ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Hermes fagt, bei dem nothwendigen Halten der theoretischen und dem nothwendigen Annehmen der practischen Vernunft: so ist das doch nur ein nothwendiger Schein und wo das so Erkannte dennoch nicht für Schein gehalten und nicht als Schein angenommen wird, da geschieht dieses jedenfalls und anerkanntermaßen ohne Gründe oder durch den Glauben. Also hat doch alle und jede objective Wahrheit überall ein ganz unmittelbares nicht weiter zu begründendes Fundas ment. Dieses Fundament kann nicht tiefer begründet, `d. i. bewiesen werden, und was bewiesen wird, das ist nicht dies ses Fundament, sondern nur sein subjectiver Schein, d. h. die Reihe der subjectiven Bestimmungen des auf dasselbe reflectirenden Bewußtseins. Und weil nun diese nur als in sich selbst nothwendig erscheinen und so wie sie nachgewiesen werden können nicht über sich selbst hinausweisen, so ist jener Schein streng genommen nicht einmal ein nothwendis ger Schein der Objectivität, sondern ein nothwendiges Scheis nen des Beweises d. h. es ist nothwendig, daß er zu bes weisen nur scheint, und unmöglich, daß er wirklich beweist.

[ocr errors]

Es wäre für uns ein leichtes, in Betreff der Hermes fischen Philosophie diesen Beweis zu führen und also zu zeis gen, daß das vorausgesetzte Princip derselben bei folgerichtis gem Verfahren zu dem Idealismus und Nihilismus führe,. und daß es nur durch eine mangelhafte Verfolgung desselben geschehen konnte, wenn die Wahrheit einer Welt außer und eines Gottes über uus als Resultat gefunden wurde. Allein dieß liegt nicht in dem Kreise der gegenwärtigen Aufgabe und wäre auch sonst kein zeitgemäßes Beginnen, da der

Reflexionsstandpunct, auf welchem sich Hermes durch: gångig bewegt, durch alle neuern Bestrebungen in der Philosophie so vollkommen überwunden und als unzulänglich so ganz allgemein erkannt ist, daß wir mit einem solchen Bes weise recht eigentlich post festum fåmen. Die speculas tive Erkenntniß ist durch Schelling und Hegel, wie weit auch beide ihre wahren Gränzen übersprungen haben mögen, ́als die allein philosophische zur Ueberzeugung der denkenden Zeitgenossen erhoben, und es ist nicht schwer zu begreifen, daß der Reflerionsstandpunct, auf welchem wie bei Hermes Wahrheit und Gewißheit als getrennte Momente der Er kenntniß und beide wiederum im Gegensaße zu der Objectis vität erfaßt werden, in der speculativen oder philosophischen Erkenntniß negirt und gleich von vorneherein als untergeords nete Stufe der Erkenntniß beseitigt ist 33) (vgl. oben S. 394). Aus diesem Grunde hat die Hermesische Philosophie auch frů, her nirgends Anklang gefunden, außer bei den wenigen Adepten der eigenen Schule und bei diesen wiederum einfach deßhalb, weil sie nichts besseres kannten und mit ihrem Meister hinter der Zeit zurückgeblieben sind. zurückgeblieben find. Wir finden

[ocr errors]

33) Aus diesem Gesichtspunct hat A. Kreuzhage den Her mesianismus mit vielem Geschick widerlegt in der Schrift: ,,Beurtheilung der Hermesischen Philosophie mit Beziehung auf das Verhältniß der Philosophie zum Christenthum“ Münster, 1838. Wir empfehlen diese Schrift auch denjenigen, welche sich über die Hermesische Philosophie in der Kürze unterrichten wollen, ohne den breiten und weitschweifigen Gang in der philosophischen Einleitung" nachzugehen.

.

