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fimus selbst, wenn Melito seine Frage nicht zu lösen ver mochte, håtte leichtlich von anderen Kirchenvorstehern die ers wünschten Aufschlüsse erhalten können und nicht warten dür fen bis Melito von Palästina her ihn benachrichtige. b) Selbst wenn Melito die Ansicht hatte, daß die Kirche nur die Bücher des jüdischen Kanons für kanonisch halte, mußte er ihr zutrauen, daß sie nicht bloß die Regel kenne, nach welcher über die Kanonicität der alttestamentlichen Bü cher zu entscheiden sei, sondern auch wisse, welche von dies sen Büchern sie wirklich für kanonisch zu halten habe. In diesem Falle mußte er sich aber von der Ansicht der Kirche långst eine so sichere Kenntniß verschafft haben, daß er zur Bestätigung seiner Ueberzeugung der Palästinenser gar nicht mehr bedurfte. c) Melito war aber zu seiner Zeit selbst eis ner der gelehrtesten und angesehensten Kirchenvorsteher, und mußte als solcher doch wohl wissen, welche Bücher die Kirche für heilige und kanonische halte, und hatte hoffentlich nicht nöthig, erst durch den Wunsch des Onesimus veranlaßt zu werden, sich in dieser Hinsicht befriedigende Sicherheit zu vers schaffen. War er aber als alter gelehrter Bischof mit sich selbst darüber im Reinen (ob auf richtige oder unrichtige Weise ist hier gleichgültig), welche Bücher er in Uebereins stimmung mit der Kirche für heilige anzusehen habe, so konnte er dem Onesimus, der solches wissen wollte, auf der Stelle antworten, und brauchte nicht zu warten, bis ihn sein Aufenthalt in Palästina in den Stand setzte, solche Ants wort zu geben. d) Dazu kommt noch, daß es zur Zeit des Melito so gut wie später unter die ersten Angelegenheiten eines chriftlichen Theologen gehören mußte, diejenigen Bücher

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kennen zu lernen, aus denen er zum großen Theile den Inhalt seines Glaubens und seiner religiösen Ueberzeugung zu schó-: pfen batte, daß somit Melito den Onesimus gar nicht bes sonders zu loben brauchte, wenn er nur diese Kenntniß sich wünschte, und daß sich ohnehin die Bemerkung: лIOτάμεὅτι τε μάλιστα πάντων πόθῳ τῷ πρὸς θεὸν ταῦτα προκρίνεις, περὶ τῆς αἰωνίς σωτηρίας ἀγωνιζό

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so sehr von selbst verstünde, daß sie hier überflüssig und beinahe nichtssagend wäre. Darauf wollen wir gar kein Gewicht mehr legen, daß die alttest. Schriften zur Zeit des Melito den Christen fast nur in der alexandrinischen Uebers setzung, oder Töchterversionen derselben, bekannt waren, und die Bestandtheile dieser Ueberseßung eben allgemein als die heiligen Bücher des alten Bundes betrachtet wurden, welche somit nach Zahl und Ordnung wohl bekannt waren. Es bleibt sonach nichts übrig als zu sagen: Melito wollte nicht die alttest. Bücher, welche in der christlichen Kirche, sondern nur jene, welche bei den Juden kanonische Auktoritåt hatten, dem Onesimus aufzählen; und so ist denn sein Verzeichniß für die Lösung der Frage nach dem damaligen kirchlichen Ansehen der deuterok. BB. zunächst unbrauchbar.

Noch offenbarer verhält es sich ebenso mit dem Schrifts verzeichnisse, das uns Origenes hinterlassen hat. Origenes schickt demselben gleich die einleitende Bemerkung voraus: Οὐκ ἀγνοητέον δ ̓ εἶναι τὰς ἐνδιαθήκες βίβλος, ὡς Ἑβραῖοι παραδιδόασιν, δύο καὶ εἴκοσι, ὅσος ὁ ἀριθμὸς τῶν παρ avrois oτoɛív totív (Euseb. H. E. VI. 25.) und zeigt damit, daß er die kanonischen Bücher, nicht der christlichen / Kirche, sondern der Juden angeben wolle. Daß aber der

kirchliche Kanon des A. Z. und der jüdische dem Origenes nicht einerlei waren, und er somit in seinem Verzeichnisse ganz unleugbar nur die Bestandtheile des jüdischen Kanons angeben wollte, läßt sich aufs allerevidentefte nachweisen. Origenes schreibt an Afrikanus, welcher die Zusätze zu Das niel und Esther für spåtere unåchte Einschiebfel (xexißdŋhev, μéva) erklårte: solche Zusätze seien auch in anderen Schrif: ten des A. L. nicht selten; wer aber dieselben verwerfen wollte, wurbe bic Bor[drift: & μεταθήσεις ὅρια αἰώνια, à toτηoav oi лgóregoi σs (Prov. 22, 28.) verleßen. Von der Geschichte der Susanna glaubt er sogar, daß die jüdischen Lehrer fie absichtlich aus dem Kanou gestrichen haben, weil fie unter bie περιέχοντα κατηγορίαν πρεσβυτέρων καὶ ἀρ zóvτwv xai xoiτav gehörte. Vom Buch Tobias bemerkt er, daß es zwar nicht von den Juden, wohl aber von den Kirs chen als heilige Schrift gebraucht werde; und die Art, wie er mit diesem das Buch Judith zusammenstellt, deutet an, daß er auch dieses für eine kirchlich-kanonische Schrift ansehe, so wie er auch wirklich in den Select. in Jerem. cap. 23. eine Stelle aus demselben mit xarà τó als eine Schriftstelle anführt. Aber auch aus allen übrigen deuterokanonischen Büchern entnimmt Origenes häufig Stellen und behandelt fie als Schriftterte. Die Weisheit Sirachs z. B. führt er nur in dem Commentar zum Johannes fünfmal, und das Buch der Weisheit in eben diesem Commentar nicht weniger als zwölfmal an, und die Art und Weise der Anführung zeigt unwidersprechlich, daß er diese Bücher als Bestandtheile des kirchlichen Kanons der heiligen Schrift ansah. Daß die abgeschiedenen Frommen um die Schicksale der Hinterbliebes

nen sich kümmern, beweist Origenes aus II Maccab. 15, 8.. (Comment. in Joan. tom. XIII. cap. 57.)

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Baruch 3, 37. führt er mit yde (Selecta in Psalm. 125.) und Baruch 13, 14. mit γέγραπται ἐν τῷ Βαρεχ (Select. in Jerem. cap. 3) als Schriftstellen an. - Es entsteht jedoch hier die Frage: Wenn der christliche Kanon ein ganz anderer war als der jüdische, warum kümmerten sich die genannten Lehrer so áns gelegentlich um den jüdischen Kanon, daß sie die Bücher dess selben in eigene Verzeichnisse zu bringen suchten, und um den kirchlichen Kanon so wenig, daß sie nicht einmal die Bestandtheile desselben aufzählen `mochten, deren Verzeichniß doch weit wichtiger und nöthiger gewesen wåre? Auf diese Frage ist zunächst zu erwiedern, daß ein Verzeichniß des kirchlichen Kanons nicht gerade schr nöthig war, weil die alexandrin. Uebersetzung, welche den kirchlichen Kanon enthielt, in Aller Hånden sich befand, und deßhalb eine besondere Belehrung darüber, welche Bücher dieser Kanon enthalte, eher überflüssig als nothwendig erscheinen mußte. Ganz anders verhielt es sich aber mit der Frage nach den Büchern des jüdischen Ka- nons. Diese konnte nur mit Hilfe eines unverfälschten hes bräischen Bibeleremplars gelöst werden. So schwer aber Christen damals ein solches bekommen konnten, so selten was ren unter ihnen auch die Männer, welche die erforderlichen Sprachkenntnisse besaßen, um von solchem nur den gehörigen Gebrauch machen zu können. Warum und inwiefern aber jenen Lehrern die Kenntniß des hebräischen Kanons wichtig und nöthig war, sagt Origenes selbst im Brief an Afrikanus (c. 5.): ἀσκομεν δὲ μὴ ἀγνοεῖν καὶ τὰς παρ ̓ ἐκείνοις (sc. Ιεδαίοις) • ἵνα πρὸς Ιεδαίες διαλεγόμενοι, μὴ προ

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νοις,

φέρωμεν αὐτοῖς τὰ μὴ κείμενα ἐν τοῖς ἀντιγράφοις απ τῶν, καὶ ἵνα συγχρησώμεθα τοῖς φερομένοις παρ' ἐκεί εἰ καὶ ἐν τοῖς ἡμετέροις 3 κεῖται βιβλίοις. Dice Stelle giebt zugleich einen Wink, wie man das Lob, das Melito dem Onesimus ertheilt, zu verstehen habe. Nicht deßhalb wird es diesem zu Theil, weil er die heiligen Schrif ten der Kirche zunächst nur dem Namen und der Zahl nach kennen will, er verdiente großen Ladel, wenn er das nicht wollte, oder auch wenn er bloß das wollte; aber Lob verdiente er, wenn er, als Schüler und Freund eines nicht unbedeu tenden christlichen Apologeten (Melito), die Schriften des jüdischen Kanons zu kennen wünschte, `um, wie Origenes fagt, die Juden mit ihren eigenen Waffen bekämpfen zu können; und für diesen Fall ist auch das von Melito ausgespro chene Lob sehr bezeichnend (άyovišóμevos).

So wenig nun aber dem gemäß die zwei ältesten Schrifts verzeichnisse die Bücher des christlichen Kanons anzeigen wol len, so offenbar geht doch aus der bisherigen Besprechung derselben hervor, daß zur Zeit ihrer Abfaffung der christliche Kanon des A. T. und der jüdische nicht einerlei waren, und daß Melito und Origenes weit entfernt sind, beide für einers lei zu halten. Von den vorberührten Verzeichnissen' dagegen aus dem vierten Jahrhunderte läßt sich nicht läugnen, daß ihre Verfasser die Bücher, welche sie für kirchlich - kanonisch halten, angeben wollen. Die Anzahl dieser Verzeichnisse und ihre Uebereinstimmung ist auch so groß und auffallend, daß man anfänglich fast in Verlegenheit kommt, wenn man in dem nun offenbaren Widerspruch, in welchen sich in einer so hochwichtigen Sache das vierte christliche Fahrhundert mit

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