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Von solchen Erdbeben weiß nun die Eschatologie viel zu erzählen, bald mehr bald minder poetisch. Einigermaßen prosaisch lautet eine Weissagung bei Ezechiel: Wahrlich an jenem Tage soll ein großes Erdbeben über das Land Israel kommen. Da sollen vor mir erbeben die Fische des Meeres und die Vögel unter dem Himmel, das Getier des Feldes und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, und alle Menschen, die auf dem Erdboden sind; und die Berge sollen einstürzen und die Felswände umfallen und alle Mauern zu Boden sinken (Ez. 3819f.). Das Erdbeben begegnet uns schon in der Schilderung des Tages Jahves bei Amos 88 und 95, doch sind diese Verse wohl mit Recht für interpoliert erklärt worden. Trotzdem läßt sich diese Anschauung als alt belegen, zunächst aus dem echten Jesaja.

er

Jes. 212—19 entwirft ein farbenprächtiges Gemälde, das nach gewöhnlicher Ansicht einen Gottessturm, richtiger wohl ein damit verbundenes Erdbeben darstellt: Denn einen Tag hat Jahve der Heere über alles Prächtige und Stolze und über alles Ragende und Erhabene1, und über alle Zedern Libanons, die stolzen, und über alle Eichen Basans, die ragenden, und über alle Berge, die stolzen, und über alle Hügel, die ragenden, und über jeden hohen Turm und über jede befestigte Mauer und über alle Tarsisschiffe und über alle köstlichen Wimpels: Und niedrig wird werden der Hochmut der Menschen und niedrig der Stolz der Männer, und erhaben wird Jahve, allein, an jenem Tage. Und die Nichtse ...; kommen werden sie in Felsenhöhlen und in Löcher des Staubes vor dem Schrecken Jahves und seiner hehren Majestät, wenn er aufsteht, zu erschüttern die Erde. Ein grandioses Erdbeben also wird daherfahren am Tage Jahves über alles Hohe und Erhabene. Die Zedern Libanons und die Eichen Basans werden geknickt, als wären sie dünne Halme. Ragende Türme und festgefügte Mauern brechen zusammen, Schiffe und Wimpel sinken unter, und Berge und Hügel werden vom Erdboden hinweggefegt. Die Götzen verkriechen sich in Felsspalten und Sandritzen zu Ratten und Fledermäusen, und der Mensch verliert allen Stolz und winselt im Staube. Denn Jahve will allein

הבשן mit DUHM hinter והנשאים Stelle .2

1. Lies ma mit den LXX.
3. So mit GESENIUS. GUNKEL vermutet: Barken.
4. Die beiden folgenden Worte sind verderbt.

erhaben sein, ihn stört jede Höhe. Neben sich, rings um sich her duldet er nur eine große ebene Fläche, über die nichts hervorragt, weder Bäume noch Berge noch Paläste noch Menschen. Jahve allein schaut wie ein weithin sichtbarer Turm über Land und Meer.

Die dichterische Form dieser imposanten Rede mag von Jesaja herstammen, den Inhalt hat er nicht erfunden, sondern übernommen. Das folgt nicht nur aus dem allgemeinen Grundsatze, daß die mythische Vorstellung des Erdbebens ihrer Natur nach älter ist als die Prophetie, ja als alle geschichtliche Überlieferung, sondern das geht auch aus dem Zusammenhange hervor, in dem diese Worte stehen. Denn Jesaja hat diese Theophanie benutzt, um an ihr die Wertlosigkeit des Götzendienstes darzulegen. Was sollen dem Volke die Zauberer und Wahrsager, und wären es selbst die gewaltigsten in ihrer Art, die von Osten her oder aus dem Philisterland oder überhaupt aus der Fremde, was vermögen die Götzen, und wären sie aus purem Silber oder Golde gefertigt, was helfen Wagen und Rosse und weltlicher Besitz, wenn Jahves Erdbeben dereinst alles verwüstend einherfährt? An jenem Tage wird hinwerfen der Mensch seine silbernen und goldenen Nichtse, die er sich gemacht hat zur Huldigung, den Maulwürfen und den Fledermäusen (V. 6-11. 201. Man erkennt hier noch die Umdeutung. Nach der alten mythischen Anschauung waren es die Götter selbst, die sich vor Jahves Majestät angstvoll in Felslöchern bargen, bei Jesaja sind es die Menschen, die ihre toten Götzen in Klippen und Risse werfen. Und achten wir ferner auf die dem Propheten eigentümliche Verkündigung von der drohenden assyrischen Gefahr, die das israelitische Volk vernichten soll, so fällt uns auf, daß in dieser ganzen Schilderung nicht der leiseste Hinweis auf sie enthalten ist, ja daß sie mit diesem Tage Jahves gradezu unverträglich ist. Wenn der Gott so wütet, daß außer ihm selbst nichts Erhabenes, fast möchte man sagen, überhaupt nichts übrig bleibt, wozu sollte er dann noch die Assyrer bemühen? Sie würden in diesem Zusammenhange einigermaßen überflüssig sein und kommen darum überhaupt nicht vor. Mit andern Worten:

1. V. 21 ist Dublette zu V. 19; dagegen ist nicht genügend Grund vorhanden, V. 20 zu streichen.

bei der ursprünglichen Konzeption dieser mythischen Dichtung hat man nicht im Entferntesten an sie gedacht, und darum kann Jesaja diese Vorstellung des Jahvetages nicht selbst gebildet, sondern nur übernommen haben. Noch eine andere Tatsache ist beachtenswert. Libanon und Basan sind die einzigen Landschaften, die mit Namen erwähnt werden. Sonst ist ganz allgemein von allen Bergen, von jedem hohen Turm, von den Menschen und der Erde die Rede, sodaß sich das Erdbeben des Jahvetages ursprünglich nicht auf Palästina beschränkt, sondern über die ganze Welt erstreckt zu haben scheint.

Besonders beliebt war, wie wir aus vielen Stellen ersehen, die

,(מְהוּמַת יהוה oder פַּחַר יהוה) Wendung von dem Schrecken Jahres

wenn er aufsteht, zu erschüttern die Erde (Jes. 219. 21). In dieser Phrase malt sich das ganze Grauen und Entsetzen, das man bei dem jähen, plötzlichen und überwältigenden Eindruck dieser Gottesoffenbarung empfand. Und geschehen wird's plötzlich, urplötzlich, von Jahve der Heere wirst du heimgesucht mit Donner und Dröhnen und großem Schall, mit Windsbraut und Wetter und der Lohe fressenden Feuers (Jes. 29 5f.). Dann überfällt die Menschen ein »panischer« Schrecken, wie wir es bei der Katastrophe auf Martinique so ergreifend kennen lernen. » Qualvoller noch als die Schrecken solcher plötzlichen < vulkanischen > Ausbrüche sind die Wirkungen großer Erdbeben, vor denen man nicht weiß, wohin entfliehen, denn man sieht nicht die Ursache der furchtbaren Elementargewalt, die Erdschollen von Ländergröße durcheinander rüttelt. Die unsichtbare Todesgefahr verbreitet unbeschreibliches Entsetzen, und in Ländergebieten, in denen die Erde lange Zeit oft wiederholt bebte, wird der Wahnsinn, in welchen die beständige Angst die Unglücklichen treibt, oft epidemisch« (MEYER S. 15). Der Gottesschreck, der mit vielen naturhaften Manifestationen Jahves verknüpft ist (vgl. u. § 10), hing wohl besonders eng mit dem Erdbeben zusammen, wie außer Jes. 219. 21 auch I Sam. 1415 lehrt: Da erbebte die Erde und erzeugte einen Gottesschreck (

.(אלהים

Aus Gen. 3142. 53 scheint hervorzugehen, daß die Kanaaniter einen Gott prkannten: Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, mir geholfen hätte, dann hättest du mich ziehen lassen mit leeren Händen. Deutlicher ist die zweite Stelle: Das be

schwor Jakob beim Schrecken Isaaks, seines Vaters, denn man leistet einen Eid nur bei der Gottheit. Da diese Erzählung die Kultsage von Mizpa behandelt, so hat GUNKEL mit Recht daraus geschlossen, daß der erwähnte Gottesname ursprünglich dem Numen dieser Stadt des Ostjordanlandes zukomme. Wie man aus Jdc. 1134ff., der Geschichte der Jephtatochter, vermuten möchte, wurden ihm in prähistorischer Zeit Menschenopfer dargebracht. Es zwingt uns nichts, das Attribut des Schreckens Jahves aus einer Anleihe bei den Kanaanitern herzuleiten, da diese Vorstellung sich mit dem ursprünglichen Wesen Jahves wohl verträgt. Eher könnten parallele religiöse Ideen über dieselbe Naturerscheinung vorliegen. Genaueres läßt sich nicht ausmachen, da diese Gestalt Isaaks in der Genesis vollkommen verblaßt ist und da auch der Ausdruck pn, trotzdem er seinen göttlichen Charakter bewahrt hat, nicht mehr verstanden wurde, wie die deutliche volksetymologische Anspielung auf diesen Namen Gen. 27 38 beweist.

