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II.

Recensionen.

Die zwölf kleinen 'Propheten, erklärt von F. Hikig, der Phil. und der Theol. Doktor, und der lekteren öffentlichem, ordentlichem Profeffor zu Zürich. Leipzig, Weidmann'sche Buchhandlung. 1838.

Die zwölf kleinen Propheten (,) ausgelegt von Heinrich Hesselberg, evangelisch • lutherischem Prediger zu Dalbingen in Kurland. Königsberg, bei August Wilhelm Unzer 1838.

Die alttestamentlichen Propheten erscheinen in der Hl. Schrift bekanntlich als Männer, welche, auf ungewöhnliche wunderbare Weise von Gott erleuchtet und getrieben, Dinge aussprechen, an welche sie ohne jene Anregung und Erleuchtung nie gedacht, und wenn auch dieses, die sie öffentlich auszusprechen wenigstens häufig keinen Antrieb gehabt håts ten. Als Beweis des Gesagten dienen Stellen, wie Amos

3, 7. 8. 7, 14. 15., wo selbst Hißig eine besondere Bekanntmachung der göttlichen Beschlüsse an den Propheten auss gesprochen findet, welche dieser sofort bekannt zu machen sich unwiderstehlich genöthigt fühlt. Begreiflicher Weise kann es nun nicht gleichgültig sein, cb man beim Lesen prophetischer Schriften, und bei der Bemühung, in ihr Verständniß einzubringen, dieses als unbestreitbare historische Wahrheit voraussetze, und in zweifelhaften Fällen, wo es zweckdienlich scheint, wohl auch dadurch sich leiten lasse; oder ob man gerade von der gegentheiligen Voraussetzung ausgehe, und alles, was aus dem Kreise des rein Menschlichen und psychologisch Erklärbaren nicht mehr begreiflich ist, aus dem Gebiete des hebräischen Prophetismus verweise, und die Pro: phetie nur als rein menschliche Muthmaaßung auffaffe, die bloß aus den Zuständen der Gegenwart für die Gestaltung der nächsten Zukunft unsichere Folgerungen ziehen kann. Beide dieser entgegengesetzten.Richtungen finden sich in den zwei vorliegenden Commentaren verfolgt. Hr. Heffelberg geht von der erstgenannten Vorausseßung aus, und bleibt derselben im Ganzen durchweg getreu; weßhalb denn auch die Ergeb nisse seiner Forschungen in wichtigen Hauptpunkten mit den traditionellen und sozusagen allgemein gültig gewordenen Ans fichten meistens zusammenstimmen. Daß er über manche historische und kritische Erörterung, die zum gründlichen Verständniß erforderlich gewesen wäre, zu leicht hinwegges gangen, bat seinen Grund nicht in dieser von ihm befolgten Richtung, obwohl dieselbe zuweilen mit Unrecht als die leich`tere und schnellfertige verachtet zu werden pflegt, sondern in der eigenthümlichen Art, in der er sich seine Aufgabe und

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das Ziel derselben bestimmte. Er wollte,,allen denen, die einer Handreichung zum nähern Verständniß und zur Eins sicht in den innern Zusammenhang dieses Theiles der heilis gen Schrift bedürfen, dieselbe reichen,“ und hat daher alle Vorarbeiten dazu und alles Kritische weggelassen." Dieses,, daher" dürfte freilich manchem anstößig scheinen, der einsieht, daß eine tüchtige Handreichung gerade bei schlüpfriz gen und schwierigen Punkten am meisten nöthig ist, und nicht bloß darin bestehen kann, daß nur irgend ein Weg schlecht und recht als der richtige angezeigt werde, während zehen andere Zeiger noch zehen andere Wege mit gleich starrer Hindeutung als die richtigen weisen. Vielmehr kommt es in solchen Fällen offenbar auf gründliche Orientirung an, und diese ist mit einer bloß einfachen Versicherung nicht auch schon gegeben. Hr. Heffelberg wird wohl schwerlich starke Einsprache machen, wenn wir sagen, daß gerade in dieser Hinsicht sein Commentar am mangelhaftesten sei und sein Ziel zuweilen nicht genug im Auge behalten habe. Wenn einzig das Streben nach Kürze hieran Schuld ist, so müssen wir seine Furcht, daß,, er hierin zuweilen zu weit gegangen sein möchte" für eine sehr gegründete erklären.

