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ihrem falschen Kriegsruhm anknüpfte, hatte die Probe eines Konfliktes mit einem ebenbürtigen Gegner weit schlechter bestanden als die Thutmosiden. Indessen mag das damalige Chetiterreich stärker gewesen sein als das sinkende von Mitanni nach 1500. Das ägyp= tische Gebiet erhielt nun in dieser Zeit eine etwas engere Verbindung mit Ägypten, zahlreichere Besaßungen in festen „königlichen Städten" und eine bessere Aufsicht über die ewig einander befriegenden kleinen Raubfürsten. Unter den schwachen Ramessiden des 13. Jahrhunderts aber schlief diese Organisation der Tributgebiete und ihre Botmäßigkeit gewiß bald ein.

Um 1230 v. Chr. treffen wir in Ramses III. einen thätigen König, der sich wieder um Syrien bekümmerte. Den Anlaß lieferten ihm die kriegerischen Philister, welche damals gerade in Syrien

eingefallen waren, sich in Palästina festgesezt hatten und als Räuber zu Land und zur See ganz Syrien verheerten, auch Ägypten mit ihren Raubschiffen vielfach heimsuchten. Innerhalb des alten ägyptischen Gebietes scheint Ramses III. diese unruhigen Gäste zur Botmäßigkeit d. H. Anerkennung seiner Herrschaft, Tribut (und Stellung von Soldtruppen?) gezwungen zu haben. Die politischen Verhältnisse lagen ihm darauf außerAbb. 7. Ein von Ramses III. gefangener ordentlich günstig für weitere Unternehmungen; denn das Chetiterreich war damals in einem Zustande der Auflösung. So gelang es denn dem Pharao, das jezt unbeschüßte Land der Amoriter (Amur) nördlich von Palästina siegreich zu durchziehen und ein Stück den Orontes hinunter amoritische und chetitische Kleinfürstentümer auszuplündern. Viele Beute an Schäßen und Gefangenen wanderte nach Ägypten und wurde von dem auffallend frommen König besonders an das

Chetiterfürst.

1) Es ist nicht unmöglich, daß zu der sagenhaften Gestalt des Sesoftris mehr als ein König Züge lieferte. Mit dem unten zu besprechenden Eroberer des 10. Jahrhunderts verwechseln ihn Pseudocallisthenes und Andere (vgl. Wiedemann, Das zweite Buch Herodots, S. 403), die ihn Sesonchosis nennen. Ob der Name von einem König der 12. Dynastie herstammt, ist neuerdings erwogen worden, ist aber wenig wahrscheinlich. Jedenfalls hat man ihn bald und ausschließlich an Ramses II. angeknüpft. Über Thutmosis III. als nationalägyptischen Heros, dessen Name z. B. später als Amulet viel getragen wurde, siehe oben S. 19.

riesige Reichsheiligtum des Amon in Theben verschenkt. Bleibende Eroberungen hat Ramses III. aber in jenen Gebieten nicht gemacht; auch Damaskus scheint nicht mehr fester ägyptischer Besiß geworden zu sein.

Mit diesem König erlischt der kriegerische Glanz Ägyptens auf lange Zeit; innere Kämpfe verhindern jede Machtentfaltung nach außen, und die Kriege der Philister mit den Phöniziern und Stämmen des inneren Palästinas nehmen ohne jede Rücksicht auf den Pharao ihren Fortgang. Um 1100 liefert der Bericht über die Reise eines Ägypters nach Byblos den Beweis, daß niemand mehr Ägypten respektierte.1 Erst am Anfang der 22. Dynastie verwendete der zum König des Nillandes gewordene, kräftige General Schoschenk 1. (in der Bibel zu Schîschak, Sisak, entstellt) seine libyschen Truppen, um die Palästinäer daran zu erinnern, daß sie eigentlich ägyptische Untertanen waren. Den Anlaß dazu wird wohl nicht der kleinliche Streit zwischen den eben wieder auseinandergefallenen Königreichen von Israel und Juda geliefert haben, in den Schoschenk (damals oder erst später?) schlichtend und beide brandschaßend eingriff, sondern die Verhältnisse der Philistermacht und des Reiches von Thrus, das Hiram so glänzend in die Höhe gebracht hatte. Palästina allein würde (troz aller Legenden über Salomos Reichtum!) einen Feldzug wohl nicht gelohnt haben. Ob von der Macht des tyrischen Reiches nicht noch genügende Reste vorhanden waren, um den Ägyptern das Plündern nördlich von der Philisterküste zu wehren, wissen wir leider nicht; nur ein dürftiger Bericht über die Plünderung Palästinas ist inschriftlich und in der Bibel erhalten.

