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kommen könnte, wo ich dich flöhe und alle Lieben. Verfolge mich, ich bitte dich, mit deinen Briefen dann, und rette mich von mir selbst." Br. 8:,,Hören Sie, ich hab immer eine Ahnung, Sie werden mich retten aus tiefer Noth, kann's auch kein weiblich Geschöpf, als Sie."

Wenn man muthmassen darf, was in dem zweiten Bande des Allwill, der nicht herauskam, gestanden hat, und wie der Plan des Romans im Ganzen war, so ist meine Meinung, dass Allwill durch eine der edlen weiblichen Wesen, wohl durch Cläre,,,von seiner genialen Sucht" geheilt werden sollte.

Der Roman würde lange nicht seine grosse Bedeutung haben, wenn nicht neben der meisterhaften Schilderung der Allwill-Naturen, wie sie sich ergiebt aus den eigenen Aeusserungen Allwill's, auch die Stimmen gegen das geniale Treiben sich hören liessen. Und nicht blos hat Jacobi selbst, wie wir gesehen haben, diesen Theil des Romans mit für das Beste gehalten, auch die Urtheile der Zeitgenossen waren, wie wir sahen, dieser Ansicht. Hierher gehört noch eine Aeusserung Jacobi's darüber an Forster, 5. Nov. 81 (J. a. B. I, 338): „Was in den letzten Briefen von Allwill's Papieren geleistet ist, entgegengesetzte Empfindungen, Neigungen, Systeme mit der Treue, mit dem unparteiischen Eifer dargestellt ist, soviel ich weiss, von mir das erste Mal geschehen. Ich weiss nicht, was Kräftigeres gegen die sogenannte Genieseuche geschehen konnte; auch haben die feinen Nasen es nur zu gut gerochen."

Hier berührt sich Jacobi mit Lichtenberg, doch besteht ein Gegensatz zwischen beiden: Lichtenberg's scharfsinniges, aber blos verständiges Wesen eifert gegen das willkührliche, von der Macht der Leidenschaften beherrschte Treiben der Genies deswegen so entschieden, weil ihm das Organ und der Sinn dafür zu fehlen scheint, Jacobi ist deswegen so heftig aufgebracht gegen die Untugenden der Allwille, weil er selbst die Ansätze zu solchem Wesen in sich hat, und man bekanntlich gegen

diejenigen Fehler am Unerbittlichsten ist, zu denen man selbst am meisten inclinirt.

Die köstlichen Aeusserungen Lichtenberg's, in denen er einerseits seinen Unglauben an die unwiderstehliche Gewalt der Liebe, andrerseits seinen Ekel ausspricht über die Schwärmerei der Genies für einfaches, natürliches Leben, während die Genies ja doch gerade die natürlichsten Pflichten ausser Acht lassen, stimmen vielfach mit dem überein, was Sylli und besonders Luzie gegen die Allwille vorzubringen haben. Ich muss darauf verzichten, auf diese Ausfälle des geistreichen Mannes einzugehen und gebe blos einige Citate. Siehe Lichtenberg's Werke, Bd. I, S. 125, 130, 132, 236.

Was Sylli über die Allwille J. W. I, 97–101, dann 176–181 sagt, und der meisterhafte Brief Luziens an Eduard Allwill (S. 200-226) müssen ganz und genau beachtet werden, und es verlohnt sich nicht, einen blossen Auszug zu liefern.

Hier war das Gegengift gegeben, und vom Standpunkt der von Luzie vertretenen Ansichten aus gewinnt die Allwillgestalt ein ganz anderes und richtiges Ansehen. Wo die Allwille damit prahlen, dass sie der Natur folgen, wird ihnen Unnatur nachgewiesen; wo sie von Leben zu strotzen scheinen, constatirt der moralische Arzt eine schwere Krankheit; wo sie die Erhabenheit ihres Wesens erblicken, zeigt sich dem Einsichtigen niedrige Schwäche. Während das Urtheil des Weisen den Adel der menschlichen Natur in der Obermacht des Gedankens über sinnliche Triebe erblickt, ist es die Sinnlichkeit, welche die Allwille mit grossem Aufwande von Witz, Vernünftelei und dichterischem Schmuck auf den Thron erheben. Der Vernünftige ehrt als schwer zu erreichende, hohe Tugenden Ordnung, Mässigung und Beständigkeit; die Lebensweisheit der Allwille dagegen ist, genau besehen, Nichts als eine,,Theorie der Unmässigkeit," als „Grundsätze der ausgedehntesten Schwelgerei."

Indem so Jacobi, wie der ,,treue Naturforscher," die Allwille nach allen Seiten hin darstellt und in ihrer eigenen wahren Gestalt zu zeigen bemüht ist, erhebt er sich, wie er selbst betont, einerseits über den philosophischen oder moralischen Falschmünzer, der seine Leser um den wahren Werth der Dinge betrügt, andrerseits über den moralischen Alchemisten, der seine Leser, wenn ihr Enthusiasmus aushält, um ihr ganzes Vermögen bringt.

VI. Die übrigen Personen.

Wir sahen, wie unangenehm es Jacobi war, dass man in seinem Roman deutlich wirkliche Verhältnisse durchsah. Ein berühmter Maler um in dem Gleichnisse Jacobi's zu bleiben wird sehr ungern zugleich mit seinem idealen Gemälde die Photographieen der Modelle bekannt machen, aber es schadet weder ihm noch der Kunst, wenn später, nach seinem Tode und dem Tode derjenigen Menschen, die ihm als Modell gesessen haben, die Porträtbilder dieser Modelle bekannt gemacht, und wir somit unmittelbar in die Werkstatt des Künstlers eingeführt werden. Es scheint mir daher zur Freiheit der Forschung zu gehören, dass wir nicht blos kurz die Hauptzüge der Personen des Romans zu zeichnen suchen, sondern uns auch in dem Kreise Jacobi's selbst nach den Modellen umsehen. Es braucht nicht wiederholt zu werden, dass damit weder Jacobi's Kunst der Darstellung, noch dem Tiefblick des Geistes zu nahe getreten wird.

Die Sache bleibt immer dieselbe. Wer mit heutigen Schriftstellern und dem Kreise ihrer Erlebnisse und Beobachtungen bekannt ist, wird wissen, dass die Paar guten Romane, die sich vornehm aus dem Meere des Unbedeutenden hervorheben, eben gerade dadurch gut sind, dass der Schriftsteller in sich und anderen wirklichen Menschen, mit denen ihn sein Schicksal zusammenbrachte, die ächten Modelle fand, während die Romanscribenten aus Papiermenschen wieder Papiermenschen drehen.

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1. Clerdon.

Clerdon ist der idealische Jacobi selbst; dass aber bei einer so trefflichen und bedeutenden Persönlichkeit, wie Jacobi war, viele Züge dem Ideale ungemein nahe kamen und daher ohne weitere Aenderung als solche der idealen Zeichnung eingefügt werden konnten, leuchtet ein. Nimmt man die Urtheile über Jacobi zusammen, die die Freunde seines langen Lebens über ihn abgegeben haben, so kommt die Clerdonfigur heraus: Jacobi schilderte sich, wie er gern hätte sein mögen; da er aber bei seinem ununterbrochenen Streben, sich zu bessern, wirklich oft so war, wie er zu sein wünschte, so konnte er dem Vorwurf nicht entgehen, er schildere sich selbst. Dadurch wurde er bestimmt, später an einer Reihe von Stellen, auf die wir hinweisen, der Clerdongestalt etwas von ihrer idealen Trefflichkeit zu nehmen.

Clerdon ist seiner äusseren Stellung, seinen häuslichen Verhältnissen, seinen Grundansichten und Grundstimmungen nach Jacobi selbst; Clerdon's Verhältniss zu Allwill, zu Sylli, Amalia und den Cousinen ist im Grossen und Ganzen das Verhältniss Jacobi's zu Goethe, Johanna Fahlmer, zu seiner Frau und zu seinen Halbschwestern Helene und Charlotte.

Clerdon ist Regierungsrath, Jacobi Hofkammerrath. Beide treten in ihrer amtlichen Thätigkeit für liberale Reformen ein und verfechten dieselben der Regierung gegenüber mit Freimuth und Unbestechlichkeit. Man lese den Brief, Lenore von Wallberg an Sylli (T. M. 76, 2, 58-65). Eine vornehme „Rotte" wollte Unehre und Dürftigkeit auf wackere Bürger verhängen. Der „einzige Clerdon" hielt bei den Unglücklichen Stand und verfocht die Sache derselben nicht ohne Gefahr und Verlust aus allen Kräften. Er siegt bei Hofe. Ebenso hat er ,,die Eingesessenen eines Amtes von einem fast unausstehlichen Druck, worunter sie seit siebzig Jahren sich gekrümmt, kürzlich losgekämpft und losgebettelt." Deputationen der Bürger bringen

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