Der Tag Jahves gilt vor allem als ein Tag des Schreckens (Jes. 225. Ez. 77), ein Tag der Verstörung (Di

Jes. 225. Mch. 74), wo panikartige Furcht die Menschen ergreift, sodaß sie nicht mehr wissen, was sie tun. Wie Jahve einst Israel verheißen hat: Einen Gottesschrecken werde ich vor dir hersenden, und alle die Völker, unter welche du kommen wirst, in Verwirrung bringen und will machen, daß all deine Feinde vor dir die Flucht ergreifen (Ex. 2327), und wie Israel einst selbst vom Gottesschrecken erfaßt wurde, als Saul die zerstückelten Rinder durch Boten im Lande umhertragen ließ (I Sam. 117), so wird es auch am Ende der Tage geschehen. Mußten wir oben (vgl. S. 14) zwei Verse des Amos, die ausdrücklich vom Erdbeben handeln, als unecht preisgeben, so setzen die zweifellos authentischen Worte 213ff. ebenfalls ein Erdbeben voraus und schildern deutlich den damit verbundenen panischen Schrecken: Siehe, so mache ich euch den Boden unter den Füßen schwankend, wie ein Wagen schwankt unter der Last der Garben1. Da weiß der Schnelle nicht wohin, und der Starke kann seine Kraft nicht brauchen, und der Streitbare rettet sein Leben nicht. Der Bogenschütze hält nicht stand, und

1. Vgl. WELLHAUSEN und NOWACK z. St. Forschungen zur Rel. u. Lit. d. A. u. NT. 6.

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der Leichtfüßige entrinnt nicht, und der Reiter zu Rok rettet sein Leben nicht. Und wer festes Mutes ist unter den Streitern, flieht nackt an jenem Tage, sagt Jahve. Das Stück (Am. 12-2 16), in dessen Zusammenhang uns diese Verse überliefert sind, ist voll von mythischen Vorstellungen und wird uns noch des Öfteren beschäftigen. Hier soll nur Folgendes hervorgehoben werden. Erstens bestätigt sich uns, was wir aus Jes. 212 ff. erschlossen haben: Die Anschauung vom Tage Jahves als einem gewaltigen Erdbeben ist alt, älter als Jesaja, älter als Amos, älter als die schriftstellernde Prophetie überhaupt. Amos schildert in den ersten beiden Kapiteln seines Buches mit grellen Farben einen furchtbaren Strafakt Jahves. Nur mit ganz leisen, kaum erkennbaren Zügen deutet er an, daß Jahve zur Ausführung seines Beschlusses einen menschlichen Helfer, den Assyrer, benutzt. Diese befremdende Tatsache, daß Amos von Jahve redet und den Assyrer meint, wird nicht einleuchtender durch die Behauptung: »Das liegt im Stil der prophetischen Rede und läßt sich bis auf den Koran herab verfolgen« (WELLHAUSEN). Denn es kommt nicht bloß darauf an, diesen Stil zu konstatieren, sondern ihn auch zu erklären. Verständlich aber wird er nur durch die Annahme, daß die ältesten Propheten dies Helldunkel liebten, weil sie populäre eschatologische Ideen naturmythologischer Art verwandten und ihre nahe Erfüllung voraussagten. Indem Vorstellungen, die in früherer, vielleicht in prähistorischer, Zeit entstanden und ausgeprägt waren, auf die Gegenwart oder unmittelbar bevorstehende Zukunft bezogen wurden, mußten die Weissagungen notwendig in ein gewisses Helldunkel gehüllt werden, wenn anders sie mutatis mutandis passen sollten. Zweitens folgt aus diesem Amoszitat, was nicht oft genug betont werden kann, daß die Natur von Anfang an in den Bereich der Eschatologie hineingehört und, so weit wir wissen, nie davon ausgeschlossen war.

Der Gottesschrecken kehrt in den Schilderungen vom Tage Jahves häufig wieder, aber er ist später typisch geworden und von Naturerscheinungen völlig losgelöst. So heißt es z. B. Zeph. 117: Da mache ich den Menschen bange, daß sie umhergehen wie die Blinden, oder Zach. 124: Jenes Tages, sagt Jahve, schlage ich das Roß mit Scheuen und den Reiter mit Ver

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