nåmlich bei Hermes selbst, obgleich der Anfang seines selbsts ständigen Nachdenkens über die höchsten Gegenstände des menschlichen Geistes und Herzens in die Blüthezeit der Fichteschen Philosophie in den neunziger Jahren fällt da Kants Stern lange schon zu bleichen begonnen; obgleich feine Berufung zum theologischen Lehramt und damit ein neuer größerer Sporn zur wissenschaftlichen Thätigkeit (im Jahr 1807) mit dem Wendepunct der Fichteschen Philosophie und dem überwiegenden Einflusse Schellings auf das philos sophirende Zeitalter zusammenfållt; obgleich sein Tod erst im Anfange dieses Decenniums erfolgte, als Hegel längst schon die ganze Kraft seines speculativen Talentes entfaltet hatte -alles deffen ungeachtet nur den Kantischen Kriticis mus und die Fichtesche Philosophie lediglich in ihren popu= låren Darstellungen berücksichtigt: doch gewiß ein schlagen= der Beweis, daß diese Philosophie eine Spåtgeburt ist und diese Philosophen zu spåt gekommen sind. Aber die in den letzten Jahren wieder so weit gesteigerte Leidenschaft hat mit einemmale, nachdem der Hermesianismus von Rom aus verworfen war, von der bis jetzt gänzlich ignorirten Philos fophie Notiz genommen und sie, wie nicht anders zu erwärs ten stand, mit der Wissenschaft und Aufklärung selbst gleichfam identificirt: bloß weil Rom fie in ihrer Anwendung auf die Theologie verworfen. Denn alle jene Herolde ihres Ruhmes stehen durchaus auf einem andern Standpunct, und würden sie (wie früher wirklich geschehen) nicht einmal der Bekämpfung, geschweige einer Anpreisung werth geachtet haben. So weit geht Partheisucht, so verkehrt ist die Leidenschaft!

Aber wie man auch von dieser Philosophie an und für sich selbst urtheilen mag: über ihre Anwendung auf die Theologie kann nur eine Stimme sein. Diese ist vorerst über: all untheologisch. Der Beweis ergibt sich unmittelbar aus den obigen allgemeinen Ausführungen; wir ziehen es aber vor, Auctoritåten anzuführen. Die Nachweisung wird uns jeder sachverständige Theologe erlassen, daß der altprotestantische Standpunct jene Anwendung als den Glauben gefähr dend und durchaus heterodor noch entschiedener verwirft, als der katholische. Aber auch auf demjenigen neuprotestantischen Standpunct, der eben noch so viel Positives anerkannt, um selbst als theologisch gelten zu können, hat man niemals anders geurtheilt. Treffender als Twesten eine früher häufig wiederkehrende Erscheinung in der Protestantischen Theologie geschildert und beurtheilt hat, läßt sich der Hers mesianismus nicht characterisiren. Wenn Einige, fagt er 34), die Sache so ansehen, als könne man aus blo Ben Gründen der Erkenntniß beweisen, daß Gott fich offenbart habe und daß diefe Offenbarung in der Schrift 35) niedergelegt sei, so daß dieser Beweis und die darauf gebaute Lehre nicht nur unabhängig vom christlichen Glauben wäre, sons dern diesen selbst begründete: so verkennen sie sos

"

34) Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch, lutherischen Kirche. 1. Bd. 3. Aufl. S. 282.

35) Sage:,,in der Kirche" damit die Characteristik den Hermesianismus in nichts verfehle.

"

wohl die Natur des Glaubens, der auf diese Weise nicht entstehen kann, als auch die Bestimmung der Dogmatik, welche nicht ist, auf dem Wege der Demonstration ein Ges bäude von rein theoretischen Lehrsätzen aufzurichten, welches den Glauben allenfalls vertreten könnte 36), sondern diesen nach seinem Zusammenhange wissenschaftlich darzustellen.“ Dieser durchaus richtigen Beurtheilung fügt Twesten die histos rische Notiz bei: Diese Methode, das, was Sache des Glaubens ist und daher einen ganz andern Grund im menschlichen Gemüthe hat, als Sache reiner Erkenntniß auf eine, vermeintlich für sich erweisliche, Theorie von Offens barung und Inspiration 37) bauen zu wollen, war es, die Lessing in dem Gdzeschen Streite bekämpfte, weil eben fie solche Einwürfe, wie die der Wolfenbüttelschen Fragmente 38), hervorrufe und ihnen das Christenthum preisgebe 39)." Ich könnte nun noch andere protestantische Theologen anführen, welche den unmittelbaren und übernatürlichen Glauben als Princip der Theologie verfechten gegenüber von solchen, welche die Philosophie mit der Theologie zu Einem Ganzen verbinden und die Erkenntniß in beiden als stetig in einander flie,

36) D. h. für Diejenigen, welche sich ein solches System der Erkenntniß anzueignen wissen, das Glauben an die christ= liche Wahrheit (aber nicht diese selber) überflüßig machte.

37) Lies, Offenbarung und Kirche.“

38) Und der Strauß'schen Mythologie und Religionsphilosophie. 39) Man sehe noch Twesten a. a. D. S. 422 ff.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »