gestalten, das Charakteristische dieses Romanes ist. Es würde zu weit führen, Jacobi's wunderbare Prosa eingehend zu würdigen: sie hat von Gegnern sowohl, als von Freunden Jacobi'scher Schriften hohes Lob geerntet. Vergl. z. B. Friedrich Schlegel (Recension von Jacobi's,,Woldemar" in „,Charakteristiken und Kritiken" von A. W. und F. Schlegel, Bd. I, S. 37): ,,Jacobi's echt-prosaischer Ausdruck aber ist nicht blos schön,

sondern genialisch; lebendig, geistreich, kühn und doch sicher, wie der Lessing'sche; durch einen geschickten Gebrauch der eigenthümlichen Worte und Wendungen aus der Kunstsprache des Umgangs, durch sparsame Anspielungen auf die eigentliche Dichterwelt ebenso urban wie dieser, aber seelenvoller und zarter." Vergl. auch ebendas. S. 38: „Jacobi's genialischer Ausdruck kann fragmentarisch erscheinen etc.“

Die Urtheile.

Das zum Theil zustimmende Urtheil Goethe's über den Anfang der Allwillpapiere, welches indirekt durch Wieland zur Kenntniss Jacobi's gelangte, haben wir schon vernommen. Ueber die späteren Allwillpapiere schwieg er bekanntlich vollständig. Julian Schmidt hat Recht, wenn er dieses tiefe Schweigen als einen tiefen Groll auffasst (Julian Schmidt, Geschichte des geistigen Lebens etc., Bd. 2, S. 674). Wer je bei Lebzeiten in einer Dichtung das Modell für einen Helden abgeben muss und also sein eigenes mit fremdem Wesen vermischt vor sich sieht und aus der Dichtung lobende und tadelnde Worte über sich heraushört, mag empfinden, was Goethe darunter verstand, wenn er an Jacobi schreibt: „Ich bin selbst davon recht eigentlich angegriffen worden." Als nehmlich später Jacobi dem wiedergewonnenen Freunde die neue Ausgabe (1792) des Allwill schickte, schrieb Goethe, 15. Juni 92 (G. u. J., S. 135): „Dass Dir Dein Allwill bei neuer Durchsicht zu schaffen gemacht, glaube ich gern. Ich bin selbst davon recht eigentlich angegriffen worden. Es ist eine sonderbare Jugend in dem Ganzen, und das Indefinite der Composition und der Ausführung giebt einen grossen Ring," Friedrich Leopold Stolberg ahnte Goethe's Stimmung, als er 13. April 92 aus Neapel an Jacobi schrieb (Z. I, 163): „Wie wahr schrieb Dir aber Wieland, dass Allwill Goethe sei! Ich begreife nicht, wie Goethe Dir das verzeihen kann."

Wieland errieth beim ersten Lesen der Allwillpapiere in

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »