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bei ihren Verwandten war; die beiden Freunde waren unzertrennlich, Jacobi begleitete Goethe bis Köln, Ausflüge in's Land wurden gemacht, so nach Bensberg; in Köln wurde das alte Jabach'sche Haus besucht und Goethe schildert ergreifend den tiefen Eindruck, den dieses Anschauen einer in die Gegenwart hineinragenden Vergangenheit auf ihn gemacht und in ihm alle weichen Stimmungen zum Durchbruch gebracht hat.

Jacobi war noch als Greis von diesen Jugendeindrücken tief ergriffen und schreibt an Goethe, der eben in seiner Biographie an diese Zeit gekommen war, 28. Dez. 1812 (J. u. G., S. 259) Folgendes:,,Dass im dritten Theile Deines biographischen Versuches meiner in allem Guten gedacht werden soll, freut mich unendlich, sorge nur, dass ich die Erscheinung dieses dritten Theils auch noch erlebe. Ich hoffe, Du vergissest in dieser Epoche nicht des Jabach'schen Hauses, des Schlosses zu Bensberg und der Laube, in der Du über Spinoza mir so unvergesslich sprachst; des Saales in dem Gasthofe zum Geist, wo wir über das Siebengebirg den Mond heraufsteigen sahen, wo Du in der Dämmerung auf dem Tische sitzend uns die Romanze: „Es war ein Buhle frech genug" und andere hersagtest.... welche Stunden! welche Tage! suchtest Du mich noch im Dunkeln auf mir wurde wie eine neue Seele. Von dem Augenblick an konnte ich Dich nicht mehr lassen." Die tiefsten Fragen der Menschheit wurden von beiden Freunden nach allen Seiten zu beantworten gesucht, schon hier verhehlten sich Beide ihre Verschiedenheiten nicht, und doch schieden sie, wie Goethe schreibt,,,in der seligen Empfindung ewiger Vereinigung."

Um Mitternacht

Am 10. August trennen sich die Freunde in Köln, am 13. ist Goethe wieder in Frankfurt, bis zum Anfang des Jahres 75 besteht nur ein brieflicher Verkehr. Sogleich am 13. Nachts und am 14. Abends schreibt Goethe, der bereits einen Brief von Jacobi vorfindet. „Du hast gefühlt, dass es mir Wonne war, Gegenstand Deiner Liebe zu sein," das ist das Thema des

Briefes.,,Glaub' mir, wir könnten von nun an stumm gegen einander sein, uns dann nach Zeiten wieder treffen, und uns wär's, als wären wir Hand in Hand gangen. Einig werden wir sein über das, was wir nicht durchgeredt haben." In den späteren Tagen gegenseitiger Entfremdung hat Jacobi diese Worte mit rother Tinte unterstrichen. Der nächste Brief von Goethe ist vom 21. August. Jacobi schreibt den 26. Aug., zwei Tage vor Goethe's Geburtstag, und kündigt den Anfang seines Romans an (G. u. J., S. 37). Goethe antwortet den 31. August und schickt den Clavigo. Jacobi schreibt ein begeistertes Urtheil über Clavigo an Wieland den 27. Aug. 74 (J. a. B. I, 180). Unterdessen ist Werther fertig geworden. Goethe schreibt an Sophie la Roche den 19. Sept. 74 (F. Schl. N. 153): „Donnerstag früh geht ein Exemplar Werther an Sie ab. Wenn Sie und die Ihrigen es gelesen, schicken Sie es weiter an Fritz (Jacobi), ich hab nur drei Exemplare und muss also diese zirkuliren lassen." Wol Ende September schreibt Goethe an die Fahlmer (G. a. J. F., S. 59):,,Was schreibt Fritz? Hat er Werthern? Ich mag ihm Nichts schreiben, Nichts schicken, um ihn nicht zu stören, wenn er ihn hat." 21. Okt. schreibt Jacobi an Goethe einen langen Brief über den Eindruck, den Werther auf ihn und die Seinigen gemacht hat, er ist ganz hingerissen. Ebenso schreibt er auch den 28. Okt. an Sophie la Roche (J. a. B. I, 190).

