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find doch gleichfalls innerer eigenthümlicher und ursprüngliher Art, und man darf daraus, daß die zweite Schöpfung die erste voraussetzt, nicht schließen, daß sie in dieser auch allein ihren Grund habe. Wäre dieses, so würde die Wiedergeburt nur ein Resultat der, sich selbst entwickelnden Ratur und keine neue Schöpfung sein. Das aber behauptet kein christlicher Tbeologe. Das Verhältniß der Vernunft zum Glauben kann auf dem katholischen Standpunct übers haupt gar nicht zweifelhaft sein; es ist eben so leicht zu fass sen, als es einfach von der Kirche ausgesprochen ist. Die Kraft Gott zu erkennen und der höchste Act dieser Erkenntniß an Gott zu glauben - denn in den höhern Regionen des Geistes ist glauben überall mehr als erkennen, weil der Glaube zugleich in der sittlichen Freiheit wurzelt und nicht blos in der Vernunft, so wie die Kraft der sittlichen Freiheit und ihr höchster Act Gott zu lieben, ist nach der Lehre der Kirche auch dem gefallenen Menschen zuständig, und nur jenes credere, sperare diligere aut poenitere, welches den Menschen gottwohlgefällig macht, `ist das Werk des aus dem Geiste durch die zuvorkommende Gnade Gottes wiedergeborenen Menschen 44). Da nun jener und dieser Glaube unmittelbar auf einer Kraft aus Gott beruht, indem das Princip der Vernunft nicht weniger ein unmittelbarer

44) Concil. Trident. sess. VI. can. 3. Si quis dixerit, sine praeveniente Spiritus sancti inspiratione (Nôm. 5, 3.) atque ejus adjutorio hominem credere, sperare, diligere aut pocnitere posse, sicut oportet, ut ei justificationis gratia conferatur, anathema sit, cf. ibid. can. 4-7.

Strahl des Göttlichen Lichtes in uns ist, als das Princip des christlichen Geistes durch die Erleuchtung des heiligen Geistes unmittelbar gesetzt wird: so ist es eben so unstatts haft, den Vernunftglauben in seinem Princip und ursprüng lichen Wesen dem positiven Glauben zum Opfer zu bringen, als es unmöglich ist, diesen auf jenen zu begründen. Denn für's erste würde damit die gleiche Ursprünglichkeit des pofis tiven Glaubens aufgehoben - was so wenig angeht, als die Verläugnung der Ursprünglichkeit des Vernunftglaubens -, und für's zweite würde der Glaube, welcher das ewige Leben in sich hat, durch denjenigen verbürgt und bes währt, welcher das felige Leben nicht in sich hat, und somit die Rechtfertigung auf nichts gestellt, d. h. aufgehoben.

Allen diesen offenbaren und in die Augen springenden Einwendungen scheint der Hermesianismus dadurch zu ents gehen, daß er nach Vollzichung des Beweises: daß ein Gott sei nnd daß sich dieser Gott geoffenbart, daß die Offenbarung Gottes im Christenthume niedergelegt und in der katholis schen Kirche erhalten sei die einzelnen Lehren des Christens thums nicht aus der Vernunft abzuleiten, sondern in ihrer Positivitåt festzuhalten und darzustellen strebt. Allein abges sehen von dem mechanischen und völlig geistlosen Wesen dieser Methode, ist dadurch an der Sache selbst im Wesentlichen nichts geändert. Man sieht zwar wohl ein; daß die Quelle des positiven Glaubens nicht in der Vernunft fließt, und daß der Inhalt desselben aus ihr nicht abgeleitet werden kann; auch wird dem Glauben eben darum eine von der Vernunft unabhängige objective Wahrheit zuerkannt. Allein zur Anerkenntniß und zur Gewißheit derfelben zu gelangen, ist doch

kein anderer Weg gegeben als der durch die philosophische und positive Einleitung. Denn wir kennen jeßt, sagt Hers mes 45), zwei Wege über Wahrheit und Wirklichkeit mit Sicherheit zu entscheiden das nothwendige Halten der theoretischen und das nothwendige Annehmen der verpflichtenden Vernunft, und außer diesen beiden gibt es keinen dritten mehr (s. §. 38. a. Ende und die FF. 32. u. 14.); und §. 38. haben wir über die Anwendbarkeit des nothwendigen Haltens zu diesen Beweisen bereits so viel erkannt, als erforderlich ist einzusehen, daß wir uns der Untersuchung des Christenthums und der beiden Vorfragen zu derselben nicht aus dem Grunde ganz überheben können, weil es kein sicheres, darauf anwendbares Fürwahrhalten oder Fürwährannehmen gebe: es folgt also von selbst, daß wir diese Untersuchung anstellen müssen, und daß wir, wo das eine, z. B. das Halten der theoretischen Vernunft, nicht anwendbar ist oder doch nicht ausreicht, das Annehmen der verpflichtenden Vernunft versuchen müssen, nach einem dritz ten aber nicht zu fragen haben. Fånde sich also (in der Untersuchung selbst), daß wir mit beiden die Wahrheit des Christenthums oder die Wahrheit einer der bedingenden Vorkenntnisse nicht zur Gewißheit bringen könnten, so wåren wir doch zu der sichern Entscheidung gekommen selbst, wenn uns die Falschheit eben so ungewiß bleibe -: daß. das Christenthum kein Gegenstand einer zuverläßigen, und also gewiß nicht einer nothwendigen Annahme für Menschen sei." Ist nun die Gewißheit ein integrirendes Moment der

