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arabiens entnommene Söldner auftreten, in größerem Maßstab in der Zeit der größten auswärtigen Kriegsunternehmungen, in dem nach 1600 v. Chr. beginnenden neuen Reiche". In dieser soge= nannten Heldenzeit Ägyptens tauchen zwei weitere Elemente unter den Soldtruppen auf, die später weit wichtiger werden: die ersten Europäer und die Libyer. Bald entwickelt sich eine starke Konkurrenz zwischen diesen zwei Elementen. Etwas nach 1200 v. Chr. gewinnen die Libyer so die Oberhand, daß ihre Generäle („die Obersten der Maschawascha“) die Thronfolge regeln und später selbst den Thron besteigen können. Libysche Besaßungen füllen Ägypten; sie werden angesiedelt, indem man den Soldaten mit einem Erbacker belehnt, der den ältesten Sohn der Familie als Nuznießer zum Kriegsdienst verpflichtet,1 so entsteht der ägyptische Kriegerstand (von dem die Griechen sich eine sehr irrige Anschauung machten, und den moderne Gelehrte darum irrtümlich mit den indischen Kriegerkasten verglichen). Es ist dies die zahlreiche Kriegerklasse, welche Ägypten ein besseres Heer sicherte, als es vordem besaß und ihm erlaubte, sich gegen die mächtigen Assyrer lange seine Selbstständigkeit zu bewahren und die assyrische Herrschaft Assurbanipals nach wenigen Jahren abzuschütteln. Die libyschen Offiziere bildeten seit langer Zeit einen Adel und regierten als Gouverneure, zeitweilig auch, wenn die Zentralisation der Regierung einmal nach= ließ, als unabhängige Gaufürsten in den Hauptstädten der Provinzen. Allmählich mußten die Könige doch wieder europäische und fleinasiatische Truppen in größerer Anzahl heranziehen, woraus sich gewaltige Konflikte mit den in ihren Rechten gekränkten, an= geblich „ägyptischen“ Truppen ergaben. Dieselben fühlten sich noch immer, durch ihre Organisation in ihrer Nationalität geschüßt, als Nichtägypter. Die Perser ließen nach der Eroberung durch Kambyses die Organisation der ägyptischen streitbaren Leute" (so machimoi von den Griechen genannt) unangetastet, wofür sie mit schweren Empörungen dieser privilegierten Klasse zu büßen hatten. Die Führer dieser Revolutionen trugen noch libysche Namen, nannten sich stolz Libyer, und scheinen sogar im Zusammenhang mit den unabhängigen Libyern in der westlichen Wüste geblieben zu sein. Erst unter den Ptolemäern verloren die stolzen Krieger (welche um 200 die Griechen in einer großen Erhebung beinahe aus dem Land jagten) allmählich ihre Rechte, verarmten und gingen so in der unkriegerischen

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1) Ähnlich z. B. bei den Timarioten der Türken.

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Masse der unterdrückten Ägypter unter. Warum dieser im Land ansässige, fremde Kriegerstand troß seiner Zahl und Tüchtigkeit die ägyptischen Könige nicht ermächtigte, die Eroberungen der Zeit der 18.-20. Dynastie wieder aufzunehmen, wird unten zu besprechen sein.

Dieser Überblick zeigt also, daß die eingeborenen Ägypter selbst zu allen Zeiten als Soldaten sehr wenig in Betracht kamen. Söldnerheere sind aber so teuer, daß nur ein gewaltiges Reich sie in großen Massen halten kann, und ganz mit Söldnern ist noch selten ein größeres Reich gegründet worden. Bei allem Reichtum konnte demnach Ägypten doch nicht ein so zahlreiches Heer erhalten, wie es zur Behauptung eines größeren Besißes notwendig gewesen wäre. Was von den Pharaonen mit ihren kostspieligen Truppen erworben wurde, konnten sie dann deswegen besonders schwer behaupten, weil dem ägyptischen Volk der Expansions- und Kolonisationstrieb fast gänzlich abging. Wohl kein Volk des Altertums wie der Neuzeit hat so ängstlich an der Scholle geklebt; nur in mehreren kleinen, nahe bei Ägypten gelegenen Dasen der libyschen Wüste scheint eine größtenteils von der Regierung durch zwangsweise Ansiedelung (Deportation von politischen Verbrechern 2c.) betriebene Ägyptisierung Erfolg gehabt zu haben. In Nubien, wo die Lebensbedingungen ziemlich dieselben waren wie in Ägypten, hätte die Kolonisation am meisten Aussicht haben sollen, konnte sich aber nirgends behaupten; die allmähliche Verschiebung der Volksgrenze bis zum ersten Katarrakt (s. v. S. 8) erfolgte sehr langsam und nie ganz vollständig. Bis auf den heutigen Tag wohnen Nubier ein gutes Stück nördlich von den Stromschnellen bei Assuan. Nach Norden aber bildeten die Sandwüsten und das Meer noch mehr ein Hindernis für die Ausbreitung des aller Unternehmungslust baren ägyptischen Volksstammes, als sie die Landesgrenzen beschüßten. So konnten die ägyptischen Herrscher niemals mehr in Asien erzielen, als ein ziemlich geringes Gebiet für eine Zeit tributpflichtig zu machen; aus Ägypten waren nur schwer Truppen und Beamte genug entbehrlich, um eine dauernde Verwaltung des Eroberten zu ermöglichen, obwohl Zwangsansiedlungen auch in Asien versucht wurden. Von Assimilation des eroberten Landes konnte nie die Rede sein.

Man hat oft die Ägypter mit den Chinesen verglichen, die ebenso eine unkriegerische, abgeschlossene (?), ganz auf Ackerbau ge= gründete Nation gewesen sein jollen. Wieweit diese Vergleichung zutrifft, kann hier nicht untersucht werden; in Bezug auf Unternehmungsgeist und kriegerische Fähigkeiten sind die Chinesen jeden

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falls den Ägyptern stets weit überlegen gewesen, haben ja auch meist die umwohnenden Völker beherrscht. Die Ägypter haben nun dank ihrer an die Chinesen erinnernden Volksmenge es leicht vermocht, in Zeiten der nationalen Einheit auch ohne Soldtruppen das dünn besiedelte Flußtal Nubiens, die unbedeutenden Oasen der Libyschen Wüste und die besonders spärlich bewohnten libyschen Grenzbezirke im Nordwesten des Deltas zu überrennen, obwohl die Bewohner aller dieser Striche individuell an Tapferkeit ihnen weit überlegen waren. Bei Zügen in den weit entfernteren, asiatischen Osten lagen aber die Verhältnisse für sie viel ungünstiger. Die Asiaten standen auf einer ganz anderen Kulturstufe als jene armseligen Afrikaner und waren dabei bedeutend wehrhafter als die Agypter. Der einzige Nachteil, den sie diesen gegenüber hatten, war ihre gewöhnliche politische Zersplitterung. Ein geeintes Syrien, selbst eines das blos bis zum Euphrat reichte, war wohl den Pharaonen troz des Reichtums und der Volksmenge Ägyptens stets vollkommen gewachsen (s. u.), für gewöhnlich aber hatten die Ägypter, wenn ihre Machtmittel hinreichten, um eine mäßig starke Expedition nach Syrien zu schicken, mit einer solchen Kleinstaaterei und einer solchen Uneinigkeit zu thun, daß ihnen ein gewisser Erfolg ziemlich sicher sein mußte. Das gilt besonders für Palästina und Phönizien, wo die Natur des Landes genau wie in Griechenland jedem Städtchen und Stämmchen mehr oder weniger erlaubte, für sich ein Staatswesen zu bilden. In Nordjyrien und Nordmesopotamien waren die Be= dingungen zur Bildung von etwas umfangreicheren Staaten schon weit günstiger. Nördlich davon erhoben sich gewaltige Gebirgsmauern. An ein Vordringen nach Babylonien konnten die Ägypter natürlich nicht denken; Entfernung, Kultur und Volkszahl dieses Landes verboten das für die beschränkten Mittel der Könige vom Nil. Und so sehen wir denn, daß bis zur Ptolemäerzeit das Amanusgebirge (das Thutmosis III. vielleicht aus der Ferne sah, aber schwerlich bei seinen Zügen wirklich berührte) und das Ostufer des Euphrats die Grenze bezeichnen, bis zu der ägyptische Fahnen getragen wurden. Oft geschah das nun nicht, wahrscheinlich nur 3 mal in der ganzen Geschichte vor der ptolemäischen Zeit. Gewiß war es zu den meisten Zeiten den Ägyptern leicht, die palästinische Küste oder auch wohl das Hinterland derselben auszurauben - denn um etwas Anderes als eine Ausplünderung konnte es sich ja, wie gesagt, nie

1) Die Geschichte dieser Eroberungen kann hier nicht besprochen werden.