Jedenfalls scheint Schoschenk I. den lezten Versuch zu be= zeichnen, die alte, seit etwa 1200 v. Chr. eingeschlafene Herrschaft der Doppelkrone über Syrien zu erneuern (ca. 930). Ein Heer hätte Ägypten auch nach ihm wohl besessen, vielleicht zahlreicher und kriegstüchtiger als das, womit die Könige der 18. Dynastie so achtenswerte Erfolge erfochten hatten. Aber die libyschen Lehnssoldaten waren zum Adel Ägyptens geworden, der unter einander um Burgen, Grafschaften und die zu ihren Leibeigenen herabgejunkene Bevölkerung ägyptischen Stammes unablässig raufte, sobald ein weniger kräftiger Pharao ihn nicht im Zaum hielt (vgl. S 9). Gegen auswärtige Feinde konnten diese stolzen Krieger tüchtig sich wehren, wenn der feindliche Einfall ihren eigenen Besig in Gefahr

1) Vgl. diesen Bericht (den Papyrus Golenischeff) in den Mitteilungen der Vorderasiat. Gesellsch. V, 1900, S. 14 ff.

brachte, nur zum Zusammenhalten waren sie schwer zu bringen. Aber ins Ausland auf unsichere Unternehmungen ließen sie sich nicht gerne schicken und aus ihren Fehden und Lokalinteressen herausreißen. Für solche Züge in die Fremde mußte der Pharao in erster Linie fremde, nicht ansässige Söldner anwerben, diese hatte er aber für gewöhnlich am nötigsten, um die wenig botmäßigen Lehnsleute im Zaum zu halten und seine Hausmacht zu schützen. Das Heranwachsen des äthiopischen Reiches, welches beständig als Heimat der wahren Orthodoxie auf den Tempel Amons in Theben, damit aber auch auf das ganze, von Amon verliehene, Pharaonenreich der „zwei Länder“, seine Hand zu legen suchte, wirkte sehr bald lähmend. Dazu kam noch, daß in Asien das Reich Assyrien sich zu einer Großmacht entwickelt hatte, welche Mitanni und den Großkönig der Chetiter beträchtlich überragte. Mit dieser neuen Großmacht um Syrien anzubinden, war bedenklich, und es scheint nicht, daß ein ägyptischer König es wagte, störend in die assyrischen Ansprüche einzugreifen, auch wenn dieselben von den am Tigris wohnenden Königen gerade nicht tatsächlich zur Geltung gebracht werden konnten.1 Als die Äthiopen um 700 v. Chr. sich thatsächlich Ägyptens bemächtigten, waren sie nie im sicheren Besiz des Landes und darum am wenigsten im Stand, gegen Assyrien angreifend vorzugehen, obwohl es nicht unwahrscheinlich ist, daß sie aus Angst vor dem assyrischen Koloß unter dessen Untertanen intriguierten. Es mögen solche Intriguen gewesen sein, welche Assarhaddon und Assurbanipal zu ihren ägyptischen Feldzügen bewogen; als offener Grund diente daneben wahrscheinlich auch eine leicht zu beschaffende Aufforderung der libyschen Gaugrafen, sie vom Äthiopenjoch zu befreien. So stellten die Assyrer in Ägypten jene Vielherrschaft klug wieder her. Die Fürsten von Saïs vereinten freilich schon nach wenigen Jahren durch Psammetich I. das zerrissene Land und jagten die einander bekämpfenden Athiopen und Assyrer aus demselben mit der Hilfe kleinasiatischer und griechischer Söldner, die besonders der befreundete König von Lydien lieferte. Auf diese gestüßt, konnte Necho II. (vielleicht schon Psammetich I.)2 versuchen, dem untergehenden assyrischen Reiche Syrien zu entreißen und wie es scheint, sogar in

1) Darum stimmt es vorzüglich zu diesen Verhältnissen, daß H. Winckler alle vermeintlichen Einmengungen Ägyptens in assyrische Rechte als irrig verstanden nachgewiesen und auf das nordarabische Reich Musri bezogen hat.

2) Er soll Azotos-Asdod lange Jahre belagert haben, eine etwas auffallende Angabe. Ist an dieser seltsamen Überlieferung Herodots etwas richtiges, so

das nördliche Mesopotamien einzudringen, genau auf dem Wege, auf dem fast 900 Jahre vorher Thutmosis III. die Fahnen Ägyptens zu ihren glänzendsten Siegen getragen hatte (S. 20). Die Verhältnisse lagen für den unternehmenden Mann damals besonders günstig, aber das Eintreten des neuen babylonischen Reiches, das mit der einen Entscheidungsschlacht bei Karkemisch Necho schmählich aus allen seinen kühnen Eroberungsplänen heraus und ins Niltal zurückwarf, bewies gleichwohl aufs neue, daß Ägypten nicht die Kraft besaß, ein Weltreich zu gründen.1 Nechos syrische Herrschaft blieb somit ganz ephemer (608–604). Die Kämpfe der folgenden Saïtenkönige in Palästina gegen Nebukadnezar waren keine Eroberungs- sondern Verteidigungskriege und wenig erfolgreich. Dem Fall Jerusalems und des Königreichs Juda überhaupt, damit dem Verlust ihres Bollwerks in Asien, mußten die Ägypter schließlich untätig zusehen, und es möchte uns fast scheinen, daß nur Vorsicht gegenüber gefährlichen Nachbarn im Norden und Osten die Babylonier davon abhielt, mit einer lezten Anstrengung sich des Niltales selbst so zu bemächtigen, wie es die Assyrer (S. 26) und später

müßte Psammetich gesucht haben, sich einige einzelne Hafen- und Stüßpunkte an der palästinischen Küste, wahrscheinlich nur als Defensivstellungen, zu sichern.

1) Nur hier und bei den späteren Befreiungskriegen erfahren wir durch griechische Quellen Näheres von fortwährenden, erbitterten Konkurrenzkämpfen und Unbotmäßigkeiten der verschiedenen Elemente des bunt zusammengeseßten Soldheeres. Die Denkmäler schweigen natürlich fast gänzlich über diese traurigen Verhältnisse, sicher ist aber, daß sie regelmäßig schon lange vor dem 6. Jahrhundert v. Chr. wiederkehrten. Z. B. hören wir, daß am Ende der 19. Dynastie, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts schlimme innere Kriege Ägypten verwüsteten und damals „ein Syrer“ sich die Pharaonenkrone auf das Haupt sezte. Unter der neuen (20.) Dynastie finden wir nun Truppen aus aller Herren Länder verwendet, aber die, namentlich um 1400 (vgl. das Bild S. 21) so häufigen Söldner aus den wandernden Semitenstämmen, die „Meluchcha-Krieger", wie sie die Amarnabriefe nennen, scheinen radikal verschwunden und von Libyern und „Seevölkern" erseßt. So ergiebt sich die wahre Bedeutung der oben erwähnten Tatsachen. Die Herrschaft eines semitischen Offiziers war gewiß auf stammverwandte Beduinenregimenter in erster Linie gegründet; sein Sturz führte zur Abschaffung dieser Regimenter, gegen die man natürlich erst die Truppen anderer Nationalität ausspielen mußte. Dazu lese man die Kapitel über die Kämpfe der rivalisierenden und rebellischen Soldtruppen im mittelalterlichen Orient, um sich von den oben angedeuteten Greueln ein Bild zu machen. Wie oft nun aber vorher und nachher solche Revolutionen das unglückliche Nilland zerrüttet, den Thron umgestürzt und alle Machtentfaltung nach außen verhindert haben mögen, kann unsere Phantasie leicht ergänzen. Dieselben Erfahrungen haben wohl fast alle zu viel auf fremde Söldner vertrauenden Nationen gemacht.

die Perser taten. Der Hader zwischen den unverhältnismäßig zahl= reichen fremden und den ansässigen Kriegern wirkte dabei ganz besonders schwächend; gleichwohl mußten auch nach dem Fall des angeblich zu fremdenfreundlichen Königs Hophra-Apries die Könige immer neue Söldnerscharen aus den griechischen Ländern heranziehen,1 zur Abwehr der neubabylonischen und später der persischen Gefahr. Bei der Schlacht von Pelusium (525), welche Kambyses zum Herrn Ägyptens machte, scheinen diese Truppen noch die entscheidende Rolle gespielt zu haben. In der persischen Zeit beweist allerdings der ansässige ägyptische Kriegerstand noch seinen Unabhängigkeitssinn und seine (dem libyschen, nicht dem ägyptischen Charakter zuzuschreibende) Tapferkeit durch mehrere gewaltige Erhebungen gegen die fremde Herrschaft; jedoch ohne fremde Hilfe haben diese Befreiungskämpfer auch nichts gewagt, und die Zeit der Eroberungen war ganz vorüber, obwohl die halblibyschen Fürsten, welche im 4. Jahrhundert v. Chr. längere Zeit ihre Unabhängigkeit gegen den Perserkönig behaupteten, ihre Defensivkämpfe bisweilen über die Grenzen Ägyptens hinaus verlegten.

In der Ptolemäerzeit hat vor allem Euergetes I. kriegerische Erfolge im Norden davongetragen, wie keiner der alten Pharaonen. Aber lebte auch das Volk der alten Ägypter als mitleidig geduldete Pariaklasse fort, Ägypten war zum Griechenstaat geworden und hat als solcher in der Weltgeschichte seine erst gewaltige, später klägliche Rolle bis zur Einverleibung ins römische Reich gespielt. Besonders klar tritt das zu Tage in der Behandlung des alten Kriegerstandes, der argwöhnisch auf die Seite gestellt und zu einer Miliz lezten Ranges erniedrigt wurde, anscheinend fast niemals außer Landes verwendet und nur als „Landsturm“ in Fällen dringender Not ungern aufgeboten, wenn ein übermächtiger Feind in Ägypten einzufallen drohte. So mußten die streitbaren Leute" in jeder Weise herabsinken, vgl. S. 9. Gewiß hatten die Ägypter schon lange vor der Perserzeit eigentlich nur für Herrscher fremder Abkunft und deren mehr oder weniger fremde Soldaten ihre Steuern entrichtet, aber die Fiktion eines nationalen Staates war damals noch immer festgehalten worden. Die Perser hatten diese Fiktion zwar gestört, aber dafür das nationale Leben mehr unberührt gelassen als klug war (j. o.), im Gegensatz zu den Fremdherrschern in Alexandria,

1) Vgl. die Funde von Defenneh, welche beweisen, daß die wichtigen Grenzfestungen auch unter Amasis II. solche Besatzungen hatten, in diesem Fall besonders cyprische Griechen.

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