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Ende die Aufforderung: Ego considerate ópera malae viae, Der Gedanke zweier Wege war also dem Barnabas, oder wer sonst der Verfasser seyn mag, pråsent, als er das vierte Kapitel schrieb, die Aufforderung, den guten Weg zu wandeln, lag ihm am Herzen; ist es nun unmöglich, oder ünwahrscheinlich, daß er jenen Gedanken und diese Auffors derung am Ende seines Sendschreibens wieder aufnahm, und nach Art des Apostels Paulus in einem parånetischen Theile ausführte, zumal er im vierten Kapitel nur ein Merkmal im Begriffe der via mala, nur ein Lineament in ihrem Bilde gegeben bat, nämlich das Sektenunwesen? Auch im fünften Kapitel drängt sich ihm der Gedanke an die zwei entgegengesetzten Lebenswege wieder auf, und er spricht ihn kurz aus in den Worten: Juste periet homo, habens viam veritatis, scientiam, et se a via tenebrosa non continet adhuc. Allerdings ist hier die via veritatis, und die via tenebrosa enger genommen, als im zweiten Theile, denn während sie in letzterem nach allen Richtungen hin, nach der Seite der Erkenntniß, des Wollens und des Hans delns geschildert ist; ist dort nur die Richtung auf die Ers tenntniß hervorgehoben, und insbesondere unter der via tenebrosa die judaistische Befangenheit, unter der via veritatis die Einsicht in die neue Bundschaft verstanden. Aber es ist doch ein und derselbe Gedanke zweier Wege, der uns in dem Anfange unseres Briefes, wie in dem beanstanderen zweiten Theile desselben begegnet. Der Uebergang von dem ersten in den zweiten Theil ist darum nicht so gewaltsam, als Herr Schenkel meint, und die Uebergangsformel mag

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auch lauten wie sie wollte *), ein Gedanke drängt sich bers vor, der beide Theile verbindet.

Wenn das Gesagte zu Gunsten des zweiten Theiles spricht; so scheint ein anderes von den Gegnern der Inte grität unseres Briefes angeführres Moment das bisher zur Wahrscheinlichkeit gebrachte Resultat gänzlich wieder umzus stürzen, und als unabweisbarer Zeuge gegen den zweiten Theil dazustehen. Ich meine die Verschiedenheit der in beis den Theilen herrschenden Sprache. Ist diese erwiesen, und läßt sie sich nicht sonst natürlich erklären; so werden wir dem Verdachte nicht ausweichen können, die Verschies deuheit der Sprache weise auf Verschiedenheit der Autoren zurück. Kein persönliches Interesse mag uns bestimmen, etwas zu läugnen, was thatsächlich ist, darum gestehen wir ohne Anstand die Differenz in dem Style des einen und des anderen Theiles in dem fraglichen Briefe **). Doch fassen wir diese Differenz etwas genauer ins Auge. Der zweite Theil besteht fast aus lauter kleinen Säßen, in deren jedem ein Gedanke beschlossen ist, und die unter sich selten durch Conjunktionen verbunden fast einzig nur als Theile eines größeren Ganzen zusammenhängen. Von einem Periodenbau zeigt sich kaum hie und da eine Spur. Der erste Theil hin

*) Gie heigt: Μεταβᾶ μεν δὲ καὶ ἐπὶ ἑτέραν γνῶσιν καὶ διδα χήν. c. 18.

**) Non unus est styli color in utraque epistolae parte sagt H. Dr. Hente, einer der neuesten Vertheidiger der Aechtheit unseres Briefes in feiner Commentatio de Epistolae, quae Barnabae tribuitur, authentia. Jenac. 1829.

gegen enthält lange Deduktionen, die Bindewdrter find häufig gebraucht, der Styl wird durch Fragefäße belebt, die Aufa maksamkeit der Leser durch gewisse Formeln *) gesteigert, die Construktionsweise wechselt, und lange Perioden find keine Seltenheit. So ist denn im ersten Theile die Sprache weit weniger einfach, als im zweiten, und der Styl in jes nem gezierter. Es fragt sich nun, ob all' dieß uns zur Annahme zweier Autoren berechtige und nöthige, oder ohne solche Hypothese erklärt werden könne. Ergiebt sich das Lettere, so hebt sich das Erstere von selbst auf. Zeigt sich uns die Differenz im Style natürlich, so giebt sie weder Bes rechtigung, noch Verpflichtung zur Annahme zweier Verfass ser. Von vornherein wird zugegeben werden müssen, daß der Styl einer Schrift ebenso sehr von der Individualitåt des Gegenstandes, wie von der des Verfassers bedingt und influenzirt sey. Wir könnten hiefür einen der ausgezeichnete ften Philologen Deutschlands zum Zeugen aufrufen. Dieser Veteran hat neben seinen bekanuten philologischen Werken auch Romane geschrieben, und welche Verschiedenheit des Styles in beiden? Oder wenn ein gelehrter Theologe eine spekulative Abhandlung schreibt, und ein andersmal als schlichter Prediger spricht, wird da nicht der Gegenstand eine große Verschiedenheit des Styles verlangen? Der åhus liche Fall hat bei unserem Briefe statt. Sein erster Theil entwickelt eine gnostische Weisheit, und ist zu zeigen bes stimmt, daß das Judenthum aufgehoben und eine neue Heilsanstalt an seine Stelle getreten sey, auf welche hinzuweis