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handeln, bei der oben erläuterten Unmöglichkeit einer Kolonisierung - aber das bezahlte eine Expedition dorthin schwerlich. Weiter reichende und wirklich durch Beute lohnende Unternehmungen haben aber nur wenige Pharaonen versucht, wie sich aus der folgenden Übersicht ergiebt.

Kriegerische Verwicklungen mit Asien scheinen schon Denkmäler jener uralten Könige (aus Dynastie 1-2 und vielleicht noch vorher) anzudeuten, deren Gräber man neuerdings bei Abydos entdeckt

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Abb. 2. Elfenbeinplättchen aus dem bei This-Abydos gefundenen Grab des Königs Chasti (oder ähnlich; bei Manetho irrig Kenkenes genannt) aus der 1. Dynastie (Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr.). Der König ist dargestellt, wie er einen niedergeworfenen Asiaten mit der Streitart erschlägt; daneben rechts die Inschrift: Abwehren der Ostvölker (oder,,Leute aus dem Osten'). Eine der ältesten Abbildungen eines Asiaten.

hat. Es mag sich aber dabei nur um Grenzhändel mit dem bedui nischen Diebsgesindel handeln, wenn z. B. einer jener Könige sich des „Abwehrens der Ostländer" rühmt. (Vgl. oben die Abbil dung.) So manche kriegerische Ruhmestat, auf welche Inschriften der Zeit bis 1600 v. Chr. anspielen, war auch wohl nichts weiter, als daß bewaffnete Grenzwächter oder ein Aufgebot der Bauern

1) Veröffentlicht von Spiegelberg in: Zeitschr. für ägypt. Sprache, 1897 Bd. 35, S. 8.

einer Bande Beduinen ein Stück nachjeßten, die flink ins Ostdelta eingefallen war, um Vieh und Getreide zu stehlen. Troz zahlreicher Grenzbefestigungen, von denen die bedeutendste, die „Fürstenmauer, bestimmt die Asiaten abzuwehren", das später Gosen genannte Tal abschloß, ließen sich dergleichen Grenzplackereien nie vermeiden. Der Beduine war hungrig, Ägypten reich und die Versuchung groß. Wir dürfen also ruhig bei fast allen älteren Anspielungen ägyptischer Beamten und Könige auf Siege über die Asiaten annehmen, daß es sich um solche kleinliche Reibereien handelte. Im übrigen haben alle Inschriften der ältesten Periode, namentlich die Grabinschriften bis circa 2000 v. Chr., das Prinzip, von den verächtlichen Barbaren so wenig als möglich zu sprechen.

Der älteste König, der ernsthafte Kriege mit den Asiaten zu führen hatte, scheint Snofru oder Snefrui, der Begründer der 4. Dynastie, gewesen zu sein, doch haben wir nur Fragmente eines späteren Romanes darüber, also eine sehr trübe Quelle. Jener König war allerdigs ein tüchtiger Krieger, der den ersten bedeutenden Feldzug nach Nubien unternahm, von dem wir wissen. Da er mehrere Befestigungen und Orte im Nordosten des Delta anlegte, sieht es freilich aus, als hätten die Ägypter ihr Land gegen einen gewaltigen Angriff von Osten her schüßen müssen, anstatt erobernd in Asien vorzugehen. Leider wissen wir zu wenig von diesem Krieg nach der oben erwähnten, bedauerlichen Sitte jener Zeit, das unreine Asiatengesindel möglichst mit Verachtung und Stillschweigen zu strafen. Siehe unten indessen einen Anhaltspunkt für die Wahrscheinlichkeit eines gewissen Erfolges.

Etwas besser steht es mit dem Kriege, den der mächtige König Pepy (sprich etwa Apopy?) I. von der 6. Dynastie (also um 2500 v. Chr. oder nicht sehr viel später) geführt hat. Sein erster Minister Una oder Wony hat diesen Krieg als Feldherr geleitet und darum es nicht über das Herz bringen können, dies in seiner, eine Selbstbiographie enthaltenden, Grabschrift zu verschweigen. Leider ist seine Beschreibung des Krieges so poetisch und allgemein gehalten, daß sich sehr wenig über den Umfang der Kämpfe sagen läßt und man darin lange Zeit nichts sah, als eine jener mehr oder weniger resultatlosen Straferpeditionen gegen räuberische Beduinen. In Wahrheit hat es sich um einen ganz bedeutenden Krieg gehandelt. Angeblich hatten allerdings Übergriffe der „Sandbewohner" d. H. der Beduinenhorden, ihn hervorgerufen, was aber vermutlich nur ein diplomatischer Vorwand war. Ein gewaltiges Heer wurde

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