Er will möglichst bald Goethe in Frankfurt besuchen; Goethe schreibt, wol Oktober 74, an die mit Jacobi in stetem Briefwechsel stehende Johanna Fahlmer (G. a. J. F., S. 60): Was hören Sie von Fritz? Wann kommt er wol? Grüssen Sie ihn herzlich!" Noch folgt ein Brief Jacobi's an Goethe den 6. Nov. „Ich existire jetzt blos in dem Gedanken, bald in Frankfurt zu sein."

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Jacobi's Geschäftsreise nach Mannheim über Frankfurt fand erst Ende des Jahres statt. Er kündigte schon früher Sophie la Roche seinen Besuch an; diese scheint auch Goethe einge

kommen

laden zu haben, denn Goethe schreibt 20. Nov. an sie (F. Schl. N., S. 156):,,Empfehlen Sie mich Herrn Geheime Rath kann ich nicht auch ist's besser, Sie haben Fritz allein."

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1775.

Vom Anfange Januar bis Anfang Februar war Jacobi bei Goethe in Frankfurt. Wie glücklich er sich fühlte und wie einig mit Goethe, zeigen seine Briefe an Wieland vom 27. Jan. (J. a. B. I, 191) und aus Mannheim vom 11. Febr. (ibid. 201). Ebenso schreibt Goethe an Sophie la Roche (F. Schl. N. 160): ,,Fritz, der nun bald zurückkehrt, soll Ihnen auch von mir erzählen; wir waren sehr lieb, gut und kräftig zusammen." Davon giebt auch Zeugniss Jacobi's rührendes Billet 10. März 75. Indess war Goethe's ,,Herz und Sinn so ganz wo anders hingewandt" (Goethe an Jacobi 21. März 75). Er war mitten in seiner Liebesgeschichte mit Lili. Dass dadurch auch Jacobi während seines Besuches verkürzt wurde, ist leicht zu denken. In einem Briefe an Merck 2. März 78 (Wagner b, S. 123) entschuldigt sich Jacobi, dass er Merck damals in Darmstadt nicht besucht habe, es sei ein Missverständniss seines Kutschers gewesen. „Nach meiner Ankunft zu Frankfurt," fährt Jacobi fort, ,,erzählte ich Goethe die Begebenheit und trug ihm auf, sie Ihnen zu hinterbringen. Aber Gott weiss, ob er es gethan hat, zumal da dieser Zeitpunkt in die Lili'sche Epoche fällt."

Von jetzt an sahen sich die Freunde nicht mehr bis zum Jahre 84, sie waren also fast zehn Jahre getrennt. Goethe hat selbst öfter gestanden, dass die persönliche Gegenwart geliebter Personen in seinen Liebes- und Freundschaftsverhältnissen von grossem Einfluss sei.

Wenn wir daher in der Freundschaft Goethe's zu Jacobi in Bälde eine Erkältung und Gleichgiltigkeit eintreten sehen, so muss auch auf diesen Gesichtspunkt Rücksicht genommen werden. Gerade ein Mann von der persönlichen Bedeutung Ja

cobi's hätte durch häufigere Anwesenheit die Freundschaft immer wieder warm erhalten: so aber drängten sich bald andere Beziehungen Goethe auf und unter jener kälter und gleichgiltiger werdenden Stimmung, die mit dem Jahre 76 über Goethe kam, und die so manche warme Jugendfreunde Goethe's schmerzlich beklagten, hatte auch Jacobi zu leiden.

Zunächst war es aber ein anderer Anlass, der die Freundschaft lockerte: es war die Abfassung der Stella.