45) Philos. Einleitung §. 43. a. Ende S. 258.

Wahrheit und ist nach der Lehre der Kirche jene sowohl als diese eine übernatürliche Kraft (f. oben S. 420.); so ist mit dem Zugeständniß der von unserer Vernunft unabhängigen objectiven Wahrheit des Christenthums dem Glauben um so weniger sein unveräußerliches Recht eingeräumt, als auch dieses Zugeständniß nicht von vorneherein und nicht unbe: schränkt gemacht wird, sondern selbst wieder abhängig ges macht ist von dem nothwendigen Halten der theoretischen und dem nothwendigen Annehmen der practischen Vernunft. Veranschaulichen wir uns zu mehrerer Ueberzeugung von dem Gesagten die Situation des Hermesianismus. Hermes res flectirt über den positiven Glauben, z. B. über die göttlich geoffenbarte Wahrheit, daß wir durch den Glauben an Chris stus das Heil erlangen. Weil er nun den Glauben als sols chen nur inhaltlich oder materiell faßte und nicht zugleich auch als den immanenten Grund seiner Wahrheit, und weil er ihm von vorneherein weder ursprüngliche Wahrheit noch ursprüngliche Gewißheit beimessen zu dürfen meinte: fo be seitigte er ihn vor allem nach beiden Seiten durch den (pos fitiven) Zweifel und fragte: ist es aber auch wahr, was der Glaube aussagt, und wenn, wie kann ich mich dessen mit Sicherheit vergewiffern? Der Glaube nun stellt sich zunächst mit dem Anspruche dar, ein göttlich geoffenbarter zu sein. Also fragt sich Hermes: gibt es eine göttliche Ofs fenbarung, und wenn es eine solche gibt, wie kann ich mich davon gründlich überzeugen? Offenbar hängt aber dieses wieder davon ab, ob es einen Gott gibt; denn wenn kein Gott, so ist auch keine göttliche Offenbarung. Also fragt sich weiter: ist ein Gott und wie werde ich seines Daseins

gewiß? Aber auch hiebei kann die Reflexion nicht stehen bleiben, sondern wird noch weiter zurückgewiesen auf die Frage: gibt es überhaupt für den Menschen Wahrheit und wie gewinnt er sichern Besitz von ihr? Dieß ist die Genes fis des Hermesianismus. Nun kehre man die Reihe dieser Fragen nur um und mache die lekte zur ersten, so hat man die Darstellung desselben, das Hermesianische System. Nun frage sich aber auch ein jeder selbst, ob bei solchem Verfahren der Glaube nicht mit der letzten Wurzel ausgeriffen und seine übernatürliche Kraft und Wirkung (meritum fidei) vernichtet ist? Hermes definirt den Glauben als einen in uns vorhandenen Zustand der Entschiedenheit (oder der Ueberzeugung) über die Wirklichkeit eines erkannten Etwas, in welchen wir durch ein nothwendiges Halten der theoretischen oder durch ein nothwendiges Annehmen der verpflichtenden Vernunft versetzt werden, und nennt ihn den vernünftigen Glaus ben: nicht etwa im Unterschied von dem positiven, sondern im Gegensatze zu dem Unglauben und Afterglauben (der letztere ist nach ihm der Köhlerglaube, der nicht auf das nothwendige Halten und Annehmen zurückgeführte gemeine Glauz be). Dieser Glaube ist das höchste Ziel aller Philosophie, das einzig wahre Richtscheit des irdischen Menschen, und die ausschließende Bedingung seiner Erhebung: Unglaube und Afterglaube hingegen find gleiche unphilosophische Verirrung, und beide rächen ihr Dasein durch unausbleib liche Erniedrigung ihrer Anhänger. Wie wäre das auch ans ders möglich! denn wie das Menschen Glaube, so ist seine Wirklichkeit, und wie seine Wirklichkeit, so ist seine Sittlich keit (sein Wollen und Thun). Mit viel umfassendem Blick Theol. Quart. Schr. 1839. 38. 30

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