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deres und in dem Selbstbewußtsein Gottes der Mensch als ein Anderes gesetzt ist. Dieses Andere aber, bemerken die Gegner des Pantheismus weiter, erkenne der menschliche Geist nicht als ein solches, in welchem Gott und der Mensch die Identität mit sich selbst (d. h. die Wesens, Einheit, Integri tåt und Vollkommenheit) haben, sondern gerade umgekehrt als ein solches, durch dessen Ausschließung die Einheit des Selbstbewußtseins als Princip der Individualitåt bedingt ist. Und diese Einreden wiffen die Gegner keineswegs eigentlich zu beweisen, sondern nur als unmittelbare Wahrheiten, als solche, die vor allem Wissen und aller Philosophie gewiß find, geltend zu machen. Aber dabei sind sie nur scheinbar im Nachtheil gegen die Freunde des Pantheismus, indem auch diese ihren reinen Anfang entweder als bittweise Vorausse hung oder als unmittelbare Wahrheit geltend machen müssen, ́in welch' lehterm Falle sie noch schlimmer daran find als jes ne, weil sie das individuelle Bewußtsein eines jeden und den fg. gesunden Menschenverstand gegen sich haben. Dieser ist nun zwar keine Auctorität für die Philosophie, aber doch etwas, was sie zu erklären im Stande sein muß und als widersprechendes Moment nicht darf neben sich bestehen lassen 3).

Gerade das nun, was der Philosophie die unmittelbare Wahrheit, ist der Theologie, nach katholischer Ansicht, der pofitive Glaube. Die Theologie kann deßhalb als Wissenschaft in demselben Maaße sich geltend machen, wie die ihres Grundes und ihrer Schranken sich bewußte Philosophie. Ausgehend von

8) Vgl. hierüber meine Schrift: Jakobi und die Philosophie seiner Zeit. S. 554. f.

Theol. Quart. Schr. 1839. 38.

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dem Glauben der Trinität (wie die Philofopbie von dem naz türlichen (unmittelbaren) Gottesbewußtsein), läßt sie densélben sich nicht blos entwickeln und stellt nicht blos alles, was der chriftliche Glaube im Einzelnen aussagt, als nothwendige Entwickelung des Begriffs der Trinitåt oder (wenn dieß als eine Construction der Glaubenssätze aus einem einzelnen, was allerdings nicht möglich ist, sollte ausgelegt werden wollen) als integirende Momente in der Einheit dieses Begriffes dar, sondern sie nimmt auch alle andern fittlichen und religiösen Wahrheiten in sich auf als die zerstreuten und gebrochenen Strahlen des einen ewigen Lichtes. Ist aber dieses gefches hen, so steht die Wahrheit der Trinität nicht mehr auf der Stufe der ersten Unmittelbarkeit des Glaubens, als eine subjective und empirische Position, sondern als allgemeiner und objectiver speculativer Begriff, ohne deßhalb auch nur einen Augenblick aufgehört zu haben in Bezug auf Wahrheit und Gewißheit ein rein Unmittelbares zu sein.

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Zu dieser Ansicht von Glauben und Wissen hat uns Aus gustinus und Anfelmus und mit diesem die ganze gesunde Scholastik geleitet. Nun haben wir aber noch einen Gewährömann, im Hinblick auf welchen ich noch weniger zweifelhaft fein kann, ob ich etwas eigenes ausgesprochen, oder seine Ansicht nur paraphrafirt und im Verhältnisse zu den hervors stechendsten geistigen Bewegungen der Gegenwart dargelegt habe. Ich meine den hl. Thomas von Aquin, der nach Augustin auf die Gestaltung der katholischen Glaubenslehre des Occidents den mächtigsten und entschiedensten Einfluß geübt hat. Wir haben keinen Theologen, der den katholischen Glauben wissenschaftlicher, und keinen, der ihn mit dieser

Reinheit dargestellt hätte 9). Unter allen Theologen der spätern und jeßigen Zeit kann ihm, was die wissenschafts liche Kraft und Macht anlangt, nur Schleiermacher vers glichen werden. Thomas also wirft gleich im Eingange zu seiner Summe die Frage auf: utrum sacra disciplina (theologia) sit scientia? Zu dem Ende unterscheider er zunächst ein doppeltes Wissen und darnach auch zwei Klassen von Wissenschaften (scientiae). Die einen gründen sich auf unmittelbar gewiffe Principien der natürlichen Vernunft, z. B. die Arithmetik und Geometrie, die andern auf Principien eis. ner höhern (vorhergehenden) Wissenschaft, d. h. auf ein solches Wissen, das anderswoher gewiß und anerkannt ist, z. B. die Perspective auf die Geometrie, die Musik auf die Arithmetik. Zu dieser Klaffe gehört die Theologie: fie beruht auf dem höhern Wissen Gottes und der Heiligen. Unde, schließt Thomas, sicut Musica credit principia tradita sibi ab Arithmetico, ita doctrina sacra credit principia revelata sibi a Deo. Summae P. I. qu. 1. art. 2. in corp. Es ist hiemit anerkannt, daß überhaupt alle und jede Wissenschaft auf einer Voraussetzung, die sie als unmittelbare Wahrheit zu tractiren und respectiren hat, wesentlich beruhe, und es ist in dieser Beziehung, was das Wesen der Wissenschaft als solcher angeht, gar kein anderer Unterschied gemacht zwischen

9) Um sich hievon zu überzeugen, braucht man nur den Catechismus Romanus mit Thomas zu vergleichen. In dem Stu dienplan der Jesuiten ist den Profefforen aufgegeben eum ut : doctorem suum habere f. Perrone, praelectt. theolog. vol. 1. pag. XIV. not. 2. edid. Lovan. 1838.

der Theologie und den übrigen Wissenschaften, als ein sols cher, welcher sich schon innerhalb dieser selbst. findet, deren wissenschaftliches Wesen anerkannt ist. Thomas hätte dem zur Folge diesen Unterschied auch ganz unberücksichtigt lassen können, da er in der Sache selbst nichts ändert und die Theologie nicht weiter zurückstellt in ihren Ansprüchen auf wissenschaftlichen Character, sondern nur in anderer Weise die unmittelbare Wahrheit zu ihrer, wie jeder andern Disciplin, nothwendiger Voraussetzung macht. Etwas sehr bes deutungsvolles ist indessen, wenn man die Vergleichung urs giren will, damit ausgesprochen, daß die Theologie mit den jenigen Wissenschaften, die zu ihrer Voraussetzung andere Wissenschaften haben, unmittelbar verglichen wird. Eine Wissenschaft, die auf unmittelbar gewissen Vernunftprincipien beruht, stellt eigentlich den Prozeß des Geistes dar, in wel. chem derselbe sich als wissender Geist unmittelbar an der Ob jectivitåt selbst erweist; eine Wissenschaft dagegen, die auf eine andere Wissenschaft basirt ist, stellt den Proceß dar, in welchem sich der Geist als wissender am Geiste selbst erweist. Denn es ist hier die Objectivität nicht mehr eine unmittels bare und reine, sondern bereits in einem Bewußtsein aufges gangen und dargestellt, welches Bewußtsein dem Geiste ein äußerliches und gegenständliches fein kann, wie z. B. in dem Falle, wo der Urheber der Perspective die Geometrie von anz dern überkommen und nicht selbst in seinem Geiste producirt hat oder produciren kann, oder ein inneres und zuständliches, wie in dem entgegengesetzten Falle. Wenden wir dieses auf die Theologie an, so ist ihre Voraussetzung nicht die unmits telbare Objectivität selbst und das ihr entsprechende unmit

telbare Wissen, sondern der Geist Gottes und die fertige Wissenschaft desselben in der heiligen Schrift und den Ueberliefe rungen (dem Bewußtsein) der Kirche. Fassen wir beides, Schrift und Ueberlieferung, in dem Begriffe des kirchlichen Bewußtseins zusammen, wie es nach katholischer Ansicht sein muß, so ist also dieses schon fertige Bewußtsein die unmittelbare Voraussetzung der Theologie. Zwar ist die geof= fenbarte Wahrheit jedem Wiedergebdrenen, also auch dem wissenschaftlichen Theologen, ein inneres und zuståndliches, und eben so das kirchliche Bewußtsein, in wie fern er ein les bendiges und gesundes Glied der Kirche ist; aber beide sind nicht so fast in dieser Subjectivitåt des gläubigen Theologen, als vielmehr in der Objectivität des ganzen kirchlichen Glaus bens die unmittelbare Voraussetzung der Theologie: weßhalb denn auch der in der Wissenschaft dargelegte Glaube für ihn ́ nicht der seligmachende, sondern nur jener es ist, durch welchen er in seiner Individualitåt dem Glauben der Kirche als les bendiges Glied einverleibt ist.

Aber dieses, daß die Theologie das kirchliche Bewußtsein zur unmittelbaren und unantastbaren Voraussetzung hat, ist keine Schranke für ihre streng wissenschaftliche Darstellung, sondern gerade je mehr die Grundlage schon eine geis stige Einheit und je mannigfacher diese gegliedert ist, desto vollkommener kann sich die von ihr ausgehende Wissenschaft als solche erweisen. Wogegen, wenn der Geist erst der Obs jectivität ihren Inhalt abzugewinnen und sich dieselbe im Einzelnen zur Erkenntniß zu bringen hat, die daran fich anschließende Wissenschaft nur sehr unpollkommen sich darstellen kann. Daher ist es auch zu erklären, was die Geschichte

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