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grimm, der ans ihnen spricht, da sie eben glaubten, den Siegesjubel über die Vernichtung des gehaßten Feindes hers vorbrechen lassen zu dürfen. Sie mußten ihrem Zorn Luft machen, der sicher nicht einen so schäumenden Ausbruch genommen, wenn das Cölner Ereigniß nicht eine so merks würdige Regeneration zur Folge gehabt hätte. Es war aber auch gar zu arg, die Leute aus dem lockeren Kartenhaus kirchlicher und religiöser Gleichgültigkeit mit einemmal so schaarenweise wieder zu den alten, tief in die Erde gewür zelten und kühn in den Himmel sich wölbenden Hallen wal len zu sehen! Ueber einem solchen Anblick mußte wohl ei nem Röhr, einem Paulus, einem Bretschneider, einem Zim mermann und wie sie alle heißen mögen, das Blut heißer werden.

Doch kehren wir wieder zu unserer Schrift zurück. Wenn fich bei den würdigsten Gliedern der katholischen Kirche, so bei Geistlichen als bei Layen, eine Hinneigung zu einer abs geschlossenen Lehre und zu einer strengern Obverfanz hinsicht, lich der Disciplin und aller kirchlichen Ordnung kund that, fo ist dem Verfasser nicht entgangen, daß auch in der protes stantischen Kirche gar Bielen,,das wild gewordene Subjecti vitätsprincip“ nicht mehr behagt. Das Streben, Religion und Religiofitåt im Volke wieder tiefer zu begründen, zeigt sich auch hier. Der Versuch, dem Moment der Anbetung im Cultus mehr Gewicht zu verschaffen, hat die preußische Agende hervorzurufen. Man kennt das leidenschaftliche Ges schrei gegen die neuen protestantischen „Dunkelmånner“ wie Hengstenberg, Rust, Sartorius u. a. Uebertreibungen und Rückschritte der heterogensten Art giebt es auf dem Gebiete

des Protestantismus noch weit mehr, als auf demjenigen' der katholischen Kirche, denn „das System derselben gleicht einer feststehenden Stereotypenschrift; Druckfehler, falsche Lesarten können nicht einschleichen; dagegen behauptet der Protestantismus den Vorzug beweglicher, zu aller Deutsamkeit beweglicher Lettern.“ Ja, die angestrebte Rückkehr zu einer festern, nicht dem individuellen Dafürhalten breiweich sich fü genden Unterlage fordert allbereits solche Berücksichtigung, daß, wenn Einer Predigten über das Leben Jesu halten will, er sich gendthigt sieht, „den Rationalismus zur Vorderthüre hinaus zu schieben, um ihn wenigstens in frommem Schmuck, mit Talar, Baret und supernaturalistischen Floskeln maskirt, zur Hinterthüre wieder hinein zu lassen."

Nur leise und schonend berührt der Verf. den durch die Röhr'sche Predigt (schon dadurch, daß sie in solcher Weise gehalten werden konnte) an das Tageslicht tretenden Mangel an socialem Anstand, welcher ein ruhiges, stilles, in kirche licher Beziehung fast wehrloses Håuflein von 10,000 Katholifen des Großherzogthums Weimar so zu krånken, keinen Anstand nehmen konnte. Auffallender dagegen scheint es ihm, daß der Hofpredige eines Fürsten, dessen Unterthanen zu nahe einem Drittheil zur katholischen Kirche sich bekennen, so sich erklären, die Religion dieses Drittheils von Unters thanen vor ihrem Fürstenhause so herabwürdigen und låstern konnte, nicht einmal darauf Rücksicht nehmen mochte, daß die künftige Landesfürstin Katholikin seye. (Würde ein Hofs prediger des Königs von Bayern in solcher Weise, mit sols cher empörenden Heftigkeit gegen die Protestanten sich hers. Theol. Quart. Schr. 1839. 46.

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ausgelassen haben, was möchte es in der Darmstädter Kirs chenzeitung nicht zu lesen gegeben haben?)

S. 51 ff. verläßt der Verf. den allgemeinen Standpunkt und beschränkt seinen Blick auf die im Großherzogthum Hessen hervortretenden Thatsachen; wie nämlich neben Katechismen, religionsgeschichtlichen Schriften und der Darmstädter Kir chen-Zeitung in den politischen Zeitungen die katholische Kirche herabgewürdigt, lächerlich und verächtlich gemacht, alles Gute derselben ignorirt werde, und dieses selbst in der Hess fischen Landeszeitung, welche noch zudem von allen Pfarrern und Bürgermeistern (also auch der katholischen Gemeinden) mit fünf Gulden jährlich bezahlt werden müsse. Schon der Umstand einer Zwangsabnahme für diese Zeitung sollte doch die gerechte und billize Rücksicht auferlegen, die Katholiken wenigstens zu schonen. Dieß aber geschieht nicht, in einem Lande, in welchem diefe einen Drittheil der Bewohner, und zwei der edelsten und schönsten Striche desselben ausmachen, wo die gesammte katholische Geistlichkeit nichts von Fanatiés mus an sich trägt, wo der Unterschied der Konfessionen durch alle Familien, selbst bis in das Fürstenhaus hinaufreicht. „Guter Same ist es nicht, der durch solche Befehdungen ausgestreut wird.“

