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der Philosophie durchgängig nachweist, daß je mehr einem Denker Erfahrung zu Gebote stand, desto gelungener seine Speculation war; ja man kann als Grundsatz aussprechen, daß die Philosophie als Wissenschaft im geraden Verhältnisse stehe mit den Fortschritten der Erfahrungswissenschaften. Die Speculation, welche dem Leben und der Erfahrung den Rücken kehrt, ist wie eine taube Nuß, unfruchtbar und unlebendig, und ibre Resultate find nothwendig erfolglos, weil unwahr. Von ihr hat Gdthe mit Recht gesagt:

Ein Kerl, der speculirt,

Ist wie ein Thier auf grüner Haide,

Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt
Und rings umher liegt schöne grüne Waide.

So baben denn auch die Scholastiker darin keine Schranke der Wissenschaft des Glaubens gefunden, daß dieser in dem kirchlichen Bewußtsein ihnen als ein unmittelbar wahres und gewisses gegeben war, und wer es weiß, wie weit fie in der Anwendung der dialectischen Methode gegangen sind, und wer sich die Bewunderung ihrer wahrhaft großartigen wiffenschaftlichen Leistungen nicht verkümmern läßt durch die Wahrnehmung des Geschmacklosen und Mikrologischen, was sie in der Ausführung des Einzelnen insgesammt mehr und weniger an den Tag gegeben haben: der wird sich um so leichter zu der Ueberzeugung hindurch arbeiten können, daß in der That jene aller orthodoren d. i. supernaturalistischen Theologie unumgängliche Basis dem ächt wissenschaftlichen Character derselben keinen Eintrag thut. Dabei muß man nur nicht aus dem Auge verlieren, daß auch die übrigen Wissenschaften und namentlich die Philosophie selbst hierin

keinen Vorzug vor der Theologie vorausbaben, sondern die - ihnen eigenthümlichen Aufgaben im Wesentlichen auf dieselbe Weise zu lösen nicht umhin können 10). Hdren wir hierüber wiederum den Thomas. Es wird von ihm die Frage auf geworfen utrum sacra doctrina sit argumentativa? P. I. qu. I. art. 8. Wie die andern Wissenschaften, sagt Thomae, nicht darauf ausgehen und ihr wissenschaftliches Wesen nicht darin besteht, daß sie ihre Principien beweisen, sondern aus den Principien argumentiren ad ostendendum alia in ipsis scientiis; so argumentirt auch die Glaubenswissenschaft nicht zu dem Eude, um ihre Principien, d. i. die Glaubensartikel, die als solche unmittelbar gewiß und unerweislich sind, zu beweisen, sondern sie geht von ihnen aus, um etwas anderes nachzuweisen (sed ex eis procedit ad aliquid ostendendum). Vergleicht man aber die Glau benswissenschaft als die höchste ihrer Art (d. i. unter den theologischen Disciplinen) mit der Metaphystik als der hdchften in der Sphäre der natürlichen Erkenntniß, so verhält sie sich zu den ihr untergeordneten Disciplinen ganz eben so, wie die Metaphystik zu den Erfahrungswissenschaften. Sie

10) Mit der Theologie kann eigentlich nur die Philosophie uns mittelbar verglichen werden; denn die Erfahrungswissenschaf, ten find in ihrer Beziehung zur Philosophie im Grund eben dasselbe, was der Glauben nach seinen einzelnen Artikeln und Bestimmungen in dem kirchlichen Bewußtseyn für die Theologie ist: unmittelbare Wahrheit, für welche der vollständige Begriff (das Wissen im engern Sinne) ausgemittelt werden soll.

seßt ihre Principien nicht schlechthin nur voraus, sondern geht selbst auf sie ein 11), ohne jedoch, was auch unmöglich ift, einen eigentlichen Beweis für sie zu führen oder sie ganz und gar zu vermitteln. Wie die Metaphysik gegen denjenis gen argumentiren kann, welcher ihre Principien läugnet, das bei aber etwas zugibt und in einem Puncte wenigstens mit ihr übereinstimmt, mit demjenigen aber, der nichts zugibt, nicht streiten, sondern nur seine Argumente widerlegen und feine Zweifel aufldsen kann, also kann auch die Theologie von einem Artikel des Glaubens, wenn er zugegeben wird, auf den andern und so auf alle übrigen argumentiren; wenn aber nichts zugegeben wird von dem, was die Offenbarung für den Glauben erweist, d. h. wenn überall kein Glaube vorhanden ist, so kann sie nur die Einwendungen, welche dagegen etwa vorgebracht werden, auflösen. Cum enim, fügt Thomas bei, infallibili veritati innitatur; impossibile autem sit de vero demonstrari contrarium (vgl. oben S. 382. den Ausspruch der Synod. Lateran. V.), manifestum est, probationes, quae contra fidem inducuntur, non esse demonstrationes, sed solubilia argumenta.

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11) In der Apologetil. Für denjenigen, der den Glauben nicht durch die übernatürliche Kraft dés göttlichen Geistes hat, sondern außerhalb der Gnade steht, kann die wissenschafts liche Behandlung des Glaubens zwar nie den Glauben felbst, der überall eine übernatürliche Gnade Gottes ist, begründen, aber doch die Zweifel auflösen und die Hindernisse beseitigen, welche der Einwirkung der Gnade von Seiten seines Denkens und Erkennens im Wege liegen.

Wenn also Jemand von dem positiven Zweifel ausgeht und diesen sogar als den nothwendigen Anfang wie der Philos sophie so auch der Glaubenswissenschaft hinstellt, so kommt ein solcher nicht nur nie zu dem Glauben selbst und der ihm eigenthümlichen Wahrheit und Gewißheit, sondern er hat auch schon von vorneherein verleßend in das Wesen des Glaubens eingegriffen, in wiefern ihm derselbe nicht als übernatürliche Gnade feststeht aus und durch und in sich sels ber, sondern, für den gelehrten wenigstens oder auf dem Standpunct der Wissenschaft, als ein bloß natürliches Product der Wissenschaft und der menschlichen Vernunft gilt. Zwar, sagt Thomas (1. c. ad 2.), macht die Glaubenswissenschaft auch von der Vernunft Gebrauch, jedoch nicht um den Glauben zu beweisen: quia per hoc tolleretur meri-. tum fidei, sed ad manifestandum aliqua alia, quae traduntur in hac doctrina (sacra) d. h. sie gebraucht die Vernunfteinsicht unter der Voraussetzung des Glaubens, seiner Wahrheit und Gewißheit, um die ihm wesentlichen Momente in der Nothwendigkeit des Begriffs und in der Einheit der Wissenschaft darzustellen, und der Grund davon ist, wie ihn Thomas sehr treffend angibt, der: cum gratia non tollat naturam (i. e. rationem et scientiam naturalem) sed perficiat, oportet, quod naturalis ratio subserviat fidei: sicut et naturalis inclinatio voluntatis obsequitur charitati (z. vgl. 2. 2. qu. 4. art. 8). Ju dies sem Sinne gibt der Apostel Paulus zu erkennen, daß das Evangelium weder formell noch materiell eine Weisheitslehre sei, sondern eine Kraft Gottes zur Seligkeit für den Glåus bigen (vgl. Rom. 1, 16.), und daß, wer sie als solche gel

tend mache, das Kreuz Chrifti, nämlich die übernatürliche Kraft seines Todes, welche dem Gläubigen verliehen wird und die Quelle des seligen Lebens ist, entkräfte 1 Kor. 1, 17 ff. Deßwegen hat er das Evangelium nicht v nuvois (ἀνθρωπίνης) σοφίας λόγοις verfünbigt, fonbern mit dem Beweise des Geistes und der Kraft bezeugt, damit der Glaube nicht auf Menschen Weisheit ruhete, sondern auf der Kraft Gottes 1 Kor. 2, 4. 5. Dessen ungeachtet aber anerkennt er eine Weisheit des Glaubens (oogia, yvwois) für die im Glauben Befestigten und Fortgeschrittenen (¿v toïs tɛheiois) V. 6.; aber auch sie besteht nicht in eingelernten Worten menschlicher Weisheit, sondern in den Belehrungen und Eins gebungen des hl. Geistes à Kör. 2, 13 ff.

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Geht man davon aus, was das christliche Bewußtsein aller kirchlichen Bekenntnisse ganz unbedingt voraussetzt, daß der Glaube eine Gabe des göttlichen Geißtes und als solcher schlechthin wahr sei, daß mithin dieser nur durch die Wies dergeburt selbst unmittelbar erlangt werde und auf keine an dere Weise zu erlangen sei, so ist der Unterschied zwischen Pbilofophie und Theologie in allen Stücken ein wesentlicher und der hierin ausgesprochene Gegensatz, der der Natur und Gnade. Sieht man aber davon ab, so ruht die Philoso phie nicht weniger als die Theologie auf einem unmittelbaren Wissen und jene ist nicht mehr Wissenschaft als diese. Die Theologie hat, von dieser Seite betrachtet, dieselbe freie und unendliche Bewegung, als die Philosophie, und der dialecs tische Proceß ist innerhalb des Glaubens so gar ein vollens deterer, da das christliche Bewußtsein eine schon zum voraus vurchgebildete geistige Einheit ausmacht, was sich nur unter

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