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zum Ende der Welt«. Als Gründe führt er an, daß man auf diese Weise »von zwei stilistischen Monstren befreit<< werde (S. 44). Aber abgesehen davon, daß ein solcher Periodenbau in der hebräischen Sprache durchaus nicht »unerhört« ist (vgl. Gen. 11ff. 24ff.), bleibt auch bei seiner Fassung eine von ihm nicht beachtete Schwierigkeit bestehen. Warum sagt Jahve nicht, wenn der von ihm angeredete Ebed mit Jakob-Israel identisch ist: >>Zu gering ist es, dich zurückzuführen«, wie es ja auch im Folgenden heißt: »so mache ich dich zum Licht der Heiden«? Trotz aller Korrekturen ist die Identifikation des Knechtes mit Israel hier nicht einleuchtend. Nach GIESEBRECHT ist es zweitens ursprünglich nicht der Ebed, sondern Jahve, der die Stämme Jakobs wieder aufrichtet1. » Während es nach dem ursprünglichen Texte möglich war, den Knecht als aktiven Restaurator Israels auszuschalten, will die Glosse, die ihn lediglich als Einzelpersönlichkeit auffassen kann, ihm auch seine, nach dem ursprünglichen Texte (wie es schien) nicht genügend gewahrte Rolle bei der Rückkehr Israels reservieren<< (S. 39). Wenn das richtig wäre, so hätte GIESEBRECHT die Pflicht gehabt, irgend eine Möglichkeit zu zeigen, wie der Glossator zu seinem Mißverständnis kam. Da der Ebed mehrfach ausdrücklich mit dem Namen Israel angeredet wird, so sollte man es für ausgeschlossen halten, daß hinterher ein Leser ihn »lediglich als Einzelpersönlichkeit auffaßte«. Man wird vielmehr umgekehrt annehmen müssen, der Ebed Jahve sei hier von Hause aus individuell gewesen, aber bereits von Deuterojesaja teilweise auf Israel umgedeutet worden. Nur so erklärt sich der vorliegende Tatbestand, nach dem der Ebed bald mit Israel identisch sein muß bald nicht identisch sein kann. Gewaltsame Streichungen helfen uns nicht weiter.

Als stärksten Gegengrund gegen die Überlieferung macht GIESEBRECHT geltend, daß dem Ebed allein an dieser Stelle eine Wirksamkeit an Israel zugeschrieben werde, während er sonst nur einen Beruf für die Heiden habe. Der Verfasser >kann unmöglich seine Leser mit dunklen Andeutungen aus dem Hinterhalt überfallen, indem er ohne jede Vorbereitung in

1. Jahve kann jedoch nicht das Subjekt sein aus dem eben angeführten stilistischen Grunde.

einem halb verloren hingeworfenen Nebensatz auf etwas bisher nicht dagewesenes verweist. Und - was die Hauptsache ist wo blieben in den späteren Aussagen dieses und der folgenden Ebedstücke die Ausführungen dieses Gedankens? Wird der Knecht noch einmal als derjenige geschildert, der Israel aus dem Exil zurückführt? Das geschieht nirgends« (S. 43). Aber diese beiden Argumenta e silentio sind nicht beweiskräftig. Wir hören auch nur einmal und niemals wieder von dem Ebed, der nicht schreit auf der Gasse, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht löscht (422f.). Hat man darum ein Recht, die Verse zu streichen? Überdies ist die Gestalt des Knechtes Jahves voll von »dunklen Andeutungen <«<1. So heißt es 491ff. 504ff. in striktem Gegensatz zu der eben angeführten Stelle, der Ebed sei ein scharfer Pfeil, sein Mund wie ein schneidendes Schwert, er mache seine Stirn wie einen harten Kiesel. Der Verfasser gibt sich nicht die geringste Mühe, diese Gegensätze auszugleichen und seine Leser vor Mißverständnissen zu bewahren. Dies und manches Andere erklärt sich nur, wenn der Ebed Jahve damals eine bekannte Figur war, auf die Deuterojesaja nur anzuspielen brauchte.

Aber GIESEBRECHTS Behauptung, daß der Ebed Jahve nirgendwo sonst als derjenige auftrete, der Israel aus dem Exil zurückführe, ist falsch und beruht auf einer Exegese, die ich nicht als richtig zu unterschreiben vermag. Jes. 426 sagt Jahve zum Ebed: Ich bilde dich und mache dich zur y und

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Über den ungewöhnlichen Ausdruck Dyn sind eine Reihe von Auslegungen vorgetragen, die aufzuzählen unnütz ist. Der Sinn ist durch das parallele

18 gegeben. Wie dies nur bedeuten kann: Ich mache dich zu einem Licht

(d. h. Lichtbringer, Erkenntnisvermittler) für die Heiden, so muß auch jenes übersetzt werden: Ich mache dich zu einem Bund (d. h. Bundbringer, Bundesvermittler) für das Volks. Worin die Bundestätigkeit des Ebed besteht, wird V. 7 aus

1. GIESEBRECHT selbst nennt die Ebedstücke »rätselhaft und unzusammenhängend« (S. 204).

2. Ich verweise dafür auf GIESEBRECHT S. 167 ff. Seine eigene Deutung »Volksbund«, d. h. Volkseinheit, scheitert an dem Sprachgebrauch, da nicht unserm »Deutschen Bund« entspricht.

3. BUDDE (S. 26) sagt freilich: »Unmöglich ist und bleibt die Er

geführt: um blinde Augen zu öffnen, aus dem Kerker Gefangene herauszuführen, aus dem Gefängnis, die in Finsternis sitzen. Ähnlich heißt es Jes. 498f.: So spricht Jahve: »Zur Zeit der Huld erhöre ich dich und am Tage der Rettung helfe ich dir, und will dich schaffen und machen zum Bund für das Volk, aufzurichten das Land und die verödeten Erbstücke auszuteilen, zu den Gefangenen zu sagen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt ans Licht!« Wir sehen also, wie nicht nur innerhalb (495f.), sondern auch außerhalb der sogenannten Ebed-Jahvelieder (426f. 498f.) der Knecht Jahves nicht mit Israel identisch sein kann, da es seine Aufgabe ist, das im exilischen Gefängnis schmachtende Volk zu befreien, es in die Heimat zurückzuführen und ihm dort seine Landteile anzuweisen. Diese drei Stellen zu streichen, ist unmöglich1.

Wir müssen uns nach alledem mit der Tatsache anfreunden, daß der Knecht Jahves bald eine kollektivische, bald eine individuelle Größe vorstellt. Es wäre falsch, wollte man das eine oder das andere leugnen. Man muß das Nebeneinander zu begreifen suchen. Es bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder wurde eine anfangs individuelle Gestalt schon von dem Verfasser dieser Kapitel durchgehends auf das Volk Israel umgedeutet. Diese Möglichkeit halte ich nicht für wahrscheinlich, weil der Ebed durchaus nicht überall mit Israel ausdrücklich angeredet wird und weil die Wirksamkeit, die dem Ebed an Israel zugeschrieben wird, so offenkundig ausgesprochen wird, daß damit eine Identifikation unmöglich ist. Darum ist die andere Möglichkeit zu

klärung des als Bundesmittler«. Ist und bleibt auch die Erklärung von (□) - als »Lichtbringer« (für die Heiden) unmöglich?

1. Nach GUNKEL: Forschungen I S. 78 kommt noch eine vierte Stelle hinzu: Ich legte meine Worte in deinen Mund und im Schatten meiner Hand barg ich dich, um auszuspannen (♬ Peš) den Himmel und zu gründen die Erde und zu Zion zu sagen: »Mein Volk bist du« (5116). Da die Ausdrücke teilweise an die Aussagen über den Ebed erinnern (492), so könnte man ihn vielleicht für den Angeredeten halten. Aber nach dem jetzigen Zusammenhang kann nur Israel gemeint sein. Will man V. 16 aus sich allein verstehen, so kann das Subjekt der Infinitive nicht der Angeredete, sondern nur Jahve sein. Denn nur die Gottheit sagt zu Zion: »Mein Volk bist du« (KITTEL). Wir werden also besser tun, diese zweifelhafte Stelle unberücksichtigt zu lassen und uns auf die sicheren zu beschränken.

bevorzugen. Deuterojesaja kennt zwei Ebedgestalten: Das Volk Israel und den großen Ungenannten. Darüber daß beide einander angeähnelt sind, wird der sich nicht wundern, der den Stil Deuterojesajas beachtet hat (§ 28). Beide Gestalten gehen in einander über, das Individuum scheint teilweise umgedeutet auf Israel. Eine klare Scheidung, wie wir sie heute bei einem modernen Schriftsteller beanspruchen, dürfen wir bei Deuterojesaja nicht voraussetzen. Denn das ist ja grade die Eigentümlichkeit seines Stiles: Eine gewisse Unklarkeit und Verschwommenheit breitet sich über alle seine Gestalten und Reden aus.

§ 30. Das große Mysterium.

Wenn wir nun die Stücke bei Seite lassen, in denen der Ebed das Volk bedeutet, und uns im Folgenden nur mit der individuellen Gestalt1 beschäftigen, so müssen wir uns von vorneherein vor einem naheliegenden Fehler hüten: die an verschiedenen Stellen ausgesprochenen Anschauungen zu einem geschlossenen Ganzen zu verbinden. Ein solcher Versuch muß nicht nur mißlingen, sondern es ist sogar unstatthaft, ihn überhaupt zu wagen. Denn das Recht zu kombinieren ist deshalb verwehrt, weil der Verfasser selbst kein zusammenhängendes Bild entwirft. Wir dürfen den fragmentarischen Charakter nicht verwischen, der dem Ebed Jahve bei Deuterojesaja anhaftet.

Er tritt uns sofort in dem ersten Ebed-Jahvestück (421-7) entgegen. Dem Knecht werden hier, wie besonders aus V. 6 erhellt, zwei Aufgaben zuerteilt: ein Bundesmittler für Israel und ein Lichtbringer für die Heiden zu sein. Aber zwischen diesen beiden Aufgaben ist keine organische Verbindung hergestellt, sie stehen lose neben einander: V. 1-4 schildern zunächst seine Wirksamkeit an den Heiden, V. 5—7 seine Wirksamkeit an Israel. Das ist, nach unserm Geschmack, sehr unschön. Dadurch daß zunächst von dem weltweiten und dann erst von dem kleinen israelitischen Arbeitsfeld die Rede ist, gewinnt das Stück einen unförmlichen Charakter. Der Ausdruck Bundesmittler für Israel wird deutlich erklärt: Der Ebed

1. Im Folgenden bedeutet Ebed immer das Individuum.

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soll Israel aus dem Gefängnis des Exils herausführen. Außerdem aber soll er wir erfahren nicht wann, ob zu gleicher Zeit oder früher oder später auf der ganzen Erde Licht, Wahrheit (own) und Lehre (1) verbreiten und das Verlangen der Völker befriedigen; denn schon harren die Gestade auf ihn. Ohne müde noch matt zu werden, vollendet er sein gewaltiges Werk. Von Schwierigkeiten oder Hindernissen hören wir nicht, wie überhaupt genauere Angaben fehlen. Was ist denn das für eine Wahrheit, was für eine Lehre, die er den Heiden bringen soll? Soll er sie zu Jahve bekehren? Oder soll er ihnen eine tiefere Erkenntnis verschaffen? Offenbar liegen hier Termini technici vor, die der damaligen Zeit geläufig waren, für uns aber nicht ohne weiteres verständlich sind.

Nur über die Art seines Wirkens werden einige Züge hinzugefügt: Er schreit nicht noch erhebt er noch läßt er hören seine Stimme auf der Straße. Dies Bild ist für uns nicht deutlich, da wir den Gegensatz nicht sicher ergänzen können. Wenn er nur leise oder von Person zu Person spricht, wie soll es ihm dann möglich sein, seine Lehre bis ans Ende der Welt zu tragen? Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, den glimmenden Docht löscht er nicht. Er geht also ganz sachte und behutsam vor, ist kein Vorwärtsdränger und Stürmer voll rücksichtsloser Kraft, sondern kümmert sich mit liebevoller Zartheit auch um die Gebrochenen und Verzagten. Wie seltsam nimmt sich dieser Zug in dem Zusammenhang aus! Als ob ein Prophet, dessen Worte bis ans Ende der Welt gehört werden sollen, nichts weiter zu tun hätte, als die Schwachen zu schonen! Wir würden es verstehen, wenn davon auch nebenbei die Rede wäre, aber zunächst und vor allem mußte der Verfasser doch schildern, wie und wodurch die Völker gewonnen werden, wie auf die Predigt des Ebed hin die Scharen von nah und fern herbeiströmen, wie die Könige, Vornehmen und Führer des Volkes seinem Rufe folgen sollten. Dann könnte hinterher als ein besonderes Verdienst des Ebed hervorgehoben werden, daß er trotz seiner ungeheuren Erfolge noch Lust und Liebe hatte, sich um die Geringen und Zertretenen zu kümmern. Es fehlt also der breite Rahmen, in den diese Einzelheit notwendig hineingestellt werden muß, um die richtige Folie zu erhalten.

Kein einziges der angeführten Rätsel löst sich,

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