ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Hermas. Weiter wäre es ja möglich gewesen, daß jener Hermes oder Hermas, Pii Bruder, mehrere Werke, nåmentlich unseren Pastor und eine Schrift über die Osterfeier vers faßt habe, wovon die eine noch vorhanden, die andere verlóren ist. Man hat gegen den jüngeren Hermes die weitere Bemerkung geltend machen wollen: wåre er der Verfaffer des Pastor, so ließe sich nicht erklären, warum diese Schrift in ber latein. Kirche so wenig bekannt war, wie Hieronymus behauptet. Auch H. Jachmann hat diese Bemerkung Bellarmins wieder aufgenommen, ohne zu bebenken, daß auch der fältere Hermas ein angesehenes Mitglied der römischen Kirche gewesen sey, und daß somit jene Unbekanntheit des Pastor in der lateinischen Kirche nicht im geringsten sich leichter erklären läßt, wenn man den paulinischen Hermas als Verfasser des fraglichen Buches betrachtet. Mir scheint aber jene Behauptung des Hieronymus nicht einmal ganz richtig zu seyn, wenigstens auf die ältesten Zeiten nicht zu passen, denn. Tertullian bat unlåugbar unseren Pastor sehr wohl gekannt, und die Art, wie er von ihm redet, beweist, daß dieses Werk überhaupt bei den Lateinern nicht unbekannt gewesen sey. Ebenso kannte der Muratorische Fragmentist. den Pastor Hermae, wenigstens wird es nicht zu erweisen seyn, daß derselbe mit den Worten: Pastorem nuperrime temporibus nostris in urbe Roma Hermas conscripsit, das Buch über die Osterfeier verstanden habe, dem nirgends der Titel Pastor beigelegt wird.

Daß unser Pastor ursprünglich griechisch geschrieben wurde, spricht nicht gegen die Autorschaft des jüngeren Hers mas, denn obgleich Lateiner von Geburt (natione Italus

1

de civitate Aquileja bei Manfi 1. c.) konnte er doch gries chisch geschrieben haben, so gut als die Apostel, ohne Griechen zu seyn, dieser Sprache sich bedienten. Zudem wiffen wir auch von dem ålteren Hermas nicht, daß die griechische Sprache seine Muttersprache gewesen sey.

Aber in unserem Hermas L. I. Vis. II. c. 4 wird Clémens, der Römer als noch lebend erwähnt, solche Erwähnung kann nur aus dem Munde des älteren Hermas gekommen seyn. Wir wollen zugeben, es sey der römische Clemens in jenen unbestimmten Worten gemeint, müssen aber behaup ten, daß dieser auch damals, als der ältere Hermas nach der Berechnung des H. J. den Pastor geschrieben haben soll, nicht mehr am Leben war, und daß somit die Meis nung unseres Verfassers hier mit derselben Schwierigkeit zu kämpfen habe, wie die entgegenstehende. Als terminus ad quem giebt H. J. 105 an, mit dem Bemerken, daß diese Vermuthung noch von keinem Gelehrten ausgesprochen worden sey; und wir müssen ihm hierin Recht geben, mit dem Anfügen, daß auch er es nicht gethan haben sollte. Als terminus a quo bestimmt er zuerst das Jahr 64, spåter S. 33, um allenfallsigen Einwürfen auszuweichen, läßt er sich das Jahr 101 gefallen, so daß die Abfaffung des Pastor in das Quadriennium von 101-105 zu setzen sey), zu wels cher Zeit Elemens der Römer, meint H. I., noch gelebt habe. Aber Clemens ist nach der Angabe des Eusebius III, 34 im dritten Jahre Trajans, d. h. im Jahre 100 unserer Zeitrechnung, gestorben. Seinen Tod später anzusetzen, ist gar kein Grund vorhanden, während Manches für sein frü heres Ende sprechen könnte. H. Fachmann wird hieraus

[ocr errors]

die Nothwendigkeit erkennen, den von ihm bestimmten terminus ad quem zu verrücken, oder mit Lücke zu sagen, die Beziehung auf Clemens von Rom sey nur eine Fiktion, durch welche unser Visionår in den Personenkreis von Rdmer 16, 14 gestellt werden wollte. Zu der letzteren Behaups, tung, oder zu der Annahme, ein anderer Clemens sey in der zweiten Vision gemeint, müssen aber auch die ihre Zuflucht nehmen, welche in dem jüngeren Hermas den Verfasser des Pastor erblicken wollen.

Daß wir uns auf diese Meinung hinneigen, haben wir im Bisherigen schon angedeutet, und wollen nur noch Einis ges zur Unterstützung derselben beibringen. Wenn der römische Lehrer Hermes oder Hermas aus der Mitte des zweis ten Jahrhunderts unseren Pastor verfaßte; so erklärt es sich von selbst, warum diese Schrift zunächst in der römischen Kirche und dann in der lateinischen überhaupt nicht für eine canonische galt, und keine so große Berühmtheit erlangte. Es konnte bier Niemanden einfallen, fie den heiligen Schriften nur einigermaßen an die Seite zu stellen, es mochte der Verfaffer zu seiner Zeit noch so großes Ansehen haben, als er wollte. Daher wurde der Pastor in der lateinischen Kirche nicht öffentlich verlesen, und keiner der alten Lateiner spricht ihm eine besondere Auktorität zu. Hiefür jeugt der Muratorische Fragmentist, wenn er sagt: „den Hirten hat vor ganz kurzer Zeit Hermas in der Stadt Rom geschrieben, da sein Bruder Pius den bischöflichen Sitz in dieser Stadt einnahm; er muß zwar gelesen, jedoch nicht unter die Propheten und Apostel gerechnet werden." Und wenn Tertullian zur Zeit, als er noch der Kirche angehörte, von dem Pastor

spricht; › so zeigen auch seine Worte, daß er denselben den canonischen Schriften lange nicht gleich gestellt habe. Nur der unbekannte Verfaffer der Homilie de aleatoribus, die wir in der Ausgabe der Werke Cyprians lesen, führt eine Stelle aus unserem Pastor mit den Worten an: dicit enim scriptura divina. Weit gewichtiger aber ist für uns ein Ausspruch des Frendus. Dieser Vater war selber in Rom gewesen, war Bischof im Abendlande, und stand mit der römischen Kirche in enger Verbindung. Ihm konnte darum nicht unbekannt bleiben, wie man in Rom den Pastor Hermae betrachte. Wenn er nun eine Stelle daraus billigend anführt, so zeigt er, daß er dieselbe wohl für eine nügliche, aber nicht für eine canonische Schrift gehalten habe. Wurde aber in der lateinischen Kirche unser Pastor den cas nonischen Schriften keineswegs an die Seite gestellt, und bei den gottesdienstlichen Versammlungen nicht gebraucht; so erklärt sich, wie dieses Buch spåter, zu den Zeiten des Hies ronymus in der lateinischen Kirche wenig bekannt und geachtet seyn konnte, was weit weniger der Fall håtte seyn_mdgen, wenn der paulinische Hermas für den Verfasser gehalten worden wäre.

1

Dagegen war die griechische Kirche mit der Person des jüngeren Hermas natürlich wenig vertraut. Als nun zu ihr der Pastor Hermae fam, wußte sie nicht, wem sie densels ben zuschreiben sollte, und gebrauchte das Buch, ohne den Verfasser näher zu bezeichnen. So handelte Clemens der Alexandriner. Origines aber wagte die Vermuthung, der biblische Hermas könne der Verfaffer des Pastor feyn, und diese Schrift müsse vielleicht den inspirirten gleich gestellt

[ocr errors]

werden, obgleich er es an zahlreichen Stellen nicht verhehlt, daß solches Ansehen von Manchen dem Pastor nicht beigelegt werde, und er es selbst nicht entscheiden wolle, ob diese Schrift angenommen werden müsse, oder nicht. War aber einmal in die griechische Kirche die Vermuthung eingedrun gen, der apostolische Hermas sey der Verfasser des Pastor so ist leicht erklärlich, daß in manchen griechischen Kirchen diese Schrift dffentlich verlesen worden ist, und bei den Gries chen långer Ansehen behielt, als bei den Lateinern.

[ocr errors]

So erklärt sich uns das Schicksal des Pastor in Betreff des von ihm genoffenen Ansehens ganz natürlich aus der An- nahme, der Bruder Pii sey der Verfasser desselben, wofür der Muratorische Fragmentist und die römische Tradition uns direktes Zeugniß geben, während die entgegenstehende Meinung, die dem apostolischen Hermas jenes Buch zuschreibt, nur auf Vermuthungen, nicht auf Zeugnissen beruht.

[ocr errors]

Dazu kommt noch, daß der Inhalt des Pastor weit eher einen Schriftsteller aus der Mitte des zweiten Jahrs hunderts, als aus der apostolischen Zeit vermuthen läßt. Die ganze dogmatische und ethische Struktur des Buches, sagt Lücke *), insbesondere aber die Andeutungen lib. III. Sim. IX. c. 16 u. 17, wornach die Apostel längst verstorben find, und das Evangelium bereits unter allen zwölf Nationen des Erdkreises verkündet worden ist, eignen die Schrift mehr der Mitte des zweiten, als dem Ende des ersten Jahrhunderts zu. Gewiß ist auch unser Pastor weit

[ocr errors]

*) Versuch einer vollständigen Einleitung in die Offenbarung Johannis p. 143.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »