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Diese andere Ursache aber besteht nach Marheinecke dars in, daß die Trienter Synode jenes Bérzeichniß nur vers faßte,,,um hierin (in Betreff der deuterok. BB.) mit den Kehern nicht gleich zu denken ́um nur aud) an dieser

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Seite desto weiter vom Protestantismus wegzukommen“ 1), oder wie es Håvernick noch viel eindringlicher und herzlicher ausdrückt:,,es war zunächst blinder Haß gegen die Protes stanten, der sich die willkührlichsten Bestimmungen, um den Gegensatz zu ihnen möglichst hervorzuheben, erlaubte.“ 2) Ab= sehend von der verdrehten Grundanschauung, welche diesen Bemerkungen zur falschen Unterlage dient, wornach die kas tholische Kirche von der lutherischen als ihrer ursprünglichen Mutterkirche sich lossagend gedacht wird, müssen wir hier folgendes bemerken: Allerdings hat die Synode dieses Decret im Gegensatz zu jener Ansicht abgefaßt, welche auch die Reformatoren adoptirt und zuversichtlicher, als es bisher je ges schehen war, ausgesprochen hatten, und dieser Gegensak eben ist mit eine Ursache von der gegenwärtigen Form und Fass sung des Decrets. Daß dasselbe jedoch nicht bloß gegen die Reformatoren gerichtet war, zeigen die Verhandlungen zu Trient über die kanon. BB. am besten; und der Vorwurf, des blinden Hasses müßte sich, mit der Geschichte in Verbindung gebracht, und mit etwas gesundem Urtheile zersetzt, sehr leicht · in blinde Bosheit auflösen lassen, wenn sich Jemand die Heine Mühe geben wollte. Wenn wir aber das gegensätz liche Verfahren der Synode im Ganzen gern zugestehen, wie

1) Symbol. Bd. II. S. 237.

2) Einleitung ins A. T. Th. I. G. 88.

wir nicht anders können, so sprechen wir eben damit nur ein weiteres Moment aus, welches den bisher behaupteten Sinn des Decrets von neuem ins Klare setzt und bestätigt. Die Synode muß nämlich vermöge dieses Gegensatzes den deuterol. BB. eine andere Stellung angewiesen haben, als ihnen auf Seite der Gegenpartei eingeräumt wurde; da fie nun auf dieser die Brauchbarkeit zu dogmat. Beweisführuns gen, überhaupt die Kanonicitát, verloren hatten, so muß die Synode ihnen dieselbe wohl vindicirt haben; und wir müssen bier den Protestanten beistimmen, welche seit Sarpi und Chemniz das fragliche Decret stets in diesem Sinne verstanden haben.

Hoffentlich wird nun all diesem gegenüber Niemand auf die Benennung,deuterokanonisch“ Gewicht legen, und aus derselben, weil sie so offenbar eine niedrigere Stufe des Ofs fenbarungscharakters für diese Bücher behaupte, gegen das Gesagte argumentiren wollen. Es wäre dieß wenigstens nicht nur eine vergebliche, sondern sogar lächerliche Mühe. Denn jene Benennung steht mit der kirchlichen Betrachtungsweise dieser Bücher nicht in der entferntesten Verbindung oder Bes ziehung, und kann daher für fie auch ganz und gar nichts beweisen. Vielmehr ist „deuterokanonisch" nur ein technis scher Ausdruck, zunächst von einzelnen späteren Theologen gez braucht, nicht um die Ansicht der Kirche, sondern um ihre Ansicht von den damit bezeichneten Büchern auszudrücken. Allmählig gieng dann dieser Name zwar in die Schulsprache über und wurde in derselben allgemein üblich; ob aber und wie weit er einen guten Sinn enthalte, braucht hier nicht einmal berührt zu werden, da er in gar keiner Weise als

Träger der kirchlichen Ansicht betrachtet werden kann. Eben so geringfügig wäre hier die Einwendung, daß die volle Kaz nonicität der deuterok. BB. deßhalb wenigstens sehr zweifels haft sei, weil man ihre Verfaffer nicht kenne und schon in der alten Kirche nicht gekannt babe. Obgleich schon der hl. Hieronymus und Ruffinus in diesem Umstande einen Hauptbeweis für den apokryphischen Charakter einer vorgeblich kaz nonischen Schrift erblickten, und ihre Ausdrücke „non eorum esse, quorum titulis praenotantur," ,,occulta eorum origo non claruit patribus“ spåter oft als maaßgebend wiederholt wurden; so könnte doch auch damit höchstens die Richtigkeit der nachgewiesenen kirchlichen Ansicht, nicht aber ihre Exis stenz in Zweifel gestellt werden. Wie wenig übrigens die Gewißheit oder Ungewißheit des Verf. einer Schrift mit ih rer Kanonicitat in nothwendiger Verbindung stehe, mag dars aus erhellen, daß verhältnißmåßig viele Bücher auch des hebr. Kanons von unbekannten Verfaffern herrühren, ohne daß deßhalb ihre Kanonicitåt in Zweifel gezogen würde oder wers den könnte. Auch aus dem Inhalt der deuterok. BB., weil derselbe größtentheils unhistorisch und fabelhaft und einer kas nonischen Schrift unwürdig sei, könnte man nur wiederum gegen die Richtigkeit, nicht aber gegen die Existenz der kirchl. Ansicht Widerlegungsgründe schöpfen wollen. Wir brauchen daher auch hierauf nicht zu antworten, und geben zum Ueberfluß nur die Bemerkung, daß unter andern auch das Buch Esther, welches „nicht mythisch, fondern måhrchenhaft, aller historischen Wahrscheinlichkeit spottet, und von allem religiös sen Geiste verlassen ist," ), von jeher als kanonisch gegolten

1) de Wette, Einl. 4te Ausg. S. 250.

hat. Wenn aber endlich von der zu Trient vorgeschlagenen doppelten Klasseneintheilung bemerkt wirb: C'etoit ce semble le parti le plus sage, puisque c'etoit celui, qui se trouve le plus autorisé dans l'antiquité, où la plupart des pères distinguent les livres, dont on peut se servir pour autoriser les dogmes d'avec ceux, qui n'ont été écrits que pour l'edification 1); so müssen wir vor allem die Folgerung als unstatthaft bezeichnen, welche die Vernünftigkeit unbez dingt aus der alterthümlichen Auktorität ableitet, denn was einmal in sich gehaltlos und unvernünftig ist, kann durch keine Auktorität und keinen Machtspruch den Charakter der Vernünftigkeit und Wahrheit erlangen, so wenig als z. B. das Gegentheil des kopernikanischen Sonnen- und Weltfys stems durch die vielen alten Auktoritäten, die dafür sprechen, zur Wahrheit wird. Was die behauptete. Auktorisiruug, der angerühmten Klasseneintheilung durch das Alterthum detrifft, so wird dieselbe im folgenden ihre Besprechung und Erledis gung finden. Ihre Vernünftigkeit und Haltbarkeit aber müss fen wir geradezu in. Abrede stellen. Dazu nöthigt uns fols. gende einfache Erwägung. Sind die deuterok. BB. als solche zu betrachten, die nicht unter dem Einflusse der Inspiration. entstanden sind, so begreifen wir wohl, daß und warum sie nicht zur Erhärtung von Glaubenswahrheiten gebraucht werden dürfen. Denn vorausgesetzt sogar, daß heilige Månucr die Bücher geschrieben, so begründet die moralische Heiligkeit

1) Histoire du concile de Trente écrite en Italien par FraPaolo Sarpi traduite par Pierre-Francois le Cou

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rayer. Tom. I. pag. 271.

noch keineswegs die intellektuelle Irrthumslosigkeit, so wie andererseits diese lettere unter Umstånden Statt finden kann, wo erstere mangelt, wie Bileams Weissagung hinlänglich be= weist. Dagegen begreifen wir aber nicht, wie in diesem Falle solche Bücher doch den heiligen und kanonischen Büchern sollen beigezählt werden dürfen. Denn damit werden sie ipso facto für irrthumslos und ihre Lehre für schlechthin wahr und zuverlässig erklärt. Nun kann aber für solche Irrthumslosigkeit bloß die Thatsache der Inspiration, nicht die Heiligkeit des Verfasffers, Bürgschaft leisten, und ein nicht inspirirtes Buch bleibt immerhin bloßes Menschenwerk, und ist als solches auch für irrthümlich zu halten, weil selbst der Gerechte des Tages fiebenmal fällt, und fonach eine Schrift, an der er mehrere Tage gearbeitet, leichtlich mehreremal sies ben Fehler und Verstdße gegen die Wahrheit enthalten kann. Mit Laugnung der Tauglichkeit einer Schrift, zu dogmatischen Beweisführungen wird somit nothwendig auch ihre Inspiras tion und damit ihr Vorrecht, im Kanon zu stehen, ihre Kas nonicitát, geläugnet. Sind aber die deuterok. BB. für ins spirirt anzusehen, so begreift sich wohl sehr leicht ihre Stelz lung im Kanou der bl. Schriften, dagegen läßt sich um so weniger einsehen, warum ihre Aussprüche, sofern sie Lehren betreffen, für unwahr oder wenigstens zweifelhaft gelten fols len. Denn vom Geist der Wahrheit wird doch wohl kein Irrthum inspirirt, und vom Geist des Irrthums wird Nicmand die fraglichen Bücher inspirirt denkeu, und sie dennech für höchst nüßlich zur Erbauung halten wollen. Es scheint daher nur noch übrig zu bleiben, daß man entweder verschies dene Grade der Inspiration statuire, so daß einzelne unter Theol. Quart. Schr. 1839. 26. 16

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