ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[ocr errors]

Mad

c). Ferner erwägen wir, daß die Staatsgewalt jene Rechte, welche dem einzelnen Katholiken seig ner geistlichen Obrigkeit gegenüber zukommen, in ihreu Schuß genommen, denselben fonach auch politische Währung verliehen hat. Wird der Katholik in denselben beeinträchtigt oder verkürzt, und kann er auf geistlichem Wege Abhülfe nicht erlangen, so stellt er sich auf den Boden seines politis schen Rechtes, und klag der Landesregierung die bedrohende oder schon ausgeübte Unbild, damit ihm durch ihre Verwens dung gewährt werde, was er ohne sie nicht erlangen konnte. In dieser Hinsicht namentlich hat es der Katholik mit tiefem Danke anzuerkennen, wenn das obersthoheitliche Sch uka recht des Staatsoberhauptes durch eine aus katholischen Mitgliedern bestehende Staats, Behörde ausgeübt wird 1). Von einer solchen Stelle nämlich kann er erwarten, daß sie, in seine religiöse Empfindungs, und Lebensweise eingeweiht, und jeden Augenblick im Stande, sich in seine Lage zu vers setzen, ihn auch in denjenigen Wünschen und Bedürfnissen richtig verstehe und gerecht beurtheile, welche Andere gar zu leicht mißdeuten oder mißachten. Er kann erwarten, daß die Mitglieder einer solchen Stelle die Entwickelung des kirchlichen Lebens ståts verfolgend, mit ihm die eigenthümlichen Bedingungen einer frohen und fortschreitenden Bewegung in der Kirche entdecken, und seinen gerechten Wünschen gerne entgegenkommen. Er kann erwarten, daß eine solche Stelle, über den auseinandergehenden Richtungen sich erhaltend, vers hüte, daß die Weiterstrebenden der Staatsregierung als Zde

[merged small][ocr errors]

hellose, die das Unveränderliche Vertheidigenden als Feinde des wahren Fortschrittes verdächtigt werden. Er kann ers Warten, daß sie aus Einsicht und Pflichtgefühl entgegenwirz ken, wenn in allgemeinen kirchlichen Bestimmungen die îndividuellen Ansichten und Empfindungsweisen Einzelner in einem Grade berücksichtigt werden wollten, bei welchem dem Sinne und Leben der Vielen nothwendig ein wehethuender Zwang aufgelegt würde.

J

Wir haben eben vorhin von kirchlichen Richtuñgen gesprochen; und müssen ein er derfelben hier noch näher gedenken. Daß der Zustand des katholischen Kirchenwesens in Deutschland, welchen unser Jahrhundert antraf, nicht andauern könne, ohne das ganze kirchliche Leben der Kathos liken der Auflösung- entgegenzuführen, war die übereinstime mende Ansicht derer, welche hierüber urtheilen konnten. Auß wurde von allen Seiten her gestrebt, unsere kirchlichen Vers håltnisse neu zu beleben und besser zu gestalten, von geistli ́chen und weltlichen Vorgesetzten, von Gebildeten und Unges bildeten, durch Wort und Schrift, durch Lehre und Beispiel. Unter denjenigen nun, welche vermöge Berufes oder Neigung, das Wesen, die Grundlagen und die Geschichte der katholischen Kirche zum Gegenstande ihrer Forschungen gemacht haben, sind nicht Wenige zu der Ueberzeugung gez langt, daß es zu einer wahren Regeneration unserer kirchliz chen Verhältnisse, zu einer rechten Wirksamkeit des Lehramtes und Priesterthumes in der Kirche, zur Entfaltung des Segens, welchen diese in fich trägt und über ihre Genossen

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

ausschütten will, zu einer gediegenen Ausgleichung der Staatsund der Kirchenpflichten, daß es überhaupt zu jenem Zuflande, welchen die Kirche anstreben und der Staat verlangen muß, solange nicht kommen könne, als wir, befangen von Vorurtheilen und berückt durch fremdartige Interessen, nicht zu der unverrückbaren Regel des katholischen Glaubens zurückkehren, der gesetzlichen kirchlichen Auctorität den schuldigen Gehorsam leisten, unsere Institutionen werthschäßen und benüßen, überhaupt, solange wir nicht die Lust und den Muth gewinnen, Katholiken im reins ften und vollen Sinne des Wortes zu feyn. Das, fage ich, hat Vielen aus uns ihr wissenschaftliches Forschen gezeigt, Vielen ist es durch ihre amtlichen Erfahrungen, Vies len durch ihre religiösen Erlebnisse, Vielen aus ihren geselligen Berührungen zur Gewißheit geworden, Vielen fagén es die Zeichen der Zeit, Vielen namentlich die Wahrnehmung, daß die Männer ihrer Verehrung und ihres dankbarsten Andenkens, ob sie auch von ́den verschiedensten Standpuncten ausgiengen und lange scheinbar im stärksten Gegensaß der Grundsätze und Richtungen sich befanden, in dem Lehrbegriff der Kirche und in dem Bestreben, ihren Anforderungen zu genügen, wieder zusammentrafen. Sollen, können diese anders, als das Gedeihen katholisch kirchlichen Lebens von Herzen wünschen, sich zu den Lehren und Institutionen ihrer Kirche unverholen bekennen, Jeder an seinem Orte dahin wirken, daß richtiges Urtheil über katholisch kirchliche Gefinnungen und Tendenzem verbreitet werde? Können und sollen fie anders, als jede Verunglimpfung entschieden von sich abweisen ?Nochmehr! sie hoffen zubersichtlich,

daß an jenen Orten, wo jede redliche Ueberzeugung geehrt und jedes freie Wort geduldet wird, solange es nicht Rechte verletzt noch wider das Gesetz verstößt, keine Verdächtigung ihrer Gesinnung oder ihres Wirkens Eingang finde. Się hoffen dieses als Unterthanen und Diener des Staats, des Schirmvogtes auch der kirchlichen Interessen aller feiner Angehörigen, in der vollkråftigen Ueberzeugung von der Redlichkeit ihres Strebens und der Güte ihrer Sache; in der freudigen Bereitwilligkeit ihre religids, kirchlichen Grundsäße zu jeder Stunde ohne Rückhalt oder Verhüllung darzulegen; in dem Bewußtseyn, daß der Geist ihres Wirkens kein Ges heimniß seyn könne vor Jedem, der ihn erkennen will; enda lich in der wehmuthsvollen Erinnerung an unvergeßliche Lehrer und Freunde, die es nicht über sich brachten an der Ståtte zu bleiben', wo ihre Grundsäße und Bestrebungen der Mißdeutung und Verkennung verfallen zu seyn schienen. Uebrigens nicht das verlangen sie, daß die Besorgnisse und Ausstreuungen über ihre Loyalität überhaupt nicht gehört, sondern daß sie in ihren Quellen und Beweisen geprüft, und daß sie mit dem wahren Thatbestand möchten verglichen werden.

[ocr errors]

Dieß lenkt uns in den Kreis unserer Kirchengenoffen zus rück. Wir richten nicht diejenigen, welche über das Wesen und die Pflichten eines katholischen Chrißten andere Ansichten hegen, als wir oben dargelegt haben, wenn wir sie gleich nicht billigen; wir verklagen fie auch weder im Stillen noch vor dem Publicum, weder anonym, noch pseudonym, ob wir gleich oft nicht umhin können, fie zu beklagen. Dafür nun fordern wir aber auch von ihrer Rechtlichkeit, daß fie

1

blos allgemeinen Anschuldigungen unserer Grundsätze, daß fie der übeln Mode, den Gegnern Namen zu schöpfen, welche die Menge aufreizen, aber nicht belehren, daß fie des uns edeln Verfahrens, denselben Dinge aufzuheften, an die sie selbst nicht glauben, sich begeben.

1

Dergleichen Praktiken sollten Gebildete, Christen, Glaubensbrüder, Amtsgenossen sich nie gegen 'einander erlauben, sondern fie fenen publicistischen Klopffechtern, gleich viel aus einer alten, oder einer neuen Schule überlassen, die besons nenen Leuten Ungeschicklichkeit vorwerfen, wenn sie selber in den Wind schlagen, und über Sykopbanten schreien, wenn ihnen Verläumdung und falsche Anklage nachgewiesen wird. Doch genug von Leuten, derer hier nur im Vorbeigehen zu gedenken war.

Wir schließen für jetzt mit der Versicherung, daß nicht eine vorübergehende Anwandlung uns die Feder in die Hand gegeben hat, um von so ernsten Angelegenheiten zu schreis ben, sondern die langeher gehegte und allseitig geprüfte Ue= berzeugung, daß in Zeiten, wo die Kirche von Schmerz und Hoffnung fo máchtig bewegt wird, wie in den unsrigen, dem Einzelnen der Beruf, den Gefühlen und Wünschen der Gläubigen ein lautés Wort zu verleihen, nicht ferne liege. Oder sollen wir es länger stillschweigend hinnehmen, daß man, wie es geschieht, von unfern Gegenden als dem Nords pol des Katholicismus spricht? daß man den Kopf schüttelt über unser kirchliches Leben, und Lieder singt von unserer liturgischen Armuth? Bedarf es unser Boll, welches von Ausfällen auf seinen Glauben und von Verachtung seiner heiligen Gebräuche täglich heimgesucht wird, nicht, daß es

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »