ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

es war zuerst und am ausdrücklichsten an den Vater des ganzen Menschengeschlechts an Adam ergangen, und mußte daher auch wieder und aufs, Bestimmteste an den Sohn des Menschen 1), au den zweiten Adam 2) ergehen, und dieser mußte wie jener geprüft werden: ob er dem verbietenden Willen Gottes entspräche. Darum also follie Christus versucht werden, weil der Wille Gottes ein heilis ger und unveränderlicher ist, weil derselbe von Anbeginn ́an an die Menschheit ergangen, aber noch nicht erfüllt war, weil Christus Mensch und weil Er ein zweiter Adam und des Menschen - Sohn war, d. h. weil Er ebenso der ganzen Menschheit angehörte und sie repråsentirte, wie Adam. Die Versuchung Christi ist nach dieser Seite hin die Wiederhos lung der Frage, die zweite Probe, ob die Menschheit dem göttlichen Willen entsprechen wolle.

Aber Christus ist nicht blos Sohn Adams und des Mens schen, Er ist auch Gottes - Sohn, Er ist wie Mensch, so Gott: kann Gott geprüft werden, und wozu war bei dem Göttlichen die Frage?

Gott ist der Prüfung weber fähig noch bedürftig, er ist unversuchbar 3). Aber der Gott, Mensch kann und muß in die Versuchung kommen. Wohl nåmlich trågt Christus als Gott den Willen Gottes als einen ewig heili gen in sich, aber an ibn als Menschen ergeht die Frage, ob Er diesen Willen frei in sich aufnehmen wolle, und die Aufs

1) Filius hominis, Matth. 8, 20. u. a.

14. I Cor. 15, 45-47.

2) Đỏm. 5, 12

3) Deus intentator (naguoto's) malorum est, Jac. 1, 13.

1

forderung, daß er es thue; ob und daß er den Inhalt des göttlichen Bewußtseyns in sein menschliches aufnehme, dies ses jenem in freier Selbstthat vermähle. Sie muß an ihn ergehen diese Frage und Aufforderung; denn das göttliche and menschliche Bewußtseyn soll ja ein eines, persönliches, ein ́gottmenschliches feyn, kann es aber nur durch freies Eingehen der menschlichen Natur in die göttliche seyn. Die Frage aber setzt eine mögliche Verschiedenheit, die Auffordes rung die Freiheit, die Freiheit die Möglichkeit des Andershandeln voraus. Der Zustand aber, der zwischen der Frage und Antwort, zwischen der Aufforderung und der That liegt, ist ein Zustand der Probe und Verfuchung. Zur Vollens dung des persönlichen gottmenschlichen Bewußt seyns Jesu Christi konnte und mußte die Versuchung eintreten. Blicken wir aber auch vorwärts. Der Messias ist nicht nur der Sohn des Menschen und ein zweiter Adam, der die alte Geschichte beschließt: er ist auch selbst der Vas ter vieler Kinder ), und ein neuer Adam, der Urheber und Vollender eines neuen Geschlechtes 2). Dies ses Geschlecht soll ein seliges seyn, die Fülle der Güter und Genüsse erlangen; soll ein heiliges und ausges zeichnetes seyn, eine Stadt auf dem Berge, ein Licht auf dem Leuchter 3); es soll ein mächtiges seyn, und das Erdreich besitzen 4). ` Aber dieses Alles unter der Bedingung, daß es den Genuß, den Ruhm und die Herrschaft nicht außer Gott, nicht ohne Gott, nicht gegen Gott

1) Hebr. 2, 10. 13.

14. 15.

[ocr errors]
[blocks in formation]

4) Matth. 5, 4.

erstrebe, sondern seine Ehre, seine Seligkeit und Macht durch eine freie Unterwerfung unter den Willen Got tes in Besitz nehme. An das neue Geschlecht ergeht somit die Frage, ob es dieß wolle, und der Zustand in welchem es ist zwischen der Frage die an es ergeht, bis zur Antwort, die es gibt, ist der Zustand der Versuchung und Probe. Der neue Adam ist der Erfte und Anfänger des neuen Geschlechtes: darum soll er versucht werden *).

Zwar nach seiner göttlichen Natur war er über die Versuchung erhaben. Aber die Frage, ob seine menschliche Natur sich der göttlichen frei einigen, und jeden Genuß, jeden Ruhm und jede Macht nur in und mit Gott erstreben und festhalten wolle, ob also beide Naturen in der Einheit des gottmenschlichen Bewußtseyns beharren wollten, mußte gestellt, der neue Adam mußte, wie der alte, versucht werden.

