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Lebensfrage, doch gewiß nie als etwas Gleichgültiges angesehen werden dürfe. In Bezug auf den zweiten wird in kurzer Darlegung der eigentlichen Lehre der katholischen Kirche nachgewiesen, daß dieselbe so schroff, wie vorgegeben werden wolle, nicht seye.,,Liegt nicht, fragt der Verf., schon darin, daß sich die protestantische Kirche (ausschließlich) die evans gelische nennt, eine vielfagende, eben nicht zårtliche Verwerfung der katholischen?" Nun die päpstliche Allokution. ,,Was ist dieselbe gegen die Invektiven, die die katholische Kirche in hundert Zeitungsartikeln und Schmähschriften hat erfahren müssen (und tagtäglich erfahren muß)? Was ist sie, gegen die rohe und ungeschlachte Allokution des Papstes der Rationalisten, des Hrn. Generalsuperintendenten Dr. Joh. Fr. Röhr?" Der Verf. erinnert dabei an die Allokution des Königs von Preußen bei dem Uebertritt des Herzogs von Anhalt Köthen zur katholischen Kirche, welche sofort in 10,000 Exemplaren cirkulirte; er wirft sodann einen Blick auf die tiefen Wunden, welche die Glaubenstrennung Deutschland geschlagen; wie vorzüglich die Geistlichen den Haß und die Partheyung zum krassen System ausgesponnen håtten, die größere Verschuldung hier wahrlich nicht auf Seite der Katholiken liege. Während aber im Leben jene Wunden allmåhlig zu verharschen begonnen, wurden sie durch dergleichen Ausfälle immer wieder aufgeriffen, der verjährte Groll der Vorzeit ewig und frisch in seiner alten Stärke fort und fort erhalten. Eine schöne Einigung der Gemüther seye durch den fremden Druck hervorgerufen worden, die die erfreulichen Früchte von 1813 und 1814 getragen. Aber mit dem Jahr 1817, der drei hundertjährigen Reformationsfeyer, seye der

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alte Geist der Zwietracht wieder heraufbeschworen, ein Fanás tismus zu Tage gefördert worden, der an finsterer Hårte und an krankhaften Zuckungen den schlimmsten Erscheinungen der frühern Zeiten nichts nachgegeben habe. Welche Pamphlete, voll der giftigsten Ausfälle, der gehåssigsten Anschuldigungen, der gröbsten Entstellungen, der wildesten Leidenschaftlichkeit sind nicht von dort an wieder erschienen, un ter denen das Schmählibell von Voß": Wie ward Frik Stolberg ein Unfreyer? den Reigen eröffnet?

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Ueber den vierten Punkt, welcher weniger ausführlich entwickelt worden ist, erlauben wir uns, ein paar Andeus tungen zu geben. Hr. Röhr gehört bekanntlich zu jenen Theologen, welche nicht bloß ein Fortschreiten des Christenthums annehmen, sondern dieses Fortschreiten mit dem Ver werfen aller positiven Lehren desselben für gleichbedeutend. hals ten, und denen die Fundamentallehren bloß als Uebergangs brücken in einen matten Deismus gelten. Hiefür war in Norddeutschland durch viele berühmte Namen Erstaunliches gewirkt worden, namentlich von jenen Exegeten, von wels chen Lavater irgendwo sagt: fie behandelten die Sache wie Notare ein Testament, bei dem Bewußtseyn, daß sie an der Erbschaft doch keinen Antheil båtten. In der katholischen Kirche traten zwar hie und da Männer auf, welche mit als ler Macht der Ueberzeugung, des Wissens und der Rede, die Sache des Christenthums so beharrlich als gründlich vers fochten; aber es waren vereinzelnte Stimmen, die man anderer Seits durch die mannigfaltigsten Mittel in Verruf zu bringen, im Wahn alleiniger Redebefugniß zu übertåuben bes flissen war. In der Praxis hatte sich allerwärts eine sehr

große Anzahl von Gliedern der katholischen Kirche durch eine Lauheit beschleichen lassen, die zu den schönsten Erwartungen berechtigte, dieselben baldigst einem Glaubensindifferentismus verfallen zu sehen, welcher gewöhnlich auch das Sit tengesetz auf einige verständige Cautelen zu Sicherstellung gegen Polizei und Strafgewalt reducirt. Da kam das Edlner Ereigniß. Man hatte erwartet, dasselbe würde nichtbloß auf die Gebildeten, sondern selbst auf die Menge, welcher seit langem schon so viel Aufklärung eingetrichtert wors den, keinen größern Einfluß üben, als etwa die Removirung eines saumseligen Nachtwächters in Treuenbricken oder Wus sterhausen. Aber es kam anders. Das Cdlners Ereigniß wurde zum Engel, der den Teich zu Bethesda in Bewegung setzte, und tausend kirchlich gichtbrüchige, die hinabstiegen, stiegen gesunder herauf. Es erwachte weithin neues kirchliches Les ben; in die vorhandenen gefunden Keime drang neue Lebenskraft, frischer Lebensmuth; das kirchliche Bewußtseyn_trat wieder hervor. Die da hinter ihren Kathedern blickten scheu in diesen Auferstehungsmorgen, welcher so vielen verdorrten Gebeinen Regung und Bewegung wieder brachte. Eine lange festgehaltene Illusion war zerronnen; der alte Recke stdhute ein wenig fie hatten es für Todesrdcheln gehalten; er war etwas fahl geworden es schien ihnen Leichenblässe zu seyn. Was man wünscht, hofft man; es kam auders.

Gleichzeitig traten in vielen Gauen Deutschlands eine Menge Schriftsteller auf, die man schon ihrer Zahl wegen nicht mehr so brevi manu abthun, beseitigen oder ignoriren konnte. Es waren nicht mehr Schriftsteller, wie vor fünfs zig Jahren, die allerdings leicht niederzukämpfen waren. Der

Verein von Talent, Dialektik, Wissen, gewandter Handhabung der Sprache, machte dieselben zu ganz andern Strei: tern für eine Sache, von welcher seitdem ohnehin manche schwächere, minder gültige Zuthat sich abgestreift hatte. Es wurde Princip gegen Princip aufgestellt, mit aller Schärfe, Haltbarkeit und Unhaltbarkeit, Folgerichtigkeit und Folge: widrigkeit entwickelt, die Fackel der Geschichte angezündet. Voran trat Roland. Görres, in etwas weitem Schwunge seine Durindana führend. Die theologischen Zeitschriften nahmen nicht bloß an wissenschaftlicher Gründlichkeit, sondern zugleich an entschiedener Sprache für den kirchlichen Glaus ben zusehends zu. Dazu kommen die historisch, politischen Blätter von Phillips und Görres, welche manchen wunden Fleck der Gegenparthey berührten, manche bisher unerdrtert gebliebene Frage vor das Forum der Oeffentlichkeit zogen, gleich mit ihrem ersten Erscheinen als tüchtige Anwålde der ecclesia pressa, welche bald eine oppressa werden sollte, sich ankündigten.

Es war nicht nur eine Illusion zerronnen, die katho lische Kirche war nicht bloß keine res conclamata, sondern sie hat sich in unglaublich kurzer Zeit zu rechter Wehrhaftig keit aufgerafft und vieles Gift, was eine Zeit lang unders kennbares Siechthum zur Folge gehabt hatte, ausgeworfen.

Die Herren Möhr und Consorten pflegen den Saß von der alleinfeligmachenden Kirche als Fahne aufzustecken, um welche sie ihre Getreuen sammeln; aber sie vergessen, daß fie allenthalben, sey's zur Zeit, sey's zur Unzeit, eine ähnliche und dazu noch viel beleidigendere Formel voranschieben. Sie nennen nämlich ihre protestantische Kirche die allein vers

nunftgemåße und betrachten die gesammte katholische Kirchens lehre, den ganzen katholischen Kirchengläuben und alle katholischen Kircheneinrichtungen, als baaren Unverstand, Bes. schränktheit, und Widersinnigkeit. Und zwar ist es nicht die protestantische Kirche, so wie sie ihre Lehre in einer aus der Reformationszeit datirenden symbolischen Schrift formulirt hat, welche Hr. Röhr und Gleichgesinnte unter der ihrigen verstehen, sondern die dürre Subjectivität in eben dem Maße, in welchem dieselbe von dem positiven Princip sich abtrennt und das negirende zu ihrer Unterlage macht. Angenommen, die katholische Lehre von einer allein seligmachenden Kirche würde ganz so aufgestellt, wie es von den Reformationspres digern vorgegeben wird, so wäre sie doch noch eine mildere, mindestens würdigere, als die von der alleinigen Vernunfts gemäßheit des Ndhr'schen Protestantismus; weil dort weder an das Individuum, noch an die Gesammtheit, sondern an denjenigen als Richter in letzter Instanz appellirt wird, wels cher auch über der Kirche steht; hier aber die Frage über Vernünftigkeit ohne alle Weiterziehung an einen Höhern durch Herrn Röhr und Aehnliche von ihrem alleineigenen hos hen Richterstuhl herab entschieden wird.

Jene unverkennbaren Wahrnehmungen nun, über welche gegenwärtig keine Täuschung mehr obwalten kann, sind es, welche die Herrn Röhr und Zimmermann so in den Harnisch gejagt haben. Sie können es nicht verwinden, daß der Anteus, welchen so viele gewaltig zusammenwirkende Kräfte darniedergeworfen, neu gekräftigt sich wieder aufrafft; und daß keiner von ihnen der Herkules seye, um ihn unter den Armen zu erstiden, das fühlen sie wohl. Es ist der Ins

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