Was vorerst in der Landeszeitung an unwahren Nachrichten und falschen Anschuldigungen füglich nicht aufgenom men werden kann, das wird dann in andere deutsche Zeitun gen niedergelegt. S. 58. wird eine Reihe solcher Histörchen, welche die Wanderung durch ganz Deutschland machten, dis tirt, das Wahre davon nachgewiesen, und gezeigt, daß sie sämmtlich schamlose Entstellungen ganz unschuldiger Vor:

gånge waren. Besonders ist seit einiger Zeit der katholische geheime Staatsrath Linde Gegenstand der Anfeindung geworden, aus keinem andern Grunde, als seiner Confession wegen. Ein einziger Katholik im Ministerium (,,und wie viel sollen es denn weniger seyn?") ist gewissen Leuten ein Stein des Aergernisses; ja es wird in einer Zeitung sogar selbst mit dürren Worten gesagt: Hr. Linde könnte noch Miz nister werden, wenn er nicht katholisch wåre!

Der Verf. berührt S. 66. auch gewisse bürgerliche Verhåltnisse, worüber man freilich in der „Landeszeitung“ vergeblich Aufschlüsse suchen würde, die aber eben deßwegen um so verdankenswerther sind, indem sie einen klaren Bes weis geben, wo thatsächlich Toleranz eher zu suchen seye. Mainz war ehedessen rein katholisch, wie Darmstadt rein pros testantisch. Jenes zählt unter 30,000 Einwohnern 3000 Proz testanten, dieses etwa 2200 Katholiken unter 22000 Einwohnern. In Mainz besitzen die Protestanten eine schöne, der Cathedrale gegenüberstehende Kirche; ihre Geistlichkeit erhält einen Beitrag aus der Stadtkasse; ihre vier Schulen werden aus der Stadtkasse bestritten; im Gemeinderath sitzen mehr rere Protestanten. In Darmstadt wurde der Bau der katholischen Kirche durch den Großherzog angeordnet; von der Stadt erhält die katholische Geistlichkeit keinen Zuschuß; bis in die neueste Zeit besaßen die Katholiken eine einzige Schule, die durch ihre eigenen Beiträge alimentirt werden muß; erst seit Kurzem wurde ein Zuschuß zum Bau einer neuen Schule bewilligt; in dem Stadtvorstand sitzt zur Zeit noch kein einziger Katholik, hingegen bei den städtischen Abgaben wurde keiner aus ihnen vergessen.

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Am Schluß werden die Urtheile verschiedener protestans tischer Schriftsteller über die große weltgeschichtliche Bedeutung der Kirche im Mittelalter für die Entwicklungsgeschichte der Menschheit angeführt. Aber freilich für Leute, welche mit Hrn. Röhr frech genug sind zu behaupten; „Der Mensch seye damals kaum eine Stufe höher gestanden als das vernunftlose Thier," welche sich in die antihistorische Behauptung, die Bibel seye damals ganz unbekannt gewesen (fünfs zehn deutsche *) Uebersetzungen waren indeß schon vor Luther erschienen), festgerannt haben, liegt in den evidentesten Thats sachen, in den hierauf gegründeten richtigen Urtheilen keine Beweiskraft; und auf die Fragen: ob das Concil von Trient, oder die Synoden zu Klosterberge und Dordrecht eis nen mildern und gemäßigtern Sinn gezeigt hätten, ob es beffer gewesen seye, unter den H.H. Heßhusius, Wigandus, Selneccerus, Mamphrafius u. a., als unter den Gregoren und Innocenzen zu stehen? werden sich die Herren Röhr und Zimmermann schwerlich einlassen wollen.

,,Was die wirklichen Umwälzungen, sagt am Schlusse der Verf., betrifft, die in den letzten fünfzig Jahren stattge= funden haben, so weiß jeder, welchen Antheil die katholische Kirche daran hat; jeder, was die Umwälzungen im Mutters lande aller Revolutionen, in Frankreich, was sie in Spanien, Polen, Belgien hervorrief." Daß seiner Zeit in Mainz protestantische Professoren an der Spiße der Revolution stuns den, daß die demagogischen Umtriebe in Hessen nur in pro testantischen Landestheilen vorkamen, daß in dieselben nicht

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*) D. h. hochdeutsche, die übrigen nicht gerechnet. A. d. Red.

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