Ueber eine nähere Beziehung der Stella zu Jacobi haben neuerdings im Anschluss an die Veröffentlichung der GoetheBriefe an Johanna Fahlmer und die in Freiburg aufbewahrten Briefe aus Johann Georg Jacobi's Nachlass zuerst Urlichs und dann Wilhelm Scherer geschrieben, der Erstere in der deutschen Rundschau Bd. 4 (Juli bis September 1875), S. 78-83, der Letztere in derselben Zeitschrift Bd. 6 (Januar bis März 1876), S. 66-86. Aus verschiedenen Briefstellen glaubte man, mit Recht schliessen zu dürfen, dass die Beziehungen Johanna Fahlmer's zu Jacobi mit der Stella in irgend welchem Zusammenhange stehen. Prüfen wir die Sache etwas näher! Mir scheinen die beiden gelehrten Goethekenner in ihren Folgerungen zu weit gegangen zu sein.

Am 6. März schreibt Goethe an Johanna Fahlmer (G. a. J. F., S. 70):,,Hier sind die ersten Bogen der Stella. Wenn es Sie unterhält, so schreiben Sie sie ab, Fritzen (Jacobi) wird dies Stück von Ihrer Hand gewiss zehnmal lieber." Johanna Fahlmer muss diesen Anfang der Stella alsbald an Jacobi geschickt haben, denn vor dem 21. März hat Jacobi über die Stella an Goethe geschrieben, da dieser am genannten Tage in einem Briefe an Jacobi sagt: „Lieber Bruder, dass Du meine Stella so lieb hast, thut mir sehr wohl." Am Ende des Briefes verspricht Goethe, bald die ganze Stella zu senden. Unterdessen hatte Goethe der gemeinsamen Freundin die 4 ersten Akte der Stella zu lesen gegeben, und diese muss sich günstig darüber geäussert haben. Goethe schreibt in einem undatirten, von Ur

lichs noch in den März gesetzten Briefe (G. a. J. F., S. 71): ,,Liebe Tante, ich wusste, was Stella Ihrem Herzen sein würde. Ich bin müde, über das Schicksal unseres Geschlechts von Menschen zu klagen, aber ich will sie darstellen, sie sollen sich erkennen, womöglich, wie ich sie erkannt habe, und sollen, wo nicht beruhigter, doch stärker in der Unruhe sein. Sie das Verlangen zum fünften Akte überwunden? Sie hätten einen dazu gemacht. Adieu! Stella ist schon Ihre, wird durch das Schreiben immer Ihrer, was wird Fritz eine Freude haben!"

-

Haben

Ich wollt',

Das Stück erregte aber keineswegs Jacobi's Freude. Es ist hier nicht am Platze, die Urtheile Jacobi's über Goethe's Werke im Einzelnen anzuführen, aber wer diese Urtheile kennt, wird zugeben müssen, dass sie durch die Zeit bestätigt worden sind. Jacobi war (soviel ich weiss) im späteren Leben Goethe's einer der wenigen, die ihm ungeschminkt die Wahrheit sagten, und wie er ihm über Werther, Faust, Iphigenie, Tasso voll Dankes und Verehrung zujubelte, so sprach er auch offen aus, was ihm an Stella, dem Gross-Kophta, der natürlichen Tochter, gewissen Partien in Wilhelm Meister und den Wahlverwandtschaften missfiel und anstössig erschien.

Wenn Goethe je eines seiner Werke überschätzt hat, so ist es Stella. Diese empfiehlt er allen seinen Freunden und Freundinnen auf das Angelegentlichste. So geht es auf Stella, wenn er 15. März an Sophie la Roche schreibt: „Ehestens kriegen Sie wieder was, das ich Ihrem Herzen empfehle." Ebenso schreibt er an Auguste Stolberg (G. a. A. St., 10. April 76, S. 119): „Ist sie nicht mehr wie sonst, hat ihr Stella nicht gezeugt, dass ich ihr Alter bin, obschon ich nicht schreibe ?"

Das Stück ist entschieden das schwächste Produkt aus jenen Jahren Goetheischer Jugendkraft. Fernando ist nicht von zwei mächtigen Leidenschaften zu zwei verschiedenen Frauen beherrscht, sondern gar keiner umfassenden Leidenschaft mehr fähig. Man hat das peinliche Gefühl, wenn man sich Fernando

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