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2. Messerschmidt: Entzifferung der Keilschrift.

AO. V, 2 steht: Abb. 1: Darius, der große König, König der Könige, König der Länder, des Hystaspes Sohn, der Achämenide, welcher diesen Palast gebaut hat. Abb. 2: Xerxes, der große König, der König der Könige, des Königs Darius Sohn, der Achämenide.

Werden die Werte der Keilschrift-Zeichen mit lateinischen Buchstaben wiedergegeben, so stellt sich der Inhalt der beiden Inschriften folgendermaßen dar:

Von Abbildung 1:

1) D. A. Ra. Ja. Va. Hu, SCH. (2) CH, SCH, A. Ja, TH. I. Ja.

(3) Va. Za. R. Ka. (4) CH. SCH. A. Ja. Th. I. Ja. (5) CH. SCH. A.

Ja. TH. I. J. A. N. A. M.

(7) Da. Hi. J. U. N. A. M.

A. (9) P. U. TRa.

Ja. (12) I. Ma. M.

(6) CH. SCH. A. Ja. TH. I. Ja.

(8) V. I. SCH. T. A. S. Pa. Hi, J.
(10) Ha. CH. A. Ma. N. I. SCH. I. Ja. (11) Hi.

(13) Ta. TSCHa. Ra. M. (14) A. Ku. U. Na. U. SCHa.

Von Abbildung 2:

(1) CH. SCHa. J. A. R. SCH. A. (2) CH. SCH. A. Ja. TH. I. Ja. (3) Va. Za. R.
Ka. (4) CH. SCH. A. Ja. TH. I. Ja. (5) CH. SCH. A. Ja. TH. I. J. A.
N. A. M. (6) D. A. Ra. Ja. Va. H. U. SCH. (7) CH. SCH. A. Ja. TH.
I. Ja. Hi. J. A. (8) P. U. TRa. (9) Ha. CH. A. Ma. N. I. SCH. I. Ja.

So hatte Grotefend in genialer Weise die Entzifferung und das Verständnis von Inschriften angebahnt, deren Zeichenwerte vorher gänzlich unbekannt waren, und zu denen keine Übersetzung existierte, die ihn etwa hätte anleiten können, wie das die griechische Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen-Inschrift von Rosette tat. Wenn er troß dieser Schwierigkeiten zu einem Ziele kam, so ist das außer seinem Scharfsinn auch dem Umstande zu verdanken, daß die persische Keilschrift im Unterschiede von den beiden anderen, der neususischen und babylonischen, eine Schrift mit nur 39 Zeichen ist, also ein Schriftsystem, das der Zahl seiner Buchstaben nach beschränkt und seinem ganzen Wesen nach höchst einfach und andern bekannten Alphabeten entsprechend ist.

Trozdem bleibt Grotefend das Verdienst als erster durch geistreiche Schlußfolgerung den Zugang zu einer unerschöpflich reichen Literatur des Altertums eröffnet zu haben, wenn auch gleich hier, zeitlich vorgreifend, erwähnt werden muß, daß noch ein zweiter Gelehrter auf ähnlichem Wege selbständig, aber erheblich später, den Schlüssel zu den persischen Keilinschriften gefunden hat. Es war dies Henry Rawlinson, englischer Offizier in der persischen Armee, der als solcher Gelegenheit hatte, die Keilinschriften an Ort und Stelle zu studieren. Bei diesen Studien hat er eine ganze

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Rawlinsons Entzifferungs-Versuch.

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Reihe von Entdeckungen, die inzwischen in Europa gemacht waren, unabhängig davon noch einmal gemacht. Es erklärt sich das aus seiner gänzlich isolierten Stellung an der Westgrenze des persischen Reiches, infolge deren ihn Nachrichten über die in Europa ge= wonnenen Erfolge gar nicht, oder erheblich verspätet erreichten. So wußte er, wie er ausdrücklich betont, im Jahre 1835, als er zuerst ansing sich mit den Keilinschriften zu befassen, also 33 Jahre nach Grotefends Entzifferung, nichts weiter von dieser, als daß Grotefend einige Namen der alten Herrscher des AchämenidenHauses entziffert habe, aber weder etwas über die dabei benußten beiden Inschriften, noch über die gewonnenen Zeichenwerte. Er selbst verwendete durch Zufall zwei andere Inschriften, die er selbst abgeschrieben hatte. Sein Bericht darüber lautet: Diese Tafeln enthalten zwei dreisprachige Inschriften, geschrieben von Darius und seinem Sohne Xerxes. Sie beginnen beide mit derselben Anrufung des Gottes Ormazd (mit Ausnahme eines einzigen Beiwortes, das in der Darius-Inschrift ausgelassen ist), sie enthalten dieselbe Aufzählung der königlichen Titel und dieselben Angaben über Abstammung und Familie, und sind tatsächlich identisch bis auf die Namen der Könige und ihrer jedesmaligen Väter. Als ich daher begann die beiden Inschriften Zeile für Zeile miteinander zu vergleichen (oder richtiger: die persischen Teile der beiden Inschriften; denn, da die Teile, welche die Inschrift in der persischen Sprache darbieten, auf den Tafeln die erste Stelle einnahmen und in der wenigst komplizierten der drei Keilschriftarten geschrieben waren, wurden sie naturgemäß zuerst einer Prüfung unterzogen), fand ich, daß die Zeichen durchweg zusammentrafen, wenige, besondere Gruppen ausgenommen. Die Annahme lag daher sehr nahe, daß diese so gewonnenen, für sich stehenden Gruppen Eigennamen darstellen müßten. Weiter bemerkte ich, daß es unter diesen Gruppen in beiden Inschriften zusammen überhaupt nur drei voneinander verschiedene gab. Denn die Gruppe, die in der einen Inschrift an zweiter Stelle stand und nach ihrer Stellung den Gedanken nahe legte, daß sie den Namen des Vaters des Königs darstellte, der dort erwähnt war, traf zusammen mit der Gruppe, die in der andern Inschrift an erster Stelle stand. Somit veranlaßte sie nicht nur eine Verknüpfung beider Inschriften miteinander, sondern schien auch, unter der Vorausseßung, daß diese Gruppen Eigennamen darstellten, eine genealogische Aufeinanderfolge anzudeuten. Die natürliche Schlußfolgerung war, daß ich mit diesen drei Zeichengruppen

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die Eigennamen erlangt hatte, die drei aufeinanderfolgenden Generationen der persischen Herrscher zugehörten. Glücklicherweise entsprachen die drei ersten Namen, die des Hystaspes, Darius und Xerres, die ich zufällig auf diese drei Gruppen ihrer Aufeinanderfolge entsprechend anwendete, in jeder Beziehung den Bedingungen, und waren tatsächlich die richtigen Lösungen.“

So hatte er zufällig dieselben Königsnamen entziffert, wie Grotefend. Es gelang ihm aber sofort weitere Resultate zu gewinnen, da er bei seinem Aufenthalt in Persien noch andere Inschriften und darunter eine außerordentlich lange von über 400 Zeilen entdeckte, die in Europa noch nicht bekannt waren und ihm reiches Material zu Vergleichungen und weiteren Schlußfolgerungen boten. Diese lange, dreisprachige Inschrift findet sich eingemeißelt auf der Fläche des Felsens von Behistan, nach dem die Inschrift jezt allgemein benannt wird (im Zagros-Gebirge, etwa 5 Meilen östlich von Kirmanschah, und füdwestlich von Teheran). Der Fels steigt sehr steil und unvermittelt aus der Ebene bis zu 540 m Höhe an. Etwa 100 m über seinem Fuß ist die Wand vollkommen geglättet, und hier, in völlig unzugänglicher Höhe, ist die Inschrift und darüber Reliefs eingehauen. Ob einst Stufen zu derselben hinaufführten, ist ungewiß. Spuren von solchen sind nicht mehr vorhanden. Die Reliefs stellen den König Darius dar, der seinen Fuß auf einen vor ihm am Boden liegenden Feind seßt, und vor ihm stehend mit auf den Rücken gefesselten Händen neun Empörer (f. AO. IX, 3/4 S. 6). Von ihrer Empörung und Niederwerfung erzählt der König. Die Anwendung der früher gefundenen Werte auf diese Inschrift, die er in den Jahren 1835-37 unter großen, durch ihre Unzugänglichkeit und seine Berufstätigkeit veranlaßten Schwierigkeiten abschrieb, lieferte ihm durch zahlreiche Namen bald eine Anzahl neuer Zeichenwerte. Als er daher endlich 1836 die Schriften Grotefends und Saint Martins, der eine von ersterem abweichende, falsche und fast unbeachtet gebliebene Zeichendeutung gegeben hatte, in die Hand bekam, sah er, daß er bereits weit über dieselben hinaus gekommen war. Zunächst seßte er seine Forschungen ruhig fort, bis zum Winter 1837/8. Auf seine dann nach Europa gesandte Bearbeitung des ersten Teils der Behistan-Inschrift (in der Meinung, daß man dort noch nicht weiter fortgeschritten sei) erhielt er Nachrichten über die durch Burnouf1 gewonnenen neuen

1) Das Nähere über die hier genannten Gelehrten siehe sogleich.

AO. V, 2

Rawlinson. Rask. Burnouf. Lassen.

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Ergebnisse, und 1839 auch über die Lassens. Gleichzeitig gingen ihm tiefer als bisher eindringende Arbeiten über die „Zend"sprache und das Sanskrit zu, so daß er nun durch deren Studium die Grammatik des Altpersischen der Keilinschriften besser verstehen lernte. Obwohl er selbst unabhängig schon das meiste gefunden hatte, als er die Nachricht von den Ergebnissen Lassens erhielt, sprach er doch seine unverhohlene Bewunderung über deffen Scharfsinn aus, durch den er so außerordentlich genaue Resultate beieinem so sehr beschränkten Material an Inschriften erhalten hatte.