Weit besser hat in dieser Hinsicht Hr. Hißig seine Aufs gabe begriffen; obwohl er in der Hauptsache dasselbe Ziel wie Hr. Heffelberg verfolgte, so hat er doch mit gedrängter Kürze auch Vollständigkeit zu verbinden“ gesucht, „um sowohl die Erwartungen der Leser zu befriedigen als den Fors derungen der Wissenschaft zu genügen," und hat daher nirgends, wo es nöthig war, vor historischen und kritischen Erörterungen und Beweisen sich gescheut, wiewohl er diesels

ben häufig nur andeutungsweise führen konnte. Und es muß eingeräumt werden, daß ihm die Lösung der bei einem folchen Gegenstande sehr schweren Aufgabe, Vollständigkeit mit Kürze zu verbinden, im Ganzen gelungen ist. Uebrigens bildet hier die zweite der vorgenannten Voraussetzungen den Grundton, von dem der ganze Commentar beherrscht wird. Herrn Hißig sind die hebr. Propheten nur herabgestimmte Ekstatiker, bei denen sich mit der Ekstase,,,der wilden forms losen Begeisterung," in welcher, Bewußtseyn, klare Befons nenheit und Herrschaft des Geistes über den Körper aufgehört haben," fich allmählig Reflexion zu verbinden und Bewußts seyn aufzukommen anfängt, deren überwiegendes Hervortre= ten die Prophétie vernichtet (vgl. Der Prophet Jesaja, übersezt und ausgelegt von Dr. Ferd. Hißig S. XXV. und XXVII.). Nach seiner Ansicht wurzelte die Prophetic in der Erkenntniß des wahren Gottes, darin, daß ihr (der Hebråer) Distriktsgott zugleich allgemeiner Gott war,“ und die prophetische Begeisterung war nur ein Erzeugniß dieses Glaubens (Ebend. S. XXIII.); und sie beruhte auf der Läuschung, in welcher „derjenige Geist, welcher eigener Ins nerlichkeit noch unbewußt und für sich selber ́noch ein äußes rer war, auch seine eigenen Gebilde, Vorsätze und Gedanken als ein Aeusseres und von Auffen Bekommenes" betrachten konnte (Ebend. S. XXIV.). Deßhalb können denn auch falsche Weissagungen der Propheten ebensowenig befremden, als ihr Kummer und Unwille leicht.begreiflich ist, wenn sich die historische Entwicklung der Ereignisse anders gestaltete, als sie vorausgefagt, und sie dann mit dem besten Gewissen und den edelsten Absichten als Lügenpropheten zu Schanden

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werden mußten. Diese Auffassungsweise des hebr. Prophes tismus, über welche sich Hr. Hißig weniger im vorliegenden Commentar, als in jenem zum Jesaja bestimmt und weits läufig ausspricht, bildet den Hintergrund auch von dieser Erklärung der zwölf kleinen Propheten. Und von diesent Standpunkte aus angesehen und beurtheilt, verdient dieselbe auch ohne Widerrede alles Lob, So viel Scharffinn und glückliche Combination, so viel gründliche Sprachkenntniß und Gelehrsamkeit, wie in diesem verhältnißmåßig nicht umfangreichen Buche, findet man in Schriften dieser Art nicht immer.

Die Frage nun aber, wie sich die bezeichnete Grundrichs tung im einzelnen Falle bei Auffassung einer bestimmten Pros phetie geltend machen möge, wird sich am füglichsten in Vorlegung eines solchen Falles beantworten laffe. Wir wählen zu diesem Behufe der Kürze zulieb gerade den kleins ften der kleinen Propheten, da ohnehin zu dessen Erklärung so gern der Geringe im Reiche der Wissenschaft eben in seis ner Kleinheit den Beruf findet" (S. VI., Ausdrücke mit de nen über die Verff. der in der Hallischen Literaturzeitung Jahrg. 1838. S 473 - von Rddiger besprochenen Schriften nicht am zartesten geurtheilt wird).

Verlangen wir nun zuvdrderst Aufschlüsse über die Abs faffungszeit der Weiffagung des Obadja, so sagt der vorz liegende Commentar: Obadja habe Jerem. 49, 7 ff. benützt und die Originalität Obadja's dem Jeremia gegenüber lasse sich nicht vertheidigen (S. 342), Obadja habe also spåter ges weifsagt, als Jerem. 49, 7 ff. geschrieben worden sey; es dürfe aber auch das babylonische. Eril nicht als sein Zeitalter Theol. Quart. Schr. 1839. 18.

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