*) . 3. προσέχετε, νοεῖτε, βλέπετε u. gl.

fen von Anfang an die Bestimmung des Judenthums war. Darum mußten hier insbesondere die im Judenthum legens den Typen auf Christus, sein Wirken und Leiden, erklärt und gedeutet werden. Der erste Theil ist somit eine relis gionswissenschaftliche Abhandlung im Geschmacke der allegos rifirenden Schule. Eine ganz andere Aufgabe aber hatte der zweite Theil zu lösen. In ihm wollte der Verfasser seinen Adressaten die Hauptlehren der chriftlichen Moral in bândis ger Kürze, nach der Form zweier Lebenswege, ins Gedächtniß zurückrufen und ans Herz legen. Daher ist hier der Styl so einfach, daher trägt er so ganz das Gepräge einer väterlichen Ermahnung, wie sie ein sorgsamer Vater mit wenigen Worten, aber aus der Fülle des Herzens einem scheidenden Sohne geben mag. Daher hier keine künstliche Periodifirung, deßhalb nur einzelne Såße, jeden mit einem abgeschlossenen Gedanken, daher hier kein Streben nach sprachlicher Verbindung der einzelnen Ermahnungen, es ist genug, wenn sie zusammenhången in der Einheit des Gedankens. Eine ähnliche Erscheinung finden wir im ersten Briefe Pauli an die Christen von Thessalonich. Der parás netische Theil, besonders gegen Ende, wo Paulus zum Schluffe eilt, besteht aus einzelnen Säßchen, ohne sprach, liche Verbindung, gerade wie wir es im parånetischen Theile des Briefes Barnabå finden. Siehe I. Theffal. 5, 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. u. 22. Gewiß ist hier der Styl in hos hem Grade verschieden von dem im übrigen Theile des paus linischen Briefes. Wer möchte aber deßhalb auf zwei Vers faffer schließen? Analog sehe ich nun eben so wenig Recht und Verpflichtung hiezu beim Briefe des Barnabas,, bin

vielmehr der Ansicht, diese Verschiedenheit des Styles finde ihre natürliche Erklärung in der Verschiedenheit des in beis den Theilen behandelten Stoffes und Thema's. Ja, noch mehr. Vielleicht dürfte sich Jemand getrauen, zu behaupten: trok diefer natürlichen Verschiedenheit finde sich doch wieder eine Verwandtschaft in der Sprache, welche auf die Iden tität des Verfassers hinweise. Im Anfange des K. 19. fins det sich folgende eigenthümliche Construktion: 'Eav tis d'éλων ὁδεύειν ἐπὶ τὸν ὡρισμένον τόπον, σπεύσει τοῖς ἔρε yous avts. Hier steht offenbar ein. Particip statt des vou den Regeln der Grammatik verlangten Conjuktivs. Einem ähnlichen Falle begegnen wir im ersten Theile K. 6.: 'Enɛì ἦν ἀνακαινίσας ἡμᾶς ἐν τῇ ἀφέσει τῶν ἁμαρτιῶν, ἐποίησεν ἡμᾶς ἄλλον τύπον, ὡς παιδίον, ἔχειν τὴν ψυ χήν. llingweifelbaft beginnt bier ber adfat mit ἐποίησεν, und dem Vordersatze fehlt sein Modus finitus, an dessen Stelle, ganz ähnlich wie oben, ein Participium getreten ist.

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Ferner finden wir in dem zweiten, wie in dem ersten heile ben ausbrud σκεῦος τῷ πνεύματος für firper, owμa. Vgl. K. 21. mit K. 7. u. II.

In beiden Theilen wird nicht selten das Hülfszeitwort ausgelassen. Vgl. K. 19. u. 21. mit K. 8. u. 13. Manche Ausdrücke und Begriffe finden sich in beiden Theilen ganz oder nahezu gleich, so der Begriff und Ausdruck: Sinaiaμaτa K. 21. K. 10. K. 16.; und in den nur lateinisch ers haltenen ersten Kapitelu: aequitates Dei K. 2.; mandata Dei K. 4., was Clemens der Alexandriner, der die letztere Stelle citirt, mit dixaiarara giebt. Ja, noch spezieller:

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