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derung von der einen Gestalt auf die andere übertragen werden konnte, oder anders ausgedrückt: wie die Kerube zu Engeln wurden. Denn daß Engel und Kerube identisch seien, wird doch ohne weiteres niemand glauben.

Wertvoller als die Konstatierung einer solchen zweifelhaften literarischen Abhängigkeit ist der Versuch, sich die Schilderung des Engels in Dan. 105f. klar zu machen. So etwas sucht man freilich vergebens in den Kommentaren. Oder ist es etwa nicht auffällig, daß Arme und Füße wie poliertes Erz aussehen sollen, da dies ein keineswegs naheliegender Vergleich ist? Oder daß das Gesicht wie der Blitz, die Augen wie Feuerfackeln scheinen? Wenn man sich die Linnenkleidung des menschenähnlichen Engels vergegenwärtigt, so ist es begreiflich, daß Gesicht, Arme und Füße in ihrem Glanze beschrieben werden; denn all diese Gliedmaßen konnten vom Gewande entblößt sein. Woher aber wußte der Apokalyptiker, daß der Leib gleich Chrysolith erstrahlte, da er doch durch das Linnenzeug gänzlich verhüllt sein mußte? Aus dieser Inkongruenz können wir zunächst das Eine mit Sicherheit erschließen: Die Dan. 105f. geschilderte Engelsgestalt ist nicht aus der schöpferischen Intuition des Verfassers, sondern aus der Tradition hervorgegangen. Zweitens müssen hier verschiedene disparate Züge mit einander vereinigt sein, die wir, um sie zu verstehen, erst wieder von einander scheiden müssen. Auf die eine Seite gehören die mit einem Linnengewande bekleideten Engel, auf die andere Seite die ursprünglich nackten Engel, deren Leiber und Glieder in typischer Weise mit verschiedenen glänzenden Edelsteinen und Metallen oder mit Feuer, Fackeln und Blitzen verglichen werden. Durch die Verbindung dieser beiden, anfangs von einander gesonderten, Überlieferungsreihen ist das unanschauliche Bild in Dan. 105f. entstanden. Können wir noch etwas tiefer in die Entwicklungsgeschichte eindringen?

Der in Linnen gekleidete Engel wird Ez. 92. Dan. 126f., wie es scheint, durch seine Tracht ausdrücklich von den anderen Engeln unterschieden. Es hatten also nicht alle Engel Linnengewänder. Ursprünglich tragen wohl die Engel dasselbe Kleid wie die Gottheit. Vielleicht ist diese Vorstellung nicht in Israel entstanden, da sie nicht auf alle Engel ausgedehnt ist. Aber wenn wir auch annehmen, daß die fertige Gestalt, mit dem

Linnen bekleidet, nach Israel wanderte1, so können wir uns den Vorgang doch an einem israelitischen Beispiel veranschaulichen. Weil Jahve oder richtiger das kultische Bild Jahves mit einem 1 d. h. einem Überzug, ursprünglich aus Leinen, später aus Silber oder Gold, versehen war, darum galt dasselbe von den Engeln, den Dienern Jahves. Während das Gottesbild im Laufe der Zeit mit immer größerem Luxus ausgestattet wurde, behielten die Engel zum Teil das archaistische, linnene Gewand.

Daneben läuft eine parallele Idee her, die eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat. Wir haben gesehen (vgl. o. S. 51 ff.), wie Jahves Leib nach Ez. 127 (= 82) gleich Edelmetall erstrahlt. Er wird hier unter fremdem Einfluß nach Art eines Lichtwesens dargestellt. Dieselbe Natur haben nun bei demselben Verfasser die Engel. Denn Ez. 40s heißt es: Und er (Jahve) brachte mich dorthin, und siehe, da war ein Mann, dessen Aussehen dem Erze glich. Der »Erz«engel, der Ez. 442 ungenau mit Jahve selbst identifiziert ist, wird durch den Vergleich mit dem Metall als Lichtwesen charakterisiert, obwohl er ebenso wie im Daniel als Mensch bezeichnet wird. Übrigens kann in diesem Fall, wie wir mit Sicherheit sagen dürfen, die Übertragung der göttlichen Gestalt auf die Engel nicht in Israel selbst vollzogen sein, da beide, Jahve und die Engel, auf diese Weise zuerst von Ezechiel dargestellt werden, da also nicht genügend Zeit vorhanden ist, um eine solche Entwicklung wahrscheinlich zu machen. Soweit die Engel degradierte heidnische Gottheiten sind, kommen ihnen natürlich ohne weiteres das gottheitliche Gewand und der göttliche Leib zu, sodaß eine Übertragung nicht angenommen zu werden braucht.

Die Ideen von dem Metall- oder Lichtleibe und von dem Linnenkleide der Gottheit sind parallel. So heißt es Ps. 1042

1. Für den Schreiberengel speziell hat zuerst GUNKEL fremden Ursprung vermutet. Vgl. Arch. f. Rel. Wiss. I S. 294 ff.

2. Ebenso von den Priestern (TEN N), die das Linnenkleid der Gottheit anzogen und die Gesichtsmaske () des Gottesbildes anlegten, um die Kräfte der Gottheit in sich überströmen zu lassen. Die Anschauung, daß der Teraphim die Gesichtsmaske sei, verdanke ich der mündlichen Belehrung GEORG Hoffmanns.

von Jahve: Du hüllst dich wie in ein Kleid in Licht1. Wie konnte diese mythische Anschauung besser zur Darstellung gebracht werden als durch ein weißes Linnenkleid? Das Linnenkleid ist also die kultische Darstellung des Lichtleibes. Das geht noch aus den Parallelaussagen der neutestamentlichen Schriftsteller deutlich hervor. Während Mark. 165 nur von einem weißen Gewande der Engel redet und während Matth. 283 zur Erklärung hinzufügt: weiß wie Schnee, befinden sich dagegen nach Luk. 244 zwei Männer mit blitzendem Gewande im Grabe Jesu. Während bei der Verklärung die Kleider Christi nach Matth. 172 wie Licht glänzen und nach Luk. 929 weiß blitzen, sind sie nach Mark. 93 glänzend weiß, so weiß wie kein Walker auf Erden bleichen kann. Hier haben wir das deutliche Bild der weißen Farbe, die mit dem hellen Lichtschein verglichen wird. Bei der Himmelfahrt tragen die Männer d. h. die Engel weiße Kleider (Act. 110), wie den Seligen weiße Gewänder zu teil werden sollen (Apk. Joh. 611), die nach einer seltsamen Vorstellung sogar in dem roten Blut des Lammes weiß gebleicht sein sollen (Apk. Joh. 713f.). Beachtenswert ist, daß hier niemals mehr von einem Linnenkleide die Rede ist. Während die ältere Zeit noch an dem Kultbilde orientiert ist, hat man später nur die himmlische Lichtdósa vor Augen, die bald mit dem Schein des Blitzes bald mit dem Glanz der weißen Farbe verglichen wird. Wir können aber noch eine interessante Umbildung im Lauf der Geschichte verfolgen. Der wie Metall strahlende Leib ist offenbar ursprünglich nackt gewesen, später aber hat man ihn aus Schicklichkeitsgründen mit einem Gewande umhüllt. Mit anderen Worten: Die beiden Parallelvorstellungen vom Lichtleib und Lichtkleid oder Linnenkleid werden mit einander kombiniert. Nun dürfte aber in dem Augenblicke, wo dies geschieht, nicht mehr von dem Metallleib der Gottheit die Rede sein, da er durch das Gewand bedeckt wird. Während bei der Gestalt Daniels, wie wir gesehen haben,

1. »Diese Anschauung von Gottes Lichtkleid ist, wie es scheint, ursprünglich vom Himmel hergenommen, der als ein herrliches, blaues. Kleid der Gottheit gedacht worden ist« (GUNKEL: Psalmen S. 172 f.). Das Kleid ist aber nicht blau, sondern weiß.

der Ausgleich noch nicht vollzogen ist, sondern beide Ideen inkonzinn neben einander stehen, ist dagegen im Neuen Testamente ihre organische Verschmelzung erfolgt. Wir hören jetzt meist nur noch vom Gesicht (Matth. 172. 283). Am lehrreichsten ist ein Vergleich von Dan. 105f. mit der nahe verwandten Stelle Apk. Joh. 118ff.: . . . einen gleich einem Menschen, angetan mit einem Mantel und gegürtet an der Brustmitte mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und die Haare wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße gleichwie im Ofen geglühtes Erz, und seine Stimme wie das Rauschen großer Wasser

und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft. Die genannten Glieder des Körpers sind vom Gewande entblößt. Es fehlen anders als im Buche Daniel Leib und die Lenden!

der

Diese Abschweifung war notwendig, um zu zeigen, daß überall sonst, wo im Buche Daniel ein Menschenähnlicher genannt wird, darunter ein Engel zu verstehen ist. Ist das folglich nicht auch die natürlichste Annahme für den »Menschensohn << in c. 7? Man kann nicht dagegen behaupten, daß der hier Geschilderte » Mensch sei und als Mensch unterschieden werden solle von den Engeln, die den Menschen nur ähnlich sehen< (VOLZ S. 11). Denn 713 heißt es genau wie bei den Engeln: Da kam jemand wie ein Mensch. Die Menschengestalt schließt die Engelgestalt nicht aus. Man kann den Engel, oder sagen wir präziser, bestimmte Engel der Apokalyptik gradezu als himmlische, vom Lichtglanz verklärte Menschen bezeichnen. Aber wir müssen noch Eines hinzufügen: Der menschenähnliche Engel, von dem Dan. 7 handelt, ist kein gewöhnlicher Engel. Denn nicht jeder Beliebige wird mit den Wolken des Himmels vor den Hochbetagten gebracht, und noch weniger wird jeder Beliebige zum Herrscher des neuen Äons eingesetzt. Das kann nur von dem höchsten Engel gelten, von dem Wesen, das nächst dem Hochbetagten das größte ist. Aus diesem Grunde darf man den messianischen Himmelsmenschen weder mit Gabriel, der uns im Buche Daniel öfter begegnet ist, noch mit Michael, dem Schutzpatron Israels (1021. 121), identifizieren (so NATH. SCHMIDT). Denn so mächtig auch beide sein mögen, keiner von ihnen ist der Mächtigste, der Ausschlag

gebende, der Entscheidende. Nach 1013ff. bedürfen beide gegenseitiger Hülfe und gegenseitigen Schutzes. Da wir keinen Namen für den höchsten Engel erfahren, so müssen wir uns mit dem Wissen bescheiden, das uns der Apokalyptiker übermittelt hat. Als die Gestalt der Eschatologie gilt der Engel, den jedermann als den eschatologischen Menschen kennt, der am Ende der Tage zum Weltherrscher gemacht werden soll.

Das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung ist die Tatsache, daß der »Menschensohn« kein von Daniel geschaffenes Symbol für das Volk Israel, daß er also keine dichterisch-literarische, sondern eine reale und individuelle Figur in der apokalyptischen Eschatologie ist. Die Entwicklung ist mithin nicht so verlaufen, wie man gewöhnlich meint, sondern grade umgekehrt: Nicht Israel ist als bar 'naša, sondern der bar 'naša ist als Israel gedeutet. Bis zu einem gewissen Grade gehören beide zusammen. Wenn der Menschensohn sein Regiment antritt, muß auch Israel oder das Volk der Heiligen des Höchsten zur Herrschaft gelangen, und daher ist diese Umdeutung möglich gewesen und begreiflich. Man kann vielleicht noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, daß die merkwürdige Bezeichnung Israels als die Heiligen des Höchsten ursprünglich ein Epitheton des »Menschensohnes« oder seiner Gefährten war, da DEP (aram. 1) ein geläufiges Prädikat für die Engel ist (Dtn. 333. Zach. 145. Ps. 896. 8. Job. 51. 1515. Dan. 410. 14. 20. 813).

Wenn der » Mensch« bei Daniel ein Engel oder eine himmlische Größe ist, so liegt es nahe, in der fremden Tradition, die hier auf das Judentum gewirkt haben muß, einen Gott anzunehmen, der in folge des jüdischen Monotheismus zum Engel degradiert wurde. Weitere Vermutungen sind zunächst nicht erlaubt. Es sei ausdrücklich davor gewarnt, den bar 'naša irgendwie zu kombinieren mit den im selben Kapitel genannten Tieren. Mögen diese auch wie jener aus irgend einer Überlieferung stammen, so können hier doch möglicherweise ganz verschiedenartige Ideenkreise vorliegen, die vielleicht erst durch unseren Verfasser mit einander verbunden sind. Die ursprüngliche Zusammengehörigkeit beider müßte jedenfalls durch besondere Beweise erhärtet und zur Evidenz gebracht werden, ehe man den Anspruch auf

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