Dieser Mangel an Inschriften verschuldete es wesentlich, neben anderen Gründen, daß inzwischen in Europa so wenig an der Entzifferung gearbeitet worden war. Nach Grotefends epochemachender Entdeckung im Jahre 1802 trat dort ein langer Stillstand ein. Zwar veröffentlichte er selbst noch mehrere Arbeiten, aber seine Resultate in diesen waren nicht haltbar, da ihm die notwendigen Sprachkenntnisse fehlten. Erst 1826 wurde ein kleiner Fortschritt erzielt, als es dem dänischen Professor Rask gelang die Endung des Genitiv Pluralis zu bestimmen und dadurch zwei weitere zu den bisher erkannten Buchstaben zu finden. Mehr war in Europa auch im Jahre 1835 nicht erreicht, als, wie gesagt, Rawlinson sich im Orient an die Entzifferung wagte, allerdings ohne Kenntnis auch dieses Wenigen. Aber gleich das folgende Jahr 1836 brachte im Abendlande einen erheblichen Fortschritt. Der französische Gelehrte Eugen Burnouf, ein vorzüglicher Kenner der Awestasprache, vermochte mit Hilfe einer Völkerliste in einer der persischen Keilinschriften für fast sämtliche Zeichen einen Buchstabenwert festzusetzen, wenn auch nicht immer richtig. Auf diese Liste hatte er auch den Professor der Sanskritsprache, Christian Lassen in Bonn, aufmerksam gemacht, der nun seinerseits fast gleichzeitig ähnliche, aber vollkommenere Resultate veröffentlichen konnte. Ihm war jedoch noch ein weiterer wichtiger Schritt gelungen. Nach den Werten, die man bisher den Zeichen beigelegt hatte, bekam man nämlich mehrfach Worte heraus, die nur aus Konsonanten bestanden und deshalb nicht auszusprechen waren. Er stellte daher die Behauptung auf, daß ähnlich wie bei dem indischen Alphabet, auch hier jedem Konsonanten beim Lesen ein a anzuhängen sei, wenn nicht ein besonderes Vokalzeichen folgt. Erst durch diese Entdeckung war ein genaues Verständnis der Sprache ermöglicht. Einige weitere Erkenntnisse, schärfere Bestimmungen einiger Lautwerte, wurden noch durch Ed. Beer und den Belgier Jacquet hinzu

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NO. V, 2 gefügt. Das Inschriften-Material wurde vermehrt durch den Dänen Westergaard, ganz besonders aber durch die 1846 erfolgte Veröffentlichung der Behistan-Inschrift durch Rawlinson. In den folgenden Jahrzehnten wurden durch Hincks in Dublin, Jules Oppert in Paris, Rawlinson und andere die leßten Feinheiten der Schrift und Sprache der persischen Keilinschriften klargestellt. Dabei ergab sich denn, wie auch die Umschrift (S. 12) ersichtlich macht, daß dieses Schriftsystem keine reine Buchstabenschrift war, wie man zuerst angenommen hatte, sondern daß die einzelnen Zeichen vielfach ganze Silben aus Konsonant und Vokal bezeichneten.

Inzwischen hatte man auch die Entzifferung der zweiten Keilschriftgattung der Achämenideninschriften in Angriff genommen. Diese Schrift benußte, wie im Laufe der Untersuchungen immer genauer festgestellt wurde, im ganzen 111 verschiedene Zeichen, war daher erheblich verwickelter als die erste Gattung mit ihren nur 39 Zeichen. Aus der großen Zahl der Zeichen folgerte schon Münter, daß diese zweite Gattung eine Silbenschrift sein müsse, d. h. eine Schrift, in der jedes einzelne Zeichen nicht einen Buchstaben, sondern eine ganze Silbe bedeutet. Eine solche Schrift aus sich selbst heraus zu enträtseln, ist natürlich unvergleichlich schwieriger, als eine alphabetische zu entziffern. So begann man denn diesen Versuch erst dann ernstlich zu unternehmen, als durch Burnouf und Lassen die persischen Texte einigermaßen verständlich geworden waren. Nun fing man damit an für die aus diesen bekannten Eigennamen die in der zweiten Schriftgattung an entsprechender Stelle sich findenden Zeichengruppen herauszusuchen und durch Einsetzung der Namen dann die Silbenwerte der Zeichen fest= zusehen. Den ersten Versuch machte 1837 Grotefend. Er entdenkte dabei, daß in dieser Schriftgattung jeder Eigenname durch einen davor gesetzten senkrechten Keil gekennzeichnet war. Ein Wortteiler wie in der persischen Schrift fand sich allerdings nicht, und das erschwerte die Abteilung der einzelnen Worte. So lange die Zahl der bekannten Texte gering war, waren auch die gemachten Fortschritte gering. Als aber der schon genannte Westergaard von einer Orientreise neues Inschriftmaterial mitbrachte, konnte er 1844 eine für die späteren Arbeiten grundlegende Untersuchung veröffentlichen. Neue Resultate gewannen Hinds 1846 und de Saulcy in Paris 1850. Der wichtigste Fortschritt aber wurde gemacht, als Rawlinson dem Londoner Professor Norris den in der zweiten Schriftgattung abgefaßten Teil der langen

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