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großen Beschränkungen von der Geschichte der Philosophie behaupten ließe, wenn etwa Jemand dieselbe zum Ausgangs, puncte der Speculation machen wollte. Der Philosophie kommt, jenem Gegensatz zu Folge, in dem Sinne das Wiss sen eigenthümlich zu, daß alles, was durch die eigene freie Kraft des menschlichen Geistes als Erkenntniß in das Bewußtsein des Geistes eintritt und in seiner Wahrheit und Gewißheit von ihm getragen und verbürgt wird, vorzugsweise Wissen genannt wird; wogegen eine solche Erkenntniß, die weder aus dem sich selbst überlassenen menschlichen Geiste entsprungen, noch nach ihrer Wahrheit und Gewißheit von ibm verbürgt ist, vorzugsweise Glauben heißt. Im weitern Sinne heißt aber auch diejenige Erkenntniß Glauben, deren Wahrheit und Gewißheit unmittelbar auf dem Zeugniße eis nes Andern (fides ex auditu historisches Wissen), oder auf dem Willen und der Auctorität eines Andern (fides ex auctoritate positives Wissen) beruht und um dieses Grundes willen zunächst anerkannt wird. Jene im engern Sinn als Glauben bezeichnete Erkenntniß ist der Theologie eigenthümlich, nicht deßhalb, weil sie für den Menschen ein unmittelbares Wissen ist, denn als ein solches kommt auch das vorzugsweise fg. Wissen von einer Seite in Betracht, noch deßhalb, weil sie das historische und positive als Mos mente an sich hat, sondern hauptsächlich und vornehmlich darum, weil und in wiefern sie eine übernatürliche auf der Wiedergeburt des ganzen Menschen durch den Geist Gottes beruhende Erkenntniß ist, mithin eine solche, welche der natürliche, aus dem Fleische geborene, auf sich selbst ruhende und vertrauende Mensch nie hat, noch jemals aus sich er

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zeugen kann. In diesem Sinne und mit Rücksicht auf den Unterschied der Philosophie und Theologie wie zwischen Nas tur und Gnade, haben wir gleich im Eingange gesagt, daß jene vorzugsweise das Wissen und diese vorzugsweise den Glauben in seinem Rechte zu vertreten habe, daß aber, was das formale wissenschaftliche Element anbelange, gleichwohl beide sich nicht wesentlich unterscheiden, insofern sie auf ein unmittelbares Wissen gebaut seien, dessen Wahrheit und Ge wißheit die Philosophie so wenig als die Theologie,,unter fich bringen" und auf ein tieferes Fundament begründen könne. Das unmittelbare Wissen ist vielmehr seiner Natur nach sich selbst das richtende Maaß der Wahrheit und des Falschen.

Zwei großartige Auffassungen des Christenthums begeg nen sich hier in einem Puncte, welcher auch ihre Wahrheit, Ausgleichung und Versöhnung enthält: die alexandrini sche, deren vornehmster Repräsentant Clemens A. ist, und die occidentalische, welche Augustinus aufgestellt hat. Die Alexandriner, vornehmlich bedacht auf Vereinigung und Versöhnung des christlichen Glaubens mit der, griechischen Weltweisheit, und bestrebt eine Wissenschaft des Christenthums dem vornehmen Spotte der Heiden, denen es, wie schon der Apostel sagt, als Thorheit galt, entgegenzus stellen, gingen von der Idee des göttlichen Logos nach Johans neischer Anschauung aus und betrachteten alles Wahre und Gute vom Anfang an als die Offenbarung desselben in der Welt, als Strahlen eines und desselben ewigen Lichtes, welche in der Erscheinung Christi ihren einzigen und wahren Breunpunct, ihre Vollendung und Aussöhnung gefunden.

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So waren fie in den Stand gesetzt, alles in ihr christliches Bewußtsein aufzunehmen und als ihm eigenthümlich anzusprechen, was die hellenische Weisheit in Socrates und Plato und noch früher bei den åltesten Dichtern wahres auss gesprochen, und alles dieses eben so einzurcihen in das Sys stem des christlichen Geistes, wie die ganze jüdische, das Christenthum unmittelbar vorbereitende Offenbarung. Ins dem sie dabei den christlichen Glauben, die vollendete Offenbarung des Logos in Chriftus, als die höchste Einheit und als das absolute Maaß aller sonstigen Wahrheit und Ers kenntniß festhielten, war ihre Gnosis eine ächte und konnte fich auf das Wort des Apostels berufen: Der Geistliche (nvɛvμatixós) aber beurtheilt alles, wird jedoch selbst von Niemanden brurtheilt; denn wer hat des Herrn Sinn ers kannt, daß er ihn unterweise? Wir aber haben Christi Sinn 1 Kor. 2, 15. 16. Die alexandrinische Gnosis erhebt sich ins deffen nicht viel über eine christliche Religions philosophie, hauptsächlich deßhalb, weil sie den Gegensatz von Natur und Gnade, welcher die christliche Erkenntniß durchgängig bes herrscht und ihr den eigenthümlichen supernaturalistischen Character aufdrückt, der von ihrem Wesen unabldebar ist, verwischt und fast gänzlich beseitigt hat. Das christliche Abendland, weniger afficirt von dem Glanze der hellenischen Weisheit, und keine andere anerkennend als diejenige, welche zugleich Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung ist (1 Kor. 1, 30.), hat sich enger an die Darstellung des Apostels Paulus angeschlossen und mit seinen Antesignanus, dem hl. Augustin, den wahren Supernaturalismus ausgeprägt, der als die wesentliche Form des christlichen Glaubens und der christ

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lichen Wissenschaft angesehen werden muß. Dieser auf den Gegensatz von Natur und Gnade gebaute Supernaturalis: mus hat für die Wissenschaft die Bedeutung, daß der unmittelbare christliche Lehrinhalt als objective göttliche Wahrheit vor aller Wissenschaft feststeht und als das von dem götts lichen Geißte gewirkte und getragene Gattungsbewußtsein der Wiedergeborenen (Gläubigen) betrachtet wird.

Es könnte nun scheinen, daß durch jene Bestimmung der christliche Glaube der Wissenschaft überhaupt entzogen. oder doch viel ferner gestellt werde, als der natürliche Glaube, der in der Religionsphilosophie zu seinem wissenschaftlichen Rechte gelangt. Die Wissenschaft als solche ist nåmlich ein reines Product des menschlichen Geistes und das natürliche Gottesbewußtsein verhält sich zu ihr als ein in jeder Bezie hung gleichartiges Moment; das christliche Gottesbewußtsein dagegen ist nicht in dem Maaße dem menschlichen Geifte immanent, wie es die Wissenschaft ist, und deßhalb auch diefer nicht durchaus homogen, so daß man sagen könnte, der positive Glaube könne nicht in dem Maaß in die Wissenschaft eingehen und von ihr durchdrungen werden, wie der natürliche. Allein die Wissenschaft wird eben so sehr durch ihren Gegenstand bestimmt und beziehungsweise gebo ben, als umgekehrt dieser durch jene. Indem also keines von diesen beiden Verhältnissen unbedingt statt findet (wie wir denn schon gezeigt haben, daß das unmittelbare Wissen die Wissenschaft nicht ausschließen nnd diese jenes niemals aufheben könne), und durch die Gnade auch die natürlichen Fähigkeiten des Geistes gehoben werden, so hat die Wissens schaft des wiedergeborenen Geistes an dem christlichen Glau

ben kein geheimnißvolleres und unfügsameres Object, als die Wissenschaft des für sich feienden Geistes an dem natürlichen Gottesbewußtsein. Durch jene erste Bestimmung des Supernaturalismus ist vielmehr etwas ganz anders festges setzt, nämlich dieses, daß das chriftliche Gottesbewußtsein, wie es unmittelbares Object der Wissenschaft ist und von dieser dialectisch entwickelt wird, nicht als ein bloß natürli ches Erzeugniß des menschlichen Geistes oder als eine seiner Natur immanente Bestimmung, sondern gleich von vorne, herein als die in der Einheit von Natur und Gnade beste hende, im Bewußtsein des Wiedergeborenen unmittelbar ges feßte Gottesidee in Betracht kommt. Die Richtigkeit und Scothwendigkeii dieser Bestimmung liegt am einleuchtendsten darin zu Tage, daß alle Versuche, welche man gemacht hat, von dem bloß natürlichen Bewußtsein des Geistes aus den christlichen Glauben im Einzelnen und Ganzen wissenschafts lich zu entwickeln, den gewünschten Erfolg nicht gehabt has ben. Die neueste Philosophie hat es abermals bewiesen, daß das so Entwickelte keineswegs die dem chriftlichen Glauben eigenthümlichen Ideen find, sondern ein wesentlich anderer Gedankeninhalt, den man mit den Namen von jenen unbes fugter Weise bezeichnet. Der Vorwurf, den man ihr von vielen Seiten wiederholt gemacht, daß sie unter Trinitåt, Erbsünde, Rechtfertigung, Gottmensch u. s. w. etwas andes res verstehe und sich nur der Terminologie der chriftlichen Dogmen accommodire, ist nur zu sehr begründet, und Gd, schel, der sich darüber in seiner neuesten Schrift beklagt 12),

12) Beiträge zur specul. Philosophie. Berlin, 1838. 6. 2.

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