Er mußte es auch, weil Er als Meffias der Vollender der neuen Menschheit seyn sollte. Der Messias ja ist es, der mit seinem Geiste alle Tage ist bei der ganzen Menschheit sowohl, als bei jedem Einzelnen 2), um das Geschlecht und das Individuum durch jede Versuchung hin

1) Hierüber ist überaus lesenswerth, was nach Günther Pabst von der Versuchung Christi als der Freiheitsprobe des zweiten Adam geschrieben hat in dem Buche: der Mensch und seine Gefchichte, Wien 1830. S. 112 ff. Auch die Homilie am erften Sonntage der Quadragefima in Veith's Homilienkranz. Wien 1837. I. B. S. 1 ff.

2) Matth. 28, 20.

durch in der Entscheidung und Bewährung für Gott zu uns terstützen und festzuhalten. In der Versuchung, durch welche hindurch der Messias die Menschheit zum Siege und zur Bewährung führen will, muß Er vorher selbst gewesen seyn. Der Vollender der Menschheit mußte in die Vers suchung kommen. Denn nur,, in dem, worin Er selbst ist versucht worden, vermag Er denen, die versucht werden, Hülfe zu leisten“ *).

A diabolo,,, in sichtbarer Gestalt, vielleicht eis nes Schriftgelehrten" meint z. B. das Trierer Neue Teftament 2). Anders aber die heiligen Våter, und mit ihnen jeder genaue und umsichtige Interpret. Es ist wahr: so in seiner eigenthümlichen Gestalt und in sichtbarer, persöns licher Gegenwart, wie die vorliegende Schilderung, ihn zeigt, erscheint der Teufel dem Neuen Testamente zufolge im ges meinen Leben nicht, sondern er macht sich zwar kund in den innerlichen und äußerlichen Hindernissen, welche durch feinen Einfluß dem Gedeihen des himmlischen Reiches ents gegentreten 3), und in den positiven Anfeindungen, welche durch ihn Christus und die Seinigen erfahren 4), ohne jez doch, wie ein Wesen irdischer Art, von Fleisch und Blut, mit eigenthümlicher Figur gesehen werden zu können. Allein die niedere Wirklichkeit ist eben auch nicht die Heimath des

1) Hebr. 2, 18.

2) Ueberseßt und mit Erklärungen versehen von Christoph Fischer. 1794.

3) Matth. 13, 18. 19. 1 Theff. 2, 18.

14, 30. Luc. 22, 3. 31. 1 Petr. 5, 8.

4) Joh. 13, 2. 27.

Apoc. 2, 13. ́

bösen Geistes und die Sphåre feiner persönlichen Erscheinung und unmittelbaren Gegenwart: sondern er ist ein Machthas ber, der in einer hdhern Sphäre, in einem überfinnlichen Gebiete hauset *); in diesem Gebiete sieht der Herr seinen Fall 2); in diesem sieht Johannes den Drachen, welcher ist der Teufel, wie er bekämpft wird von Michael und den gus ten Engeln 3), und in diesem verläuft nun auch der Kampf des Messias gegen Satan. So daß wir auch von hier aus auf die Annahme hinsichtlich des Gebietes der Versuchungen, die wir schon früher gewonnen haben, uns geführt sehen. Indem wir sofort zur Betrachtung der einzelnen Versuchungen übergehen, erinnern wir vorerst an die im Alterthum schon 4) gemachte Bemerkung, daß die von Matthaus und Lucas näher beschriebenen drei Versuchuns gen die letzten und stärksten, nicht aber die einzigen, und daß der Aufenthalt Jesu in der Wüste. eine fortwährende Versuchung gewesen. „Jegliche Versuchung“ brachte nach Lucus 5) der Teufel an Ihn. Auch während der vierzig Lage und des Fastens wurde nach Marcus 6) und Lucas 7) Jesus versucht.

[ocr errors]

1) Princeps potestatis aeris, in coelestibus. Eph. 2, 2. 6. 12.

2) Videbam Satanam sicut fulgur de coele cadentem, Luc. 10, 10. 3) Apocal. 12, 3 ff.

4) Origen. in Luc. hom. 29. Euseb. praep. ev, 1. 9. A ugust. de consens. Ev. c. 4.

5) Consummata omni tentatione, v. 13.

6) Mrc. 1, 13. 7) Luc. 4, 3.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »